Tag 10 – Samstag, 27. Juni 2015
Heartbreaker – Derby nach Corby
„England expects that every man will do his duty.”
Horatio Nelson
Die Sonne strahlt von einem knallblauen Himmel. Na, so kann der Tag doch gerne beginnen. Nach einem kleinen Hampton Frühstück, das hier, wie gewohnt, inklusive ist, mache ich noch einen kurzen Spaziergang rund um das Hotel.
Dann aber zieht es mich wieder weiter zu neuen Besichtigungen.
Während meiner Recherche bin ich auf Sutton Scarsdale gestoßen. Einst ein großartiges Herrenhaus, ist heute leider nur noch die äußere Hülle übrig. Doch das Haus hat eine ganz besondere Geschichte, die mal wieder den Bogen bis in die USA schlägt.
Das heutige Haus aus dem Jahr 1724 ist schon das vierte oder fünfte Gebäude auf dem Grundstück. Nicolas Leke, der 4. Earl of Scarsdale war der Bauherr und wollte ein Anwesen in derselben Größe wie Chatsworth House. Im Jahr 1824 kam das Haus in die Hände der Familie Arkwright, die es bis 1919 besaß. In dem Jahr ließ William Arkwright das Haus versteigern. Lange Zeit war es unverkäuflich und schließlich erwarben Geschäftsleute das Anwesen. Sie verkauften alles, was nicht Niet- und Nagelfest war. Sogar das Dach wurde abgebaut und veräußert. Nur die äußere Hülle blieb stehen.
Einen Teil der reich verzierten Vertäfelungen kaufte dann übrigens William Randolph Hearst, der vorhatte, sie in Hearst Castle einzubauen. Das Speisezimmer landete hingegen im Philadelphia Museum of Art, wo es noch heute zu besichtigen ist.
Die Ruine hingegen blieb viele Jahre stehen und sollte dann abgerissen werden. Doch 1946 kaufte Sir Osbert Sitwell das Anwesen, um es als Ruine zu erhalten. Heute wird Sutton Scarsdale vom National Trust verwaltet.
Da es gestern nicht geklappt hat und heute das Wetter so toll ist, beschließe ich, noch einmal nach Kedleston Hall zu fahren. Das Herrenhaus ist seit 1297 Sitz der Familie Curzon. Das heutige Haus wurde 1759 von Nathaniel Curzon in Auftrag gegeben. Die Nordfassade ist ganze 107 Meter lang und wird von einem korinthischen Portikus dominiert.
Zum Anwesen gehört diese Kirche, in der Familienmitglieder aus allen Generationen beigesetzt sind.
Einen Teil des Herrenhauses kann ich auf eigene Faust erkunden. In einem der Seitenflügel aber wohnt noch heute die Familie Curzon.
Die Ausstellung im Haus zeigt weniger intakte Familienräume, als ein Sammelsurium von Andenken. Besonders von George Nathaniel Curzon, der um 1900 Vizekönig von Indien war, sind viele Stücke zu finden.
Nur die prächtigen Säle im Mittelteil des Hauses sind, neben der Ausstellung, für Besucher geöffnet.
Umgeben ist das Haus von einem riesigen Garten.
Hier habe ich auch einen schönen Blick auf die Südseite des Hauses, die völlig anders aussieht. Sie wurde vom Architekten Robert Adam nach dem Vorbild des Konstantinsbogens in Rom entworfen.
Und noch ein Herrenhaus ganz in der Nähe will ich besuchen, Newstead Abbey. Das Haus ist nicht für seine außerordentliche Architektur oder Einrichtung bekannt, sondern für einen sehr berühmten Bewohner – Lord Byron.
Ursprünglich als Augustinerabtei gegründet, landete das Haus nach der Auflösung der Klöster im Jahr 1540 in den Händen der Familie Byron. Im Jahr 1798 erbte es der berühmte Schriftsteller Lord Byron. Der aber hatte finanzielle Probleme und war so 1815 gezwungen, das Haus zu verkaufen. Nach mehreren Besitzern wurde es schließlich 1931 der Stadt Nottingham geschenkt, die es heute als Museum betreibt.
Ausgestellt sind vor allem viele Erinnerungs- und Schriftstücke des berühmten englischen Dichters.
Auf dem Anwesen entdecke ich dann noch diesen außergewöhnlichen Briefkasten. Warum ist er speziell? Wegen des GR auf der Front. Alle, wirklich alle, Briefkästen im Königreich haben heute EIIR auf der Vorderseite zu stehen, die Initialen von Königin Elizabeth II. Ich habe noch nie zuvor einen Briefkasten gesehen, der noch die Initialen von König George hatte.
Bis fast nach Peterborough fahre ich noch einmal zurück, um Burghley House zu besuchen. Dieses Haus wollte ich unbedingt sehen und bei solch einem Wetter macht das natürlich doppelt Spaß.
Burghley ist eines der großen Estates in England, die noch immer in Familienbesitz sind. Es ist wohl einer der prächtigsten nicht-königlichen Paläste des Landes. Mit einem Coupon von English Heritage bekomme ich hier 20 Prozent Rabatt beim Eintritt. Besonders gefällt mir, dass ich mich nicht einer Führung anschließen muss, sondern die Räume auf eigene Faust erkunden kann. Anschauen kann ich allerdings nur die prächtigen State Rooms, denn im Rest des Hauses wohnt auch heute noch die Familie Cecil.
Umgeben ist das Herrenhaus von einem riesigen Grundstück. Ein Teil ist nur der Familie vorbehalten, doch andere Teile kann jeder Besucher auf eigene Faust erkunden.
Burghley ist übrigens seit sechzehn Generationen der Stammsitz des Marquis von Exeter. Der derzeitige 8. Marquis von Exeter, 17. Graf von Exeter und 18. Baron Burghley wohnt mit seiner Frau jedoch im Ausland, genauer gesagt in Ashland, Oregon und sein Sohn in Victoria, British Columbia. Der Marquis wurde auch in West-Kanada geboren. Schon sein Großvater begann hier Land zu erwerben, das noch heute im Familienbesitz ist. Ständig bewohnt und verwaltet wird das Anwesen derzeit von seiner Cousine Miranda, ihrem Mann Orlando und deren vier Kindern.
Ich laufe schließlich mehrere Kilometer durch Gärten, über Wiesen und Rasenflächen, um zumindest einen Großteil der Anlage gesehen zu haben. Das Wetter bleibt mir dabei hold und so ist es ein wunderschöner Nachmittag, den ich ausgiebig genieße.
Ich kann es einfach nicht lassen, das Wetter ist zu schön, um schon ins Hotel zu fahren und so biege ich noch auf die Straße zur Kirby Hall ein. Auch dieses prächtige Herrenhaus ist heute nur noch eine Ruine und wird ebenfalls von English Heritage verwaltet. Da mein Pass durch den zusätzlichen Tag, den mir der nette Herr beim Wellington Arch gegeben hat, noch gültig ist, komme ich hier ohne extra Eintritt zu zahlen hinein.
Der Bau des Hauses begann 1570. Eigentümer war Sir Christopher Hatton, der Lord Chancelor bei Queen Elizabeth I. war. Heute gehört das prächtige Anwesen dem Earl of Winchilsea.
Ein Großteil des Hauses ist eine dachlose Ruine, doch einige Räume sind noch intakt und zeugen von einer grandiosen Vergangenheit.
Umgeben ist das Haus von einem wunderschön angelegten Garten, dessen Design noch völlig intakt ist. Auf dem Grundstück sind auch unzählige Pfauenpärchen unterwegs.
Nun ist es nicht mehr weit bis zu meinem Hotel in Corby. Noch einmal habe ich ein Hampton by Hilton reserviert. Es gibt davon immer mehr in England und ich mag diese Kette genauso wie in den USA. Diesmal allerdings läuft nicht alles ganz nach Plan. Ich gehe also mit meiner Schlüsselkarte aufs Zimmer, stelle meine Sachen ab und will dann zum Essen. Als ich rausgehe, merke ich, dass die Tür beim Heranziehen nicht ins Schloss fällt. Ich drücke dagegen und tatsächlich, die Tür bleibt nicht zu. Also marschiere ich wieder zur Rezeption. Der Mitarbeiter kommt mit mir nach oben, kann das Problem aber auch nicht lösen. So bekomme ich ein anderes Zimmer. Doch hier funktioniert die Toilette nicht, also nochmal Zimmer gewechselt. Zimmer Nr. 3 ist dann super ok und ich zufrieden.
Zum Abendessen gehe ich in den Pub gegenüber. Bei Wetherspoon war ich noch nie, aber irgendwann ist ja bekanntlich immer das erste Mal und es wird bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sein. Preis/ Leistung haben hier absolut gestimmt.
Was für ein schöner Tag das heute gewesen ist. Ich bin hochzufrieden und schlafe glücklich ein.
Meilen: 195
Wetter: sonnig; 16–25 Grad
Hotel: Hampton by Hilton