Tag 7: Samstag, 04. Januar 2020
Bottles and more – Barstow nach Los Angeles
„Life is not measured by the number of breaths we take, but by the moments and places that take our breath away.” – Unknown
Nach einer geruhsamen Nacht und kurzem Frühstück mache ich mich wieder auf den Weg. Am Morgen ist es noch ziemlich frisch, nur wenige Grad über null, aber das ist im Winter in der Wüste nicht ungewöhnlich. Kurze Zeit später überquere ich bereits die Stadtgrenze von Barstow.
Mein erstes Ziel befindet sich etwas außerhalb der Stadt, in einer recht spärlich besiedelten Gegend.
Hier, wo einst die Route 66 entlangführte, liegt die Bottle Tree Ranch, ein eigenwilliges Kunstwerk, das zu den Attraktionen an der „Mother Road” in Südkalifornien gehört wie Roy’s Café, das ich gestern besucht habe.
Den Grundstock für die Sammlung legte ein gewisser Elmer Long sr., seines Zeichens Luftfahringenieur, der in seiner Freizeit auf Schrottplätzen und in Geisterstädten nach für ihn interessanten Sammlergegenständen suchte. Auf diese Touren nahm der schließlich auch seinen Sohn, Elmer Long jr., mit. Im Alter verlor Long das Interesse an seiner Sammlung und vermachte diese seinem Sohn. Der wiederum begann im Jahr 2000 das Kunstwerk, das heute als Bottle Tree Ranch bekannt ist, zu erschaffen.
Die „Bäume” bestehen meist aus Metallstangen oder auch anderen Masten, an die Elmer Long seitliche Arme anbrachte, auf denen er dann die Flaschen befestigte. Auf den Spitzen befestigte er dann andere Fundgegenstände, wie Verkehrsschilder, Autoteile, Geweihe, einfach alles, was er gefunden hat.
Nebenbei sind auch noch etliche weitere Gegenstände zu sehen, die alle irgendeinen Platz auf dem Grundstück gefunden haben. Die Sammlung wuchs über die Jahre immer weiter, denn Elmer hatte Spaß daran, weitere Flaschenbäume zu bauen. Sogar seinen Job hat er dafür an den Nagel gehängt.
Über zweihundert Skulpturen sind auf dem Grundstück in der Mojavewüste zu finden. Und im gleißenden Licht der Wüstensonne schillern die Flaschen in allen Farben. Dazu macht der Wind, wenn er denn weht, interessante Geräusche.
Inzwischen gibt es leider keine neuen Kunstwerke mehr zu bewundern, denn Elmer Long verstarb 2019. Doch seine Bottle Tree Ranch lebt weiter und begeistert immer noch die Besucher, die sich auf Weg von Barstow hierher machen.
Nachdem ich mich gründlich umgesehen und einen kleinen Obolus in der Spendenbox hinterlassen habe, kehre ich zu meinem Auto zurück und machen mich wieder auf den Weg in Richtung Los Angeles.
Unterwegs komme ich auf die Idee, doch mal noch schnell in den Schnee zu fahren. Auch das geht in Südkalifornien, das berühmt dafür ist, dass man an ein und demselben Tag sowohl an den Strand gehen als auch Skifahren kann. Und so lande ich wenig später im wohl bekanntesten Winterwunderland, dem Big Bear Lake.
Der achtzehn Kilometer lange See befindet sich mitten in den San Bernadino Mountains und ist sowohl als Sommerfrische als auch als Wintersportgebiet der Bewohner Südkaliforniens beliebt.
Auf der Fahrt ins Tal wird es dann recht schnell wärmer. Auf über zwanzig Grad steigt das Quecksilber, als ich Riverside erreiche. Hier war ich schon oft unterwegs, eigentlich ist diese Gegend sogar die Erste, die ich je von den USA gesehen habe, denn hier war ich einst als Austauschschüler heimisch. In der Stadt gibt es ein historisches Haus, das ich schon lange einmal besuchen wollte, doch immer kam etwas dazwischen, heute aber klappt es endlich.
Das sogenannte Heritage House ist heute ein Museum. Einst gab es viele solcher Villen in dieser Gegend, die durch den Anbau von Zitrusfrüchten zu Wohlstand kam. Dieses Haus wurde zwischen 1891 und 1892 für Catherine Bettner erbaut, eine Witwe eines Zitrusfarmers.
Das Haus erlaubt eine Zeitreise zurück in das Kalifornien vor über einhundert Jahre und zeigt, wie die Oberschicht damals hier lebte. Auf einer interessanten Führung bekomme ich einen näheren Einblick.
In Riverside gab es aber viele solcher Häuser, denn in der Stadt lebten 1895 die Menschen mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen der ganzen USA. Der Anbau von Zitrusfrüchten war dermaßen profitabel, dass sich viele Menschen hier leisten konnte, in solchen Häusern zu leben.
Zu einem Haus wie diesem gehörten natürlich auch Angestellte und so bekomme ich auf der Führung auch eines der Dienstmädchenzimmer zu sehen.
Die Führung endet schließlich im kleinen Garten hinter dem Haus, wo sich auch ein Nebengebäude mit Garagen für die Kutschen sowie ein Wasserturm befinden.
Und natürlich Zitrusfrüchte, die diese Gegend so wohlhabend gemacht haben und es noch heute tun, auch wenn die Produktion immer mehr abnimmt, da Früchte aus anderen Ländern oft billiger sind. Schon auf meiner Reise im Jahr 2017 habe ich einige der Orte in dieser Gegend besucht, die sich mit dem Zitrusfrüchteanbau beschäftigen und dabei viele interessante Dinge erfahren.
Nach diesem interessanten Besuch fahre ich über den Foothill Freeway weiter bis nach Azusa, wo ich für heute Nacht ein Hotel gebucht habe. Ich habe mich für das Home2Suites entschieden, da ist diese Kette aus dem Hilton Portfolio bisher noch nicht kenne.
Das Hotel ist nicht nur auf kurze Übernachtungen, sondern auch auf längere Aufenthalte ausgelegt, denn im Zimmer gibt es eine kleine Küchenzeile. Alles ist sauber und funktionell, aber etwas spartanischer, als ich es von den Homewood Suites gewohnt bin.
Zum Abendessen habe ich heute die Old Spaghetti Factory in Duarte ausgewählt. Die Kette hat viele Filialen im Westen der USA, doch diese hier ist etwas anders, denn sie befindet sich in einem alten Schulhaus und dessen Spuren kann man auch heute noch überall im Restaurant entdecken.
Meilen: 210
Wetter: heiter, 37 bis 73 Grad F
Hotel: Home2Suites by Hilton Azusa