Tag 3: Mittwoch, 01. September 2021
Relocation – Valletta nach St. Julian’s – Teil 1
„I would rather own a little and see the world than own the world and see a little of it.” – Alexander Sattler
Heute heißt es Abschied nehmen von Valletta. Doch bevor wir unser Hotel hier in der Altstadt verlassen, mache ich noch einen kurzen Stadtrundgang. Zunächst gehe ich aber am frühen Morgen auf unsere Dachterrasse. Der Blick über den Grand Harbor im Morgenlicht ist einfach wunderschön.
Heute soll die MSC Seashore einlaufen und tatsächlich sehe ich kurze Zeit später das riesige Kreuzfahrtschiff hinter den Häusern hervorkommen. Die Seashore ist eines der neuesten Schiffe der Reederei und wurde erst 2021 in Dienst gestellt.
Von der Terrasse kann ich aber nicht nur das Schiff beobachten, sondern sehe auch vieles mit neuen Augen, denn inzwischen war ich ja recht viel in der Stadt unterwegs. So kann ich nun die Kanonen der “Saluting Battery” ganz deutlich erkennen.
Währenddessen dreht sich die MSC Seashore einmal um 180 Grad, bevor sie am Anleger festmacht. Fast sechstausend Passagiere haben auf dem Schiff Platz, das derzeit das größte der italienischen Reederei ist.
Nachdem die Seashore festgemacht hat, verlasse ich der Terrasse. Ich mache mich auf den Weg nach nebenan, denn hier befindet sich die St. Pauls Shipwreck Church, eine der ältesten Kirchen in Valletta. Das römisch-katholische Gotteshaus wurde 1570 gegründet und 1582 fertiggestellt. Die Fassade wurde aber 1885 nochmals umgebaut.
Die Kirche beherbergt noch heute eine aktive Gemeinde, sodass ein Besuch nicht immer möglich ist. Früh am Morgen aber stehen die Türen offen und ich treffe auf eine sehr nette Dame, die mich sogar ein wenig herumführt und mir einiges zur Kirche erklärt.
Das reich verzierte Gotteshaus verfügt auch hier wieder über diesen besonderen Fußboden mit den bunten Grabplatten, etwas, das ich so bisher noch nirgends sonst gesehen habe.
Von hier kann ich nun auch die zwei ungleichen Kuppeln von innen anschauen, die ich zuvor schon vom Fahrstuhl des Hotels ausmachen konnte.
In der Kirche sind übrigens auch zwei Reliquien verwahrt. Sie stehen in Verbindung mit dem heiligen Paulus, dem die Kirche auch geweiht ist. Die erste Reliquie ist der rechte Unterarmknochen des Apostels, der in einem aufwendig verzierten Schrein verwahrt wird.
Die zweite Reliquie ist ein Stück einer Säule, die von dem Ort stammt, an dem der Apostel Paulus in Rom geköpft wurde. Heute steht an dieser Stelle die „St. Paul at the Three Fountains” Kirche.
Nach dem morgendlichen Kirchenbesuch gehe ich zurück ins Hotel, wo ich auf C. treffe, der ich beim Frühstück von meinen morgendlichen Aktivitäten berichte. Und da wir nicht in Eile sind, mache ich nach dem Frühstück noch einen weiteren kleinen Stadtrundgang, denn alles gesehen habe ich gestern bei weitem nicht.
So laufe ich bis zur Prokathedrale St. Paul, der Hauptkirche der anglikanischen Kirche auf Malta. Im Gegensatz zu vielen anderen Gebäuden ist das Gotteshaus recht neu und wurde erst zwischen 1839 und 1844 errichtet. Der Bau begann, nachdem die britische Königin Adelaide (Adelheid von Sachsen-Meinigen) die Insel 1830 besuchte und feststellte, dass es hier keine anglikanische Kirche gab. Um einen Platz für das Gotteshaus zu schaffen, wurde die Auberge d’Allemagne, das Haus der Malteser-Ritter der „deutschen Zunge“ des Ordens als einzige Auberge in der Stadt abgerissen.
Gleich gegenüber der Kirche steht eine weitere Auberge, die Auberge D’Aragon, die wieder auf die Zeit des Ordens zurückgeht und die Zeiten überdauert hat.
Nur wenige Meter weiter steht eine der bekanntesten Kirchen von Valletta, die aufgrund ihrer großen Kuppel auch ein markanter Bau im Stadtbild ist, die Karmeliterkirche. Mit vollem Namen heißt das Gotteshaus „Heiligtum Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel” und wurde ursprünglich um 1573 erbaut. Zu einer Basilika minor wurde die Kirche aber erst 1895 durch Papst Leo XIII. erhoben.
Zwar hat die Kirche heute Morgen leider nicht offiziell geöffnet, doch durch eine geöffnete Tür kann ich zumindest einen Blick in das Innere werfen. Das ist größtenteils neueren Datums, denn das Gotteshaus wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und erst zwischen 1958 und 1981 wieder aufgebaut.
Ich laufe nur wieder ein Stück zurück und stoße dabei erneut auf die Straße der Republik, die man bei einem Stadtrundgang eigentlich auch nicht verfehlen kann, da sie ja ganz Valletta in zwei Teile teilt. Ich stehe nun direkt vor dem Justizpalast, der das oberste Gericht der Insel beherbergt.
Gleich gegenüber wird am Fuße eines Denkmals der ermordeten maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia gedacht und Gerechtigkeit gefordert. Im Jahr 2017 war die Enthüllungsjournalistin durch eine Autobombe getötet worden. Der Anschlag erschütterte damals nicht nur den kleinen Inselstaat, sondern ganz Europa und die Tat ist bis heute nicht aufgeklärt.
Ein Stück weiter stoße ich auf Ruine, etwas, das man in Valletta eher selten sieht, denn nach dem Krieg wurde die Stadt größtenteils wieder aufgebaut. Diese Säulen und Fundament aber sind ein Überbleibsel des 1866 erbauten Royal Opera House. Obwohl ein Wiederaufbau wohl möglich gewesen wäre, wurden stattdessen in den 1950er Jahren große Teile des Gebäudes abgetragen. Die verbliebenen Ruinen dienen heute als Freilichtbühne.
Ich laufe noch ein wenig weiter und komme so noch einmal an der Maria vom Siege Kirche vorbei, die wir gestern schon besichtigt haben. Heute aber laufe ich um die Kirche herum, die an der Rückseite in die Befestigungsanlage der Stadt eingefügt wurde.
Gleich hinter der alten Stadtgrenze befindet sich die 1968 gegründete Zentralbank von Malta, die seitdem einziger Ausgabeort der maltesischen Lira war, bevor das Land 2008 den Euro einführte. Seitdem gehört die Bank zum System europäischer Zentralbanken.
Vom Vorplatz der Bank habe ich einen schönen Blick über die Befestigungsanlagen und das dahinter liegende Floriana, einer Vorstadt südwestlich von Valletta, die auch „Einfallstor nach Valletta“ genannt wird.
Unterhalb meines Stadtortes und in die Festungsmauern eingebaut, befindet sich übrigens auch der moderne Erweiterungsbau der Zentralbank von Malta.
Über die mächtige St. James Bastion, die ebenfalls zur Stadtbefestigung gehört, laufe ich weiter in Richtung Grand Harbor. Von einem Aussichtspunkt habe ich einen schönen Blick auf Senglea mit seiner Festung auf der anderen Seite des Grand Harbors.
Auch die MSC Seashore am Kreuzfahrtanleger kann ich hier nochmals schon anschauen. Es wird nicht das letzte Mal am heutigen Tag sein, dass ich das Schiff zu Gesicht bekomme. Aber davon weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts.
Es wird jetzt aber doch Zeit zurück zum Hotel zu gehen und so laufe ich ein letztes Mal durch die Upper Barrakka Gardens und dann auf direkten Weg über die St. Pauls Straße zurück zu unserer Unterkunft, wo ich wieder auf C. treffe, die schon auf mich wartet.
Wir bestellen uns nun wieder ein Fahrzeug bei eCabs, um damit zurück zum Flughafen zu fahren, wo sich die Autovermieter befinden. Das jedoch ist noch ein kleines Abenteuer, von dem ich aber im nächsten Teil des Reiseberichts erzähle.