Tag 12 – 20. September 2014
Desert Skies - Ely nach Carson City
„Wenn man die Natur wahrhaft liebt, so findet man es überall schön.” – Vincent van Gogh
Die US 50, auf diesen Highway bin ich schon auf unzähligen meiner Reisen getroffen. Sei es an der Ostküste, im Heartland oder kurz vor San Francisco, die US 50 ist überall, denn sie ist einer der legendären Transkontinentalhighways, die die Ost- mit der Westküste verbinden. Auf ihrem Weg durch Nevada hat die Straße noch einen anderen Spitznamen bekommen: The loneliest Road in America.
In so manchem Reiseführer wird sogar abgeraten, die Straße zu fahren. Zu einsam sei sie und abgelegen. Aber das ist totaler Quatsch. Es gibt viel einsamere und abgelegenere Straßen. Die US 50 ist ein Highway auf dem durchaus Fahrzeuge unterwegs sind und keiner Angst haben muss zu stranden.
Ich lasse mich also zum zweiten Mal in meinem Leben auf dieses Abenteuer ein. Das erste Mal habe ich die Straße bereits 2001 bezwungen, damals allerdings von West nach Ost.
Nach Ely ist der nächste Ort in Richtung Westen Eureka, das ich nach ca. 1 Stunde Fahrt erreiche. Auf der ITB in Berlin im vergangenen März habe ich übrigens einen Passport to US50 bekommen und nun ist es an der Zeit, die Orte anzufahren, in denen man einen Stempel erhält. Insgesamt gibt es acht, doch schon bei fünf Stempeln bekommt man eine kleine Erinnerung an die Tour geschenkt. Da bin ich doch dabei.
Eureka ist die einzige Stadt und damit auch der County Seat im Eureka County. Rund 650 Einwohner zählt der Ort, der einmal als Siedlung für Minenarbeiter gegründet wurde. Seinen historischen Charakter hat sich Eureka weitgehend erhalten. Für mich ist der kleine Ort das schönste Städtchen am US 50. Viele der Häuser an der Main Street sind liebevoll restauriert und bilden so ein schönes Ensemble.
Eureka ist übrigens genauso alt wie der Staat Nevada, der in 2014 auch sein 150. Jubiläum feierte. Und das zeigen die Bewohner hier überall. Der Spitzname für Nevada „Battle Born” kommt übrigens aus dem Civil War, denn Präsident Lincolns Hauptgrund für eine schnelle Ernennung von Nevada zum Bundesstaat, waren die reichen Gold- und Silberfunde. Das Geld daraus konnte er gut zur Finanzierung des Krieges gebrauchen.
Der Mittelpunkt des Städtchens ist aber wohl das 1880 erbaute Opernhaus, dass in den 1990er Jahren aufwendig restauriert wurde und heute ein modernes Kultur- und Konferenzzentrum ist.
Der nächste Ort am US 50 ist Austin. Ganze 70 Meilen werde ich bis dorthin nun durch die Einsamkeit Nevadas fahren.
Austin begeistert mich aber lange nicht so wie Eureka und so halte ich hier nur, um meinen Tank aufzufüllen, denn ohne Benzin will ich dort draußen nicht hängen bleiben.
Umso weiter ich fahre, desto dunkler wird der Himmel. Sollte mich das Sturmgebiet etwa doch noch einholen, das derzeit südlich und östlich von hier wütet?
Unterwegs entdecke ich diesen Shoe Tree. Hier haben schon etliche Leute ihre Schuhe gelassen. Ich behalte meine aber lieber an.
Kurz nach dem Shoe Tree biege ich nach Süden ab, da ich noch einen State Park besuchen möchte, der schon lange auf meiner Liste steht. Ob das etwas wird, weiß ich aber noch nicht so recht, denn die Wolken werden immer dunkler und ich sehe die ersten Blitze zucken, genau dort, wo mein Ziel liegt.
Immer wieder fallen auch ein paar Regentropfen, doch es wird nicht mehr und so wage ich mich auch auf die Gravel Road, die mich zum Berlin-Ichthyosaur State Park bringen soll. Etwas holprig ist sie an einigen Stellen, aber sonst recht gut zu fahren.
Am Tor des State Park angekommen, verschlechtert sich das Wetter allerdings kurzzeitig. Es regnet und wird plötzlich ganz windig. Ich bin schon kurz davor abzubrechen, da kommt ein weiteres Auto hinter mir und ich komme mit dem Fahrer ins Gespräch. Während wir uns unterhalten und überlegen, ob es sich lohnt in den Park zu gehen, verzieht sich der Regen wie durch Geisterhand und der Wind lässt nach. So entscheide ich mich, es zu probieren und zahle mein Eintrittsgeld.
Als im Union Canyon 1863 Silber entdeckt wurde, begannen die ersten Bergbauaktivitäten hier in den Ausläufern der Shoshone Mountains. Auch im nahen Berlin Canyon wurde 1869 begonnen nach Silber zu schürfen, doch die Vorkommen waren sehr gering und das Gebiet wäre fast wieder aufgegeben worden. Doch dann wurde rund um Berlin Gold entdeckt und die kleine Siedlung erwachte erneut zum Leben. Im Jahr 1897 wurde Berlin zur Stadt ernannt.
Im Jahr 1905 lebten schließlich um die 300 Menschen in Berlin, doch bald darauf erlebte die Minengesellschaft, durch einen Streik der Arbeiter für höhere Löhne, ihren Niedergang. Berlin wurde zur Geisterstadt. Seit 1957 ist das Gebiet nun als State Park geschützt.
Zur Stadt gehört auch ein kleiner Friedhof, der über einen kurzen Trail zu erreichen ist.
Nachdem ich die kleine Ghosttown ausgiebig untersucht habe, fahre ich noch die schmale Gravelroad zum Dinosauriermuseum. Das kann man jedoch nur mit Führung besuchen und so drehe ich, nach einem Blick durch die Fenster, wieder um. Auf dem Rückweg kommt mir ein Rangerfahrzeug entgegen. Wir stoppen nebeneinander und der Ranger fragt mich, ob ich denn nicht an der Saurierführung teilnehmen will. Die würde in 15 Minuten beginnen und sehr interessant sein. Ich überlege kurz und entscheide mich dann dazu, noch einmal umzukehren.
Im Jahr 1928 wurden hier auf dem Gelände der ehemaligen Siedlung Union Skelette von Ichthyosauriern gefunden. In den 50er Jahren führte dann die Universität von Kalifornien umfangreiche Grabungen durch. Auf dem Parkplatz ist an einer Mauer ein lebensgroßes Bild dieses Sauriers zu sehen. So kann ich mir vorstellen, wie diese Urtiere einmal ausgesehen haben.
Die eigentliche Ausgrabungsstätte ist durch ein Haus geschützt und nur mit einem Ranger zu besichtigen. Heute wird die Tour von Ranger Robin geleitet, der unsere kleine Gruppe ganz enthusiastisch begrüßt.
Zuerst einmal lernen wir, wie das Wort Ichthyosaur eigentlich ausgesprochen wird.
Neben den Sauriern sind hier übrigens auch noch andere Fossilien ausgestellt.
Das Hauptaugenmerk liegt aber doch auf den Ichthyosauriern. Dieser Abdruck eines Skeletts hat dabei mal wieder einen deutschen Hintergrund. Einer der wohl größten Funde von diesen Fischsauriern wurde in Holzmaden in Baden-Württemberg entdeckt und einige dieser Fossilien landeten im Museum in Ontario, Kanada, von wo dieser Abdruck stammt.
Dann gehen wir zur eigentlichen Fundstätte. Hier erklärt Ranger Robin genau, was da eigentlich entdeckt wurde. Das ist schon interessant, auch für die anwesenden Kinder, denn Ranger Robin schafft es mit seiner Art, alle in seinen Bann zu ziehen.
Insgesamt 37 Exemplare der Fischsaurier wurden hier gefunden. Wie es zu dieser Anhäufung gekommen ist, ist jedoch bis heute nicht geklärt. Besonders auffällig ist, dass sieben Skelette fast parallel zueinander liegen. Unter den Skeletten ist übrigens auch der größte in den USA gefundene Fischsaurier.
Nach einer interessanten Stunde ist die Führung dann vorbei und ich fahre zurück zum Ausgang. Dabei durchquere ich nochmals Berlin, bevor ich wieder die Gravelroad erreiche. Ein letzter Blick nach hinten und dann geht es weiter, neuen Abenteuern entgegen.
Der Ausflug nach Berlin hat sich für mich wirklich gelohnt und ich kann einen Besuch absolut empfehlen. Allerdings liegt der Park schon sehr abgelegen und es dauert eine ganze Weile, bis ich wieder zurück am US 50 bin.
Zurück am Highway geht es nun weiter Richtung Westen. Unterwegs sehe ich plötzlich eine riesige Sanddüne auftauchen. Sie gehört zur Sand Mountain Recreation Area. Allerdings treiben sich hier haufenweise Menschen mit Off-Road Fahrzeugen herum, sodass ich bald weiterfahre.
Nach einem langen Fahrtag erreiche ich schließlich Carson City, wo ich Wyndham Garden Carson Station Hotel übernachten will. Der erste Eindruck des Casino-Hotels ist gut, doch im Zimmer finde ich seltsames Getier. Das treibt mich ganz schnell zur Rezeption, die mir sofort ein anderes Zimmer gibt, das ohne Beanstandung ist.
Meilen: 443
Wetter: stark bewölkt mit Schauern; 7–29 Grad
Hotel: Wyndham Garden Hotel & Casino, $85.14