Tag 9: Freitag, 04. Oktober 2013
Ups, I did it again – von Des Moines nach Omaha
Von Donnergrollen und grellen Blitzen werde ich am Morgen geweckt. Der Regen peitscht dazu nur so über das Land. Aus dem Fenster kann ich kaum die parkenden Autos erkennen, so viel Wasser kommt da vom Himmel. In dem Wetter werde ich bestimmt nicht losfahren und so schalte ich erst einmal den Fernseher an, um nach Tornado Warnings Ausschau zu halten. Kaum angeschaltet sehe ich auch schon die ersten Meldungen über Tornados, die in der Nacht über das Land zogen. Dann gehe ich zum Frühstück und lasse mir auch hier Zeit. Gegen 9 Uhr lässt das Unwetter endlich etwas nach und ich entscheide mich dazu, das Auto zu beladen. Heute, wie die meisten hier, unter dem großen Dach vor der Lobby, denn der Regen hat noch nicht ganz aufgehört.
Gegen 9:30 Uhr nieselt es dann nur noch und ich beschließe loszufahren. Laut Weather Channel sind die Unwetter doch schneller nach Osten abgezogen, sodass es Richtung Westen gar nicht so schlecht aussieht. Und tatsächlich, nach rund einer Stunde auf dem Interstate beginnt der Himmel aufzureißen und die Sonne kommt heraus.
Von Zeit zu Zeit nehme ich immer mal wieder Roadside America.com zum Planen meiner Touren zu Hilfe. Besonders an Fahrtagen findet man da mal den ein oder anderen kuriosen Stopp. So auch an diesem Tag, denn ohne die Seite hätte ich Albert, the Bull sicher nie gefunden. So aber fahre ich bei Audubon vom Interstate ab und durch das ländliche Iowa weiter.
Albert, the Bull ist die perfekte Kopie eines Hereford Rindes und der größte Bulle der Welt. Er ist fast 10 Meter hoch und wiegt 45 Tonnen. Er wurde als ein Salut an die Rinderzucht errichtet und begrüßt heute alle Besucher in Audubon, Iowa.
Auf diesem Bild kann man sich vielleicht die Größe etwas besser vorstellen, denn dort im Hintergrund steht mein Auto.
Da die Sonne sich immer mehr durch die Wolken schieb, entscheide ich mich dazu, nicht zurück zum Interstate zu fahren und lieber auf den Landstraßen weiterzufahren. Hier entdecke ich ein Schild des Western Skies Scenic Byway und beschließe, ihm ein Stückchen zu folgen.
So erreiche ich dann auch Kimballton, eines der Danish Villages. Hier steht eine Kopie der kleinen Meerjungfrau aus Kopenhagen. Sie wurde errichtet, um auf die dänischen Wurzeln der Bewohner dieser Gegend aufmerksam zu machen. Ebenso die Statue von Hans Christian Anderson.
Auch die Post zeigt ganz stolz das dänische Erbe.
Nur drei Meilen weiter liegt Elk Horn, das ebenfalls zu den Danish Villages gehört. Hier gibt es auch ein großes dänisches Kulturzentrum mit angeschlossenem Museum sowie die einzige voll funktionstüchtige dänische Windmühle in den USA. Die Windmühle wurde ursprünglich 1848 in Dänemark erbaut und zum 200. Geburtstag der USA, 1976, in die USA gebracht.
Gleich nebenan steht noch diese winzige Kirche. Sie wurde 1951 vom dänischen Emigranten Charles Johann Walensky errichtet. Seit 1995 ist sie schließlich ein Teil des Danish American Museum in Elk Horn.
Schließlich fahre ich aber doch auf den I‑80 zurück, um die letzten Meilen bis Council Bluffs etwas schneller voranzukommen. Die Stadt liegt an der westlichen Grenze von Iowa und bildet zusammen mit Omaha in Nebraska eine große Metropolitan Area. Hier sind auch ein Eisenbahnknotenpunkt in den USA und das Union Pacific Railway Museum zu Hause.
Es kommt ja nicht ganz so häufig vor, dass ein Museum völlig kostenlos ist, doch dieses ist es. Nur um eine Spende wird gebeten, wenn der Besuch gefallen hat. Und ich muss mich nicht einmal allein zurechtfinden, denn am Info Counter werde ich von Debbie begrüßt, die ganz aus dem Häuschen ist, dass ich bis aus Deutschland hierhergekommen bin. Da kriege ich gleich die VIP Tour von ihr.
Das Museum erzählt die Geschichte der Union Pacific Railway und der Eisenbahn in den USA. Die Ausstellung beginnt bei der Planung der ersten Strecke bis hin zu den modernen Zügen, die heute durch die USA rollen.
Mir hat das Museum sehr gut gefallen und es war ein Stopp, der sich auf jeden Fall gelohnt hat. Auf dem Weg nach draußen erzählt mir Debbie noch, dass es auch ein Golden Spike Monument in Council Bluff gibt, das ich auch noch besuche. Richtig vom Hocker haut mich das aber nicht. Da habe ich in North Platte, NE und Promotory, UT schon schönere gesehen.
Vom Lewis und Clark Park werfe ich zum Abschluß noch einen ersten Blick auf Omaha, bevor ich weiterfahre.
Auch wenn ich nun also ganz dich an der Grenze zu Nebraska bin, überquere ich diese noch nicht, sondern fahre auf dem I‑29 nach Süden. Unterwegs sehe ich immer wieder Reparaturcrews im Einsatz. Später erfahre ich, dass hier gestern einige Tornados am Boden waren und Schäden angerichtet haben. Der stärkste von ihnen, in der Nähe meines nächsten Zieles, war sogar ein F4.
Kurz vor der Grenze zu Missouri biege ich dann nach Westen ab und überquere den Missouri, der hier die Grenze zwischen Iowa und Nebraska bildet. Gleich hinter der Staatsgrenze liegt Nebraska City. Hier befindet sich der Arbor Lodge State Historical Park, dessen Juwel die Arbor Lodge ist.
Der State Historical Park und das Haus mit seinen 52 Zimmern sollte eigentlich heute offen sein. So sagt es jedenfalls die Website und auch das Schild am Tor. Als ich jedoch vor dem Haus ankomme, steht an der Tür ein ganz anderes Schild. Hier heißt es plötzlich, dass die Arbor Lodge im Oktober nur noch sonntags offen ist. Was für eine Enttäuschung. So bleibt mir nur, ein paar Außenaufnahmen zu machen.
Nur eine Stunde weiter westlich liegt das das Ziel, dass der eigentliche Grund für den Abstecher nach Nebraska war, Lincoln, die Hauptstadt des Staates. Hier möchte ich mein 50. und damit letztes Kapitol in den USA besuchen. Alle anderen habe ich in den vergangenen Jahren schon besucht, doch Lincoln, Nebraska war bis jetzt noch nie dabei gewesen. Nun habe ich also nicht nur alle 50 Bundesstaaten sondern auch alle 50 Hauptstädte mit den dazugehörigen Kapitolen besucht.
Das State Capitol von Nebraska ist aber auch sonst ein besonders und in mancherlei Hinsicht sogar einmaliges Gebäude. Errichtet wurde es zwischen 1922 und 1932 und ist bereits das dritte Kapitol des Staates Nebraska. Ähnlich wie in anderen Staaten (z.B. North Dakota oder Louisiana), die in dieser Zeit ein Kapitol bauten, hat man hier auf die typische Form verzichtet und einen 120 Meter hohen Turm in die Mitte eines quadratischen Komplexes gestellt. Besonders die Innenausstattung und Liebe zum Detail hat mich hier sehr begeistert.
Doch nicht nur der Bau ist einzigartig, auch die Regierung von Nebraska selbst. So gibt es hier, einmalig in allen 50 Staaten, nicht zwei Kammern (Senat und Repräsentantenhaus) sondern nur eine Kammer, in der das Parlament tagt. Nur die Territorien der Virgin Island und Guam haben etwas Ähnliches. Auch ist es das kleinste Parlament mit nur 49 Abgeordneten. Als nächstes kommt Alaska, wo in den zwei Kammern 60 Abgeordnete sitzen.
Zum Ende meines Besuchs fahre ich mit dem Fahrstuhl in den 14. Stock des Turmes, von dem ich aus 75 Metern Höhe einen schönen Blick auf die Umgebung habe.
Rings um das Kapitol entdecke ich ein paar schöne Häuser.
Da ich aber heute noch bis nach Omaha will, sitze ich recht bald wieder im Auto. Soviel Interessantes habe ich in Lincoln zum Ansehen auch nicht gefunden. Unterwegs stoße ich dann auf einen recht kuriosen Leuchtturm. Auch ihn habe ich auf Roadside America gefunden.
Meine Übernachtung habe ich heute im Hilton Omaha reserviert, für das ich einen unschlagbar guten Preis bezahle. Das Schnäppchen war auch nur kurze Zeit erhältlich, aber manchmal hat man beim Buchen eben Glück. Das Hotel liegt direkt in der Innenstadt von Omaha und so sind alle Attraktionen sehr gut zu erreichen.
Als ich mein Gepäck auf dem Zimmer verstaut habe, geht draußen bereits die Sonne unter und der Himmel färbt sich in den schönsten Rottönen.
Auf dem Zimmer bleibe ich aber auch nach dem Sonnenuntergang nicht, denn ich mache noch eine kleine Nachttour durch Omaha. Deren Ziel ist der Heartland of America Park, wo am Abend beleuchtete Fontänen, deren höchste 91 Meter nach oben schießt, die Hauptattraktion sind.
Das Abendessen fällt dafür heute etwas kurz aus. Aber ab und zu tut es auch mal ein Salat und ein Wrap von McDonalds.
Meilen: 341
Wetter: 17–32 Grad, morgens Starkregen und Gewitter, später heiter und windig
Hotel: Hilton, $88.62