Tag 9: Freitag, 17. März 2017
A Spoonful of Sugar – Maui
„Eventually, I want to move to Hawai’i and chill forever.” – Riley Keough
Ein Blick auf die Lana’i zeigt heute – Halt, was ist denn das? Keine Sonne? Sondern Nieselregen? Huch, wer braucht den sowas? Na ja, warm ist es trotzdem und so gibt es erst einmal Frühstück mit Blick auf den Banyan Tree. Und noch etwas ist anders, heute liegt ein Kreuzfahrtschiff vor Anker, es ist Boat Day in Lahaina.
Ach ja und dann ist auch noch St. Patrick’s Day, der ja nicht nur in Irland, sondern auch in den USA gefeiert wird. Ich aber trödele erst einmal ein bisschen herum und hoffe auf Wetterbesserung. Die tritt auch ziemlich schnell ein und es hört zumindest auf zu regnen. Nur schwül ist es jetzt, das hat schon was von Südostasien heute Vormittag.
Nun ja, weit habe ich es ja bis zu meinem ersten Ziel nicht. Ich muss nur einmal ums Hotel herum und dann über Straße, schon bin ich da. Im ersten Obergeschoss der Wharf Center Shops liegt das Plantation Museum, von dem ich bei meiner Reiseplanung eher zufällig erfahren habe.
Hinter dieser unscheinbaren Ladenfront liegt das kleine Museum. Es ist kostenlos und kann auf eigene Faust besichtigt werden.
Im Museum wird dem Besucher die Zeit der Zuckerrohrplantagen rund um Lahaina näher gebracht. Zucker war seit 1860 auf Maui auf dem Vormarsch. Damals verlor der Walfang immer mehr an Bedeutung und Zuckerrohr wurde im großen Stil angepflanzt. Es war die Zeit, zu der die Pioneer Mill, die Zuckermühle in Lahaina, gegründet wurde. Bis 1999 war die Fabrik aktiv und mit ihrer Schließung begann auch der Niedergang des Zuckerrohranbaus rund um Lahaina. Wie sehr diese Industrie ganz Maui prägte, werde ich aber erst später noch erfahren.
Aber zurück zur goldenen Zeit des Zuckerrohrs. Um die Arbeit auf den Feldern zu erledigen, wurden Menschen aus China, Japan, Korea, Portugal und Puerto Rico nach Maui gebracht. Sie lebten zu Beginn in kleinen Zeltstädten, bis die Zuckerrohrfirmen begannen, kleine Siedlungen zu errichten, in denen die Arbeiter alles fanden, was sie brauchten.
Das Museum zeigt nicht nur Bilder aus dieser Zeit, sondern auch Arbeitswerkzeug und viele persönliche Gegenstände der Arbeiter. Auf einem Bildschirm wird der Film „The Last Harvest” über die Schließung der Pioneer Mill in Lahaina gezeigt. Das Museum ist nicht sehr groß und doch interessant anzuschauen. Wer weiß schon, wie die Menschen auf Maui gelebt haben, bevor die Insel ein Tourismusmagnet wurde und woher der bunte Kulturenmix auf der Insel kommt.
Ich setze meinen Spaziergang entlang der Front Street fort und erreiche das Wo Hing Chinese Museum, das von der Einwanderung chinesischer Arbeiter zeugt. Langsam wird auch das Wetter wieder besser und die ersten Wolkenlücken zeigen sich.
Chinesen kamen bereits auf Handels- und Walfangschiffen nach Hawai’i, doch die größte Einwanderungswelle erfolgte von 1852–1898, als Tausende Chinesen nach Maui kamen, um auf den Zuckerrohrfeldern und in den Zuckerrohrfabriken zu arbeiten. Viele siedelten sich hier in Lahaina an und eröffneten Geschäfte entlang der Front Street. Um 1900 gründeten sie die Wo Hing Society. Wo bedeutet soviel wie Frieden und Harmonie und Hing bedeutet Wohlstand. Hier sollten die Chinesen fern der Heimat einen Ort finden, wo sie sich treffen konnten und in Zeiten der Not Hilfe bekamen.
Ganz bedeutend ist auch die Verbindung zu Dr. Sun Yat-sen, der als 13-jähriger erstmals nach Hawai’i kam und dessen revolutionäre Ideen hier Unterstützung fanden. Wem der Name jetzt nichts sagt, Sun Yat-sen wird als Gründer des modernen Chinas verehrt. Er beendete 1912 die 2000-jährige Kaiserherrschaft und war selbst erster provisorischer Präsident der Republik China.
Im Museum kaufe ich gleich den „Passport to the Past”, mit dem man Eintritt zu 4 Museen auf Maui erhält. Er kostet $10 während die zwei Museen in Lahaina zusammen schon $7 kosten würden, lohnt sich also, wenn man alles anschauen möchte. Die beste Übersicht über alles Interessante in Lahaina gibt es bei der Lahaina Restauration Foundation, die sich um die historischen Gebäude kümmert.
Das Museum selbst ist im Erdgeschoss zu finden und nicht besonders groß. Eigentlich besteht es nur aus einem großen Raum, in dem wahllos Stücke aus der Geschichte der chinesischen Besiedlung Mauis zusammengetragen wurden. So auch diese zwei sogenannten Fu Dogs. Die Hunde wurden aus einem einzigen Stück Jade geschaffen, das einst am Fraser River in British Columbia gefunden wurde, dann nach Hong Kong gebracht wurde und schließlich als diese zwei Statuen auf Maui landete. Jeder der Hunde wiegt dabei um die 300 Pfund.
Zum Obergeschoss des Gebäudes hat der Besucher normalerweise keinen Zutritt. Ich unterhalte mich jedoch eine Weile sehr nett mit der älteren Chinesin, die heute das Museum beaufsichtigt und plötzlich bietet sie mir an, dass ich auch den Tempel im Obergeschoss ansehen könne. Da sage ich natürlich nicht nein und so entfernt sie das Absperrband und ich darf die Treppe nach oben nehmen.
Zusehen bekomme ich einen Daoisten Tempel. Der Daoismus ist eine alte Religion, die schon seit mindestens 3000 Jahren existiert. Opfergaben werden meist in Form von Lebensmitteln im Tempel hinterlassen und sollen die Geister durch ihre Gerüche und Essenzen ernähren. Lebensmittel werden nur einige Tage auf dem Altar belassen und dann entfernt, bevor sie verderben. Die 7 Schalen enthalten dabei die wichtigsten Opfergaben.
Vom Balkon aus habe ich dann einen schönen Blick über die Front Street. Leider kann ich das Haus nicht umrunden, denn auf einer Seite wird gebaut.
Das zweite wichtige Gebäude neben dem Klubhaus und Tempel ist die Garküche gewesen. Die Küche spielt bei den Chinesen eine wichtige Rolle. Oft trifft sich die ganze Familie hier und so versammelte man sich zu Festlichkeiten rund um die riesigen Woks. Heute ist in der Garküche nicht nur ein Teil des Museums untergebracht, sondern auch ein kleines Kino. Gezeigt werden historische Filme über das Leben auf Hawai’i, die zwischen 1898 und 1906 von Thomas Edison gedreht wurden.
Wieder draußen knallt die Sonne inzwischen wie eh und je vom Himmel. Vom morgendlichen Nieselregen ist nicht mehr viel zu sehen, als ich die Front Street zurücklaufe.
Ich komme wieder am Master’s Reading Room vorbei, wie eigentlich jeden Tag, denn hinter dem historischen Gebäude liegt der Parkplatz des Pioneer Inn. Aber zurück zu dem kleinen Steinhaus, mit der großen Geschichte.
Der Master’s Reading Room stammt aus einer Zeit, als der Walfang große Bedeutung hatte. Viele Schiffe legten in Lahaina an, um Proviant aufzunehmen. Die Missionare beschlossen, dass es einen Raum geben müsse, in dem sich Kapitäne treffen können. Man sammelte Geld, um ein Haus für diesen Zweck zu errichten. 1834 wurde das Gebäude eröffnet. Im Obergeschoss gab es Räume für die Offiziere, im Erdgeschoss wurde ein Lager eingerichtet. 12 Jahre lang war der Offiziersclub ein voller Erfolg. Dann jedoch gab es mehr Angebote in der Stadt und er schloss seine Türen. 1846 kaufte Rev. Dr. Dwight Baldwin das Haus, doch wie dieser Herr nach Lahaina kam, das ist eine andere Geschichte.
Und diese Geschichte beginnt gleich nebenan, denn dort steht das Baldwin Home Museum. Rev. Dr. Dwight Baldwin und Charlotte Fowler heirateten in Connecticut nur eine Woche nachdem sie sich getroffen hatten. Sie beide wollten als Missionare arbeiten, doch das war nur verheirateten Personen gestattet. So heirateten sie und zogen 1834 nach Maui, wo sie begannen, dieses Haus zu bauen. Hier lebten sie mit ihren 6 Kindern und verloren 2 weitere, die als Kleinkinder verstarben. Sie lehrten das Christentum und unterrichteten viele Hawaiianer.
Dr. Baldwin studierte Medizin in Havard und war Pastor. Beide Berufe übte er auch in Lahaina aus. Er behandelte seine Patienten im Haus, von denen er viele während einer Pockenepidemie rettete. Charlotte Baldwin unterrichtete Lesen, Mathematik sowie Handarbeiten. Ihr Wohnzimmer war auch Treffpunkt für viele wichtige Personen der damaligen Gesellschaft. So kamen Mitglieder des hawaiianischen Hofes, Kapitäne und Reisende aus aller Welt.
Die Nachkommen der Baldwins blieben ebenfalls auf den Inseln. Ihr dritter Sohn, Henry Perrine Baldwin, war der Ingenieur, der das erste Bewässerungssystem für Maui erschuf, das den Anbau von Zuckerrohr ermöglichte.
Es ist schon Mittag, als ich zum Auto gehe und Richtung Süden fahre. Ich bin so richtig in Besichtigungslaune und will gleich noch ein weiteres Museum besuchen. Dazu muss ich bis kurz vor Kahului fahren. Hier befindet sich das Alexander & Baldwin Sugar Museum.
Was mir als erstes auffällt, hier kann man den Niedergang der Zuckerrohrindustrie fast noch riechen. Erst 2016 hat die hiesige Zuckerfabrik geschlossen. Von 1901 bis zum 12. Dezember 2016 produzierte die Alexander & Baldwin Company hier Zucker. Doch mit sinkenden Zuckerpreisen und immer mehr Konkurrenz aus Billiglohnländern war der Schicksal der letzten Zuckerfabrik in Hawai’i besiegelt. Aber auch die dichtere Besiedlung sowie Bedenken zu Gesundheitsschädigungen durch die Verbrennung von Zuckerrohr trugen zum Ende bei. Mit der Schließung dieser Fabrik ging eine Ära zu Ende, denn erstmals seit über 100 Jahren wird auf den Inseln kein Zucker mehr produziert. Für die 650 Arbeiter war es eine Katastrophe, denn viele Familien arbeiteten seit Generationen in der Zuckerindustrie.
Übrig bleibt nur noch das Haus des Superintendenten, das heute ein Museum ist. Und das schaue ich mir nun genauer an.
Im Museum erfahre ich alles über die Zuckerrohrindustrie auf Maui. Wie die ersten Arbeiter auf die Inseln kamen, wie sie lebten, wie Alexander & Baldwin für sie ganze Siedlungen errichtete, aber auch wie sich die Technik zur Herstellung von Zucker änderte. Es ist faszinierend. Ich hatte ja keine Ahnung, wie aufwendig das alles ist, obwohl ich schon öfter, besonders in der Karibik, durch Zuckerrohrfelder gefahren bin. Nur das Fotografieren ist im Museum durch die Lichtverhältnisse und die Glasvitrinen so ziemlich ein Ding der Unmöglichkeit.
Ganz anders sieht es dann rund um das Museum aus. Hier sind unzählige schwere Maschinen aus der Zuckerrohrindustrie ausgestellt. Die riesigen Mahlwerkzeuge wurde zum Zerdrücken des Zuckerrohrs genutzt. Die anderen Maschinen waren vor allem während der Ernte im Einsatz.
Mit diesem riesigen LKW aus dem Jahr 1956 wurde das Zuckerrohr z.B. vom Feld abtransportiert. Zuvor wurde die Ernte mit solchen Kränen verladen. Dieser hier stammt übrigens von der Pioneer Mill in Lahaina und war dort bis zu ihrer Schließung 1999 im Einsatz.
Was tun mit dem angebrochenen Nachmittag frage ich mich als ich fertig bin und so komme ich auf die Idee, auch noch das 4. Museum zu besuchen. Das Bailey House Museum liegt nicht sehr weit entfernt. Nur gute 5 Meilen sind es zu fahren, doch auf denen ändert sich das Wetter grundlegend. Es zieht sich zu und nicht nur das, teilweise hängen die Wolken richtig tief. Man merkt, dass hier am Fuß der Berge, das Regenreichste Gebiet der Insel, neben der Strecke nach Hana, liegt. Niederschlag fällt aber nicht und so erreiche ich den Parkplatz des Museums zumindest trockenen Fußes.
Gleich am Eingang begegnet mir dann nicht nur die bunte Flora Hawai’is, sondern auch die Fauna in Gestalt dieser zwei Echsen, die sich sogar richtig schön für die Kamera zu platzieren scheinen.
Das Bailey House wurde 1833 als eines der ersten westlichen Gebäude in Wailuku erbaut. Eigentlich war es als Heim für Missionare gedacht, wurde dann jedoch in eine Mädchenschule umgewandelt, die 1847 bereits wieder aufgegeben wurde. Im Jahr 1850 kauften Caroline und Edward Bailey das Anwesen und es wurde später Teil ihrer Zuckerrohrplantage. Bereits seit 1951 ist es ein Museum für hawaiianische Geschichte, im Besonderen der von Maui.
Im Obergeschoss ist ein großer Raum mit Möbeln aus der damaligen Zeit eingerichtet.
Zum Haus gehört auch ein Anbau, in dem eine weitere Ausstellung zu sehen ist.
Hier gibt es dann wieder Interessantes zur Zuckerindustrie. Da ahnt man erst einmal, wie bedeutetnd das für die Inseln lange Zeit war. Heute leben die meisten Menschen vom Tourismus, doch viele Jahre sah das ganz anders aus.
Und damit es nicht langweilig wird, noch ein paar weitere interessante Fakten zum Zuckerrohr. Auf Maui wächst das Zuckerrohr zu Stangen von 3–10 Metern Länge. Zwei Jahre braucht es, um zu reifen. Da die Stangen instabil sind, fallen sie irgendwann um und das Ganze wird zu einer undurchdringbaren Masse. Aus einem Morgen (das sind 4046qm Fläche) entstehen auf Maui 12 Tonnen Rohzucker. Diese werden dann zu 10.190 kg raffiniertem Zucker verarbeitet. Wahnsinn, wenn man überlegt, wie viel Zucker hier hergestellt wurde.
Schließlich ist im Garten noch dieses Honaunau Kanu zu sehen. Einst wurde es aus einem einzigen Stamm gefertigt und zuerst zum Fischen vor der Küste Konas genutzt. Zwischen 1930 und 1950 nutzte es der Outrigger Canoe Club als Trainingsboot und für Fahrten mit Touristen. 1959 wurde es der Maui Historical Society geschenkt und ist seit 1972 hier im Bailey House Museum zu sehen.
Ich fahre zurück nach Lahaina, wo ich eine Stunde später wieder ankomme. Es herrscht reger Verkehr unterwegs, doch das stört mich nicht weiter, denn auf der Fahrt kommt wieder die Sonne heraus und ich genieße einfach die Strecke entlang am Meer.
In Lahaina angekommen, ist vom schlechten Wetter gar nichts mehr zu sehen. Der Himmel ist strahlend blau und die Sonne brennt, als ob nie etwas gewesen wäre. Ich fahre noch zur Pioneer Mill Plantation Era Exhibit, wo sich der Kreis zum Plantation Museum von heute Morgen und dem Zuckerrohranbau schließt. Hier stand die Pioneer Mill, die Zuckerrohrfabrik von Lahaina. Bis 1999 wurde hier Zucker produziert. Zu sehen ist davon aber fast gar nichts mehr. Nur der Schornstein und ein paar Ausstellungsstücke zeugen noch davon. Lahaina hat sich ausgedehnt und auf dem einstigen Betriebsgelände und seinen Zuckerrohrfeldern sind neue Wohnsiedlungen entstanden.
Zuckerrohr gab es auf Hawaii übrigens schon bevor die Europäer die Inseln 1778 erstmals betraten. Die Siedler suchten nach etwas, das sie hier anbauen konnten und Zucker eignete sich hervorragend, denn er überstand auch den langen Transport auf dem Seeweg zu den Märkten auf dem Festland. Allein die Pioneer Mill baute um 1935 über 4000 Hektar Zuckerrohr an. Und hier kommen dann auch die kleinen Lokomotiven ins Spiel. Zu Anfang wurde das Zuckerrohr mit Ochskarren vom Feld geholt und lange bevor man LKW kannte, suchte man nach besseren Wegen. So kaufte die Pioneer Mill 1883 eine erste Lok. Die Züge, und damit auch die Loks, durften nicht sehr groß sein, denn man verlegte die Gleise immer in die Felder, wo sie gerade gebraucht wurden. Erst 1952 hatten die Bahnen endgültig ausgedient und wurden durch Trucks ersetzt.
Die zweite Lok, die ausgestellt ist, wurde 1889 gebaut und ebenfalls auf den Feldern eingesetzt. Es ist schon erstaunlich, wie diese kleinen Züge die Arbeit veränderten. Vorher brauchte es 20 Wagen, 25 Männer und 60 Ochsen um eine Ladung am Tag zu transportieren. Die Zügen hingegen schafften bis zu 120 Ladungen am Tag und es brauchte nur einen Zugführer und zwei Helfer um sie zu betreiben. So wurden in 6 Monaten bis zu 20.000 Tonnen Zuckerrohr geerntet und die Fabrik konnte Tag und Nacht arbeiten.
Weiterhin zu sehen sind auch Teile alter Bewässerungsanlagen, sowie die Wagons, auf denen die Ernte transportiert wurde. Herzstück der Ausstellung aber ist der schneeweiße Schornstein, seit seinem Bau im Jahr 1928 ein Wahrzeichen von Lahaina. Fast 69 Meter hoch ist er und wurde er für die Öfen, in denen die Reste des Zuckerrohr verbrannt wurden, gebraucht. Mit der daraus gewonnenen Energie wurden dann wieder die Maschinen angetrieben. Auch viele Seefahrer nutzten den Turm als Navigationshilfe. So gab es dann große Proteste als das Werk geschlossen wurde und der Turm mit abgerissen werden sollte. 2006 wurde er schließlich an die Lahaina Restauration Foundation übergeben und ist seitdem ein Denkmal an die Zuckerrohrindustrie.
Neben dem Ausstellungsgelände ist nur noch das Büro der Pioneer Mill übrig geblieben. Als Ruine steht es bisher am Straßenrand und wartet darauf, neues Leben eingehaucht zu bekommen oder dem Schicksal der Fabrik zu folgen und abgerissen zu werden.
Danach geht es zurück zum Pioneer Inn, wo ich mich kurz frisch mache. Es ist einfach so bequem, schnell mal ins Hotel zu gehen und dann noch ein bisschen durch die Stadt zu bummeln. Ich bin jeden Tag aufs Neue froh, kein Hotel in Kihei, Wailea oder Kaanapali gebucht zu haben. Für mich ist das hier einfach perfekt.
Direkt vor meiner Tür ist heute allerdings geschäftiges Treiben, denn schon den ganzen Tag tendern die Boote von der Grand Princess zum Hafen. Das es deshalb aber übermäßig voll ist, kann ich nicht behaupten. Ich habe den ganzen Tag fast keinen der Passagiere getroffen.
Ich mache mich auf den Weg mir ein Restaurant zum Abendessen zu suchen, denn so langsam meldet sich der Hunger. Und weil heute St. Patricks Day ist, gehe ich natürlich in das Restaurant im grünen Haus. Nein, nicht wirklich, das ist eher ein Zufall, aber das Restaurant, das ich mir ausgesucht habe, ist in dem grünen Haus ganz rechts im Bild, das ich bereits vom Pioneer Inn aus sehen kann.
Bevor ich mich auf den Weg zum Essen mache, schaue ich aber noch einmal über die Kaimauer. Schon seit Mittwoch versuche ich eine Zeit abzupassen, zu der der Hauola Stone zu sehen ist. Den kann man nämlich bei hohem Wasserstand nicht immer ausmachen.
Und tatsächlich habe ich Glück und kann den Hauola Stone zumindest im Wasser erahnen. Der Stein war schon im 14. und 15. Jahrhundert wichtig für die alten Hawaiianer. Häuptlingsfrauen nutzten ihn als Geburtsstein, wie so eine klassische Wassergeburt. Heute werden ihm auch heilende Kräfte nachgesagt.
Wie eingangs erwähnt, ist heute St. Patricks Day und so soll dann auch an der Front Street einiges los sein. Dass die Dudelsackspieler eigentlich aus Schottland stammen, scheint hier keinen zu stören. Hauptsache es gibt einen Grund zu feiern. Eine große irische Bevölkerungsgruppe gibt es auf den Inseln sowieso nicht. St. Patricks Day findet hier eher für die Touristen statt. Das ist in anderen Landesteilen ganz anders, wo es Paraden und richtige Festlichkeiten gibt.
Es ist nicht weit bis zum Restaurant meiner Wahl und wo isst man im Paradies seinen Burger? Natürlich bei Cheeseburger in Paradise. Und von einem Paradies ins andere sind auch die zwei Gründerinnen einst umgezogen. Lauren Gartner und Edna Bayliff machten in den 80ziger Jahren Urlaub auf Maui und irgendwann hingen ihnen die Fischplatten zum Hals raus. Sie hatten Appetit auf einen richtigen Cheeseburger. Längst wieder zu Hause, kam ihnen die Idee, doch ein Cheeseburger Restaurant in Lahaina zu eröffnen. Dabei hatten sie keine Ahnung vom Geschäft und mussten sich die $1/2 Mio. Startkapital zusammenborgen. Doch es gelangt und 1989 eröffneten sie hier an der Front Street. Heute gehört ihnen nicht nur das Restaurant in Lahaina, sondern 6 Filialen, von denen 3 auf Oahu sind und eine sogar in Las Vegas. Na dann will ich doch mal testen, wie mir der Flagship Store so gefällt.
Die schönsten Plätze im Restaurant sind im Obergeschoss und ich habe Glück und bekomme sogar einen Tisch direkt auf der Meeresseite. Ist das nicht eine Aussicht?
Ansonsten ist das Restaurant, ganz typisch für Hawai’i, sehr offen gehalten. Bei Regen können Planen heruntergelassen werden, aber ansonsten fühlt es sich fast wie eine Terrasse an. Interessant ist auch das Design mit den unzähligen Nummernschilden, von denen sogar eines aus Berlin ist. Auch Live Musik gibt es jeden Abend und das ist schon netter, als irgendwelches Gedudel aus dem Lautsprecher.
Was ich zum Dinner bestelle, ist natürlich klar – Cheeseburger muss es sein. Doch wer jetzt glaubt, dass die Speisekarte so ziemlich kurz ist, der irrt. Es gibt eine ganz schöne Auswahl an Speisen. KLICK Und die kommt gut an. Allein in Lahaina werden um die 1.200 Gäste am Tag bedient und 18.000 Cheeseburger im Monat verkauft, einer davon nun an mich.
Richtig lecker war es und ich bereue meinen Besuch nicht. Hier komme ich gerne wieder her. Zum Dessert bekomme ich dann noch den Sonnenuntergang gratis dazu.
Eine Sache, die ich den Tropen besonders liebe ist, dass es abends kaum kühler wird. So kann ich selbst nach Einbruch der Dunkelheit getrost kurzärmlig und in Pantoletten durch die Straßen ziehen. Das macht auch richtig Spaß heute, denn an der Front Street herrscht eine tolle Stimmung. Viele Menschen stehen an der Kaimauer, um den Sonnenuntergang zu beobachten und die Grand Princess zu verabschieden, die gerade wieder abdreht und zu neuen Zielen aufbricht.
Und ein bisschen Grün zum St. Patricks Day habe ich dann auch noch gefunden.
Richtig spät bin ich heute zurück am Hotel, doch nicht bevor ich mein Eis von Dole geholt habe. Schön ist es hier auch am Abend, wenn alles beleuchtet ist. Und der Blick aufs Wasser ist sowieso immer wieder unbezahlbar.
Wie jeden Abend, lasse ich den Tag schließlich auf meiner Lanai ausklingen. Das ist einfach das absolut Beste am Pioneer Inn überhaupt, neben der Lage. Noch nirgendwo auf den Inseln konnte ich so viel fußläufig machen, ohne auch nur einmal das Auto zu bewegen.
Meilen: 54
Wetter: heiter bis wolkig, 22–28 Grad
Hotel: Best Western Pioneer Inn