Paradise Found – Kalifornien & Hawai’i


Tag 6: Diens­tag, 14. März 2017
A walk in the Park – Hes­pe­ria nach LAX

„Beau­ty sur­rounds us, but usual­ly we need to be wal­king in a gar­den to know it.” – Rumi

Schon um acht habe ich wie­der 68 Grad F und knall­blau­en Him­mel und es ver­spricht ein wei­te­rer hei­ßer Tag zu wer­den. „Record Heat” heißt es über­all, denn 90+ Grad F ist nun für März in die­ser Gegend auch nicht nor­mal. Gut abge­passt, wür­de ich dazu sagen, denn mir gefällt es.

Und was macht man, wenn es heiß wird? Rich­tig, man kühlt sich ab. Und so fah­re ich erst ein­mal in den Schnee, genau gesagt nach Big Bear Lake, dem Haus­ei­ge­nen Ski­ge­biet von Los Angeles.

Hier muss im letz­ten Win­ter rich­tig viel Schnee gele­gen haben, denn selbst heu­te sehe ich noch eini­ges am Weges­rand. Die Ski­lif­te fah­ren auch und das bei 59–68 Grad F heu­te in Big Bear Lake.

Ich fah­re am nörd­li­chen See­ufer ent­lang, wo der High­way 38 fast die gesam­te Zeit am Was­ser ent­lang führt. Unter­bro­chen wird die Fahrt nur durch klei­ne Orte wie Dana Point oder Fawnskin.

Fast wie in einer ande­ren Welt fühlt es sich hier oben in den Ber­gen an. Kaum zu glau­ben, dass weni­ge Kilo­me­ter von hier in die eine Rich­tung die Wüste und in die ande­re der Groß­raum Los Ange­les beginnt.

Über den Rim of the World High­way fah­re ich wie­der ins Tal, wo das Ther­mo­me­ter inzwi­schen auf 94 Grad F geklet­tert ist. Der 1934 erbau­te High­way ist ins­ge­samt fast 120 Mei­len lang und win­det sich durch die Ber­ge rund um Big Bear Lake und Lake Arrowhead.

Über den Foot­hills Free­way (I‑210) geht es nun wei­ter gen Westen. 

Bis nach Arca­dia führt mich der Weg. Ich möch­te einen Ort besu­chen, an dem ich schon rich­tig lan­ge nicht mehr war, das Los Ange­les Arboretum.

1947 gegrün­det, erstreckt sich der Bota­ni­sche Gar­ten über 50 Hekt­ar am Fuße der San Gabri­el Moun­ta­ins. Einst war auch die­ses Land Teil eines Land Grants, der Ran­cho San­ta Ani­ta. Der letz­te Besit­zer der Ran­cho San­ta Ani­ta war Eli­as Jack­son „Lucky” Bald­win, der das ver­blie­ben Land 1875 kauf­te. Er war auch ver­ant­wort­lich für die Grün­dung von Arca­dia sowie die Ent­wick­lung der gan­zen Regi­on. Viel erin­nert heu­te noch an der Grün­der­va­ter, beson­ders auf dem Gelän­de des Arboretum.

Schon als ich das Gelän­de betre­te, sehe ich über­all Blü­ten. Der Früh­ling hat hier längst Ein­zug gehal­ten und bei die­sem schö­nen Wet­ter ist es ein gran­dio­ser Anblick.

Gleich am Ein­gang begrüßt mich dann einer der berühm­ten blau­en Pfaue. Rund 200 von ihnen sind auf dem Gelän­de behei­ma­tet und sie alle sind Nach­fah­ren der 3 Pfau­en­paa­re, die Lucky Bald­win einst aus Indi­en impor­tier­te. Der Pfau ist auch das Sym­bol der Stadt Arca­dia. Pfaue gab es in den USA zum ersten Mal im Jahr 1860 auf der Insel Kau­ai, wohin sie von Fran­cis Sin­clair gebracht wur­den. Auf dem ame­ri­ka­ni­schen Fest­land aber wur­den sie 1879 von Bald­win ein­ge­führt, der sie auf sei­ner Ranch aus­setz­te. Heu­te leben die Vögel vor allem in Süd­ka­li­for­ni­en, wo sie auch in den Wohn­vier­teln Arca­di­as zu fin­den sind, sowie in Florida.

Haupt­be­stand­teil des Arbo­ret­ums sind aber natür­lich die Gär­ten. Die­se sind nach geo­gra­fi­schen Regio­nen auf­ge­teilt, so gibt es Berei­che für Afri­ka, den Mit­tel­meer­raum, den Pazi­fik­raum oder Australien.

Schließ­lich errei­che ich den Bald­win Lake, in des­sen Mit­te, auf einer klei­nen Insel, das Queen Anne Cot­ta­ge steht. Dort wer­de ich etwas spä­ter auch noch hinkommen.

Mein Weg führt mich aber erst ein­mal über einen schma­len Pfad in üppi­ges Gebüsch. Fast den­ke ich schon, ich sei falsch, doch dann ent­decke ich das San­ta Ani­ta Depot vor mir. Lucky Bald­win ließ die Bahn­sta­ti­on 1890 erbau­en, damit er und die Men­schen, die auf sei­ner Ran­cho San­ta Ani­ta leb­ten, den Kom­fort eines Bahn­an­schlus­ses genie­ßen konn­ten. 1970 wur­de jedoch an genau die­ser Stel­le der Foot­hills Free­way geplant, sodass das Gebäu­de ein Stück­chen wei­ter nach Süden ver­setzt wur­de und heu­te zum Arbo­re­tum gehört.

Der klei­ne Bahn­hof kann auch von innen besich­tigt wer­den. Im Erd­ge­schoss sind der War­te­raum, sowie der Auf­ent­halts­raum und das Büro des Bahn­hofs­vor­ste­hers zu sehen.

Im Ober­ge­schoss befan­den sich die per­sön­li­chen Wohn­räu­me, in denen der Bahn­hofs­vor­ste­her lebte.

Auch histo­ri­sche Auf­nah­men gibt es, auf denen man sehen kann, wie die klei­ne Sta­ti­on vie­le Jahr­zehn­te an der Bahn­li­nie gestan­den hat.

Ich lau­fe wei­ter durch den Gar­ten, immer am Ufer des Bald­win Lake ent­lang, bis ich den Über­gang zum Queen Anne Cot­ta­ge finde.

Er beäugt mich etwas skep­tisch, lässt sich dann aber doch gedul­dig ablichten.

Dann ste­he ich wie­der hier, vor dem Queen Anne Cot­ta­ge, das ich schon aus mei­ner Kind­heit ken­ne. Nicht etwa, weil ich damals schon hier gewe­sen wäre, son­dern weil es jede Woche über die Matt­schei­be flim­mer­te. Das Haus war in jeder Fol­ge „Fan­ta­sy Island” im Vor­spann zu sehen. KLICK Und so bin ich vor über 10 Jah­ren auch zum ersten Mal hier gelan­det, weil ich das Haus gesucht habe. Fan­ta­sy Island war aber bei wei­tem nicht der ein­zi­ge TV-​Auftritt. Eine ziem­lich pro­mi­nen­te Rol­le spiel­te das Cot­ta­ge auch im Kino­film „Mei­ne Frau, ihre Schwie­ger­el­tern und ich” sowie in vie­len ande­ren Fil­men und TV Seri­en, die hier im Gar­ten ent­stan­den sind.

Dabei ist das Queen Anne Cot­ta­ge nicht mal ein voll­wer­ti­ges Haus. Lucky Bald­win höchst­per­sön­lich ließ es 1885–86 auf sei­ner Ranch als Gäste­haus erbau­en. Des­halb gibt es auch kei­ne Küche im Haus, nur Wohn- und Schlaf­räu­me sowie ein Bad. Eigent­lich war das Haus auch als Hoch­zeits­ge­schenk für Bald­wins vier­te Ehe­frau gedacht, doch die Bei­den trenn­ten sich bereits nach einem Jahr und so wid­me­te Bald­win das Haus sei­ner ver­stor­be­nen 3. Ehe­frau Jen­nie Dex­ter. Archi­tekt des Gebäu­des war Albert A. Ben­nett, der Vater von Bald­wins 4. Ehe­frau Lillie.

Nach sei­nem Tod ließ Lucky Bald­wins Toch­ter Ani­ta das gesam­te Haus ver­schlie­ßen, ver­kauf­te alle Möbel und lager­te wert­vol­le Gegen­stän­de, wie Türen oder Kamin­sim­se, in der Scheu­ne ein. Die­se wur­den wäh­rend der Restau­rie­rung 1951–53 wie­der ein­ge­baut, die Möbel sind aller­dings nicht mehr alle ori­gi­nal. Momen­tan kann man das Haus lei­der nur durch die Fen­ster besich­ti­gen, da erst über­legt wird, wie ein neu­es Besuchs­kon­zept aus­se­hen soll.

Ich lau­fe vom Haus hin­über zur Scheu­ne, die nur weni­ge Meter wei­ter steht und im sel­ben Stil erbaut wur­de. Hier wur­den damals die Kut­schen und Pfer­de der Gäste sowie von Lucky Bald­win unter­ge­stellt. Bis zu 14 ver­schie­de­ne Gefähr­te fan­den hier Platz und sogar eine Woh­nung für den Kut­scher gab es im Turm.

Schließ­lich lau­fe ich wei­ter durch den Gar­ten. Der ist so rie­sig, dass ich beschlie­ße, ein paar Orte aus­zu­las­sen oder nur am Ran­de zu besich­ti­gen. Bei die­sem Wet­ter macht es beson­ders in den schat­ti­gen Berei­chen Spaß umherzulaufen.

Es war schön, wie­der hier gewe­sen zu sein. Und die­ses Mal hat­te auch alles, bis auf das Reid-​Baldwin Ado­be, das gera­de reno­viert wird, geöff­net, sodass ich den gesam­ten Park besu­chen konnte.

Als ich im Febru­ar 2015 in La Caña­da Flin­tridge war und das Lan­ter­man Hou­se besuch­te, hör­te ich zum ersten Mal von den Descan­so Gar­dens. Damals hat­te ich aller­dings kei­ne Zeit, mir die­sen Gar­ten genau­er anzu­se­hen. So ent­schied ich mich, ihn auf die­ser Tour zu besuchen.

Wie so vie­le Orte in Süd­ka­li­for­ni­en, gehör­te auch der 61 Hekt­ar gro­ße Bota­ni­sche Gar­ten einst zu einer Ran­cho. Die­se wur­de 1784 gegrün­det, als Jose Maria Ver­du­go das Land vom ersten spa­ni­schen Gou­ver­neur Kali­for­ni­ens für treue Dien­ste bekam. Bis 1869 blieb es im Besitz der Fami­lie Ver­du­go, bevor es durch ver­schie­de­ne Hän­de ging und schließ­lich 1937 von E. Man­che­ster Bod­dy, dem Besit­zer der Los Ange­les Dai­ly News, gekauft wur­de. 1953 ver­kauf­te er sein Anwe­sen an das Los Ange­les Coun­ty, das hier den Bota­ni­schen Gar­ten einrichtete.

Der japa­ni­sche Touch, der mich gleich hin­ter dem Ein­gang begrüßt, ist übri­gens eben­so wenig ein Zufall wie die rie­si­ge Samm­lung an Kame­li­en­ar­ten. 1942, als vie­le Fami­li­en japa­ni­scher Her­kunft nach dem Angriff auf Pearl Har­bor ent­eig­net und in Inter­nie­rungs­la­ger gebracht wur­den, kauf­te Bod­dy die Kame­li­en aus den Züch­tun­gen befreun­de­ter Fami­li­en und leg­te ihnen zu Ehren die­sen Gar­ten an. So kommt es, dass es hier eine Kame­li­en­samm­lung mit über 100.000 Pflan­zen gibt.

Bod­dy ließ 1937 auch ein Wohn­haus mit 22 Zim­mern im Hol­ly­wood Regen­cy Style erbau­en. Das Haus kann auch von innen besich­tigt wer­den, die Ein­rich­tung ist jedoch nicht ori­gi­nal. Im Jahr 2007, anläss­lich der 43. Pasa­de­na Hou­se of Design, wur­de das Haus in einer Inter­pre­ta­ti­on des Hol­ly­wood Regen­cy Styl­es neu ein­ge­rich­tet. Außer­dem gibt es eine klei­ne Aus­stel­lung, die an E. Man­che­ster Bod­dy erinnert.

Nicht besu­chen will ich die Sturt Haa­ga Gale­rie, die in Bod­dys ehe­ma­li­ger Gara­ge unter­ge­bracht ist. Hier wird momen­tan moder­ne Kunst gezeigt, die mich nicht anspricht. So schlen­de­re ich lie­ber noch ein wenig durch den fan­ta­sti­schen Gar­ten, der an allen Ecken und Enden in vol­ler Blü­te steht.

Die Bahn­glei­se, die man im Gar­ten fin­det, gehö­ren übri­gens zu einer klei­nen Linie, auf der ein Nach­bau eines Die­sel­zu­ges im Ver­hält­nis 1:8 unter­wegs ist. An eini­gen Tagen kann man damit Rund­fahr­ten durch das Gelän­de machen.

Nun geht es auf dem Inter­sta­te 5 Rich­tung Süden. Es ist spä­ter Nach­mit­tag und so ist der Ver­kehr bald etwas dichter.

Ich fah­re zurück zum Flug­ha­fen, wo ich im Bay­mont Sui­tes in Lawn­da­le über­nach­te. Ich muss sagen, ich bin für Wynd­ham anschei­nend echt zu wäh­le­risch gewor­den. Mei­ne Güte, wie­so sind die Qua­li­täts­un­ter­schie­de bei denen sowas von rie­sig? Ist es so schwer, mal ordent­lich sau­ber zu machen? Und die Kli­en­tel ist lei­der auch nicht die Beste. Da habe ich mich im Best Western in Gar­dena viel woh­ler gefühlt, aber für die paar Stun­den wird es schon gehen, denn mor­gen muss ich früh raus.

Zum Abend­essen bin ich heu­te bei Per­kins, wo ich Appe­tit auf Chicken Pot Pie habe. Zur Vor­spei­se ein Cesar Salad und zum Des­sert ein Bana­na Pie sind schon immer mal wie­der sehr lecker.

Zurück im Hotel heißt es packen, denn mor­gen flie­ge ich nach Maui. Ich bin schon ganz auf­ge­regt, ist es doch 13 Jah­re her, seit­dem ich zum letz­ten Mal auf der Insel war. Und außer­dem lie­be ich Hawai’i ein­fach, egal wel­che Insel, hier kann ich immer wie­der hin. Ein­zi­ger Wer­muts­trop­fen, beim Online Check-​in geht mir ein super gün­sti­ges Upgrade in die United First durch die Lap­pen. Noch ahne ich ja nicht, dass ich mor­gen früh einen Lucky Pen­ny fin­den wer­de und das Glück mir danach wie­der hold sein wird. 

Mei­len: 210
Wet­ter: son­nig, spä­ter bewölkt, 16–34 Grad
Hotel: Bay­mont Inn & Sui­tes LAX/​ Lawn­da­le