Tag 8: Freitag, 13. Oktober 2017
Change of Mind – Lingfield nach Southampton
„Words are, of course, the most powerful drug used by mankind.” – Rudyard Kipling
Heute möchte ein zuerst ein Haus besuchen, in dem ich schon einmal gewesen bin. Das war auf meiner Silvestertour vor einem dreiviertel Jahr. Zu jener Zeit konnte ich jedoch nur das Erdgeschoss besichtigen und so fahre ich nun hin, um alle Räume in Ruhe anschauen zu können. Das Haus, um das es geht, ist Bateman’s, der Wohnsitz von Rudyard Kipling.
Bateman’s wurde berühmt als das Haus von Rudyard Kipling, dem Autor des Dschungelbuchs. Doch das Gebäude selbst ist viel älter. Es wurde bereits 1634 für einen wohlhabenden Schmied erbaut und über die Jahrhunderte mehrmals verkauft. Im Jahr 1902 erwarb es Kipling, der zuvor mit seiner Frau aus den USA zurück nach England gezogen war.
Das Haus ist noch komplett so eingerichtet wie zu Kiplings Zeiten, denn bereits kurz nach seinem Tod schenkte seine Ehefrau das Anwesen dem National Trust. Und der öffnet es seitdem für Besucher. Die obere Etage, in der sich das Arbeitszimmer des berühmten Autors befindet, ist allerdings nur von Frühling bis Herbst zugänglich. Jetzt, im Oktober, kann ich mich hier aber in Ruhe umsehen.
Nebenan befindet sich das Schlafzimmer, in dem noch heute viele der persönlichen Sachen von Rudyard Kipling stehen.
Ganz zum Schluss komme ich noch in das Esszimmer, das sich wieder im Erdgeschoss befindet.
Den Rest des Grundstücks schaue ich mir nicht noch einmal an, denn ich bin ja erst vor einem dreiviertel Jahr hier gewesen. So fahre ich recht zügig weiter und besichtige noch ein weiteres Literatendomizil. Monk’s House gehörte der Autorin Virginia Woolf und wird heute ebenfalls vom National Trust verwaltet.
Im Jahr 1919 kauften die Autorin und ihr Ehemann das Grundstück mit einer kleinen Hütte. Über die nächsten Jahre bauten sie das Haus immer mehr aus und nutzten es als Zweitwohnsitz neben ihrer Wohnung in London.
Nach dem Tod von Leonard Woolf erbte eine Freundin das Haus, die es zuerst der University of Sussex verkaufte. Diese wiederum schenkte es 1980 dem National Trust, der es seitdem für Besucher öffnet.
Ich schaue mich zuerst im Garten um. Der ist recht groß, denn das Ehepaar Woolf kaufte Land hinzu, damit es einen freien Blick genießen konnte. In einer Ecke des Grundstücks steht diese kleine Hütte, in der Virginia Woolf ihre meisten Werke verfasste. Hier hatte sie Ruhe zum Schreiben.
Den unverbauten Blick, den sich die Woolfs durch Landkäufe schafften, kann man noch heute erleben.
Nach meiner Runde durch den Garten gehe ich zum Haus zurück, das inzwischen auch geöffnet hat. Wie es oft beim National Trust der Fall ist, ist der Garten bereits einige Zeit früher geöffnet. Die Tour durch das Haus kann ich in Eigenregie machen.
Die Küche ist einer der Räume, die erst später angebaut wurden. Auch fließendes Wasser wurde erst vom Ehepaar Woolf in das Haus gebracht.
Interessant ist auch dieses Schlafzimmer, das vom Rest des Hauses nicht zu erreichen ist. Ich muss zuerst zurück in den Garten, um hierher zu gelangen.
Nach rund einer Stunde gehe ich zum Auto zurück und fahre weiter nach Petworth, das ich zwar schon einmal besucht habe, das aber trotzdem heute noch einmal mein Ziel sein soll. Das Anwesen, das dem National Trust gehört, habe ich ebenfalls in der Weihnachtszeit gesehen, wo nur einige Räume geöffnet und weihnachtlich dekoriert waren. Heute will ich mir nun das Haus als Ganzes anschauen. Zuerst einmal laufe ich dazu wieder durch den weitläufigen Park.
Es ist ein schöner Herbstspaziergang durch die Parkanlage. Zwar scheint leider wieder einmal keine Sonne, jedoch ist es zumindest trocken und auch nicht neblig, wie bei meinem letzten Besuch, obwohl das auch seinen ganz eigenen Reiz hatte.
Petworth House wurde zwischen 1688 und 1696 erbaut, doch die Anfänge des Anwesens gehen viel weiter zurück. Bereits im 12. Jahrhundert schenkte Adelheid von Löwen, die Witwe von Heinrich I., Petworth ihrem Halbbruder Jocelin de Louvain. 1309 wird das Anwesen schon als befestigter Herrensitz der Percys, Dukes of Northumberland, genannt.
Doch im 17. Jahrhundert gelangte Petworth durch Vererbung in die Hände des Earl of Egremont. Und ein Earl of Egremont wohnt noch heute im Haus, allerdings war die Familie aufgrund hoher Erbschaftssteuern gezwungen, das Haus an den National Trust zu übergeben. Die Familie selbst besitzt nun lediglich ein Wohnrecht in Teilen des Hauses.
Diesmal also sind alle öffentlichen Räume für mich zugänglich und so schaue ich mich nach Herzenslust um. Petworth ist übrigens auch für die große Kunstsammlung bekannt, die hier zu sehen ist.
Nicht nur das Haupthaus ist für Besucher geöffnet. Einige der Nebengebäude können ebenfalls angeschaut werden.
Als Hotel habe ich heute das Meon Valley Marriott Hotel gebucht, das inzwischen nicht mehr zu Marriott gehört. Es ist schon etwas älter, aber sehr schön gelegen und ich fühle mich hier sofort wohl. Eine Renovierung hier und da könnte das Hotel allerdings schon vertragen, denn das Mobiliar ist nicht mehr ganz zeitgemäß. Es ist aber alles sauber und ordentlich.
Ich bekomme als Upgrade eine nette kleine Suite mit Wohn- und Schlafzimmer, die mir trotz der etwas älteren Möbel gut gefällt. Das Bett ist auf jeden Fall bequem, und das ist die Hauptsache.
Ganz so viel schöne Tage wie erhofft, hatte ich bisher leider nicht auf dieser Reise, doch ab dem Wochenende soll sich das Wetter laut Wetterbericht bessern. Blöd nur, dass ich bereits für Sonntagnachmittag den Rückflug gebucht habe. Doch halt, diesmal ist es eine Meilenbuchung und die soll doch auch stornierbar und umbuchbar sein! Also überprüfe ich kurz, ob es zwei Tage später noch Plätze gibt, gibt es. So rufe ich bei British Airways an und es kommt erst einmal zu einer lustigen Szene:
Dame am Telefon: „British Airways Customer Service, wie kann ich Ihnen helfen?”
Ich: „Ich möchte gerne meinen Flug umbuchen. (Ich nenne ihr die neuen Flugdaten und Zeiten sowie meinen Buchungscode.)”
Dame am Telefon: „Warum rufen sie denn die Hotline in UK an? Wir haben doch auch eine Hotline bei Ihnen in den USA.”
Ja, mein amerikanisches Englisch werde ich wohl nicht mehr los. 😀 Der Rest der Unterhaltung ist dann schnell erzählt, für eine Gebühr von 35 Pfund kann mein Flug umgebucht werden.
Nun habe ich aber noch ein Problem, denn den Mietwagen sollte ich natürlich auch am Sonntag abgeben. Doch auch das ist schnell telefonisch gelöst und für ganze 25 Pfund kann ich das Auto noch bis Dienstag behalten. Ein absolutes Schnäppchen.
So geht dann mein Abend mit der Erkenntnis zu Ende, dass ich zwei Tage länger hierbleiben darf und gleichzeitig habe ich meinen ersten Prämienflug umgebucht.
Meilen: 139
Wetter: bedeckt, 16–18 Grad
Hotel: Meon Valley Marriott Hotel & Country Club