Tag 6: Dienstag, 12. März 2019
Discoveries – Singapur
„Jet lag is for amateurs.”—Unknown
Ein paar Sonnenstrahlen kitzeln mich am Morgen im Gesicht. Da habe ich wohl gestern Abend die Vorhänge nicht richtig zugezogen. Als ich sie öffne, schaue ich auf Palmen und den Pool. Spontan beschließe ich, das Hotel noch ein bisschen auszukosten. Dazu gehe ich erst einmal zum Frühstück, das allerdings ein bisschen enttäuschend ist. Es ist nicht schlecht, könnte so aber auch in Europa stehen. Für Asien hat es eher kein überwältigendes Angebot.
Danach ziehe ich meine Badesachen an und gehe zum Pool. Der ist wirklich das absolute Highlight des Hotels. Ein kleines tropisches Paradies gleich neben dem Flughafen. Hach, ist das herrlich. Es sind bereits 28 Grad und es ist gerade mal 9:30 Uhr. Da macht es Spaß, ein wenig im Wasser zu plantschen.
Gegen Mittag checke ich aus und lasse mir ein Taxi rufen. Dann geht die Fahrt einmal quer durch die Innenstadt und ich bekomme meinen ersten Blick dieser Reise auf Singapur. Wir halten allerdings nicht an und fahren heute direkt zur Brücke, die nach Sentosa führt. Für die nächsten zwei Nächte habe ich hier ein Hotel gebucht, das Le Méridien Singapore.
Das Le Méridien besteht aus zwei Gebäudeteilen. Einem historischen Flügel, in dem früher mal die britische Militärkommandantur untergebracht war und einem modernen Anbau. Die Rezeption befindet sich zwischen den zwei Gebäuden und genau hier werde ich von meinem freundlichen Taxifahrer abgesetzt.
Der Check-in ist dann super nett und so wie ich es in Asien wohnt bin. Besonders freut mich das Upgrade auf eine Suite im historischen Gebäude. Ich bin schon gespannt, was mich da erwartet.
Die Suite ist dann wirklich hübsch. Modern eingerichtet und mit Wohnzimmer, Schlafzimmer sowie einem tollen Bad ausgestattet. Hier werde ich mich die nächsten zwei Nächte auf jeden Fall wohlfühlen.
Lange bleibe ich aber nicht im Hotel, denn ich will noch ein bisschen die Insel erkunden. Während meines letzten Aufenthaltes in Singapur im Jahr 2014 war ich nur ganz kurz auf Sentosa, sodass ich mir diesmal vorgenommen habe, mich ein bisschen mehr umzusehen.
Sentosa ist eine Insel, die sich südlich der Stadt befindet und zum Naherholungsgebiet ausgebaut wurde. Dazu gehören exklusive Hotels und teure Wohnanlagen aber auch schöne Strände und jede Menge Optionen für Spiel und Spaß. Die wohl größte Attraktion sind die Universal Studios Singapore. Viel hat sich in den letzten Jahren getan, doch der große Merlion, das Wahrzeichen Singapurs wacht noch immer über die Insel. Dieses Mal habe ich mir vorgenommen, ihn genauer unter die Lupe zu nehmen, doch heute habe ich erst einmal etwas anderes vor.
Auf Sentosa gibt es verschiedene Fortbewegungsmittel. Dazu gehören die Magnetschwebebahn, die die Insel auch mit der Stadt verbindet, eine Seilbahn und Busse, die in fast jeden Winkel von Sentosa fahren. Der zentrale Busbahnhof befindet sich dabei praktischerweise gleich hinter meinem Hotel, sodass ich nicht sehr weit laufen muss. Auf dem Weg komme ich an diesem Gebäude vorbei. Da muss sich Qatar Airways wohl irgendwie verflogen haben.
Mit dem Bus geht es für mich heute in den äußersten Westen der Insel. Hierher wollte ich eigentlich schon 2014, doch damals war das Ziel meiner Begierde wegen Renovierung und Umbau geschlossen. Heute aber ist definitiv offen, das habe ich extra nochmals überprüft. An der Endstation steige ich also aus und stehe gleich mal am Strand. Die bunten Buchstaben weisen schon auf jeden Ort, den ich nun aufsuchen will – Siloso.
An der äußersten Westspitze von Sentosa, das einst Pulau Blakang Mati hieß, wurde 1874 von den Briten ein Fort erbaut, das den Namen Fort Siloso trägt. Der Name Siloso wurde vom malaysischen Wort für Felsen abgeleitet.
Seit der Renovierung gibt es zwei Wege, um den Eingang zum Fort zu erreichen. Einmal kann man die historische Zufahrt nutzen (darüber werde ich das Fort später verlassen) oder aber über den Skywalk laufen. Der Skywalk ist eine Brücke, die über den Baumwipfeln erbaut wurde und einen ebenen Zugang zu Fort ermöglicht, während der Weg ansonsten bergauf verlaufen würde.
Am östlichen Ende führt der Weg nun erst einmal auf einen Turm, um zum Beginn des Sky Walk zu kommen. Dazu gibt es eine Treppe oder zwei gläserne Aufzüge, die jeden Tag von 9 bis 19 Uhr in Betrieb sind. Und es empfiehlt sich schon, den Aufzug zu nutzen, denn es geht hier eben mal elf Stockwerke nach oben.
Auf dem Turm angekommen, schaue ich mich auf der Aussichtsplattform um, die einen tollen Ausblick auf das Meer bietet, das hier voll mit Frachtschiffen ist. Dadurch wird die Bedeutung von Singapur als Hafen in diesem Teil der Welt mehr als deutlich. Besonders seit der Eröffnung des Suez Kanal im Jahr 1869 nahm der Schiffsverkehr immer mehr zu und ist noch heute ein wichtiges wirtschaftliches Standbein.
Schaue ich in die andere Richtung, kann ich hingegen die Hochhäuser der Innenstadt sehen und davor den alten Kreuzfahrthafen, an dem nur noch die kleineren Schiffe anlegen, die die Stadt besuchen. Für die großen Schiffe gibt es einen neuen Pier. Für zwei Tage hat hier gerade die AIDAvita festgemacht, für mich eine alte Bekannte, denn vor fünfzehn Jahren war ich mit ihr über Silvester in der Karibik unterwegs.
Schön zu sehen von hier oben ist auch die unverkennbare Silhouette der sechs Hochhäuser mit dem wohlklingenden Namen „Reflections at Keppel Bay”. Zwischen 2008 und 2011 wurden die Gebäude nach Entwürfen des berühmten Architekten Daniel Libeskind gebaut und beherbergen 1129 Wohnungen, die meisten mit fantastischen Ausblicken.
Ein Teil der Aussichtsterrasse verfügt übrigens über einen Glasboden, durch den ich elf Stockwerke nach unten schauen kann.
Dann starte ich auf dem 181 Meter langen Skywalk, der sich zwischen den Baumwipfeln entlang schlängelt.
Von hier oben schon zu sehen ist auch die Seilbahn, die einem Teil der Insel überspannt. Über einen Umsteigepunkt ist sie mit der 1974 eröffneten Mount Faber Seilbahn verbunden, die den Keppel Harbour überspannt und die erste Seilbahn war, die einen Hafen überquerte.
Schließlich erreiche ich Fort Siloso, wo ich gleich von den Einheimischen lautstark begrüßt werde. Der kleine Sänger ist ein Javan myna, zu deutsch ein Graumaina. Die Vögel wurden um 1920 als Haustiere in die Stadt gebracht und sind heute praktisch überall in Singapur zu finden, ähnlich den Spatzen in Mitteleuropa.
Fort Siloso ist das letzte Fort der einstigen Verteidigungsanlagen Singapurs, das heute noch erhalten ist. Erbaut haben es die Briten, da der Schutz des Hafens von Singapur mit dem zunehmenden Schiffsverkehr immer wichtiger wurde. In Betrieb war die Anlage von 1874 bis 1965. Das Fort steht auf dem einstigen Mount Siloso, dessen Spitze abgesprengt und begradigt wurde, um die Gebäude und Verteidigungsstellungen bauen zu können.
Über die Jahre wurde das Fort immer wieder aus- und umgebaut. Die letzten großen Kampfhandlungen sah es im Zweiten Weltkrieg. Damals wurden Gebäude wie dieser Kommandostand errichtet, um Singapur vor den immer näher kommenden Japanern zu verteidigen.
Während der Renovierung wurden auch die Ausstellungen des Forts überarbeitet. In den alten Kasematten ist heute ein Museum zum Zweiten Weltkrieg und der Besatzungszeit zu finden. Wer bisher nichts über die Angriffe Japans in jener Zeit wusste, dem wird spätestens hier klar, wie tief diese Wunden selbst heute noch sitzen. Zwar mag man längst Frieden geschlossen haben, doch vergessen sind jene Tage zwischen 1942 und 1945 nicht. Neben Pearl Harbor auf Hawaii ist Singapur wohl der Ort, an dem diese Geschichte noch am deutlichsten lebendig gehalten wird.
Unzählige Geschichten erzählen die Gebäude und Geschützstellungen aus den Wirren des Krieges. So auch die vom wohl größten Irrtum, der hier stationierten Soldaten. Das Fort wurde eigentlich gebaut, um Singapur nach Süden hin, also zum Meer, zu verteidigen. Der Feind (die Japaner) kam im Zweiten Weltkrieg jedoch von Norden. So drehte man die Kanonen und versuchte nun über die Stadt hinweg zu feuern. Dabei traf man versehentlich auch die eigenen Leute, die vor den Japaner aus einem nördlich gelegenen Fort flohen, da man sie zuerst für den Feind hielt.
Das Fort war aber nicht nur Verteidigungsposten, sondern auch eine kleine Stadt, in der die Soldaten lebten. So gab es Geschäfte und eine eigene Wasserversorgung. Teile davon sind heute noch zu sehen.
Schaut man heute vom Fort hinüber nach Singapur, sind überall Hochhäuser zu sehen. Das war 1945 noch ganz anders, als große Teile des Ufers dicht bewaldet waren und die kleinen Häuser kaum zu sehen.
Um zur letzten Verteidigungsstellung direkt an der Hafeneinfahrt zu kommen, muss ich dann noch einmal klettern. Dieses Mal geht es durch einen Tunnel und dann eine steile Treppe hinab zu dieser Plattform.
Schließlich bin ich zurück an der Weggabelung, an der der Weg vom Skywalk auf den Weg zur Plattform trifft und biege nun in Richtung des historischen Forteingangs ab. Hier stehen noch einige Kanonen aus den Anfangszeiten der Anlage.
Mein Ziel ist dieses Haus, das über dem Dschungel zu thronen scheint. Die Geschichte, die hinter diesen Mauern erzählt wird, gehört zu den schlimmsten Kapiteln Singapurs. Wie schon auf meiner Reise ein halbes Jahr zuvor auf Guam, tauche ich hier in das dunkle Kapitel der japanischen Besatzungszeit ein.
In Bild- und Tondokumenten wird die Geschichte des Überfalls der Japaner auf Singapur wieder lebendig. Es war eine furchtbare Zeit für die Einwohner, denn den japanischen Truppen hatten sie wenig entgegenzusetzen. Dieser Übermacht waren selbst die britischen Streitkräfte, die hier stationiert waren, nicht gewachsen.
Der wohl beeindruckendste Raum ist die Surrender Chamber, der Ort, an dem sich die Briten ergaben. Die Tische mit allen anwesenden Personen sind originalgetreu nachgestellt und fast fühlt man sich ein bisschen wie live dabei. Hier wurde 1942 das Schicksal von Singapur besiegelt und für drei lange Jahre war die Stadt dann unter japanischer Herrschaft. Die Besatzungsmacht fackelte auch nicht lange und wandelte Fort Siloso in ein Kriegsgefangenenlager um, in dem nicht nur Briten, sondern Bürger vieler Nationen, die in Singapur lebten, festgehalten wurden.
Noch einmal komme ich am Ausgang der Surrender Chamber an Geschützstellungen aus dem Zweiten Weltkrieg vorbei, bevor die Zeit wieder noch weiter zurückgedreht wird.
Die nächsten Gebäude erinnern wieder an die Hochzeiten der britischen Kolonialherrschaft in Singapur und den Militärstützpunkt der hier 1874 mitten im Dschungel auf einer vorgelagerten Insel eingerichtet wurde. Direkt an der Einfahrt wurde dieses Wachzimmer errichtet. Die hier stationierten Soldaten kontrollierten jeden, der auf das Gelände wollte.
Gleich dahinter stehen einige der alten Kasernengebäude, in denen die Soldaten untergebracht waren. Stuhl, Tisch und Bett, natürlich mit Moskitonetz, denn Tropenkrankheiten wie Malaria waren an der Tagesordnung, mehr gab es für das hier stationierte Personal meist nicht.
In einem weiteren Raum wird thematisiert, wie die Soldaten die Überfahrt von England erlebten. Dagegen wirken die Unterkünfte dann plötzlich fast schon luxuriös.
Ebenfalls schön erklärt wird die Versorgung der hier stationierten Truppen. So gab es natürlich eine Gemeinschaftsküche, die oft von Chinesen betrieben wurde.
Auch in chinesischer Hand war traditionell die Wäscherei. Besonders die schneeweißen Uniformen der Offiziere bedurften sehr intensiver Reinigung.
Schließlich erreiche ich den Haupteingang von Fort Siloso, der für mich heute der Ausgang ist. Gerade so habe ich meine Runde geschafft, denn irgendwie ist die Zeit mal wieder gerannt und das Fort wird pünktlich um 18 Uhr geschlossen. Die letzten Besucher werden gerade von Mitarbeitern gebeten, sich zum Ausgang zu begeben. Für mich hat es geradeso gepasst. Ich musste weder hetzen, noch habe ich das Gefühl irgend etwas verpasst zu haben.
Mit dem Bus geht es für mich nun zurück zum Hotel, das sich gleich gegenüber dem Merlion befindet. Und während die Sonne so langsam hinter dem Horizont verschwindet, gehen auf Sentosa gerade erst die Lichter an.
Da steht natürlich auch für mich fest, dass es heute noch ein Abendprogramm gibt. So mache ich mich nur kurz frisch, um anschließend mit der Magnetschwebebahn eine Station weiterzufahren. Hier befindet sich die Resort World Sentosa, ein riesiger Hotel- und Entertainmentkomplex, zu dem neben den Universal Studios auch Geschäfte, Restaurants und weitere Attraktionen gehören.
Eine der nächtlichen Attraktionen hier ist der Crane Dance, oder ich sollte besser sagen er war, denn die Attraktion wurde am 1. März 2020 für immer geschlossen, da hier ein ganz neuer Bereich mit noch mehr neuen Attraktionen und zwei weiteren Hotels entstehen soll. Bei meinem Aufenthalt fand die Show aber noch statt, die zweimal täglich kostenlos aufgeführt wurde.
Der Crane Dance wurde extra vom viermaligen Emmy Gewinner Jeremy Railton für Resort Worlds Sentosa geschaffen und war seit Weihnachten 2010 zu sehen. Erzählt wird die Geschichte von zwei mechanischen Kranichen, deren Liebe zueinander sie in lebendige Vögel verwandelt. Zehn Stockwerke waren die zwei technischen Wunderwerke hoch, die die Geschichte der Kraniche erzählten. Der Mix aus Wasser, Pyrotechnik, LED Bildschirmen und den mechanischen Vögeln bildeten eine einzigartige Show.
„Bettys Vacation nutzt WP YouTube Lyte um YouTube Video’s einzubetten. Die Thumbnails werden von YouTube Servern geladen aber nicht von YouTube getrackt (es werden keine Cookies gesetzt). Wenn Sie auf “Play” klicken, kann und wird YouTube Informationen über Sie sammeln.”
Auf dem Weg zurück zur Bahnstation komme ich noch am Eingang der Universal Studios vorbei. Der Park wurde 2010 eröffnet und ist nach Japan der zweite in Asien. Im Park gibt es 24 verschiedene Attraktionen und über 30 Restaurants.
Zurück im Hotel sichere ich noch schnell die Bilder, bevor ich ins Bett gehe. Morgen habe ich wieder viel vor und dafür will ich ausgeruht sein.
Wetter: heiter bis wolkig, 26–34 Grad
Hotel: Le Méridien Sentosa Hotel