Tag 12: Donnerstag, 09. Januar 2020
Cha cha cha cha, choo choo train – Ft. Lauderdale nach Miami
„To those who stay put, the world is but an imaginary place. But to the movers, the makers, and the shakers, the world is all around, an endless invitation.” – Unknown
Das Hotel verlasse ich heute früh ohne Frühstück, denn das ist hier nicht inklusive und das Angebot auch nicht so berauschend, und fahre stattdessen zu IHOP, wo ich mir ein richtiges amerikanisches Morgenmahl munden lasse.
Anschließend drehe ich eine kleine Runde durch Ft. Lauderdale, bevor ich weiter nach Miami fahre, wo ich das Gold Coast Railroad Museum ansteuere. Das Eisenbahnmuseum befindet sich auf einer ehemaligen Navy Base, von der noch einige Gebäude erhalten sind. Noch ist hier längst nicht alles restauriert und so sind einige Häuser noch immer abgesperrt.
Das Eisenbahnmuseum aber ist natürlich geöffnet, sonst wäre ich nicht hier. Und nachdem ich mein Auto geparkt habe, geht es für mich erst einmal in das kleine Besucherzentrum mit angeschlossenem Minimuseum.
Im Museum wird dann neben Eisenbahnen die Geschichte dieses Ortes thematisiert. Einst war hier die Naval Air Station Richmond beheimatet, eine Luftschiff-Station, die im Zweiten Weltkrieg aktiv war. Insgesamt gab es zehn solcher Stationen in den USA.
Hier in Miami gab es einst drei riesige Hangars, in denen Luftschiffe Platz fanden. Die in Miami wurden jedoch durch einen Hurrikan und ein anschließendes Feuer vollständig zerstört.
Der zweite Teil der Ausstellung beschäftigt sich dann mit dem Thema, um das es im Museum geht, die Bahn. Unzählige kleine Ausstellungsstücke wurden aus den ganzen USA zusammengetragen und sind nun hier zu sehen. Oft gibt es aber auch eine Verbindung zu Florida, denn darauf liegt ein Fokus des Museums.
Der Eingangsbereich ist einem alten Haltepunkt nachempfunden.
Sie war das erste Ausstellungsstück, das das Museum in den 50er Jahren für seine Ausstellung erhielt. Die Florida East Coast 153 wurde 1922 erbaut und war bis 1938 im Einsatz. Im Jahr 1928 zog die Lokomotive den Zug, in dem Calvin Coolidge nach Miami reiste. Sieben Jahre später war sie eine der letzten Loks, die 1935 von Key West nach Miami fuhr, bevor der Labor Day Hurrikan die Strecke zerstörte.
Hinter der Lok sind etliche Wagons zu finden, von denen die meisten auch von innen besichtigt werden können. Viele der Fahrzeuge waren für die Florida East Coast unterwegs, die an der gesamten Ostküste des Staates verkehrten und ursprünglich von Henry Flagler gegründet wurde.
Dieser silberne Wagon gehörte dagegen einst zur Atlantic Coast Line Railroad und kann heute sogar für Partys gemietet werden.
Auf dem Außengelände warten unzählige andere Züge auf eine Zukunft. Momentan kann man sie nur von außen und aus der Ferne anschauen. Ob sie auch restauriert werden oder anderweitig verwendet, steht noch nicht fest. Da das Museum sich größtenteils aus Eintrittsgeldern und Spenden finanziert und viele Arbeiten durch Freiwillige durchgeführt werden, gehen die Arbeiten oft langsam voran.
Zurück in den Hallen besichtigte ich weitere Wagons wie diesen aus den 1920er Jahren und der eine große Bedeutung in der Evakuierung der Florida Key in Vorbereitung des Labor Day Hurrikans 1935 spielte.
Die Caboose ist einer der Wagons, die auch heute noch regelmäßig zu Ausfahrten genutzt werden. Gebaut wurde das Gefährt 1923 in Georgia und danach jahrelang an der Ostküste unterwegs.
Der nächste Wagon war einst für das Militär unterwegs. Im Zweiten Weltkrieg wurde er als fahrendes Krankenhaus eingesetzt. Bis zu dreiunddreißig Patienten konnten von einem Arzt, zwei Schwestern sowie vier Pflegern versorgt werden.
Etwas moderner ist hingegen dieser Zugteil. Der California Zephyr ist noch heute zwischen Chicago und Kalifornien unterwegs, dieses Exemplar wurde zwischen 1949 und 1970 auf der Strecke genutzt. Die Route ist 2.525 Meilen lang und der Zug war zweieinhalb Tage mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 45 Meilen/ Stunden unterwegs.
Die kleinen Abteile erinnern mich ein wenig an den Indian Pacific Zug, mit dem ich in Australien unterwegs war. In der Nacht können die Sitze in Betten verwandelt werden.
Zum Zug gehört auch ein kleines Restaurant im Stil eines Diners inklusive Bar. Hier wurden die Passagiere dreimal täglich versorgt.
Der schönste Aufenthaltsraum aber ist die Lounge mit dem Zugang zum Vista Dome.
Der Vista Dome verfügt über ein Glasdach, durch das die Passagiere die vorbeiziehende Landschaft am besten bestaunen konnten.
Das absolute Prunkstück der Ausstellung ist aber dieser Wagon, der Ferdinand Magellan Railcar. Ursprünglich 1928 gebaut, wurde der Wagon 1943 für Präsident Franklin D. Roosevelt zum Präsidentenzug umgestaltet. Bis 1958 war er in dieser Eigenschaft regelmäßig unterwegs und ist damit sozusagen der Vorgänger der Air Force One.
Während des Umbaus wurden die Außenwände sowie das Dach des Wagons mit sechzehn Millimeter dicken Panzerplatten verstärkt und die Fenster mit fast acht Millimeter dickem kugelsicheren Glas versehen. Außerdem wurden alle Fenster versiegel, da der Wagon über eine Klimaanlage verfügte.
Der Innenraum wurde ebenfalls für die präsidiale Nutzung umgebaut. So wurden die Räume vergrößert, indem aus sechs Schlafräumen vier und dazu die Lounge und das Esszimmer vergrößert wurden. Der große Mahagonitisch konnte auch für Besprechungen genutzt werden.
Die große Lounge befindet sich am hinteren Ende des Wagons und ist mit bequemen Sesseln ausgestattet.
Der Wagon war übrigens auch immer der Letzte an einem ganzen Zug, zu dem auch weitere Wagons für Personal, Sicherheit und Gepäck gehörten. Der Grund dafür war der offene Austritt am Ende. Eigentlich dazu gebaut, damit Passagiere einen guten Blick auf die Landschaft haben, wurde er von den US-Präsidenten für Ansprachen genutzt.
An diesem Pult sprachen Franklin D. Roosevelt, Harry Truman sowie Dwight D. Eisenhower, der den Wagon während seiner Präsidentschaft aber schon kaum noch nutzte. Im Jahr 1954 wurde er schließlich außer Dienst gestellt. Doch ein weiterer Präsident sprach von dieser Plattform, Ronald Reagan. Er ließ den Wagon 1984 für seinen Präsidentschaftswahlkampf kurzzeitig reaktivieren.
Die meisten Reden, die von dieser Plattform hielt wohl Harry Truman. Fast 350 Mal sprach er von hier zum amerikanischen Volk und legte rund 45.000 Kilometer mit dem Zug zurück. Seine wohl berühmteste Rede war 1948, als er nach seinem Wahlsieg die Chicago Tribune mit der falschen Headline „Dewey Defeats Truman” in die Kameras hielt.
Heute kann sich jeder Besucher auf der Plattform fotografieren lassen, so auch ich. Die Tour des Presidential Railcar muss allerdings extra gekauft werden und schlägt mit weiteren fünf Dollar zusätzlich zum Eintritt zu Buche. Anders ist dieser besondere Wagon aber nicht von innen zu besichtigen.
Die Tour umfasst aber wirklich alle Abteile des Wagons. Dazu gehört auch eine kleine Lounge, in der private Gespräche geführt werden konnten.
Natürlich standen dem Präsidenten und die First Lady auch eigene Schlafräume inklusive eines Badezimmers zu Verfügung.
Nicht ganz so luxuriös nächtigten die zwei Stewards, die für das Wohl des Präsidenten und seiner Gäste verantwortlich waren.
Ganz vorn im Wagon war die Küche untergebracht, in der alle Mahlzeiten für die Passagiere zubereitet wurden.
Dass der Eisenbahnwagon heute in Miami zu sehen ist, ist übrigens ein purer Glücksfall. Eigentlich sollte er 1958 an das Smithonian Museum gehen, doch das lehnte ab. So bekam das erst zwei Jahre zuvor gegründet Gold Coast Railroad Museum die Möglichkeit, diesen Schatz zu erhalten und genau hier ist das US Car No. 1, wie der Wagon auch genannt wurde, noch heute zu finden.
Nach meinem Museumsbesuch geht es für mich zurück nach Miami. Einmal quer durch Downtown fahre ich weiter bis nach Miami Beach.
Auf der vorgelagerten Insel fahre ich bis an die Südspitze, von wo ich einen schönen Blick auf Fisher Island habe. Die knapp siebzig Hektar große Insel ist vor allem als Wohnort von Reichen und Prominenten bekannt.
Direkt am Wasser, das hier die Hafenausfahrt in den Atlantik bildet, führt ein schöner Weg entlang, der am South Pointe Park Pier endet.
Der Pier führt hier ein Stück hinaus auf den Atlantik und von hier kann man nicht nur angeln, sondern morgens und abends auch die Kreuzfahrtschiffe beobachten, die den Hafen von Miami anlaufen.
Schließlich beginnt hier auch der berühmte Strand von Miami Beach.
Am Abend fahre ich in die Nähe des Flughafens, wo ich das Homewood Suites reserviert habe. Hier gibt es heute Abend auch einige Snacks, sodass ich hier zu Abend esse.
Meilen: 110
Wetter: 77 Grad
Hotel: Homewood Suites Miami Airport