Tag 4: Sonntag, 10. März 2019
Diamonds are a girls best friend – Doha
„To travel is to discover that everyone is wrong about other countries.” – Aldous Huxley
Nachdem ich also mit dem Bus am Terminal ankomme, geht es in den Ankunftsbereich. Der ist für Passagiere der Qatar Airways First und Business Class in einem separaten Teil des Terminals. Zuerst geht in eine Lounge, in der auch ein kleines Frühstücksbuffet bereitsteht. Hier findet dann am Ausgang die Passkontrolle ohne Wartezeit statt.
Danach muss das Gepäck noch einmal durch einen Scanner. Warum erschließt sich mir nicht ganz. Ich kann mir nur vorstellen, dass man nach verbotenen Sachen sucht. Als ich damit fertig bin, ist mein Gepäck auch schon da. Nun gehe ich weiter in den Hauptterminal, wo sich die große Ankunftslounge befindet. Hier mache ich mich kurz frisch, bevor ich zum Taxistand gehe. Das ist wirklich super organisiert. Man sagt, wo man hin möchte und dann wird einem ein Taxi zugewiesen. Alle Taxen hier sind offiziell angemeldet und fahren mit Taxameter.
Ich erwische auch einen netten Fahrer, der mir gleich ein wenig erzählt, was ich so sehe. Besonders über das seltsame runde Terminalgebäude unterhalten wir uns noch eine Weile. Da ich es erst beim Abflug fotografieren konnte, werde ich das Rätsel dann auflösen.
Die Fahrt zum Hotel ist kurzweilig. Es geht über breite Autobahnen, auf denen genauso viel Verkehr herrscht wie in Europa auch. Als wir allerdings in Richtung Souq abbiegen, ändert sich das Bild schlagartig. Wir kommen durch ein Viertel, das sehr heruntergekommen aussieht und in dem vor allem junge Männer herumzulungern scheinen. Der Fahrer erklärt mir, dass das die Viertel der Gastarbeiter sind, die meist aus Bangladesh, Indien, Sri Lanka oder anderen asiatischen Staaten kommen und hier arbeiten. Viele von ihnen sind derzeit auch hier, um die Gebäude und Stadien für die Fußball WM fertigzustellen. Aber auch sonst wird in Doha wahnsinnig viel gebaut, zur Zeit sogar eine Metro, mit der man dann den Flughafen und die verschiedenen Stadtteile erreichen können soll.
Die Fahrt endet dann am Rande des Souq, wo sich eines der Hotels befindet, die zu den Souq Waqif Hotels gehören. Insgesamt gibt es acht Häuser, die im ganzen historischen Distrikt verteilt sind, einige von ihnen auch in der Fußgängerzone.
Ich gehe also hinein und erfahre gleich mal, dass ich nicht in diesem Gebäude untergebracht bin. Ist aber weiter kein Problem, denn der Check-in kann trotzdem hier stattfinden. Da die Reservierung über Qatar Airways lief, habe ich keine weiteren Informationen gehabt, auch nicht, in welchem der Häuser ich untergebracht sein werde. Faszinierend ist allerdings, dass mir der Mitarbeiter ohne mit der Wimper zu zucken die Schlüsselkarte aushändigt. Aufgrund der doch oft ungewöhnlichen Ankunfts- und Abflugzeiten bucht man Gäste hier immer für 24 Stunden in ihr Zimmer, egal wann sie ankommen. Das ist echt toll und sollte bei mehr Hotels Standard sein.
Nach dem Check-in gehe ich mit einem Mitarbeiter wieder nach draußen und wir steigen in einen Golf Cart ein. Die kleinen Fahrzeuge dürfen auch im Souq zwischen den einzelnen Hotels unterwegs sein und stehen den Gästen auf Abruf zur Verfügung. Abgesetzt werde ich dann vor diesem Haus, wo sich mein Zimmer befinden soll.
Mit dem Fahrstuhl geht es nach oben und ich finde schnell mein Zimmer. Das sieht auch wirklich toll aus, aber es gibt zwei Probleme, es hat kein Fenster und es krabbeln zwei wirklich richtig dicke Käfer mitten auf dem Bett. Nee sorry, aber das geht gar nicht. Ich fahre also wieder nach unten, doch in diesem Haus gibt es keine Rezeption. Im Haus gegenüber, das auch zur Kette gehört, allerdings schon.
Dort schildere ich also mein Problem und man ist sofort bereit mir zu helfen. Für die Käfer entschuldigt man sich überschwänglich und hat auch Verständnis, wenn ein Gast kein fensterloses Zimmer möchte. So bekomme ich innerhalb weniger Minuten ein neues Zimmer, allerdings muss ich mit zwei Betten vorlieb nehmen, wenn ich nicht warten will. Da es nur für eine Nacht ist, willige ich ein.
Mein neues Zimmer ist dann in Ordnung und ich kann auch kein Getier finden. Zwei große Fenster lassen Tageslicht in den Raum. Die Schallisolierung lässt allerdings etwas zu wünschen übrig. Wer da empfindlich ist, sollte lieber nach einem anderen Zimmer fragen oder vielleicht doch das Fensterlose nehmen.
Das Hotel verfügt sogar über einen Pool, an dem westliche Badekleidung erlaubt ist. Extra deswegen ist er von außen und auch von anderen Gebäuden nicht einsehbar.
Ich lege mich noch eine Stunde aufs Ohr, denn die Nacht war schon arg kurz. Länger halte ich es dann aber doch nicht aus, denn ich will schließlich etwas von Doha sehen, auch wenn mir jetzt schon klar wird, dass ich nur einen kleinen Einblick bekommen werde. Da ich hier in einem arabischen Land unterwegs bin, habe ich mir schon vorher Gedanken gemacht, was ich denn anziehe. Ich habe mich schließlich für eine lose sitzende Hose, ein Shirt mit Dreiviertelärmeln sowie eine leichte Jacke entschieden. Rückwirkend muss ich sagen, dass das in Katar wunderbar gepasst hat.
Der Vorteil meines Hotels ist, dass es mitten im Souq, dem Basar von Doha liegt. Ich muss also gar nicht weit laufen, sondern habe eine der Attraktionen der Stadt direkt vor der Haustür. Mitten auf einem der großen Plätze des Basars entdecke ich einen riesigen goldenen Daumen. „Le Pouce”, der Daumen, ist ein Werk des französischen Künstlers César Baldaccini, das zur umfangreichen Sammlung öffentlicher Kunst in Katar gehört.
Normalerweise sind die Basare in arabischen Städten etwas, das über die Jahrhunderte gewachsen ist, doch der Souq Waqif im Herzen von Doha ist anders. Erst 2003 brannte das Gelände aus schmalen Gassen und kleinen Geschäften völlig ab, doch der Emir förderte einen Wiederaufbau und so konnte das Gelände schon 2009 wieder Kunden und Besucher empfangen. Und dass der Basar nicht nur für Touristen da ist, sehe ich an den vielen Einheimischen, die hier einkaufen gehen, obwohl Katar auch über super moderne Einkaufszentren verfügt. Ein Basar gehört hier irgendwie zum Lebensgefühl dazu.
Am Vormittag ist auf dem Basar allerdings noch nicht so viel los. Das Leben brummt hier abends. Für mich jedoch ist das perfekt, denn so kann ich in Ruhe schauen und fotografieren.
Ich laufe weiter in Richtung Meer und verlasse den Basar vorläufig. Auf der anderen Straßenseite entdecke ich das Al Fanar Kulturzentrum, das vor allem Nicht-Muslimen die Religion und das Land näher bringen soll.
Schließlich erreiche ich die Corniche, die Strandpromenade, die sich über mehrere Kilometer an der Bucht entlang zieht, an der sich Doha befindet. Ein kleines Stück will auch ich ihr heute folgen. Schon nach wenigen Metern entdecke ich ein weiteres Kunstwerk, das Pearl Monument. Die Skulptur erzählt die Geschichte Katars wie keine andere, denn bevor Öl und Gas das Land reich machten, verdingten sich viele Katari als Perlenfischer. Auch heute ist die Industrie noch nicht ganz ausgestorben, selbst wenn sie massiv an Bedeutung verloren hat.
Hinter der Skulptur sind der historische Dhau Hafen sowie die moderne Hochhausskyline der West Bay zu sehen. Die Dhau sind die alten Fischerboote, mit denen die Katari seit eh und je auf das Meer hinausfuhren. Heute werden darauf vermehrt Touristenrundfahrten angeboten.
Ich folge der Corniche und bekomme einen Eindruck von Doha als moderne Großstadt. Während der Basar das traditionelle Leben verkörpert, brummt rundherum die Moderne. Mehrspurige Straßen führen durch die Stadt, gesäumt von modernen Gebäuden.
Und dann habe ich zum ersten Mal mein Ziel vor Augen, das Museum of Islamic Art. Hochgelobt wird es, sowohl für seine Architektur als auch die Ausstellungen, die einzigartig sein sollen. Da das Museum von meinem Hotel fußläufig zu erreichen ist, habe ich mir vorgenommen, einmal vorbeizuschauen.
Schon die Zufahrt des Museums ist beeindruckend. Einen Wasserlauf umschließend und von Palmen gesäumt, führt der Weg auf eine künstliche Insel, auf der sich das Museum befindet und hier fast ein wenig über dem Hafenbecken zu schweben scheint. Das war vom Architekten so gewünscht, damit die Wirkung des Gebäudes nicht durch andere Bauwerke geschmälert werden kann.
Während ein Kunstmuseum natürlich außergewöhnliche Kunstwerke beherbergen sollte, ist hier schon das Museum selbst ein Kunstwerk. Es gilt als das letzte große Werk des 2019 verstorbenen chinesisch-amerikanischen Architekten I.M. Pei. Für den Entwurf hatte der damals schon 90-jährige Pei eine halbjährliche Reise durch den Nahen Osten unternommen, um die Architekturformen zu studieren.
Wer glaubt, dass das Gebäude nur von außen imposant wirkt, der ist noch nicht im Museum gewesen. Die Halle, die das Zentrum bildet, ist mindestens genauso beeindruckend. Und dann muss ich schmunzeln, denn spätestens jetzt sehe ich, dass auch I.M. Pei anscheinend manche Idee zweimal verwendet. Irgendwie erinnert mich das große Fenster doch sehr stark an die JFK Presidential Library in Boston, die der Architekt Ende der 1970er Jahre entwarf.
Schaut man sich nun weiter um, bleibt doch immer wieder der Mund vor Erstaunen offen. Das ist schon extrem beeindruckend, was ich hier sehe und allein den Besuch wert, bevor ich überhaupt auch nur einen der Schätze der Ausstellung zu sehen bekommen habe. Der Besuch des Museums ist übrigens vollkommen kostenlos.
Die grandiose Innenarchitektur des Gebäudes stammt vom Architekten Jean-Michel Wilmotte mit dem Pei schon am Pariser Louvre zusammengearbeitet hatte. Bei der Ausstattung wurde eine große Bandbreite islamischer Stilrichtungen verwendet, die durch ein ausgeklügeltes Lichtkonzept in Szene gesetzt werden.
Die Ausstellung selbst steht dem aber in nichts nach. Zu sehen sind hier die Schätze der Emire von Katar, die über Jahrhunderte aus der gesamten islamischen Welt zusammengetragen wurden. Auf einer Fläche von 45.000 Quadratmetern sind Keramiken, Textilien, Waffen, Manuskripte und Dokumente aus allen Ländern zwischen Spanien (das einst zur arabischen Welt gehörte) und Indien zu sehen.
Aber nicht nur die Ausstellungsstücke selbst sind beeindruckend, auch ihre Präsentation. Ich habe selten ein so wunderbar angelegtes Museum gesehen, das den Besucher auf eine Reise durch Zeit, Kunst und Kulturen entführt.
Die einzelnen Ausstellungsräume des Museums sind um die Haupthalle angelegt, die sich über fünf Stockwerke erstreckt. Am günstigsten ist es, im ersten Stock zu beginnen und sich nach oben vorzuarbeiten.
Ein weiteres architektonisches Highlight ist eben jene riesige Fensterfront, die mich so sehr an Boston erinnert. Sie erlaubt eigentlich einen fantastischen Blick auf die Skyline von Doha, nur wird an sehr sonnigen Tagen leider ein Rollo heruntergelassen.
So wende ich mich dann doch wieder den Ausstellungen zu, deren Exponate aus dem 6. bis 20. Jahrhundert stammen. Es ist eine einzigartige Sammlung islamischer Kunst, die einfach bemerkenswert ist und mich restlos begeistert.
Irgendwann bekomme ich aber doch Hunger, denn es ist bereits früher Nachmittag und so beschließe ich, gleich hier im Museumscafé etwas zu essen. Zum Museum gehört auch ein Spitzenrestaurant des Franzosen Alan Ducasse, das jedoch nur am Abend geöffnet ist. Das Café im Erdgeschoss bietet hingegen eine leichte Küche für den kleinen Hunger zwischendurch gepaart mit einer fantastischen Aussicht.
Ein weiteres Highlight des Museums ist der Außenbereich. Während der Teil gleich neben dem Eingang von Selfiejägern und Instagrammern geradezu belagert wird, ist es im Innenhof zwischen dem Museum und der Recherchebibliothek absolut ruhig. Die meisten Besucher gehen an diesem traumhaften Plätzchen anscheinend einfach vorbei.
So kann ich ganz in Ruhe die herrliche Aussicht auf das Meer und die Skyline genießen und komme dabei mit einem der Wachleute ins Gespräch, der sich freut, dass ich aus Deutschland den Weg hierher gefunden habe. Das ich als Frau allein unterwegs bin, scheint in Katar generell nicht als so problematisch angesehen zu werden. Anscheinend klappt der Spagat zwischen Tradition und Moderne hier vielerorts besser als in anderen Ländern, die ich bereist habe.
Kurz bevor ich gehe, bietet mit der Wachmann noch an, ein Foto von mir zu machen, was ich dankend annehme.
Doch damit ist mein Besuch im Museum noch immer nicht beendet. Ich hatte ja keine Ahnung, wie umfangreich und interessant die Ausstellungen hier sind. Im Erdgeschoss gibt es einen Bereich für Sonderausstellungen, der derzeit Syrien gewidmet ist und besonders auf die unwiederbringliche Zerstörung vieler historischer Stätten während des Krieges dort aufmerksam machen will.
Besonders faszinierend für mich ist, dass die Ausstellungsstücke aus vielen berühmten Museen der Welt zusammengetragen wurden. So stammen einige aus dem Britischen Museum in London oder den Staatlichen Museen zu Berlin. Da muss ich also erst nach Doha fliegen, um Teile dieser Sammlungen zu sehen.
Es ist schon viel später als gedacht, als ich das Museum wieder verlasse. Aber ich bereue keine Minute, denn dieses faszinierende Gebäude gehört für mich wirklich zu den Highlights der Stadt und ist unbedingt einen Besuch wert.
An der Corniche entlang laufe ich wieder zurück in Richtung Souq. An einige Stellen kann ich immer wieder Bautätigkeit feststellen, denn in Doha wird immer noch fleißig erweitert. Auch ein weiteres Museum ist gerade dabei seine Pforten zu öffnen und zu einem zusätzlichen Besuchermagnet zu werden. An der Corniche aber kommt fast ein wenig Strandpromenadenfeeling auf, auch wenn das dann für die Katari doch ein wenig zu liberal wäre, wenn hier jetzt leicht bekleidete Jogger und Surfer oder Radfahrer und Skater in engen Shirts unterwegs wären.
Am Pearl Monument verlasse ich die Corniche wieder. Der Weg würde sich noch mehr als fünf Kilometer weiter an der Bucht entlangschlängeln, doch das ist heute einfach nicht zu schaffen.
Ich kehre zum Souq Waqif zurück, der wie aus einer längst vergangenen Zeit wirkt und doch absolut modern ist. Aber gerade diese Moderne finde ich auch ganz angenehm, denn so lässt es sich sehr gut durch die engen Gassen bummeln. Auch habe ich hier nicht das Gefühl, dass man sich ständig nach Taschendieben oder unangenehmen Personen umschauen müsste. Die Katari selbst beachten die Touristen kaum und nehmen sie als das wahr, was sie sind, Besucher aus einer anderen Kultur, die diese nun kennenlernen wollen. Einzig die Gastarbeiter sind mir teilweise etwas unangenehm aufgefallen. Besonders den Gruppen junger Männer bin ich dann doch etwas aus dem Weg gegangen, denn im Gegensatz zu den Katari sind für sie Frauen, die allein unterwegs sind, dann wohl doch nicht so ganz selbstverständlich.
Als ich so durch die Gassen des Basars streife und die Auslagen der Händler bestaune, entdecke ich versteckt hinter einer Treppe ein Hinweisschild zum Bird Market, dem Vogelmarkt. Das will ich mir dann doch etwas genauer anschauen.
Der Vogelmarkt ist eigentlich ein Tiermarkt, auf dem allerhand Haustiere sowie Zubehör zum Verkauf angeboten werden. Für Mitteleuropäer ist das aber doch irgendwie etwas befremdlich, sodass ich nicht zu lange bleibe, denn irgendwie habe ich recht bald das Bedürfnis, die armen Tierchen aus ihren Käfigen zu befreien und mitzunehmen.
So langsam bricht dann auch die Dunkelheit herein, doch das tut dem Treiben auf dem Basar keinen Abbruch, eher das Gegenteil ist der Fall. Jetzt öffnen die Restaurants und noch mehr Geschäfte zeigen ihre Waren, denn jetzt beginnt die Zeit, in der die Katari einkaufen gehen. Zwar ist es im März auch am Tage nicht sonderlich heiß, doch dieser Rhythmus liegt den Menschen hier einfach im Blut, denn im Sommer knallt die Wüstensonne unerbärmlich vom Himmel und da bleibt man lieber im voll klimatisierten Heim.
Ich aber drehe noch eine weitere Runde durch die Gassen des Souq Waqif. Dabei schaue ich mir nun besonders die Waren in den Bekleidungsgeschäften an. Unweigerlich kommt hier die Frage auf, wann die Katari denn diese bunten Stücke tragen oder ob das nur für die Touristen hier hängt? Vielleicht kleidet man sich ja auch zu Hause in bunten Farben so als Kontrast zur schwarzen Abaya mit dem Niqab, der bevorzugten Kleidung der Katari Frauen auf der Straße.
Hier zeigt sich dann ein Vorteil so als Frau unterwegs zu sein, denn während es für einen Mann tabu ist, eine fremde Frau anzuschauen, kann ich das Treiben der Einkäuferinnen gut beobachten, ohne das sich jemand daran stört. Manchmal trete ich mit den Damen sogar über ihre Kinder in Blickkontakt und sie freuen sich über mein Interesse an ihrem Nachwuchs. So manche Szene mutet dann auch etwas seltsam an, wie die Dame, die völlig in Schwarz gekleidet in einem Bentley vorfährt, komplett mit Louis Vuitton Tasche. Mit ihrem Nachwuchs, der allerdings westlich gekleidet ist, geht sie einkaufen. Als sie zurückkommt, folgt ihr ein älterer Mann, der etwas gebückt eine Schubkarre mit Waren hinter ihr herschiebt, deren Inhalt dann in den Kofferraum verladen wird, bevor alle wieder abfahren.
Bei meinem Rundgang über den Basar komme ich auch an den anderen Häusern der Tivoli Hotels vorbei, die über den Souq verteilt sind.
Ich gehe noch ein Stück weiter, um den Kamelmarkt zu finden. Zwar haben die Tiere viel von ihrer Funktion als Lasten- und Transporttiere eingebüßt, seitdem auch hier moderne Geländewagen Einzug gehalten haben, doch noch immer werden die Tiere ganz traditionell gehandelt. In Arabien sind es meist Dromedare.
Im Hintergrund des Marktes kann ich wieder die Skyline entdeckten. So langsam werden auch hier die Lichter angeschaltet.
Die Gassen des Souq Waqif werden am Abend ebenfalls in ein sanftes Licht getaucht.
Mit ein bisschen suchen entdecke ich dann noch dieses Haus. Eigentlich bin ich heute hier sogar schon vorbeigekommen, ahnte jedoch nicht, was sich hinter diesen Mauern verbirgt. In diesem Gebäude befindet sich der berühmte Falkenmarkt.
Doha ist bekannt für seine Falken und Falken sind ein Statussymbol wohlhabender Katari Familien. So ist dann auch der Verkaufsraum sehr edel eingerichtet, wie ich durch die Fenster sehen kann. Die Falken werden hier übrigens nicht nur gehandelt, sondern auch behandelt, wenn sie krank oder verletzt sind.
Als ich einen Ort zum Abendessen suche, komme ich an einem weiteren der Häuser vorbei, die zu meinem Hotel gehören, dem Al Jasra. Hier gibt es ein Restaurant mit schöner Außenterrasse und da ich mehr die laue Abendluft denn ein klimatisiertes Restaurant bevorzuge, nehme ich kurzentschlossen Platz.
Ich bestelle ein Nudelgericht, das sehr gut schmeckt und schaue den Menschen zu, die im Basar unterwegs sind. Zum Nachtisch gibt es ein Törtchen aus der Hauseigenen Patisserie.
Als ich das Restaurant verlasse, ist es bereits komplett dunkel, sodass ich beschließe, noch einmal zur Corniche zu laufen. Das zahlt sich dann auch richtig aus, denn nun habe ich ein schönes Bild der beleuchteten Skyline.
Auf dem Rückweg komme ich noch einmal am Al Fanar Kulturzentrum vorbei, das nun ebenfalls schön angestrahlt wird.
Im Souq brummt noch immer das Leben, als ich mich auf den Weg zurück in mein Hotel mache. So langsam bin ich doch müde, aber zum Glück steht morgen nicht so viel auf dem Programm, sodass ich mich dann auch etwas ausruhen kann.
Auf meinem Zimmer packe ich dann schon mal die Kameraausrüstung zusammen und alles wieder in die entsprechenden Taschen, bevor ich das Licht ausschalte und die Augen schließe.
Wetter: sonnig, 14–24 Grad
Hotel: Souq Waqif Hotels by Tivoli