Tag 17: Samstag, 25. März 2017
My home is my castle – Banning nach Monrovia
„The greatest power is not money power, but political power.” – Walter Annenberg
Durch die etwas längere Fahrt gestern Abend, habe ich es heute nicht mehr weit nach Palm Springs. Schon gegen 9 Uhr treffe ich in der Wüstenstadt ein. Hier herrschen dann auch endlich wieder sommerliche Temperaturen und ich kann die Jacke gleich im Auto lassen. Ich fahre ins Stadtzentrum und finde relativ schnell einen Parkplatz am Straßenrand. Hier im Herzen der Stadt am South Palm Canyon Drive schlägt das historische Herz der Stadt.
Drei historische Häuser aus der Gründungszeit von Palm Springs sind hier noch erhalten und können besichtigt werden. Dazu gehört das 1884 erbaute McCallum Adobe. Hier lebte der erste europäische Einwohner von Palm Springs, John McCallum. Im Inneren gibt es ein kleines Museum zu den ersten Siedlern der Stadt und zur Entwicklung in den letzten 100 Jahren. Leider ist es auch das einzige Haus, in dem ich nicht fotografieren darf. Die Ausstellung ist aber sehr sehenswert. Hollywood lässt grüßen, denn viele Stars und sogar Präsidenten haben sich nach Palm Springs zum Ausspannen zurückgezogen und tun es noch heute.
Gleich nebenan steht Ruddy’s General Store. Das kleine Museum ist wie ein Geschäft eingerichtet, war jedoch nicht immer eines. Die Sammlung stammt von Jim Ruddy, der über Jahrzehnte alle möglichen Alltagsartikel zusammengetragen hatte. So manche Packung wurde nie geöffnet und ist noch heute im Originalzustand. 1983 entschied er sich, seine Sammlung öffentlich zu zeigen.
Über 6000 Objekte sind heute in dem kleinen Museum zu sehen. Da gibt es vom Werbeschild bis zur Zigarettenschachtel und vom Waschpulver bis zur Pillendose so ziemlich, was man sich vorstellen kann.
Das dritte Haus im Bunde ist das Cornelia White House. Es ist ebenfalls eines der ältesten Häuser der Stadt und wurde 1893 fast komplett aus alten Eisenbahnschwellen gebaut, die von der zuvor verlassenen Palmdale Railroad kamen. Das Haus ist heute so eingerichtet, wie man vor rund 100 Jahren in der Gegend lebte.
Das war mein kleiner Morgenrundgang durch die Geschichte von Palm Springs. Andere Orte habe ich schon auf vorherigen Reisen besucht und weitere stehen noch immer auf meiner Liste. Für heute aber soll es das gewesen sein, denn im Nachbarort Rancho Mirage wartet ein anderes Gebäude darauf, von mir besucht zu werden, das schon ganz lange in meinem Focus ist.
Zu meiner nächsten Besichtigung gibt es eine kleine Vorgeschichte. Eigentlich schaue ich an jedem Ort, was für interessante Gebäude ich dort besuchen könnte. So stieß ich irgendwann auch auf Sunnylands, zumal mir der Name Annenberg schon von meinen Besuchen in Washington geläufig war. Und das nicht ohne Grund, wie sich bald zeigen wird. Nun ist es aber gar nicht so einfach Sunnylands zu besuchen. Das geht nur an wenigen tagen in der Woche und dann auch nur für wenige Leute. Man muss sein Ticket also online bestellen und das schon Monate im voraus, weil man ansonsten kaum noch eines bekommen würde. Auf meine letzten Touren hat das nicht geklappt und auch diesmal ging es nicht am Anfang meiner Tour, was mir eigentlich besser gepasst hätte. Nur dieser Tag heute passte in die Planung, es war geöffnet und es gab Tickets. So griff ich kurzentschlossen zu, wer weiß schon, ob es beim nächsten Mal passen würde. Deshalb musste ich nun gestern von Oxnard auch noch einmal bis in die Desert Cities fahren, damit ich heute auch pünktlich hier sein kann.
Ich biege also in die Einfahrt ein und fahre Richtig Parkplatz. das Grundstück ist riesig. Es umfasst einen ganzen dieser riesigen Blocks in Rancho Mirage. Das Besucherzentrum und den Garten, die ich zuerst sehen werde kann man übrigens problemlos jeden Tag besuchen und das kostenlos.
Sunnylands war das Zuhause von Walter und Leonore Annenberg. Walter Annenberg war der einzige Sohn von Moses Annenberg, einem Verleger, der um 1900 von Ostpreußen nach Chicago auswanderte. Von seinem Vater erbte Walter eine Zeitung und gründete in späteren Jahren ein Verlagsimperium. Sein größter Erfolg war die Gründung und Herausgabe der Zeitung TV Guide, die es noch heute gibt. 1951 heiratete er seine zweite Frau Leonore und die Beiden ließen sich dieses Anwesen in Palm Springs erbauen, um hier den Winter zu verbringen.
Nachdem ich mein Auto abgestellt habe, laufe ich zum Sunnylands Center. Das ist das Besucherzentrum den Geländes ist erst seit 2012 geöffnet. Vor ihrem Tod im Jahr 2009 verfügte Leonore Annenberg den Bau und die Öffnung des Anwesens für die Öffentlichkeit.
Im Besucherzentrum bekomme ich einen ersten Einblick in das Leben des Annenbergs. Erstmals politisch engagierte sich Walter Annenberg im Wahlkampf von Richard Nixon, den er auch finanziell unterstütze. Nach dessen Wahl zum Präsidenten wurde er von 1969–1974 als amerikanischer Botschafter nach London entsandt. Auch spätere Präsidentschaftskandidaten unterstützte er, so im Jahr 1980 zusammen mit seinen Freunden, dem Bierbrauer Joseph Coors und dem Kaufhauserben Alfred Bloomigdale, die Kandidatur von Ronald Reagan. 1988 verkaufte er sein gesamtes Medienunternehmen an Robert Murdoch und spendete in den Folgejahren mehr als 1 Milliarde Dollar, meist ohne großes Aufsehen, denn er wollte anonym bleiben. Zeit ihres Lebens waren die Annenbergs hervorragend vernetzt. So waren in Sunnylands die US-Präsidenten Richard Nixon, Gerald Ford, Ronald Reagan, George Bush, Bill Clinton und George W. Bush zu Gast, ebenso Margaret Thatcher und Königin Elisabeth II. Aber auch Schauspielgrößen wie Bing Crosby, Bob Hope, Gregory Peck, James Stewart und Frank Sinatra besuchten die Annenbergs in Palm Springs.
Da das Besucherzentrum für Jedermann kostenlos zugänglich ist, werden hier auch einige der Schätze aus der Sammlung der Annenbergs ausgestellt. Das Ehepaar war als leidenschaftliche Sammler bekannt. Heute sind zumindest die Gemälde jedoch nur noch Kopien, denn die Originale vermachte Annenberg dem Metropolitan Museum of Art in New York. Die Ausstellung von Glaswaren, die bei meinem Besuch zusehen war, zeigt übrigens Kunst aus vielen Ländern der Welt.
Hinter dem Besucherzentrum liegt ein schöner Garten, der ebenfalls frei zugänglich ist und auch erst zur Eröffnung des Geländes angelegt wurde.
Dann wird es Zeit sich zur Tour zu melden. Maximal 6 Personen können mit, was eine sehr angenehme Gruppengröße ist. Und genau deshalb sind die Touren auch immer sehr schnell ausgebucht. Außerdem finden sie nicht jeden Tag statt, denn das Haus und umliegende Gebäude werden auch heute noch für hochkarätige Treffen genutzt. So nutzte zuletzt Präsident Obama das Anwesen als eine Art Weißes Haus an der Westküste. Genau aus diesem Grund gibt es auch extrem strenge Sicherheitsvorkehrungen und es darf leider nur ganz begrenzt fotografiert werden. Auch allein bewegen darf man sich nirgends. Das ist übrigens das Gefährt, das uns über das weitläufige Gelände zum Haus der Annenbergs bringen wird.
Ganze 0.81 qkm ist das Anwesen groß, das am Frank Sinatra und Bob Hope Drive liegt. Viel zu groß, um es zu erlaufen. So fahren wir über die weitläufige Anlage, auf der es auch einen Golfplatz gibt und erfahren mehr über die Annenbergs und ihre Besucher, aber auch über die Nutzung von Sunnylands als exklusives Retreat für Staatsgäste und andere hochrangige Personen.
Schließlich habe ich einen ersten Blick auf das von A. Qincy Jones entworfene Gebäude. Das 2323 qm große Haus war damals das größte Wohnhaus in Riverside County.
Leider darf man im gesamten Haus aus Sicherheitsgründen nicht fotografieren. darauf wird hier genau geachtet. Auf die Kamera muss ein Objektivdeckel und außer dem Guide ist noch ein Security Guard bei uns. Das macht mich heute schon etwas traurig, denn dieses Haus ist einfach fantastisch. Ich bin ja nicht so oft ein Freund modernen Architektur, aber hier könnte ich auch wohnen. Ein paar Einblicke gibt es auf der Homepage von Sunnyland.
Erst auf der Terrasse darf ich die Kamera wieder auspacken. In Richtung Haus darf aber trotzdem nicht fotografiert werden.
Den tollen Pool vor der einmaligen Kulisse darf ich aber ablichten. Nicht aber das Innere des Gästehauses, in dem sogar schon die königliche Familie aus Großbritannien zu Gast war.
Hinter dem Haus gibt es schließlich noch einen kleinen Rosengarten. Angrenzend liegt noch immer der Vorführraum des privaten Kinos, das Walter Annenberg installieren ließ und in dem er mit seinen Freunden aus Hollywood viele Blockbuster der damaligen Zeit anschaute.
Dann fahren wir noch einmal um das Haus herum und halten mitten auf einer Wiese. Von hier habe ich einen weiteren schönen Blick auf das Haus und den schön angelegten Garten.
Was für eine tolle Tour das doch war. Ich bin absolut happy, dass ich das gemacht habe. Sunnylands war wirklich etwas ganz besonderes. Leider muss ich Palm Springs nun schon wieder verlassen. Das war ein kurzer Besuch dieses Mal, aber es ist nicht zu ändern. Ich will heute noch ein Stück zurück in Richtung Küste und so fahre ich bald wieder auf den Interstate 10. Einen kurzen Tank und Rast Stopp lege ich in Cabazon ein, diesmal aber ohne das Outlet zu besuchen. Dafür stoppe ich hier, bei den Cabazon Dinosauriern.
Erbauer der beiden riesigen Saurier war Claude Bell, der einst für Knott’s Berrys Farm arbeitete und von 1953 hier ein Restaurant betrieb. Um mehr Gäste anzulocken, kam er auf die Idee mit den Sauriern.Während sein Restaurant, das Wheels Inn im Jahr 2013 schließen musste, existieren die Saurier noch heute.
Der Bau von Dinny begann bereits 1964 und zog sich über 11 Jahre. Viele der Materialien bezog er aus Überresten des Interstate 10 Baus. Trotzdem verschlang der 46 Meter lange Saurier $300.000 an Baukosten. Eigentlich sollten nachts auch seine Augen leuchten und er sollte Feuer speien, doch diese zwei Elemente wurde nie eingebaut. Wohl aber ein Raum in den Bauch des Sauriers, der heute einen Souvenirladen beherbergt.
1981 begann schließlich der Bau des Tyrannosaurus Rex, kurz Mr. Rex genannt. 20 Meter ragt in den Himmel und hatte einst eine Rutsche, die seinen Schwanz hinunter ging. Sie existiert aber schon lange nicht mehr. Allerdings kann man über eine Treppe bis in das Maul des Sauriers gehen.
Nur zwei Jahre nach der Fertigstellung von Mr. Rex im Jahr 1986 verstarb Claude Bell und so wurden seine Pläne für weitere prähistorische Tiere nie verwirklicht. Seine Familie verkaufte das Anwesen in 1990ziger Jahren und seitdem wurde hier eine Art Saurierland errichtet, das ich aber nicht besucht habe.
Nach diesem Stopp fahre ich über die I‑10 und den Foothills Freeway weiter. Es geht mal schneller und mal langsamer voran und so erreiche ich am Abend Monrovia, wo ich das Doubletree Hotel für meine letzte Nacht gebucht habe.
Nachdem die Sonne hinter dem Horizont versunken ist, ziehe ich noch einmal los. Ein letztes Abendessen zum Abschied muss einfach noch sein.
Ich entscheide mich für die Old Spaghetti Factory in Duarte. Das Besondere am Restaurant, es ist in einer ehemaligen Schule. Und viele Einrichtungsgegenstände wie Tafeln oder Landkarten sind erhalten geblieben. Ein wirklich coole Atmosphäre ist das hier.
Nach dem Essen fahre ich noch zum Yogurtland und kaufe mir einen letzten Frozen Yogurt. Einfach immer wieder lecker.
Nun ist sie also da, meine letzte Nacht dieser Reise. Doch ganz ist immer noch nicht Schluss, denn endgültig in den Flieger steigen werde ich erst am späten Abend. So bleibt mir noch ein ganzer letzter Tag voller Entdeckungen, den ich in vollen Zügen genießen will. Erst einmal heißt es aber noch Koffer packen, denn das lässt sich leider nicht vermeiden. Da ich aber Premium Economy fliege, darf ich 2 Koffer kostenlos aufgeben, sodass das Packen diesmal recht entspannt vor sich geht.
Meilen: 199
Wetter: heiter, 11–28 Grad
Hotel: Doubletree by Hilton