Tag 15 – 23. September 2014
Going to San Diego - Palm Desert nach San Diego
„Das Auto hat das Pferd noch lange nicht verdrängt. Oder kennen Sie ein Denkmal, auf dem ein Mann am Steuer sitzt?” – Hans Günther Winkler
Bevor ich die Desert Cities wieder verlasse, fahre ich heute Morgen noch an meinem Stammhotel vorbei. Als ich sehe, wie das Feuer hier gewütet haben muss, bin ich schon etwas traurig. Es heißt zwar, dass das Motel wieder aufgebaut wird, doch keiner weiß, wie lange das dauert und ob es dann nicht viel teurer wird, als es bisher war.
Mein Weg führt mich weiter nach Borrego Springs, wo ich mir die Galleta Meadows ansehen will. Ich mag ja solche schrägen Ideen, wie Kunstwerke mitten in der Wüste zu verteilen. Irgendwie trägt genau das zu ihrem Charme bei.
Die Anza-Borrego Desert war nicht immer eine Wüste. Vor einer Million Jahren gab es Wälder, Bäche, Seen und Wiesen. Damals lebten hier Mammuts, Kamele, Säbelzahntiger und viel andere urzeitliche Tiere. Von all diesen Tieren wurde Fossilien in der Gegend gefunden. Die lebenden Exemplare sind längst ausgestorben, doch die Kunstwerke von Ricado Breceda lassen diese Tiere weiterleben.
Die mehr als 130 Skulpturen sind über das gesamte Tal rund um Borrego Springs verteilt.
Doch es gibt nicht nur urzeitliche Kreaturen zu bestaunen. Auch die Tiere und Menschen, die diese Gegend bevölkern, sind in einigen Kunstwerken verewigt.
Trotzdem ich kreuz und quer durch Borrego Springs fahre und einen Plan dabei habe, habe ich nicht alle Skulpturen gefunden. Bei manchen habe ich einfach keine Zufahrt gefunden. Auch so bin ich schon das ein oder andere Mal off-Road gefahren und einmal sogar fast im Sand steckengeblieben, um die Fotos zu machen. Aber irgendwann werde ich sicher nochmals zurückkehren und die restlichen Kunstwerke suchen.
Aus der Wüste heraus führt mich mein Weg nach San Diego nun wieder in die Berge. Ich entscheide mich für die Strecke über Julian, wo ich noch eine kurze Pause einlege.
Julian begann als eines von unzähligen Bergbaustädtchen in den Bergen Kaliforniens. Drue Bailey gründete den Ort 1870 und benannte ihn nach seinem Cousin Mike Julian. Er und Julian waren Südstaatenoffiziere aus Georgia, die nach dem Bürgerkrieg auf der Suche nach Gold nach Westen zogen. Schon 1872 gab es fünfzig Häuser, drei Hotels, vier Geschäfte, zwei Restaurants und eine Schule.
Anders als andere Bergbauorte überlebte Julian jedoch das Versiegen der Goldmine und lebt heute größtenteils vom Tourismus und den berühmten Äpfeln, die hier geerntet werden. Besonders im Herbst werden die nicht nur roh verkauft, sondern auch als Kuchen, für den das Örtchen berühmt ist.
Am Nachmittag erreiche ich schließlich San Diego. Mein erster Weg führt mich, wie so oft, wenn ich hier bin, zum Cabrillo NM. Die Aussicht auf die Stadt ist heute auch nicht schlecht, der Nebel hält sich sehr in Grenzen.
So richtig anschauen muss ich mir hier nichts mehr und Fotos machen eigentlich auch nicht, denn ich war schon unzählige Male hier oben.
Zu dem kleinen Park gehört auch ein Abschnitt am Meer, an dem es bei Ebbe schöne Tidepools gibt. Leider ist heute gerade Flut und so nicht viel zu sehen.
Und dann will ich heute noch eine offene Rechnung in der Old Town begleichen. Schon seit Jahren habe ich mir vorgenommen, das Whaley House zu besuchen. Irgendwie hat das bisher nie geklappt, doch heute kann ich ein Ticket ergattern.
Das Whaley House wurde 1857 von Thomas Whaley erbaut. Damals lag es außerhalb von San Diego und rundherum war nur braches Land. Einige hundert Meter entfernt begann erst die Old Town.
Doch heute ist das Whaley House aus einem anderen Grund weltbekannt – Geister soll es hier geben. Und nicht zu knapp. So viele Sichtungen wie hier soll es nirgendwo sonst in den USA geben. Auch meine Guide Janet berichtet von übernatürlichen Erfahrungen, die sie hier während ihrer Arbeit gemacht hat. Ob es nun wirklich Geister gibt, kann ich nicht bestätigen, doch interessant finde ich die Geschichte des Whaley Hauses auch so.
Sie ist sehr tragisch, die Familiengeschichte der Whaleys. Frisch vermählt zog das Ehepaar in das Haus, doch schon wenig später, mit nur 18 Monaten, starb ihr zweiter Sohn hier an Scharlach. Die Whaleys hatten später noch vier weitere Kinder, von denen eines auf einen Betrüger hereinfiel, der sich von einer Ehe mit ihr viel Geld versprach. Aus Kummer darüber und weil sie von der feinen Gesellschaft nach ihrer Scheidung gemieden wurde, erschoss sie sich mit 22 Jahren im Haus. Trotzdem wohnten Whaleys bis 1953 im Haus und seit 1960 ist es als Museum geöffnet.
Im Haus war übrigens für einige Zeit auch ein Theater untergebracht, weil die Familie so Mieteinnahmen hatte. Auch der Gerichtssaal für San Diego war hier untergebracht. Und das alles zusammen mit dem kleinen Geschäft sowie den Wohnräumen der Whaleys.
Mit den letzten Sonnenstrahlen fahre ich nochmals nach Downtown, wo ich gegenüber dem County Adminstration Center parke. Das 1938 erbaute Gebäude ist immer wieder ein schönes Motiv, besonders wenn die Sonne schon etwas tiefer steht.
Bis vor kurzem lag daneben ein riesiger, ziemlich hässlicher Parkplatz, doch in 2013 begannen hier Bauarbeiten. Eine unterirdische Parkgarage wurde angelegt und auf dem ehemaligen Parkplatz entstand ein schöner Park, der im Mai 2014 eröffnet wurde.
Auch San Diego stand auf dieser Reise ursprünglich gar nicht auf dem Plan, aber ich bin froh, doch wieder hergekommen zu sein. Und so probiere ich auch ein neues Hotel aus, das Hampton Inn Sea World/ Airport Area. Das ist ein absoluter Glücksgriff und aufgrund meiner Hilton Honors Mitgliedschaft bekomme ich auch noch ein Upgrade auf ein Zimmer mit Terrasse.
Als es dunkel ist, fahre ich noch mal kurz nach Harbor Island, um einen Blick auf die Skyline zu genießen.
Meilen: 227
Wetter: sonnig; 25–33 Grad
Hotel: Hampton Inn, $111.55