Tag 21: Mittwoch, 16. Oktober 2013
Diamonds and Neon Lights – Las Vegas
Als ich heute Morgen aufwache, geht mein Blick erst einmal wieder zum Fenster. Auch im Morgenlicht gefällt mir der Ausblick und ich mache schnell ein paar Bilder.
Einen ganzen Tag habe ich heute noch Zeit in Las Vegas. Eigentlich wollte ich ja noch in den Red Rock Canyon, doch der ist, wie auch der Lake Mead und einiges andere, wegen dem Shutdown geschlossen. Nicht aber der Spring Mountain State Park, den ich sowieso schon seit längerem einmal besuchen wollte.
Über Summerlin verlasse ich die Metro Area und fahre in Richtung Berge. Schon kurze Zeit später erreiche ich den Red Rock Canyon, doch mehr als ein Blick von der Straße geht nicht, denn die Einfahrten zum Park sind verbarrikadiert und hier wird sogar patrouilliert.
Kurz hinter dem Park sehe ich dann die Einfahrt zum Spring Mountain Ranch Park. Ich bin schon ganz gespannt, was mich hier erwartet, denn viel gelesen über den Park habe ich im Vorfeld nicht.
Durch das Tor fahre ich auf das Gelände. Das Kassenhäuschen ist trotz Andrang nicht besetzt und so stauen sich hier mehrere Autos um die Self-pay Umschläge auszufüllen und zu bestücken. Danach geht es weiter zum Parkplatz.
Die Spring Mountain Ranch wurde schon in den 1830ziger Jahren als Rastplatz für frühe Siedler genutzt. Erste Hütten entstanden und können auch heute noch zu bestimmten Zeiten besichtigt werden. In den 1940ziger Jahren wurde die Gegend auch bei den Schönen und Reichen populär, denn sie wollten der Hitze von las Vegas entfliehen. Das Ranchhaus gehörte ursprünglich Chester Lauck vom Comedian Team Lum&Abner und wurde in den 1950ziger nach ihrer Scheidung von Vera Krupp erworben.
Es gefällt mir hier auf Anhieb. Die Gegend ist traumhaft schön.
Als Erstes gehe ich in das Ranchhaus, das auch das Visitor Center beherbergt. Rangerin Carrie ist super motiviert und erklärt mir und anderen Gästen nicht nur die Geschichte des Hauses, sondern erklärt auch die verschiedenen Hikes im Park.
Der Hauptteil des Ranchhauses ist aber heute noch so eingerichtet wie zu Zeiten von Vera Krupp. Nur der Pool wurde über die Jahre zugeschüttet.
Vera Krupp lebte hier bis zu ihrem Tod im Jahr 1967. Und hier war es auch, wo sie einmal überfallen wurde und der wertvolle Krupp Diamant gestohlen wurde. Einige Wochen später wurden die Diebe jedoch gefasst und Vera Krupp bekam ihren Ring zurück. Der Ring wurde übrigens nach ihrem Tod von Richard Burton ersteigert und seiner damaligen Frau Elizabeth Taylor geschenkt. Auch sie trug den Ring bis zu ihrem Tod. Bei der Versteigerung ihres Besitzes ging der Diamant an einen Entertainmentkonzern in Südkorea, der plant, ihn in einem Freizeitpark auszustellen.
Nach dem Tod von Vera Krupp erwarb Howard Hughes die Ranch. Dieser Raum wurde von ihm eingerichtet und die Ranch seinen leitenden Managern als Feriendomizil zur Verfügung gestellt.
Ende der 60er Jahre interessierten sich einige Immobilienspekulanten für das Gebiet. Sie wollten hier Eigentumswohnungen errichten. Doch der Staat Nevada griff ein, kaufte die Ranch und gründete den Spring Mountain Ranch State Park.
Nachdem ich das Haus verlassen habe, entscheide ich mich dafür einen der kürzeren Hikes zu machen. Der soll mich zu einem schönen See auf dem Gelände führen. Zuerst einmal komme ich aber an allerlei altem Ranchgerät vorbei.
Nach etwa 10–15 Minuten erreiche ich den Lake Harriet, den ich auch umrunde. Nach etwa der Hälfte zweigt auch der Hike in das Hinterland ab, doch den möchte ich heute nicht machen.
Über diese Treppenstufen führt der Weg wieder zurück zum Parkplatz.
Am frühen Nachmittag kehre ich nach Las Vegas zurück. Dort fahre ich in das Parkhaus des Quad Hotel, denn hier will ich die Auto Collection besuchen. Auch dazu habe ich schon mehrmals Anlauf genommen, doch irgendwie habe ich es bis jetzt nie geschafft.
Wer hierher will, sollte sich vorher einen Coupon aus dem Internet ausdrucken, denn sonst kostet der Spaß $12.95 Eintritt. So aber ist es gratis. Und dann bin ich auch schon drin, im größten Verkaufsraum für klassische Autos auf der Welt. Ja, die meisten dieser Prachtstücke sind tatsächlich nicht nur zum Anschauen, mit dem nötigen Kleingeld kann man sie auch mit nach Hause nehmen. Da wäre zum Beispiel der weiße Rolls Royce Phantom V aus dem Jahre 1966. Nur 11.000 Meilen hat er auf dem Tacho und für stolze $1.250.000 könnte ich ihn sofort mitnehmen. Genauso wie den knallroten Ford Thunderbird von 1957, der schon eher mein Fall ist und $87.500 doch geradezu ein Schnäppchen. Noch günstiger zu haben ist der Peugeot 204 von 1968. Nur 6.700km hat er auf dem Tacho und kostet gerade mal $19.500.
In eine etwas andere Preisklasse gehört da schon wieder dieser Rolls Royce Silver Cloud 1 von 1958. Nur 2 Stück wurden jemals von ihm gebaut und dieses Exemplar könnte für $1.000.000 den Besitzer wechseln.
Ein Schnäppchen wiederum ist dieser Mercedes Benz SSK aus dem Jahr 1928, aber auch nur, weil er ein Nachbau ist. Somit ist er für $175.000 zu haben. das Original würde zwischen $12.000.000 und $14.000.000 kosten. Allein die Entwicklung dieses Autos verschlang damals $4.000.000.
Einige der Autos, die hier angeboten werden, haben auch berühmte Vorbesitzer. So auch dieser Wagen, ein 1919 Piece Arrow Model 66 A‑4 Tourer, der für den Stummfilm Comedian Roscoe „Fatty” Arbuckle eigens angefertigt wurde. Roscoe war einer der bestbezahlten Schauspieler seiner Zeit und zahle stolze $32.000 für das Auto. Es war damit damals das teuerste Auto der Welt. Und auch heute ist der Flitzer nicht ganz billig. $1.850.000 kostet das Prachtstück + tax versteht sich.
Etwas günstiger ist dann wieder dieser Ford V‑8 Convertible von 1940, der mir auch gefallen könnte. Nur $115.000 werden dafür verlangt.
Oder aber dieser VW Käfer, der aber kein gewöhnliches Exemplar des wohl erfolgreichsten Autos der Welt ist. Dieser Käfer ist deshalb auch nicht zu verkaufen. Er ist von 1971 und eines der Exemplare, die mehr als 500.000 Meilen auf dem Tacho haben. Das Auto gehört übrigens noch heute derselben Familie, die es 1971 gekauft hat und ist nur als Leihgabe hier im Museum.
Zu verkaufen ist hingegen wieder dieses Exemplar. Ein Rolls Royce Phantom 1 Barker Torpedo Tourer von 1925, der einmal dem Maharadscha Kota gehörte und von ihm sogar zur Tigerjagd eingesetzt wurde. Für schlappe $750.000 könnte er jetzt mir gehören.
Auch dieser Ferrari, der braune Rolls Royce sowie der rote VW Bus, der sogar einmal in der TV Show „Bullrun” dabei war, stehen zum Verkauf.
Ganz besonders witzig finde ich diesen VW Bus Camper von 1961. $85.000 kostet dieses Exemplar, dass eines der wenigen ist, das VW jemals mit doppelten Seitentüren gebaut hat.
Der Horch 930V Phantom von 1939 ist dagegen wieder eines der Exemplaren die nicht zum Verkauf stehen. Nur 3 Autos dieses Typs wurden jemals gebaut und nur 2 existieren heute noch. Eines steht in der Kollektion von Oliver Bentford in England und das andere hier in Las Vegas. Seit 1981 gehört es Manfredo Lippmann aus Guatemala, der es dem Museum als Leihgabe zur Verfügung stellt.
Doch nicht nur gewöhnliche PKW gibt es in diesem Autosalon zu kaufen. Auch Feuerwehrautos stehen zum Verkauf. Dieses hier ist aus dem Jahr 1923 und auch heute noch voll funktionstüchtig. $150.000 muss der Liebhaber dafür aufbringen.
Fast zum Schluß entdecke ich noch diesen Smart und wundere mich erst einmal, was der denn hier macht. Für nur $12.000 könnte ich diesen Smart von 2009 mitnehmen, der ein besonderes Modell ist, denn er wurde von der Cartuning Firma Brabus veredelt.
Ganz am Ende sehe ich dann noch diesen grünen Chrysler Royale Sedan, der einmal Johnny Carson gehörte. Er lernte in diesem Auto fahren und entdeckte es Jahre später wieder, kaufte es, ließ es restaurieren und veräußerte es dann für $1 an das Museum.
Auch der schwarze Lincoln Continental von 1962 ist noch ein beeindruckendes Exemplar, das nicht zu verkaufen ist. Dieses Auto ist eine der Limousinen, die Präsident John F. Kennedy nutze. Nur eine Woche vor seinem Tod war er in diesem Auto unterwegs.
Am Ausgang treffe ich dann auf Jimmy Velvet, einem Sänger aus den 1950ziger Jahren und guten Freund von Elvis Presley, der hier im Museum ab und zu seine Bücher verkauft und signiert.
Die Parkhausausfahrt des Quad bringt mich dann auf die Rückseite des Las Vegas Boulevard und nach einmal rechts abbiegen sehe ich dann die neueste Attraktion von Las Vegas vor mir, den High Roller, ein 167 Meter hohes Riesenrad. Wenn es fertig ist, wird es 2 Meter höher sein als der Singapore Flyer, der derzeit das höchste Riesenrad der Welt ist.
Kurz vor Sonnenuntergang erreiche ich schließlich das Neon Museum. Eigentlich wollte ich mich erstmal nur umsehen, doch als ich in die alte Motellobby komme, die heute das Visitor Center ist, erfahre ich, dass es für die nächste Tour noch genau ein Ticket gibt. Das nehme ich dann gleich. $25 kostet die Nachttour. Am Tage ist es etwas günstiger.
Das Neon Museum wurde 1996 als gemeinnütziger Verein gegründet. Das Visitor Center ist in der Lobby des La Conca Motel untergebracht. Das kleine architektonische Juwel stand einst auf dem Las Vegas Boulevard, wurde hierher umgesetzt und so vor dem Abriss bewahrt.
Meterhohe Buchstaben, ganze Schriftzüge, Figuren und skurrile Objekte, sie sind die Zeitzeugen der schillernden Geschichte von „Sin City”. Die erloschenen Neon-Giganten schmückten einst Hotels, Casinos und Geschäfte, doch nach deren Modernisierung oder Abriss waren sie überflüssig und wären normalerweise vernichtet worden.
Durch die Ausstellung geführt werden wir von Ashley, die hier ab und zu als Freiwillige Führungen macht und eine Expertin auf dem Gebiet der Neonreklamen ist. Wir, das ist eine bunt zusammengewürfelte Gruppe aus 20 Personen aus aller Welt, aber auch zwei Herren aus Las Vegas sind dabei und die geben dem Ganzen mit ihrem Insiderwissen noch eine ganz besondere Note.
Einige der Leuchtreklamen sehe ich zum ersten Mal, aber an die riesigen Buchstaben des Stardust Casinos kann ich mich auch noch erinnern. Das wurde erst vor ein paar Jahren abgerissen und die Leuchtreklame stand bei meinen ersten Besuchen in las Vegas noch auf dem Strip.
Auch das Sahara musste ja kürzlich weichen. Es wurde zwar nicht abgerissen, wird aber derzeit komplett umgebaut und modernisiert. Binions Horseshoe gibt es dagegen noch, allerdings wurde diese Reklame auch schon lange ausrangiert.
Zu 22 Uhr fahre ich dann ins Bellagio, denn an der Fontaine in der Lobby bin ich mit Manu und Peter verabredet. Mein erstes Mini-Forentreffen in den USA. Kurz vor 22 Uhr kommen die beiden dann auch durch die Tür vom Parkhaus. Schon vorher hatten wir beschlossen, dass wir zusammen auf den Eifelturm gehen wollen und so machen wir uns gleich auf den Weg. Der Turm ist zwar nur über die Straße, aber bei der Größe der Hotels dauert es doch ein bisschen bis wir im Paris Paris ankommen.
Dort gilt es erst einmal die Kasse zu finden, wo wir dann Tickets für die Auffahrt erstehen. Die Wartezeit ist zum Glück nicht wirklich lang und schon bald sind wir im Fahrstuhl.
Oben angekommen ist die Aussicht dann einfach phänomenal. Das ist schon ein anderer Ausblick als vom Stratosphere Tower. Man ist sozusagen mittendrin.
Am tollsten ist der Blick aber wohl wenn die Fountains of the Bellagio spielen. Das ist einfach wunderschön. Nur die Musik ist so weit oben leider kaum zu hören. Aber man kann ebend nicht alles haben.
Nachdem wir den Ausblick ausgiebig genossen haben, fahren wir wieder nach unten. Für mich ist es mein letzter Abend in Vegas, Manu und Peter fliegen erst einen Tag später. Zurück ins Hotel will aber noch keiner von uns und so begeben wir uns auf die Suche nach einer Bar, wo wir noch etwas trinken können. Doch das ist gar nicht so einfach, denn heute Abend ist es recht frisch und draußen sitzen wollen wir deshalb nicht. Schließlich landen wir im Cosmopolitan in der Chandelier Bar und Lounge. Es ist uns weit nach Mitternacht als wir uns schließlich verabschieden und ich ins Hotel zurückkehre.
Meilen: 70
Wetter: 16–24 Grad, sonnig
Hotel: Hilton Grand Vacations Club, $157.49 (2 Nächte)