Tag 9: Donnerstag, 27. Oktober 2022
Großstadtfieber – Valencia – Teil 2
„Trudele durch die Welt. Sie ist schön, gib dich ihr hin, und sie wird sich dir geben.” (Kurt Tucholsky)
Vor dem Ausgang des Marktes trennen sich also nun unsere Wege und während C. wieder nach Norden in Richtung der Torre de Serranos läuft, drehe ich nach Süden ab. Nicht aber, bevor ich noch einen Blick auf dieses Gebäude geworfen habe. Heute befindet sich hier ein fotografisches Museum, doch eigentlich gehörte das Backsteinhaus zum Markt und war für die Marktverwaltung erbaut worden.
Mein erstes Ziel auf meinem Weg durch die südliche Innenstadt ist die Plaça de l’Ajuntament, jener riesige, dreieckige Platz, an dem sich das Ajuntament de València, das Rathaus von Valencia befindet. Das prächtige Gebäude besteht eigentlich aus zwei Bauten, dem Casa de Enseñanza, zwischen 1758 und 1763 auf Initiative von Erzbischof Andrés Mayoral erbaut, sowie dem Hauptgebäude mit seiner tollen Fassade, das erst Anfang des 20. Jahrhunderts entstand.
Das Rathaus kann an Wochentagen zwischen 9 und 14 Uhr auch besichtigt werden. Dazu muss ich eine Kontrolle, ähnlich der am Flughafen, durchschreiten. Dann stehe ich in der großen Lobby, die sich über mehrere Stockwerke erstreckt. Sie wurde 1924 komplett aus Marmor erbaut und eine breite Treppe führt zu den wichtigsten Räumen im ersten Obergeschoss.
Der erste Raum, den ich besuche, ist der Kristallsaal. Hier finden viele offizielle Veranstaltungen statt und der Raum besticht durch seine riesigen Kronleuchter sowie die Spiegel, die das Licht reflektieren.
Auf derselben Etage befindet sich auch der Balkon des Gebäudes, der sich direkt über dem Haupteingang erhebt. Betreten ist hier ausdrücklich erwünscht und so kann man auch als Besucher einmal den Ausblick auf den Rathausplatz genießen.
Meine Besichtigung führt mich nun tiefer in das Gebäude hinein. Über eine schmale Treppe geht es ein weiteres Stockwerk nach oben, wo ich die Besucherebene des Parlamentssaals erreiche. In diesem prächtigen Raum tagt das Stadtparlament von Valencia.
Besucher, oder auch die Presse, können auf diesen kleinen Balkonen sitzen und den Sitzungen des Parlamentes folgen.
Der kleine Rundgang endet für mich wieder in der Marmorlobby und schließlich vor dem Gebäude, wo ich noch einmal zum Balkon hinaufschauen kann, auf dem ich eben noch gestanden habe.
Ich schaue mich jetzt noch ein wenig weiter auf dem Rathausplatz um, der von wunderschön restaurierten Gebäuden umgeben ist. In der Mitte befindet sich ein großer Springbrunnen, dessen Fontänen sich regelmäßig verändern. Dahinter entdecke ich ein Gebäude, das Aussicht verspricht. Die Handelskammer bietet gegen einen kleinen Obolus an, auf das Dach des Gebäudes zu gehen und von dort den Blick über die Stadt zu genießen.
Das nehme ich doch an, denn eine Aussicht von oben habe ich auf Valencia bisher noch nicht gehabt. Ganz so hoch ist die Dachterrasse dann zwar nicht, dass ich einen weiten Blick hätte, aber die Aussicht auf die umliegenden Gebäude ist schon sehr schön.
Besonders das Rathaus und die Gebäude rund um den Rathausplatz sind noch einmal schön zu sehen. Auch das Treiben auf dem riesigen Platz kann ich von hier gut beobachten.
Etwas weiter weg kann ich sogar den Glockenturm der Kathedrale im Häusermeer entdecken.
Wieder unten, begebe ich mich noch auf die andere Seite des Platzes, wo mir ein weiteres wunderschönes Gebäude aufgefallen ist. Das ehemalige Post- und Telegrafenamt wurde 1915 von Miguel Ángel Navarro im klassisch akademischen Stil entworfen.
Der gesamte Platz ist aber wunderschön und so drehe ich noch eine Extrarunde, um die vielen interessanten Gebäude anzuschauen.
Obwohl es inzwischen heiß und drückend ist, laufe ich noch ein Stück weiter nach Süden, wo sich am Rand der Innenstadt eine Stierkampfarena sowie, kurioserweise, der Nordbahnhof von Valencia befinden.
Der prächtige Bahnhof ist der Hauptbahnhof von Valencia, allerdings nur für die Strecken, die auf iberischer Spurweite bedient werden. Das heutige Bahnhofsgebäude wurde 1917 nach elfjähriger Bauzeit eröffnet und ersetzte einen Vorgängerbau, den es schon seit 1851 gab.
Gleich neben dem Bahnhof befindet sich mit ihren 108 Metern Durchmesser eine der größten Stierkampfarenen in Spanien. Über 12.000 Zuschauer können in dem 1859 fertiggestellten Gebäude Platz nehmen, dessen Bau von einem römischen Amphitheater inspiriert wurde.
Jetzt trete aber auch ich den Rückweg an. Wir müssen ja noch zum Schiff zurück und ich muss vorher noch die gesamte Innenstadt einmal zu Fuß durchqueren. Das ist zwar nicht ganz so weit wie der Hinweg, da ich dieses Mal gerade gehe, aber eine knappe halbe Stunde bin ich schon unterwegs. An den Torre de Serranos treffe ich C. wieder und wir gehen gemeinsam zum Busstopp. Von hier geht es mit dem Shuttle zurück zum Schiff oder besser gesagt soll. Der Bus steht zwar da und der Fahrer ist ebenfalls vor Ort, nur einsteigen lässt er uns nicht. Wir dürfen allen Ernstes bis kurz vor der Abfahrtzeit in der Hitze stehen, bevor er die Türen öffnet. Seltsam, so ein Gebaren. Schließlich erreichen wir aber doch den Pier und gehen wieder an Bord der Azamara Onward.
Am Abend zieht es sich dann wieder richtig zu, sodass es heute auch keinen schönen Sonnenuntergang gibt. Was hatten wir doch für ein Glück, dass es tagsüber etwas aufgeklart ist und die Sonne herauskam.
Pünktlich um 18 Uhr verlassen wir den Hafen von Valencia und fahren dem letzten Ziel unserer Reise entgegen. An der Hafenausfahrt passieren wir noch den Far de Valencia, bevor es hinaus auf das Mittelmeer geht.
Auf offener See setzen wir dann auch ein letztes Mal unseren Lotsen ab, der mit dem kleinen Lotsenboot in den Hafen zurückkehrt.
Für uns ist dagegen Zeit, zum Dinner zu gehen. Auch heute ist das wieder ein Gaumenschmaus. Die Verpflegung an Bord ist wirklich super.
Wetter: heiter bis wolkig, 24–31 Grad