Tag 16 – Montag, 22. Februar 2016
Big Houses, Big Ships – Ft. Lauderdale nach Coral Springs
„I like being in new places and seeing new sights.” – Tom Welling
Es ist noch dunkel, als die ersten Lichter von Ft. Lauderdale am Horizont auftauchen. Ich bin schon an Deck, denn das Einlaufen in den Hafen will ich mir nicht entgehen lassen.
So langsam wird es heller, während sich die Independence of the Seas der Hafeneinfahrt von Port Everglades nähert.
Dort sind wir nicht allein. Drei weitere Schiffe liegen bereits im Hafen, eines davon die Royal Princess, die uns während der letzten 30 Stunden irgendwo überholt haben muss.
Dann legen wir auch schon wieder dort an, wo die Reise vor 4 Tagen begonnen hat.
Wir sind noch nicht ganz am Pier, da geht über dem Atlantik die Sonne auf.
Dann heißt es leider „Good bye” sagen. Wie immer, geht es ziemlich schnell von Bord. Dann stehe ich jedoch eine ziemliche Weile an der Immigration an. Eben einer der Nachteile bei so vielen Passagieren, zumal hier nicht nach US-Bürgern und Ausländern getrennt wird.
Bevor ich zum Officer gehe, hole ich noch schnell meinen Koffer. Den haben die helfenden Hände heute Morgen schon ausgeladen. Beim Officer geht es ganz schnell, nicht einmal einen zweiten Stempel bekomme ich mehr. Auch das Shuttle zum Rental Car Center lässt nicht lange auf sich warten. Diesmal gehe ich zu Alamo und hole meinen Compact Mietwagen ab, einen Nissan Versa. Mit dem fahre ich nach Fort Lauderdale, wo ich ein wenig am Atlantik entlang cruise, bevor ich zum Hugh Taylor Birch State Park einbiege. Hier wollte ich schon ewig mal Halt machen. Der Park liegt mitten im geschäftigen Fort Lauderdale und ist sowas wie eine Oase der Ruhe.
Der Hugh Taylor Birch State Park liegt auf dem ehemaligen Grundstück des Chicagoer Anwalts Hugh Tylor Birch. 1848 geboren und arbeitete später als Anwalt für die Standard Oil Company. 1893 kam erst erstmals nach Florida, um nach einem Winterhaus zu suchen. So landete er schließlich im kleinen Kaff Ft. Lauderdale, das aus nicht viel mehr als einem Laden und ein paar Hütten bestand. Hier erwarb er 3 Meilen Seefront für $3.500. Die Leute hielten ihn für verrückt, dass er hier Land kaufte. Große Teile dieses Landes verkaufte, verschenkte oder spendete er. Den verbliebenen Teil schenkte er schließlich 1942 dem Staat Florida, mit der Zusage, dass das Gebiet nie bebaut wird, um zukünftigen Generationen zu zeigen, wie Florida hier einst aussah. Nach seinem Tod im Jahr 1943 wurde daraus der Hugh Taylor Birch State Park.
Ich fahre ein Stück durch den Park und da dieser auf der einer der vorgelagerten Inseln liegt, lande ich natürlich unweigerlich am Intracoastal Waterway. Von hier kann man schön auf die Villen am anderen Ufer schauen.
Teil des Parks ist auch das ehemalige Wohnhaus von Hugh Taylor Birch. Er erbaute es erst 1940 für $15.000 und nannte es Terramar. Momentan wird das Gebäude gerade renoviert, weswegen derzeit keine Ausstellungen zu sehen sind.
Durch einen Straßentunnel führt der Weg zum Strand. Angelegt ist das so, denn auch die Atlantik Ave., die den Park heute vom Meer trennt, gehörte einst zum Grundstück. Und damit man das Wasser selbst heute noch gut erreichen kann, wurde dieser Tunnel angelegt.
Wieder zurück im Park, gehe ich noch ein wenig spazieren. Es ist teilweise kaum zu glauben, dass man hier mitten im geschäftigen Ft. Lauderdale ist. Hier gibt es Mangrovenwälder und sogar Kajaks kann man sich ausleihen.
Der Park hat mir sehr gut gefallen, doch nun muss ich mich sputen, denn ich habe noch etwas vor. Genau vor 10 Jahren bin ich schon einmal mit der Carrie B. unterwegs gewesen, immer wollte ich das nochmal machen und heute habe ich es ganz fest eingeplant. Das Wetter ist aber auch ideal dafür. Die Carrie B., das ist ein Schaufelraddampfer, der drei Mal täglich zu Touren durch Ft. Lauderdale aufbricht. Nur so kann man die Stadt richtig erkunden, denn Ft. Lauderdale wird mit seinen vielen Kanälen auch das Venedig von Amerika genannt.
Auf geht’s vom gerade frisch renovierten Pier am New River Drive. Einst lag das Schiff direkt neben dem Stranahan House, doch momentan versperrt eine riesige Baustelle den direkten Weg. Apropos Stranahan House, das ist ein richtiges Juwel. 1901 von Frank Stranahan errichtet, ist es heute das älteste Haus in Broward County. Einst diente es als Handelsaußenposten, von dem aus Stranahan mit den Seminolen Handel betrieb. Später wurde es auch als Wohnhaus ausgebaut. Seit 1984 ist es ein Museum und zeigt, wie das Leben von rund 100 Jahren in Südflorida war.
90 Minuten dauert so eine Tour mit der Carrie B. und zu sehen gibt es, wie sollte es anders sein, die Häuser und Boote der Schönen und Reichen. Klar, man könnte auch eine Bustour durch Beverly Hills machen, doch das hier ist viel entspannter und macht richtig Spaß. Lange lässt das auch die erste Jacht nicht auf sich warten. Die hier ist noch ziemlich klein, doch es ist trotzdem ein ganz besonderes Bötchen. Beim genaueren Hinsehen erspäht man nämlich das 007 Emblem am Heck. Die Jacht ist eine Einzelanfertigung mit Gucci Sofas, 4 Schlafzimmern, einem Jacuzzi und vielem mehr.
Hier am New River stehen schließlich auch noch einige kleinere Apartmenthäuser. Viele von ihnen wurden einst als Sozialwohnungen erbaut und sind heute Hundertausende, wenn nicht Millionen wert. Ich würde sofort einziehen.
Der Großteil der Häuser an den Kanälen von Ft. Lauderdale sind heutzutage allerdings Einfamilienhäuser oder besser gesagt Villen. Einige sind geradezu riesig und gehören den Superreichen Amerikas. Die Kanäle aber sind offen wie Jedermann und hier kann man von den Häusern einiges mehr sehen, als in Beverly Hills, wo meist Hecken den Blick versperren, denn wer will schon seinen Wasserblick verbauen?
Immer wieder sieht man auch Häuser zum Verkauf oder neu gebaute Villen. Die Immobilienpreise haben hier in den letzten Jahren nochmals kräftig angezogen.
Viele der Bewohner haben hier auch nicht nur ein paar Nobelkarossen in der Garage, sondern auch ihr eigenes Boot am Pier.
Eines der wohl ungewöhnlichsten Häuser auf der Tour ist das Anwesen von Wayne Huizenga, das 3 Wasserfälle hat sowie einen chinesischen Glockenturm. Wem der Name Huizenga nichts sagt, er ist der Gründer von Waste Management, Auto Nation sowie Blockbuster Entertainment, drei Fortune 500 Unternehmen. Geld spielt für den Herrn also keine Rolle.
Die Villa rechts in der Mitte des nächsten Bildes ist auch ein Prachtexemplar, das gerade für schlappe $40 Millionen zum Verkauf steht, momentan der höchste jemals verlangte Preis für ein Anwesen in Ft. Lauderdale.
Eines der Häuser, das mich immer am Meisten begeistert, ist das sogenannte „Weiße Haus” von Ft. Lauderdale. Ein wahres Prachtstück. Es wurde bereits 1938 von einem Mann erbaut, der sein Geld mit Klimaanlagen für Autos machte. Vor ein paar Jahren stand es für $28 Millionen zum Verkauf. Aber wie man weiß, muss man, besonders in den USA, nicht nur das Geld für den Kauf, sondern auch für den Unterhalt haben. Allein $600.000 werden pro Jahr für Grundsteuern fällig.
Schließlich erreicht der Carrie B. den 17th Street Causeway, eine der Hauptverbindungsstraßen vom Festland auf die vorgelagerten Inseln. Wie viele Brücken in Ft. Lauderdale ist auch diese eine Zugbrücke.
Auf der anderen Seite der Brücke liegt Port Everglades, wo auch mein Schiff, die Independence of the Seas heute am Pier liegt. Port Everglades ist der geschäftigste Kreuzfahrthafen der Welt. An manchen Tagen werden hier um die 15 Schiffe abgefertigt.
Auf der Rückfahrt in die Kanäle erleben wir den 17th Street Causeway dann auch in Aktion.
Unterwegs kommen wir dann noch an diesen Häusern vorbei, die einen Logenausblick auf Port Everglades haben. Den kleinen Sandstrand haben sie übrigens erst seit Kurzem. Den hat ein Hurrikan vor gut 10 Jahren hier abgeladen. Die Eigentümer hat es gefreut. Wer kriegt schon von heute auf morgen einen Privatstrand?
Neben der Brücke bietet sich schließlich auch ein Blick auf berühmte Hyatt Pier 66 Hotel. Die dazugehörige Marina wurde in den 1950ziger Jahren von der Ölfirma Phillips 66 eröffnet und 1965 das Hotel in seinem markanten Design gebaut. Die gläserne Cocktaillounge dreht sich alle 66 Minuten einmal um die eigene Achse. Die 66 ist an ganz vielen Teilen des Gebäudes vertreten. So gibt es z.B. auch 66 spitze Balkone, die sich an die Zacken der Krone der Freiheitsstatue anlehnen. Momentan steht das ganze Gelände einmal mehr zum Verkauf und es ist geplant noch weitere Apartmenthäuser zu errichten.
Und schon geht es wieder unter der Brücke hindurch.
Gleich dahinter, am Pier 66, liegen zwei wahre Megajachten. Die Invictus ist eine 66 Meter Jacht, die für schlappe $476.000 gechartert werden kann. Dafür bekommt man 9 Schlafzimmer, einen Salon mit raumhohen Glasfenstern, eine Skylounge, ein Sonnendeck mit Jacuzzi und vieles Mehr. Bis zu 20 Personen können auf dem Schiff unterwegs sein.
Das zweite Schiff ist die über 70 Meter lange Seven Seas. Sie gehört Steven Spielberg und beherbergte schon viele Hollywoodgrößen. 12 Gäste und 26 Crewmitglieder finden an Bord des Schiffes Platz, das sogar ein eigenes Kino hat.
Immer weiter geht die Fahrt durch die Kanäle und unser Captain erzählt dabei immer wieder Geschichten zu den Häusern und ihren Bewohnern.
Eines der bekanntesten Häuser ist das Miami Vice House. Es gehört Michael Mann, der Produzenten und Regisseur der Serie, der hier viele Szenen der bekannten Serie drehen ließ.
Und auch hier wird wieder gebaut. In den letzten Jahren ist ein wahrer Boom ausgebrochen, erzählt der Captain. 20–30% sind die Preise gestiegen, obwohl anderswo der Markt zusammenbrach.
Schließlich erreichen wir wieder die größeren Kanäle, die nach Downtown führen. hier finden sich auch wieder größere Apartmenthäuser neueren Datums.
Schließlich geht die Fahrt wieder zurück zum New River. Die 90 Minuten sind unheimlich schnell vergangen, viel zu schnell finde ich.
Auch dieses Mal hat mir die Fahrt super gut gefallen. Die Carrie B. ist einfach eine Tour, die ich absolut empfehlen kann. Mein Auto steht übrigens im Parkhaus des Riverside Hotels, ein herrliches Haus im Art Deco Stil mitten in Ft. Lauderdale.
Ich weiß ja, dass auch mein Schiff, den Hafen heute Abend wieder verlassen wird. Und die Hafenausfahrt kann man hier in Fort Lauderdale wunderschön überblicken. Bisher habe ich das immer vom Strand aus getan, doch heute plane ich zum John U. Lloyd Beach State Park zu fahren.
Die Carnival Fantasy ist leider schon weg, doch lange brauche ich nicht warten, da kommt die Royal Princess um die Ecke. Und dieses Mal tut sie mir den Gefallen, genauso wie damals in Southampton und in Warnemünde, und bläst ihr Horn. Wahnsinn, dass ich die letzten Male auf einem anderen Kontinent war, als ich das gehört habe. Und wer es nicht weiß, Princess Cruises war ja die Gesellschaft auf der die berühmte Serie „Love Boat” gefilmt wurde und die Royal Princess spielt die Titelmelodie anstatt der sonst üblichen Tröte.
Auch die Celebrity Equinox kenne ich bereits aus Warnemünde. Majestätisch gleitet sie nun hier an mir vorbei. Von hier ist übrigens auch der Strand zu sehen, an dem ich sonst immer die Schiffe beobachtet habe.
Und dann kommt sie auf die Ecke, die Independence of the Seas. Klasse, genauso habe ich mir das vorgestellt, da ich auf der Kreuzfahrt ja nicht viele Gelegenheiten hatte, das Schiff zu fotografieren.
Zwischendurch saust noch schnell ein Boot des Sheriff Departement vorbei.
Doch dann gleitet sie ganz nah an mir vorbei, die Independence of the Seas, mit neuen Passagieren auf einer anderen Route.
Vom State Park aus fahre ich schließlich wieder ins Landesinnere. Für heute Nacht habe ich das Marriott Coral Springs gebucht, mal wieder auf Punkte, denn ansonsten kann man hier ja kaum etwas bezahlen. Die Anlage gefällt mir auf Anhieb. Das Hotel gehört zu einem Golf Resort und ist sehr gepflegt.
Meilen: 65
Wetter: sonnig, 77–84 Grad
Hotel: Marriott Coral Springs