The Road less traveled

TAG 10: Don­ners­tag, 20. Juni 2013
strong>Von gro­ßen Dich­tern und inter­es­san­ten Fami­li­en – von War­wick nach Berlin

Mein letz­ter Mor­gen in Groß­bri­tan­ni­en bricht an und den star­te ich heu­te noch ein­mal mit, wie soll es anders sein, einem Donut von Kris­py Kre­me. Die wer­de ich jetzt echt ver­mis­sen. Dann checke ich aber recht schnell aus und fah­re mei­nem ersten Ziel entgegen.

Stratford-​upon-​Avon woll­te ich schon lan­ge ein­mal besu­chen. Und da ich auf mei­nem Weg nach Bir­ming­ham hier prak­tisch vor­bei kom­me, wird die­ser Stopp dies­mal nicht ausgelassen.

Die Stadt ist natür­lich beson­ders wegen eines Man­nes berühmt, Wil­liam Shake­speare, der hier gebo­ren und auch gestor­ben ist. In die­sem Haus, mit­ten in der heu­ti­gen Fuß­gän­ger­zo­ne erblick­te der wohl bekann­te­ste Dra­ma­ti­ker und Lyri­ker der Welt am 23. April 1564 das Licht der Welt.

Shakespeare Birthplace (6)

Um in das Haus zu kom­men, muss ich aller­dings erst­mal zum Shake­speare Cen­ter neben­an gehen. Dort wer­de ich dann stol­ze £22.50 los, die mir aller­dings erlau­ben, alle Shake­speare­stät­ten in Strat­ford zu besu­chen. Das ich gleich zur Öff­nung um 9 Uhr hier bin, soll sich spä­ter noch als unheim­lich­li­ches Glück her­aus­stel­len, denn im Lau­fe des Vor­mit­ta­ges wer­den hier ware Hor­den von Tou­ri­sten in rie­si­gen Bus­sen ange­karrt. Da wür­de man ein mensch­le­e­res Bild gar nicht mehr hin­be­kom­men. Da war ich dann froh über­haupt noch was zu sehen, außer Leuten.

Shakespeare Birthplace (1)

Aber ich grei­fe vor. Um 9 Uhr war es noch gera­de­zu leer. Nur ein paar Japa­ner kamen mit Rei­se­lei­tung, aber die wur­den in einen ande­ren Raum für Tou­ri­grup­pen geführt. so hat­te ich das inter­ak­ti­ve Thea­ter, in dem die Geschich­te von Shake­speare erzählt wird, für mich ganz allein. Nach einer recht gut gemach­ten Ein­füh­rung gehe ich nun in den Gar­ten, von wo aus das Wohn­haus betre­ten wer­den kann.

Zuerst kom­me ich in das Wohn­zim­mer, wo neben einem Kamin, typisch für die Zeit, auch ein präch­ti­ges Bett steht. Denn ein Bett wie die­ses war ein Zei­chen von Wohl­stand und nicht etwa Schlafstätte.

Shakespeare Birthplace (2)

Gleich dane­ben liegt das Geschäft von Shake­speares Vater, der Hand­schu­ma­cher war und die­se auch gleich aus sei­nem Haus her­aus verkaufte.

Shakespeare Birthplace (3)

Im Ober­ge­schoss liegt dann das Zim­mer, in dem Shake­speare tat­säch­lich gebo­ren wurde.

Shakespeare Birthplace (4)

Shakespeare Birthplace (5)

Als näch­stes mache ich mich auf den Weg zur Holy Tri­ni­ty Church. Dabei druch­que­re ich das Zen­trum von Stratford-​upon-​Avon, wo noch vie­le schö­ne alte Gebäu­de erhal­ten sind und auch dem berühm­ten Ein­woh­ner ein beson­de­res Denk­mal gesetzt wurde.

Stratford-upon-Avon (5)

Vie­le der Gebäu­de an Strat­fords sind noch ori­gi­nal aus dem 16. Jahr­hun­dert erhal­ten und stan­den hier schon zu Shake­speares Zeiten.

Stratford-upon-Avon (3)

Aber auch jün­ge­re Gebäu­de sind über die Jahr­hun­der­te dazugekommen.

Stratford-upon-Avon (2)

Mich fas­zi­nie­ren hier jedoch die Häu­ser aus eliza­be­tha­ni­scher Zeit. Da drücke ich immer wie­der auf den Auslöser.

Stratford-upon-Avon (4)
Stratford-upon-Avon (1)

Nach etwa 20 Minu­ten errei­che ich dann die Holy Tri­ni­ty Church. In der Kir­che wur­de Wil­liam Shake­speare getauft und auch begra­ben. Sie stammt aus dem Jahr 1210 und ist das älte­ste Gebäu­de in der Stadt.

Holy Trinity Church (4)

Holy Trinity Church (1)

Der Ein­tritt in die Kir­che ist sogar umsonst, doch kurz vor dem Altar­raum sitzt dann ein Herr, der Ein­tritt kas­siert. Ich zei­ge ihm jedoch mein Ticket und kann so pas­sie­ren, denn seit neue­stem ist auch die Kir­che im Shake­speare Erleb­nis inklu­diert. Und dann ste­he ich vor der schlich­ten Grab­plat­te des berühm­ten Wil­liam Shakespeare.

Holy Trinity Church (2)

Doch nicht nur der berühm­te Dich­ter, son­dern auch eini­ge sei­ner Fami­li­en­mit­glie­der sind hier bei­gesetzt worden.

Holy Trinity Church (3)

Nach aus­führ­li­cher Besich­tung gehe ich wei­ter zum Haus von Shake­speares älte­ster Toch­ter Susan­na und ihrem Ehe­mann Dr. John Hall. Auch hier habe ich mit mei­nem Ticket Zutritt.

Hall's Craft (1)

Innen sie­he ich, wie eine gut bür­ger­li­che Fami­lie im 16. Jahr­hun­dert gelebt hat, denn Dr. Hall war ein hoch ange­se­he­ner Arzt.

Hall's Craft (2)

Direkt an der Haupt­stra­ße befin­den sich New Place und Nash’s Hou­se. Lei­der ist nur Nash’s Hou­se heu­te noch erhal­ten. Hier wohn­te Shake­speares Enke­lin Eliza­beth, mit der die direk­te Linie des berühm­ten Dich­ters auch aus­starb, denn sie hat­te kei­ne Kin­der. Ob es aller­dings noch ande­re Nach­fah­ren gibt, ist bis heu­te umstrit­ten, denn Shake­speare leb­te vie­le Jah­re von sei­ner Frau getrennt in Lon­don. Ehe­lich, und damit aner­kannt, sind die­se aber auf kei­nen Fall.

Nash's House (3)

Nash's House (1)

Nash's House (2)

Hier an die­ser Stel­le, gleich neben Nash’s Hou­se, stand ein­mal New Place, in dem Haus, in dem Wil­liam Shake­speare am 23. April 1616 ver­starb. Eine archäo­lo­gi­sche Gra­bung vor eini­gen Jah­ren för­der­te vie­le Stücke aus die­ser Zeit zu Tage, die heu­te im Muse­um neben­an zu sehen sind. War­um das Haus selbst nicht mehr steht, dar­über gibt es meh­re­re Ansich­ten. Fest steht jeden­falls, dass der spä­te­re Eigen­tü­mer Fran­cis Gast­rell das Haus 1759 nie­der­rei­ßen ließ. War­um genau, ist jedoch ein Myste­ri­um. Ein­mal wird mir erzählt, dass er Shake­speare und sei­ne Wer­ke hass­te und des­halb aus Trotz das Haus zer­stö­ren ließ. Ein ande­res Mal höre ich, dass er Tei­le des Daches ent­fer­nen ließ, da man für ein unfer­ti­ges Gebäu­de kei­ne Steu­ern zah­len muss­te und das Haus dadurch irrepa­ra­bel beschä­digt wur­de. Fakt ist aber, dass das zweit­größ­te Haus der Stadt und eini­ges der weni­gen Zie­gel­häu­ser der dama­li­gen Zeit von ihm zer­stört wurde.

New Place Site

Um mein näch­stes Ziel zu errei­chen, stei­ge ich wie­der ins Auto, denn Anne Hat­ha­ways Cot­ta­ge ist ein gan­zes Stück von der Innen­stadt ent­fernt. Und hier kom­me ich dann auch in Kon­takt mit den mas­sen an Bus­tou­ri­sten. Als Indi­vi­du­al­rei­sen­der ist man hier wirk­lich in der Min­der­heit. Es ist unglaub­lich, wie vie­le Men­schen sich durch die­ses klei­ne Haus zwän­gen wol­len. Dabei sagt mir eine Ange­stell­te, dass es im Geburts­haus noch schlim­mer sein soll. Was bin ich froh, dass ich dort gleich nach der Öff­nung war.

Anne Hathaway Cottage (1)

Anne Hat­ha­ways Cot­ta­ge ist das Haus der Fami­lie von Shake­speares Ehe­frau. Hier war es, von Shake­speare um sei­ne spä­te­re Frau warb und auch oft deren Fami­lie besuchte.

Anne Hathaway Cottage (2)

Anne Hathaway Cottage (3)
Anne Hathaway Cottage (4)

Auch wenn das Haus super schön und roman­tisch ist, mache ich mich doch recht bald aus dem Staub, denn die Men­schen­mas­sen wer­den immer mehr. Ich fah­re lie­ber noch ein wenig wei­ter aus der Stadt her­aus, zur letz­ten Stät­te, die mit Shake­speare in Ver­bin­dung steht, Mary Ardens Farm. Mary Arden war Shake­speares Mut­ter. Ihre Fami­lie besaß eine Farm in Wilm­cote. Vie­le Jah­re dach­te man, dass die­ses Haus das Farm­haus sein und so wur­de es vom Shake­speare Trust erwor­ben. Bei einer wis­sen­schaft­li­chen Unter­su­chung stell­te sich das jedoch als falsch her­aus. Die­ses Haus war die Nach­bar­farm der Fami­lie Pal­mer und ist heu­te ein Living Histo­ry Muse­um, wie eigent­lich das gesam­te Gelände.

Mary Arden Farm (1)

So tref­fe ich auf vie­le Tie­re, wie sie auch schon zu Shake­speares Zei­ten hier gelebt haben.

Mary Arden Farm (4)

Mary Arden Farm (3)

Und dann kom­me ich zum rich­ti­gen Haus von Mary Arden. Das stand gleich neben­an und soll­te eigent­lich abge­ris­sen wer­den. In letz­ter Minu­te wur­de jedoch der Irr­tum erkannt und das Haus konn­te doch noch erwor­ben und so geret­tet werden.

Mary Arden Farm (2)

Wil­liam Shake­speare hat hier übri­gens vie­le Jah­re sei­ner Kind­heit ver­bracht, denn zu der Zeit, in der er gebo­ren wur­de, bra­chen in Eng­land immer wie­der die Pest und ande­re Seu­chen aus. Sei­ne Eltern hat­te auch bereits zwei Kin­der im Baby­al­ter ver­lo­ren und so war ihnen das Über­le­ben ihres Soh­nes beson­ders wich­tig. Auf dem Land stan­den da sei­ne Chan­cen bedeu­tend bes­ser als in der Stadt.

Ich jedoch habe nach einem aus­führ­li­chen Rund­gang erst­mal Hun­ger und schaue mich in dem klei­nen Restau­rant um, das hier auf der Farm ange­legt wur­de. Kurz­ent­schlos­sen bestel­le ich das Tages­ge­richt: Steak Pie with Chips and Peas, was mir aus­ge­zeich­net schmeckt.

Mary Arden Farm (5)

Eigent­lich hat­te ich jetzt noch vor nach Bir­ming­ham zu fah­ren, doch irgend­wie habe ich kei­ne Lust mich durch den hef­ti­gen Ver­kehr zu kämp­fen und dann wäh­rend der Rush Hour auch noch zum Flug­ha­fen zu fah­ren. So ent­schei­de ich mich kurz­ent­schlos­sen noch ein paar Her­ren­häu­ser des Natio­nal Trust zu besu­chen. Eines ist Char­le­cote Park.

Charlecote Park (1)

Das Her­ren­haus wur­de 1558 von Tho­mas Lucy auf Land erbaut, das schon seit 1247 im Besitz sei­ner Fami­lie war. Seit 1946 steht das Eliza­be­tha­ni­sche Haus unter der ver­wal­tung des Natio­nal Trust.

Charlecote Park (2)

Innen hat sich im Lau­fe der Jahr­hun­der­te aller­dings eini­ges ver­än­dert und so sind das Mobi­li­ar und Dekor größ­ten­teils Viktorianisch.

Charlecote Park (5)

Charlecote Park (6)

Charlecote Park (4)

Charlecote Park (7)

Durch den Park des Hau­ses, der fast 75 Hekt­ar groß ist, schlän­gelt sich auch der River Avon, der 10 Kilo­me­ter wei­ter auch durch Stratford-​upon-​Avon fließt.

Charlecote Park - River Avon

Als ich zurück zum Park­platz lau­fe, raschelt es plötz­lich im hohen Gras. Ich ent­decke eines der zahl­rei­chen Rehe, die hier im Park zu Hau­se sind.

Charlecote Park (3)

Am Park­platz ange­kom­men, ent­decke ich ein Schild, auf dem noch wei­te­re Natio­nal Trust Häu­ser in der gegend ein­ge­zeich­net sind und da ich ja einen Pass habe und auch noch etwas Zeit, beschlie­ße ich, nach Badd­les­ley Clin­ton zu fah­ren. Nur etwa zwan­zig Minu­ten dau­ert die Fahrt, dann bie­ge ich bereits auf den Weg zum Visi­tor Cen­ter ein. Da das Haus recht klein ist, wer­den hier Kar­ten mit einem Zeit­fen­ster aus­ge­hän­digt, in dem man das Haus betre­ten muss. Danach kann ich mir aber so viel Zeit las­sen, wie ich möchte.

Baddesley Clinton (1)

Der Bau von Bad­des­ley Clin­ton wur­de im 13. Jahr­hun­dert begon­nen, als man gro­ße Tei­le des Forest of Arden fäll­te, um die­ses Gebiet zu besie­deln und bewirtschaften.

Baddesley Clinton (9)

Im Jahr 1438 wur­de das Anwe­sen von Sir John Fer­res gekauft. Sein Sohn Nico­las war grund­le­gend für den Aus­bau des Her­ren­hau­ses ver­ant­wort­lich. Er ver­erb­te Badd­les­ley Clin­ton sei­ner Toch­ter, die mit Sir Edward Fer­res ver­hei­ra­tet war. Das Haus bliebt bis 1940 in der Hand der Fami­lie Fer­res, bevor es dem Natio­nal Trust gege­ben wurde.

Baddesley Clinton (2)

Baddesley Clinton (3)

Baddesley Clinton (4)

Die­ses Schlaf­zim­mer hat dann noch eine ganz beson­de­re Geschich­te aus jün­ge­rer Zeit. Tho­mas Fer­res dien­te im Zwei­ten Welt­krieg, was sei­nen Eltern sehr miss­fiel. Als er wäh­rend des Krie­ges auf Hei­mat­ur­laub war, konn­te er nicht in sei­nem ange­stamm­ten Zim­mer über­nach­ten, denn das eurde gera­de umde­ko­riert. Er wur­de in die­sem Gäste­zim­mer im spa­ni­schen Stil mit die­sem spa­ni­schen Bett mit rie­si­gem Kopf­en­de unter­ge­bracht. Eines Nachts erwach­te er plötz­lich mit einem beklem­men­den Gefühl und ent­deck­te, dass das Kopf­en­de auf ihn hin­ab gefal­len war und ihn auf der Bett drück­te. Er schaff­te es aber, sich zu befrei­en. Als ihn sei­ne Mut­ter beim Früh­stück frag­te, wie er geschla­fen hat­te, ant­wor­te­te er: „Was Hit­ler immer noch nicht geschafft hat, hat Phil­lip von Spa­ni­en jetzt fast geschafft.”

Baddesley Clinton (5)

Baddesley Clinton (6)

Baddesley Clinton (10)

Im Park von Badd­les­ley Clin­ton sind die­se nied­li­chen Stock­enten zu Hause.

Baddesley Clinton (8)

Baddesley Clinton (11)

Baddesley Clinton (7)

Da es für die Fahrt zum Flug­ha­fen noch immer zu früh ist und sich das Wet­ter auch von einer recht guten Sei­te zeigt, beschlie­ße ich noch nach Pack­wood zu fah­ren. Das Haus liegt nur weni­ge Kilo­me­ter von Bad­de­ley Clin­ton ent­fernt und steht eben­falls unter der Ver­wal­tung des Natio­nal Trust.

Packwood House (6)

Pack­wood begann als ein klei­nes höl­zer­nes Farm­haus, als er 1556–60 von John Fether­s­ton erbaut wur­de. Der letz­te Fether­s­ton ver­starb 1876. Im Jahr 1904 wur­de das Haus schließ­lich an den Indu­stri­el­len Alfred Ash ver­kauft und 1925 erb­te es schließ­lich Gra­ham Baron Ash, der das Haus zu einem Gebäu­de im Tudor Stil umbau­te und hier sei­ne Kunst­schät­ze, allem vor­an sei­ne Samm­lung an Wand­tep­pi­chen unter­brach­te, bevor er das Haus 1941 dem Natio­nal Trust spendete.

Packwood House (5)

Packwood House (1)

Packwood House (3)

Packwood House (4)

Packwood House (7)

Gegen 17 Uhr mache ich mich auf den Weg zum Flug­ha­fen, wo ich mich als Erstes von mei­nem Ford Focus tren­nen muss, der mich die letz­ten 10 Tage so treu beglei­tet hat. Auf dem Weg zum Ter­mi­nal nie­selt es bestän­dig und so ver­ab­schie­det sich Bir­ming­ham mit dem sel­ben Wet­ter von mir, dass ich auch vor 10 Tagen bei mei­ner Ankunft hatte.

Im Ter­mi­nal ange­kom­men, checke ich erst ein­mal bei der Luft­han­sa ein. Dort muss ich mir mei­ne Bord­kar­te am Auto­ma­ten zie­hen, wäh­rend das Gepäck dann doch am Schal­ter abge­nom­men wird. Danach geht es zur Secu­ri­ty und hier habe ich heu­te rich­tig Spaß. Aber nicht nur ich, son­dern so ziem­lich Jeder, der mit mir in der glei­chen Schlan­ge steht, denn die Dame, die kon­trol­liert, hat wohl einen schlech­ten Tag und es macht ihr offen­sicht­lich Spaß, Pas­sa­gie­re aus­ein­an­der zu neh­men. Bis zum letz­ten Kugel­schrei­ber wird alles aus­ge­packt und ein­zeln inspi­ziert. Auch mei­ne Kame­ra­aus­rü­stung, mit der die Dame nicht gera­de pfleg­lich umgeht.

Doch als ich dann end­lich durch bin, geht der Spaß nur wei­ter, denn als ich zum Gate kom­me, wird mir im wahr­sten Sin­ne des Wor­tes die Tür vor der Nase zuge­macht und ich wer­de ziem­lich unhöf­lich auf­ge­for­dert, woan­ders Platz zu neh­men. Hier käme ich erst 30 Minu­ten vor Abflug rein.

Was bin ich froh, als ich end­lich in der Maschi­ne sit­ze. Da konn­te ich ja noch nicht ahnen, was mich heu­te Abend noch alles erwar­ten würde.

Birmingham Airport (1)

Birmingham Airport (2)

Erst­ein­mal heben wir super pünkt­lich ab. Nach dem Abflug infor­mier­te uns der Kapi­tän über die Gewit­ter­front und dass das letz­te Stück wohl etwas rucke­lig wer­den wür­de. Na ja, den­ke ich, was solls. Ach­ter­bahn hat­te ich schon öfter mal.

Rückflug (3)

Rückflug (2)

Rückflug (1)

Als wir uns Ber­lin nähern, tür­men sich dann unglaub­li­che Gewit­ter drau­ßen auf. Das ist ein Natur­spek­ta­kel. Fan­ta­stisch. Die Blit­ze, die rie­si­gen Wol­ken­ber­ge, Wahn­sinn. Nur komisch, dass wir flie­gen und flie­gen und nichts pas­siert. Eigent­lich müs­sen wir doch längst zur Lan­dung anset­zen. Plötz­lich kommt die Durch­sa­ge aus dem Cock­pit, dass genau unter der Gewit­ter­front TXL liegt und wir nicht lan­den kön­nen. Viel zu gefähr­lich mit den Blit­zen, dem Wind und Hagel. Wir dre­hen erst­mal eine Runde.

Kur­ze Zeit spä­ter dann die Nach­richt, wir flie­gen nach Han­no­ver, weil das hier nicht bes­ser wird. Nach super. Hoff­nung haben wir trotz­dem bis zuletzt. Doch dann die Lan­dung und drau­ßen huscht doch tat­säch­lich der Name Han­no­ver vor­bei. Dort ste­hen wir nun und das nicht allein. Neben uns min­de­stens 3 Air Ber­lin und eine eine Swiss sowie eine Easy Jet Maschine.

Dann die Durch­sa­ge aus dem Cock­pit, dass wir aus Sicher­heits­grün­den in Han­no­ver gelan­det sind. Wir muss­ten aber noch etwas krei­sen, da zwei ande­ren Maschi­nen der Sprit aus­ging und sie des­halb zuerst lan­den muss­ten. Dann auch wir, denn unbe­grenzt hat­ten wir auch kein Kero­sin an Bord. Hät­te aber noch etwas gereicht.

Jetzt heißt es erst­mal Tan­ken. In Han­no­ver ist aber zu so spä­ter Stun­de auch fast alles dicht und nur noch ein Tank­wa­gen für alle Maschi­nen da. Zwi­schen­durch die Nach­richt: Tegel ist defi­ni­tiv zu. Es gibt auch kei­ne Aus­nah­me­ge­neh­mi­gung. Nacht­flug­ver­bot. Die zwei­te Nach­richt kommt gleich hin­ter­her, in Han­no­ver kön­nen wir nicht blei­ben, die haben nicht genug Hotels für alle. Wir wer­den also den Anflug auf Schön­feld versuchen.

Dann kommt end­lich der Tank­la­ster. Nor­ma­ler­wei­se dür­fen die Pas­sa­gie­re ja beim Betan­ken nicht an Bord sein, man hat aber kei­ne Lust uns alle aus­stei­gen zu las­sen. Also Son­der­pro­ze­de­re. Alle müs­sen auf ihren Sit­zen blei­ben, Gur­te öff­nen und 10 Minu­ten dort blei­ben, bis wir betankt sind. Wenig­stens tele­fo­nie­ren dür­fen wir, denn vie­le Abho­ler war­ten ja in TXL.

Ich weiß gar nicht, wie lan­ge wir in Han­no­ver ste­hen, doch irgend­wann heben wir wie­der ab, in Rich­tung Ber­lin. Nach ca. 30 Minu­ten dann Anset­zen zur Lan­dung in SXF. Wir haben einen schö­nen Blick auf den hell­be­leuch­te­ten BER.

Die Park­po­si­ti­on ist für uns auf dem alten Fracht­teil am hin­ter­sten Ende, denn inzwi­schen sind etli­che Maschi­nen hier­her umge­lei­tet wor­den und der Flug­ha­fen über­voll. Dann kommt auch bald eine Gang­way, nur kein Bus. Plötz­lich die Durch­sa­ge aus dem Cock­pit, der Bus wäre schon bei der Swiss Maschi­ne ste­hen geblie­ben und wir müss­ten war­ten. Mehr Bus­se gibt es auch nicht, denn auf sowas sind sie nicht vor­be­rei­tet gewe­sen. Also war­ten wir. Es ist heiß, wir sind müde und nichts passiert.

Dann end­lich kommt der Bus und wir wer­den zum Ter­mi­nal gefah­ren. Dort gibts die übli­che Pass­kon­trol­le und oh Wun­der, die Kof­fer dre­hen schon ihre Run­den. Die waren schnel­ler drau­ßen als wir.

Danach geht das Cha­os aber nur so wei­ter, denn die ver­spro­che­ne Hil­fe von der Luft­han­sa kommt nicht. Man über­läßt die Pas­sa­gie­re ein­fach sich selbst.

Taxen gibt es kaum, ÖPNV fährt Don­ners­tags um die Zeit nicht mehr, außer ein paar kläg­li­chen Nacht­bus­sen. Es ist Cha­os pur, da hier unge­fähr 8 zusätz­li­che Maschi­nen ange­kom­men sind. Und die LH Crew ver­schwin­det ein­fach. Die Pas­sa­gie­re sind denen auf ein­mal total egal. Eine Frech­heit. In Han­no­ver hat­ten sie noch ver­spro­chen, uns zu unter­stüt­zen. Nach der Lan­dung kam nur noch der Stan­dard­spruch von wegen will­kom­men in Ber­lin. Das war beson­ders für die Leu­te schlimm, die hier nicht wohnen.

Mei­ne Mut­ter ist zum Glück in der Zwi­schen­zeit von TXL nach SXF gefah­ren und so muss ich nicht lan­ge war­ten. Wir haben dann noch einen Mit­pas­sa­gier bis nach Süd­kreuz mit­ge­nom­men, denn der muss heu­te arbei­ten und war auch völ­lig ent­nervt von der Taxischlange.

Gegen 3 Uhr bin ich nach fast einer Stun­de Auto­fahrt dann end­lich zu Hause.

Mei­len: 63
Wet­ter: früh hei­ter, spä­ter bedeckt mit Schauern/​ 15–22 Grad
HOTEL: —

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