TAG 21: Montag, 1. März 2010
Yellow Rose of Texas – von Galveston nach Houston
Heute Morgen mache ich als erste ein Foto vom Hotel Galvez, bevor ich einen kleine Runde durch die Stadt drehe. Gestern Abend war es doch sehr schnell dunkel geworden, sodass ich das nicht mehr geschafft hatte.
Galveston ist für mich immer noch eine ganz besondere Stadt, die ich up close and personal kennenlernen durfte, weil Freunde von mir hier jahrelang wohnten. Auch wenn sie schon längst nach Colorado gezogen sind, komme ich doch immer wieder gern hierher zurück.
Eines der großartigsten Häuser, das die Blütezeit der Stadt wiederspiegelt, ist das Moody Mansion. 1895 erbaut, ist es eines der Gebäude in Galveston, das den großen Hurrikan von 1900 überlebte. Sechs Tage später erwarb W.L. Moody das Haus, dessen 32 Zimmer noch immer so eingerichtet sind, als wenn eine der wohlhabendsten und einflußreichsten Familien in Texas hier leben würde.
Nur unweit entfernt steht der Bishop’s Palace, das wohl eindrucksvollste und bekannteste Haus in Galveston. Erbaut zwischen 1886 und 1892 vom Anwalt Colonel Walter Gresham, ist es heute noch ein einmaliges Prunkstück und gehört zu den Top 100 Häusern in den USA.
Die Ashton Villa war der Erste der Paläste, die von wohlhabenden Einwohnern der Stadt errichtet wurden. 1858–59 erbaut, war sie auch das erste Ziegelsteinhaus in Texas. Das Haus wurde durch Hurrikan Ike schwer beschädig und ist seitdem, trotz Renovierung, leider nicht mehr für Touren geöffnet.
Bei einem Bummel über den Broadway von Galveston findet man noch viele andere dieser „Paläste”, die teils heute noch in Privatbesitz sind.
In Downtown steht das Schwesterhotel vom Hotel Galvez, das Tremont House. Es befindet sich mitten im historischen Strand District der Stadt. Diesmal ist hier noch alles von der großen Mardi Gras Parade geschmückt, die nur einige Tage zuvor in Galveston stattfand.
Doch auch wenn in der Innenstadt von Galveston kaum mehr Spuren von Hurrikan Ike zu sehen sind, an der berühmten Seawall sind sie noch nicht alle beseitigt worden. Trotzdem hat die Seawall Galveston einmal mehr gerettet und so ihre absolute Notwendigkeit bewiesen.
Zur Erinnerung: Ende August 2008 entwickelte sich vor der Küste Afrikas eine tropische Strömung. Das System wanderte an den Kapverden vorbei und organisierte sich, sodass es am 1. September als Tropical Depression #9 benannt wird. Am 3. September entwickelte es schließlich ein Auge, wurde vom National Hurrican Center als Hurrikan eingestuft und bekam den Namen Ike. Der Hurrikan entwickelte sich sehr schnell und wurde schon kurze Zeit später zu einem Kategorie 4 Sturm, mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 230 km/h. Bevor der Sturm die texanische Küste erreichte, zerstörte er auf den Turks & Caicosinseln 80% der Häuser und richtete Zerstörungen in Haiti und auf Kuba an.
Am 11. September nahm der Sturm schließlich endgültig Kurs auf Texas. Auf Grund seiner enormen Größe von 1400 km Ausdehnung, schob er eine mehr als 5 Meter hohe Flutwelle vor sich her. Diese erreichte am 12. September schließlich Galveston, bevor in den frühen Morgenstunden des 13. September das Auge von Ike über die Nordspitze der Insel zog.
An einem 160 Kilometer langen Küstenabschnitt zwischen Houston und Corpus Christi wurden mehr als 100.000 Häuser geflutet und fast die gesamte Stadt Galveston stand bis zu 2 Meter unter Wasser. Trotzdem schützte die Seawall die Stadt einmal mehr vor schwereren Zerstörungen, wie sie durch den Hurrikan im Jahr 1900 geschahen. Damals wurde fast ganz Galveston zerstört und mehr als 6000 Menschen starben. Danach wurde die Seawall gebaut und die gesamte Stadt bis zu 120 cm angehoben. Heute zeigt diese Geschichte übrigens ein kleines aber sehr eindrucksvolles Museum.
Auch das bekannte Flagship Hotel überlebte Hurrikan Ike nicht unbeschadet. Seit 1965 stand es auf dem Pleasure Pier. 2011 wurde es schließlich abgerissen, um für einen neuen Vergnügungspier Platz zu machen, so wie er schon einmal bis 1961 hier zu finden war.
Inzwischen sind aber die Schäden alle beseitigt und Galveston erstrahlt in alter Schönheit. Davon konnte ich mich bei meinem Besuch im November 2011 selbst überzeugen.
Am Abend fahre ich schließlich zurück auf das Festland und in die Houston Metro Area, wo ich ein Hotel für die letzte Nacht dieser Reise gebucht habe. Am Abend wird wieder einmal gepackt und ich überlege mir, wie ich die letzten Stunden am morgigen Vormittag verbringen will.
Meilen: 166
Wetter: heiter/ 14–21 Grad
HOTEL: Hilton Garden Inn Houston Energy Corridor