New Horizons – Über Stockholm und Doha nach Singapur


Tag 8: Don­ners­tag, 14. März 2019
In the Heart of the Lion City – Singapur

„Sin­ga­po­re is one of the grea­test places in the world.” – Hen­ry Golding

Noch ein­mal wache ich heu­te auf Sent­o­sa auf. Vor dem Früh­stück packe ich schon mal ein biss­chen zusam­men, zumin­dest so, dass ich nach­her alles ins Taxi laden kann. Dann gehe ich früh­stücken, um danach dem Mer­lion in den Kopf zuschau­en. Den Mer­lion trifft man in Sin­ga­pur immer wie­der, denn er ist inzwi­schen zum Wahr­zei­chen der Stadt gewor­den, die den Bei­na­men Löwen­stadt trägt.

Das Fabel­we­sen besteht aus einem Löwen­kopf, der Sin­ga­purs ori­gi­na­len Namen Sin­ga­pura reprä­sen­tiert. Sin­ga­pura heißt so viel wie Löwen­stadt. Der Fisch­kör­per hin­ge­gen ver­kör­pert den Ursprung der Stadt als klei­nes Fischer­dorf mit dem Namen Tema­sek. Erschaf­fen wur­de das Wesen im Jahr 1964 vom Tou­ris­mus­ver­band, der den Mer­lion bis 1997 als offi­zi­el­les Logo nutz­te. Was mich aller­dings rich­tig trau­rig macht, wäh­rend ich die­se Zei­len schrei­be, sind die­se Bil­der auch schon Geschich­te, denn Ende Okto­ber 2019 wur­de der Mer­lion auf Sent­o­sa geschlos­sen und abge­ris­sen. Manch­mal ist es schon selt­sam, dass in asia­ti­schen Städ­ten fast nichts vor der Abriss­bir­ne sicher ist. Aber zurück zu mei­nem Besuch, denn als ich im März 2019 auf Sent­o­sa war, gab es sie Sta­tue noch.

Die 37 Meter hohe Sta­tue auf Sent­o­sa war die größ­te der ins­ge­samt sie­ben Mer­li­ons, die in Sin­ga­pur zu fin­den sind. Im Jahr 1995 wur­de die Staue gebaut, die für 24 Jah­re das Wahr­zei­chen der Insel war. Nach­dem ich die Kas­se pas­siert habe, geht es für mich in das Inne­re des Mer­lion. Eine klei­ne Aus­stel­lung erzählt die Geschich­te des Wahrzeichens.

Dann geht es nach oben in den rie­si­gen Löwen­kopf. Zuerst mit einem Fahr­stuhl und dann wei­ter über eine Treppe.


Zwei Aus­sichts­decks bie­ten einen guten Blick über die Stadt und die Insel. Die unte­re Aus­sicht erfolgt durch das offe­ne Maul des Löwens. Hier wer­den von den Besu­chern auch Bil­der gemacht. Doch kau­fen muss man nichts, die Ange­stell­ten machen auch mit den eige­nen Han­dys Fotos, was ich super nett finde.

Eine wei­te­re Trep­pe führt dann auf den Kopf des Löwen, von wo es einen kom­plet­ten Rund­um­blick gibt.

Ein­mal reicht der Blick nach Nor­den über die Insel und das Hafen­ge­biet bis hin zu den Hoch­häu­sern der Innen­stadt. In die ent­ge­gen­ge­setz­te Rich­tung blicke ich auf das Meer hinaus.

Die Ach­ter­bah­nen und das Mär­chen­schloss gehö­ren übri­gens zu den Uni­ver­sal Studios.

Mei­nem Hotel kann ich von hier auch aufs Dach schauen.

Anschlie­ßend geht es wie­der nach unten, wo zum Schluss noch ein klei­ner Sou­ve­nir­shop wartet.

Nach dem Besuch des Mer­lion gehe ich zurück ins Hotel. So lang­sam packe ich mei­ne Sachen und las­se mir ein Taxi rufen. Dann muss ich mich vom Le Méri­di­en ver­ab­schie­den. Es hat mir wirk­lich gefal­len und ich kann mir einen wei­te­ren Auf­ent­halt auf jeden Fall vorstellen.

Mit dem Taxi geht es nun über den Damm, der Sent­o­sa und den Rest von Sin­ga­pur ver­bin­det, wie­der zurück in die Stadt. Taxi fah­ren ist in Sin­ga­pur übri­gens ein sehr preis­wer­tes Ver­gnü­gen, wes­we­gen es über­haupt kei­nen Sinn macht, mit Gepäck jedes Mal in die MRT oder den Bus zu stei­gen. Rund acht Kilo­me­ter sind es vom Le Méri­di­en bis zum Hotel Fort Can­ning, wo ich mei­ne näch­ste Nacht gebucht habe. Rund zwan­zig Minu­ten bin ich unter­wegs, denn der Ver­kehr ist über die Mit­tags­zeit nicht son­der­lich dicht. Aller­dings macht es dem Fah­rer etwas Pro­ble­me die Zufahrt zu fin­den, denn durch eine Bau­stel­le ist die­se recht ver­steckt. Doch nach einer Run­de um den Block schaf­fen wir das gemein­sam und ich wer­de vor dem Hotel abgesetzt.

Das Hotel Fort Can­ning befin­det sich, wie der Name schon sagt, im Fort Can­ning Park, einem wun­der­schö­nen Stadt­park mit viel Geschich­te mit­ten in Sin­ga­pur. Wäh­rend das Hotel 2010 eröff­ne­te, wur­de das Gebäu­de, in dem es sich befin­det, bereits 1926 erbaut. Damals als Ver­wal­tungs­ge­bäu­de für das Bri­ti­sche Fer­ner Osten Kom­man­do, das hier sein Haupt­quar­tier besaß.

In der Lob­by des Hotels wird dann noch an den bekann­te­sten Offi­zier erin­nert, der hier ein Büro hat­te, Lieu­tenant Gene­ral Arthur Per­ci­val. Der Bri­te blick­te bereits auf eine lan­ge mili­tä­ri­sche Kar­rie­re zurück, als er die Trup­pen in die Schlacht von Sin­ga­pur gegen die Japa­ner führ­te. Er war es auch, der sich den japa­ni­schen Trup­pen ergab. Die­ser Akt soll­te als der größ­te sei­ner Art in die bri­ti­sche Mili­tär­ge­schich­te ein­ge­hen und schwäch­te den Ein­fluss des Empire in Süd­ost­asi­en für immer.

Heu­te erin­nern übri­gens unge­wöhn­li­che Fen­ster im Boden der Lob­by an längst ver­gan­ge­ne Zei­ten, denn beim Umbau zum Hotel wur­den so eini­ge Fun­de gemacht, die man an Ort und Stel­le ließ, aber auf die­se inter­es­san­te Art und Wei­se doch ausstellt.

Ich wer­de an der Rezep­ti­on freund­lich begrüßt und ein­ge­checkt. Da die­ses Hotel zu kei­ner Ket­te gehört, habe ich es über hotels[dot]com gebucht. Mit einer gesam­mel­ten Frei­nacht, habe ich den doch recht hohen Zim­mer­preis so beträcht­lich redu­zie­ren kön­nen und mir den Wunsch hier zu über­nach­ten erfüllt. Mein Zim­mer befin­det sich im zwei­ten Stock und gefällt mir gut.

Zum Hotel gehört auch ein rich­tig schö­ner Pool, den ich spä­ter noch testen wer­de. Das macht schon Spaß, in den Tro­pen immer mal ins küh­le Nass hüp­fen zu können.

Vor­her will ich jedoch noch etwas unter­neh­men oder genau­er gesagt noch eine alte Bekann­te besu­chen. Dazu fah­re ich mit der MRT wie­der bis zum Kreuz­fahrt­ha­fen, wo ich gestern schon war. Die Sta­ti­on hier ist nagel­neu und sehr anspre­chend gestal­tet. Über­haupt ist die U‑Bahn in Sin­ga­pur super effi­zi­ent und extrem sauber.

Über einen klei­nen Pfad, der die Sta­ti­on mit dem Ter­mi­nal ver­bin­det, lau­fe ich in Rich­tung Pier. Lei­der liegt das Schiff, das ich sehen will, heu­te auf der ande­ren Sei­te des Ter­mi­nals, sodass der Blick nun etwas ein­ge­schränkt ist. Scha­de, aber nicht zu ändern.

Fest­ge­macht hat hier heu­te die Voya­ger of the Seas, ein Crui­se­li­ner von Roy­al Carib­be­an, mit dem ich 2010 von Gal­ve­ston, Texas in die Kari­bik gefah­ren bin.

Nach­dem die Voya­ger of the Seas am Hori­zont ver­schwun­den ist, fah­re ich mit der MRT zur Sta­ti­on Clar­ke Quay. Gleich neben der Sta­ti­on befin­det sich die Cole­man Bridge, die ich über­que­re. Die heu­ti­ge Brücke ist bereits die vier­te an die­ser Stel­le. Sie wur­de 1990 erbaut und man ver­such­te alte Ele­men­te der Vor­gän­ger­brücken zu integrieren.

Geht man vom Clar­ke Quay über die Brücke, ist das heu­ti­ge Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mi­ni­ste­ri­um mit sei­nen bun­ten Fen­ster­lä­den kaum zu über­se­hen. Erbaut wur­de das 1934 eröff­ne­te Gebäu­de aller­dings als Poli­zei­sta­ti­on auf dem Gelän­de, auf dem einst Sin­ga­purs erstes Gefäng­nis stand.

Ich gehe zurück auf die Brücke und habe von hier einen schö­nen Blick über den Sin­ga­po­re River in Rich­tung Mari­na Bay. Die näch­ste Brücke vor mir ist die Elgin Bridge und sie ist eine von zwei Brücken mit einer ganz beson­de­ren Geschichte.

Die heu­ti­ge Brücke stammt zwar erst aus dem Jahr 1925 und wur­de nach dem dama­li­gen bri­ti­schen Regen­ten von Indi­en benannt, doch an die­ser Stel­le gab es bereits vor­her eine Fluss­que­rung. Im Jahr 1823 wur­de genau an die­ser Stel­le die aller­er­ste Brücke über den Fluss gebaut.

Von der Elgin Bridge ist der Blick auf den Fluss dann wie­der ganz anders. Einer­seits sind am Ufer histo­ri­sche Gebäu­de zu sehen, ander­seits die moder­nen Wol­ken­krat­zer des Geschäftsviertels.

Nur weni­ge Meter wei­ter ste­he ich vor dem Par­la­ments­ge­bäu­de des Stadt­staa­tes Sin­ga­pur. Eröff­net wur­de es nach vier­jäh­ri­ger Bau­zeit im Jahr 1999, nach­dem das alte Par­la­ments­ge­bäu­de zu klein gewor­den war.

Ich lau­fe wei­ter am Fluss­ufer ent­lang, wo die Blü­ten der Bäu­me einen betö­ren­den Duft ver­sprü­hen. Ein­fach herr­lich so etwas mit­ten in der tur­bu­len­ten Groß­stadt zu erle­ben. Und das Wet­ter ist die­ses Mal auch ein Traum. Bei mei­nem Besuch im Spät­herbst 2014 hat­te ich doch bedeu­tend weni­ger blau­en Himmel.

Das schön restau­rier­te Gebäu­de des Muse­ums der Zivi­li­sa­tio­nen Asi­ens las­se ich heu­te noch links lie­gen. Hier wur­de aber gera­de eine Son­der­aus­stel­lung eröff­net, die mich inter­es­siert, doch heu­te will ich lie­ber das schö­ne Wet­ter genießen.

Nach der näch­sten Kur­ve habe ich den ersten Blick auf das alt ehr­wür­di­ge Ful­ler­ton Hotel, das im Gebäu­de des ehe­ma­li­gen Haupt­post­am­tes unter­ge­bracht ist, und auf die Cave­n­agh Bridge, die für mich die schön­ste Brücke in Sin­ga­pur ist.

Die Cave­n­agh Bridge ist heu­te nur noch für Fuß­gän­ger geöff­net, nach­dem sie für Jahr­zehn­te eine der weni­gen Fluss­über­que­run­gen war. Doch hin­ter dem schmie­de­ei­ser­nen Kon­strukt steckt noch eini­ges mehr.

Zuerst ein­mal genie­ße ich aber den Aus­blick, der schon wie­der völ­lig anders ist, als von den zwei Brücken zuvor.

Die Cane­n­agh Bridge ist die älte­ste noch ori­gi­nal erhal­te­ne Brücke in Sin­ga­pur. Bereits 1870 wur­de sie an die­ser Stel­le instal­liert, nach­dem sie per Schiff aus Schott­land hier­her gebracht wur­de. Noch heu­te zeu­gen die Pla­ket­ten im Gelän­der davon eben­so wie die alten Hin­weis­schil­der von den Regeln, die es bei Nut­zung der Brücke ein­zu­hal­ten galt.

Ich dre­he um und gehe noch ein­mal über die Cave­n­agh Bridge. Auf der Rasen­flä­che vor dem Muse­um der Zivi­li­sa­tio­nen Asi­ens wur­de 2015 ein Werk des Baet Yeok Kuan auf­ge­stellt, das aus rie­si­gen, polier­ten Stahl­ku­geln besteht. Da macht es Spaß, sich etwas umzuschauen.

Gleich hin­ter den sil­ber­nen Kugeln steht Sin­ga­purs aller­er­stes öffent­li­ches Kunst­werk, ein Obe­lisk aus dem Jahr 1850. Er stammt aus einer Zeit, als die Insel als Teil des Straits Sett­le­ments von Ben­ga­len aus regiert wur­de und wur­de aus Anlass des zwei­ten Sin­ga­pur Besuchs von Lord James Andrew, Mar­quis von Dal­housie und Gene­ral­gou­ver­neur von Indi­en, errich­tet, nach­dem der Obe­lisk auch benannt ist.

Schaut man vor dem Platz in den Him­mel, ragen hier heu­te die Wol­ken­krat­zer der City auf. Es ist schon immer wie­der inter­es­sant, wie sehr sich Sin­ga­pur in 200 Jah­ren gewan­delt hat und an eini­gen Ecken doch gleich geblie­ben ist.

Ein Ort, wo Tra­di­tio­nen noch immer gepflegt wer­den, ist auch der Sin­ga­po­re Cricket Club. Bereits 1852 wur­de er gegrün­det und das heu­ti­ge Ver­eins­haus 1884 errich­tet. Noch immer hat es die­se Funk­ti­on inne.

Gegen­über erhebt sich die Kup­pel der heu­ti­gen Natio­nal­ga­le­rie in den Him­mel. Vie­le Jah­re war das Gebäu­de Sitz des Ober­sten Gerichts bevor es 2015 als Kunst­mu­se­um neu eröffnete. 

Schließ­lich ste­he ich wie­der vor dem neu­en Par­la­ments­ge­bäu­de, wo ich mei­nen Rund­gang für heu­te been­de, denn so lang­sam wer­den die Schat­ten län­ger und das stört dann beim Foto­gra­fie­ren der Gebäude.

So set­ze ich mich an der näch­sten Sta­ti­on in den Bus und fah­re zurück zum Hotel. Da ich auch kei­ne Lust mehr habe nach einem Restau­rant zu suchen, neh­me ich gleich das im Hotel. Eine Wahl, die ich nicht bereue.

Nach dem Essen gehe ich noch ein­mal nach drau­ßen, um ein Foto von mei­nem Hotel bei Nacht zu machen. Das hat sich auf jeden Fall gelohnt, wie ich finde.

Danach zie­he ich mich um, denn heu­te will ich noch ein biss­chen Nacht­schwim­men gehen. Das fin­de ich in den Tro­pen oder der Wüste, zumin­dest im Som­mer, immer super, dass es abends noch mol­lig warm ist und man unter Ster­nen baden kann. 

Wet­ter: hei­ter, 26–34 Grad
Hotel: Hotel Fort Canning

 

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