Tag 3: Samstag, 9. März 2019
State Visit – Stockholm nach Doha
„Happiness is looking down on your next destination from your plane window.”—Unknown
Der Tag beginnt grau in grau. Schade, dass das gute Wetter nicht gehalten hat. Heute Abend werde ich zwar weiterreisen, doch den Tag möchte ich gern noch mit einigen Besichtigungen verbringen. Im Hotel bekomme ich durch meinen Status einen Late Check-out gewährt, sodass das auch kein großes Problem darstellt.
Zwar gibt es auch in der Stadt einiges zu sehen, doch ich möchte lieber ein anderes Ziel ansteuern, Schloss Drottningholm, den Wohnsitz des schwedischen Königspaares. Der liegt etwas außerhalb der Stadt, doch mit meiner 24 Stunden Fahrkarte kann ich auch dorthin fahren. Zuerst mit der Bahn bis in einen Vorort. Hier muss ich dann in einen Bus umsteigen und das ist mal wieder gar nicht so einfach, denn es gibt jede Menge Haltestellen und die Beschilderung lässt doch sehr zu wünschen übrig. Was ist das hier in Stockholm, dass man da nicht mal ein paar Schilder anbringen kann?
Mit dem Bus geht es dann durch diverse Siedlungen bis die Bebauung sich immer mehr lichtet und nur noch einzelne Häuser zusehen sind. Gegenüber eines großen Sees muss ich aussteigen, denn hier beginnt der Park von Schloss Drottningholm.
Bereits 1580 ließ König Johann III. von Schweden auf diesem Land außerhalb der Hauptstadt ein Lustschloss für seine Gemahlin Katharina errichten. Er nannte es Königininsel – Drottningholm. Rund 80 Jahre später, am 30. Dezember 1661, brannte das Schloss jedoch bis auf die Grundmauern nieder.
Die Witwe des schwedischen Königs Karl X. Gustav, Hedwig Eleonora von Schleswig-Holstein-Gottof, die das Schloss erst kurz zuvor erworben hatte, zeigte sich auch für den Neubau verantwortlich. Die neue Anlage wurde im Barockstil erbaut und wegen der Kombination mit einer französischen Gartenanlage auch Versailles es Nordens genannt.
Als ich vor dem Eingang ankomme, öffnet der Himmel plötzlich seine Schleusen, doch aufgrund der Kälte heute ist das, was da aus den Wolken kommt kein Regen, sondern Schnee. Und der wird vom beißend kalten Wind geradezu durch die Luft gepeitscht, sodass ich mich schnellen Fußes in die Vorhalle verziehe.
Gleich zu Beginn meines Rundgangs lande ich in dem wohl am großartigsten ausgestatteten Treppenhaus eines Schlosses, das an Extravaganz kaum zu überbieten ist. Allein die Kosten für den Bau überstiegen schon in der damaligen Zeit alles, was man zuvor gesehen hatte.
Über dieses Treppenhaus gelange ich nun in den ersten Stock des Palastes. Genauso wie Tausende Besucher vor mir und auch nach mir. Man muss schon aufpassen, wo man hinläuft, denn die Pracht des Raumes lenkt das Auge immer wieder ab.
Im ersten Obergeschoss befindet sich die Kasse, wo ich meinen Eintritt bezahle. Viel ist heute zum Glück nicht los. Bei dem durchwachsenen Wetter sind wohl nicht all zu viele Besucher hierher aufgebrochen. Mir soll es nur recht sein, denn so habe ich mehr Raum, mir alles in Ruhe anzuschauen.
Den Rundgang durch das Schloss kann ich in Eigenregie machen und was mich fast noch mehr überrascht, auch hier ist Fotografieren kein Problem und das, obwohl es sich sogar um die offizielle Residenz des Königspaares handelt. Das ist schon super, denn in vielen europäischen Schlössern herrscht sonst doch eher ein strenges Fotografierverbot, selbst wenn sie heute nur noch museal genutzt werden wie in Deutschland.
Ich folge dem Rundgang durch das Schloss. Erklärungen gibt es sowohl über den Audioguide als auch durch Tafeln, die in den einzelnen Räumen aufgestellt sind.
Sehr schade ist allerdings, dass das prächtige Paradeschlafzimmer der Königin Hedwig Eleonora gerade renoviert wird und so leider nur Teile dieses von führenden Künstlern und Handwerkern geschaffenen Raumes zu sehen sind.
Die Bibliothek ist der nächste Raum, den ich besichtige. Sie wurde erst 1747 an das Schloss angebaut und gehört somit nicht zum ursprünglichen Ensemble. Rund 7300 Bücher befinden sich hier, fast genauso viele wie bei der ersten großen Inventur im Jahr 1797.
Aus einem der Fenster habe ich einen ersten Blick auf den Schlossgarten, der im französischen Stil angelegt wurde. Dahinter und zur Seite befindet sich noch ein englischer Landschaftsgarten.
In Schloss Drottningholm sind mehrere Räume den verschiedensten schwedischen Königen und ihren militärischen Erfolgen gewidmet. So auch die Halle der Generäle, die in Gedenken an König Karl XII. ausgestattet wurde. Ein ganz besonderes Stück aber ist die Decke, die ursprünglich 1643 für Schloss Kronborg in Dänemark geschaffen wurde und 1659 als Kriegsbeute nach Schweden kam.
Der große Saal gehörte schon zum ursprünglichen Entwurf des Schlosses und hatte über die Jahrhunderte verschiedene Funktionen. Die letzte Renovierung fand zwischen 1856 und 1885 während der Regentschaft von König Oskar I. und Königin Josefina statt.
Im großen Saal stoße ich dann nicht nur auf ein Foto des derzeitigen Königs und seiner Gemahlin, sondern auch auf Gemälde aller großen Herrscher Europas. Diese sind allerdings nicht aus der heutigen Zeit.
König Oskar I. und Königin Josefina ließen Bilder aller wichtigen gekrönten Häupter Europas anbringen, die Mitte des 19. Jahrhunderts regierten. So gibt es ein Bild von Königin Victoria von England neben der Oskar I. selbst hängt.
Außerdem sehe ich ein Bild des preußischen Königs Friedrich Wilhelm, des österreichischen Kaisers Franz Josef und noch vieler anderer gekrönter Häupter.
Mit diesem Raum endet die Schlossbesichtigung und ich gehe durch das Treppenhaus wieder zum Ausgang. Im Vorraum entdecke ich noch eine Glastür, die den Blick in einen ganz besonderen Raum erlaubt. Ausgestattet ist er mit der Porzellansammlung von König Oscar II. und wurde 1897 eingerichtet.
Als ich nach meiner Schlossbesichtigung wieder nach draußen komme, hat sich das Wetter merklich gebessert. Es ist sogar blauer Himmel zu sehen und die Sonne lässt sich immer wieder blicken. So muss die Schlossparkbesichtigung dann wohl doch nicht ausfallen.
Den Park erreiche ich, indem ich um das Schloss herum gehe und dabei am Schlosstheater vorbeikomme. Diese historische Spielstätte wurde 1766 eingeweiht, jedoch 1792 nach der Ermordung König Gustav III. auf dem Maskenball in der Stockholmer Oper wieder geschlossen und vergessen. So kommt es, dass das Gebäude heute noch die originale Bühnentechnik besitzt. Seit 1920 wird es auch wieder für Aufführungen genutzt.
Der Zugang zum Garten erfolgt über ein großes Tor. Der Park ist nach französischem Vorbild sehr symmetrisch angelegt und verfügt über Brunnen und Statuen, die zum größten Teil Kriegsbeute aus dem 17. Jahrhundert sind. Viele der Originale befinden sich aber inzwischen im Museum und wurden durch Kopien ersetzt.
Seit 1982 wohnen der schwedische König und seine Frau ganzjährig im Südflügel des Palastes und haben hier auch ihre Kinder großgezogen. Seit dem Tod seines Großvaters im Jahr 1973 sitzt Carl Gustaf auf dem Thron und ist seit 2018 sogar der am längsten regierende Monarch des Königreiches. Seinen Vater, den damaligen Kronprinz, lernte der König nie richtig kennen, da er bereits zehn Monate nach seiner Geburt beim Absturz einer Maschine der KLM auf dem Flughafen von Kopenhagen ums Leben kam.
Ich laufe durch die wunderschöne Anlage, die momentan ein wenig wie im Dornröschenschlaf wirkt. Aufgund des noch anhaltenden Winters sind die Brunnen abgeschaltet und viele Skulpturen eingelagert. Hier würde bestimmt ein Spaziergang im Sommer besonders toll sein.
Zum englischen Landschaftsgarten und dem chinesischen Schlösschen komme ich dann erst gar nicht mehr. Das Schlösschen ist im Winter sowieso zu und die Wege in den hinteren Teilen des Parks noch tief verschneit, sodass ich irgendwann umkehre. Auf meinem Weg zum Ausgang komme ich noch an der Schlosskapelle vorbei, die heute leider auch nicht zugänglich ist.
Als ich wieder zur Bushaltestelle abbiegen will, sehe ich noch einen kleinen Wachwechsel, der gerade vor der Unterkunft der Leibgarde des Königs vollzogen wird.
An der Haltestelle habe ich noch etwas Zeit und so fällt mir dieses schöne Haus auf, das den perfekten Blick auf die Schlossanlage hat. So lässt es sich sicher gut wohnen.
Der Weg zurück in die Stadt erfolgt dann wieder mit dem Bus und anschließend mit der Bahn. Rund eine Stunde später bin ich so wieder am Hotel und genieße noch ein letztes Mal den tollen Blick auf die Altstadt.
Irgendwie habe ich mich aber vertan und so doch noch eine Stunde Zeit. Nur auf dem Zimmer sitzen will ich aber auch nicht und so entschließe ich mich, noch eine kleine Runde um das Hotel zu drehen. Das ist gar nicht so einfach, denn nebenan befindet sich derzeit eine Großbaustelle und wie ich ja inzwischen gelernt habe, ist das Ausschildern anscheinend nicht so die Stärke der Schweden. Aber mit ein bisschen Suchen finde ich einen Weg und lande so mehr oder weniger durch Zufall am Katarinahissen. Den Turm mit der seltsamen Brücke hatte ich zwar schon gesehen, ihn aber nicht als Attraktion wahrgenommen.
Der erste Katarinahissen (Katarina-Aufzug) wurde bereits zwischen 1881 und 1883 erbaut. Damals hatte das einen ganz praktischen Zweck. Die Topografie der Insel hier ist ganz anders als die der Altstadt und so befinden sich viele der Gebäude auf einer Anhöhe. Dort hinaufzukommen war für die Menschen recht beschwerlich, sodass dieser Turm mit einem Aufzug und angeschlossener Brücke gebaut wurde. Bereits 1933 wurde der erste Turm abgerissen und 1935 ein neuer Turm mit Aufzug eingeweiht, der die 38 Meter Höhenunterschied überwand. Seit 2011 ist der Aufzug allerdings außer Betrieb und wartet derzeit noch auf die Wiederinbetriebnahme. Deshalb kommt man seitdem nur noch von der Bergseite auf die Brücke und dieser Weg führt über eine stattliche Anzahl von Treppen. Die Aussicht ist aber toll, sodass sich der kleine Ausflug auf jeden Fall gelohnt hat.
Nun muss ich aber wirklich meine Sachen packen und auschecken. Dann geht es mit der Bahn zum Hauptbahnhof und von hier will ich wieder mit dem Bus zum Flughafen. Und ach, wie sehr würde ich mir doch wünschen, dass das mal unkompliziert funktionieren würde, aber davon hat man ja in Schweden irgendwie noch nie was gehört. Oder man versucht den Touristen eben auch den extrem teuren Flughafenzug aufs Auge zu drücken. Das lehne ich aber auch heute dankend ab, denn der ist mir immer noch zu teuer.
So suche ich also erst einmal den Ticketschalter für den Bus, denn das mobile Kaufen des Tickets geht immer noch nicht, da man einfach keine ausländischen Kreditkarten akzeptiert. Wirklich super in einem Land, das sich so dafür lobt, doch fast ohne Bargeld auszukommen. Am Schalter darf ich dann auch mit der deutschen Karte zahlen. Wieso man das nicht online erlaubt, weiß die Dame auch nicht, aber es wäre halt so. Ah ja. Mit dem Ticket in der Hand muss ich mir dann den richtigen Ausgang suchen, denn hier geht man nicht einfach zur Haltestelle, sondern muss im Gebäude an der entsprechenden Tür warten, bis man zum Bus gelassen wird.
Das Warten ist dann auch nicht besonders bequem, denn nicht nur die Ausschilderung ist mies, Sitzplätze sind ebenso Mangelware. So steht man sich hier mehr oder weniger mit den Mitpassagieren die Beine in den Bauch bis irgendwann ein Mitarbeiter kommt, der einen zum Bus führt.
Die Fahrt zum Flughafen ist ereignislos, außer dass es wieder zu schneien anfängt und diesmal richtig heftig. Unterwegs geht der Schnee aber immer mehr in Regen über und am Flughafen schüttet es dann wie aus Kannen. Interessiert mich aber nicht mehr, denn ich gehe gleich ins warme Gebäude, um hier die nächste Frustration zu erleben.
Der Check-in, ach wieso soll etwas denn einfach gehen, wenn man es auch kompliziert machen kann? Meine Güte, wenn das die Zukunft ist und die tolle neue Welt, dann kann ich da dankend drauf verzichten.
Nachdem ich also nach längerer Suche endlich mal die Schalter von Qatar Airways gefunden habe, will mich irgendein Mitarbeiter ständig zu irgendwelchen Automaten schicken. Ich weigere mich aber standhaft und endlich nimmt sich eine nette Dame von Qatar meiner an und fertig mich am Business Class Schalter ab. Was für ein Unterschied zu den Schweden. Mit Bordkarte und Handgepäck mache ich mich auf zur Sicherheitskontrolle, die hier auch ein absolutes Theater ist. Aber irgendwann ist selbst das erledigt und ich stehe in einem Shop, der irgendwie wie die Lebensmittelabteilung von IKEA aussieht. Wie ich das hasse, wenn man zuerst durch den Duty Free muss.
Dahinter ist dann ein fast leerer und ziemlich steriler Terminal zu finden. Und wieder einmal muss ich mich auf die Suche begeben, diesmal um den Eingang zur Lounge zu finden. Was bin ich froh, dass ich nicht in dem düsteren Terminal warten muss, der zwar hochmodern ist, aber irgendwie total kalt und unwirtlich wirkt.
Die Lounge ist dann ganz nett und wirkt ein bisschen wie die Möbelausstellung von IKEA. Das Essen ist zwar nichts Besonderes, aber ich komme mit interessanten Menschen ins Gespräch, was allerdings eher daran liegt, dass sich die Lounge vor dem Abflug ziemlich füllt. Neben mir sitzt ein Herr, der ebenfalls auf meiner Maschine gebucht ist. Auch er fliegt nach Singapur, aber ohne Zwischenstopp und zu einer Konferenz der IATA. Wie cool.
Gegen halb neun mache ich mich auf den Weg zum Gate. Das ist hier auch so geregelt, dass jedes Gate einen abgeschlossenen Raum hat und die Bordkarten schon am Eingang kontrolliert werden. Nur leider scheinen die Gates hier eher für die Größe eines A320 ausgelegt zu sein, denn für einen A350, denn mit zunehmender Stunde wird es voller und stickiger. Sitzplätze gibt es längst nicht für alle. Zum Glück beginnt dann das Boarding pünktlich und ich betrete zum ersten Mal eine Maschine von Qatar Airways.
Nach dem ersten Schritt ins Flugzeug ist der ganze Ärger aber schnell vergessen. Jetzt gibt es nur noch Freude und Aufregung. Und dann sehe ich sie zum ersten Mal live in einem Flugzeug, die Q Suite von Qatar Airways, die wohl beste Business Class der Welt. Wow, schon der erste Eindruck ist fantastisch und ich werde auch gleich super nett begrüßt und persönlich zu meinem Platz geleitet.
Der befindet sich heute links am Fenster und zeigt sozusagen rückwärts, denn die Sitze der Q Suite sind in einer Reihe mit und der nächsten Reihe entgegen der Flugrichtung ausgerichtet.
Meine Suite ist aber einfach nur cool. Das ist der Hammer, wie viel Privatsphäre ich hier habe. Von den Mitpassagieren bekomme ich kaum etwas mit. Bettzeug und Amenity Kit liegen auch schon bereit.
Später bringt mir die Flugbegleiterin noch Slipper und sogar einen Schlafanzug, da der Flug nach Doha ein Nachtflug ist. Wie cool ist das denn?
Auch das Menü wird gebracht und schon mal die Bestellung aufgenommen, damit man später mehr Zeit zum Schlafen hat. Ich entscheide mich aber aufgrund der späten Stunde nur noch für einen kleinen Snack und das auch mehr aus Neugier.
Nach dem Start in strömendem Regen bekomme ich erst einmal ein Getränk nach Wahl sowie Nüsse serviert. Der Service ist absolut super, extrem professionell und persönlich. Das gefällt mir richtig gut.
Dann wird mein Tisch gedeckt und das geschieht mit so viel Liebe zum Detail, dass man auch in einem Sterne Restaurant sein könnte. Ich habe allerdings nur die Käseplatte bestellt, da ich schon in der Lounge gegessen habe und auch langsam etwas müde bin.
Nach dem Essen wandle ich meinen Sitz in ein Bett um und verschlafe die nächsten viereinhalb Stunden des Fluges. Dann ist die Nacht aber leider schon wieder vorbei und es gibt Frühstück. Natürlich hätte ich darauf auch verzichten können, doch ich wollte auch nicht mit leerem Magen ankommen.
Pünktlich landen wir am frühen Morgen auf dem Flughafen von Doha. Aufgrund der Zeitverschiebung bricht hier bereits ein neuer Tag an und ich kann im Dämmerlicht sogar die Hochhäuser der Innenstadt erkennen.
Leider bekommen wir dann nur eine Außenposition, doch in Doha ist selbst das nicht so schlimm. Hier gibt es einen separaten Bus für Business Class Passagiere, in dem jeder einen Sitzplatz hat und wirklich zuerst in den Terminal gefahren wird.
Auch die Ankunft im Terminal ist dann ein Erlebnis, aber das beschreibe ich im Bericht des nächsten Tages, der ja inzwischen längst angebrochen ist.
Wetter: ‑2–4 Grad, heiter bis wolkig mit Schauern
Hotel: —