Tag 2: Dienstag, 31. August 2021
Roaming around the City – Valletta – Teil 2
„I’m in love with cities I’ve never been to and people I’ve never met.” – Melody Truong
Da unser Hotel direkt in der Stadt liegt, kann ich hier eine kurze Verschnaufpause einlegen und dann doch gleich wieder losziehen. Das war genau die richtige Entscheidung, eine Unterkunft direkt in der historischen Altstadt zu nehmen. So muss ich nur um zwei Ecken laufen, bis ich wieder dort anknüpfen kann, wo ich vorher aufgehört habe, an der Straße der Republik. Die ist in ihrem nordöstlichen Teil, der direkt bis zum Meer führt, eher Anwohnerstraße denn Einkaufsstraße. Doch während die meisten Häuser für mich verschlossen bleiben, hat eines seine Pforten ganz weit geöffnet.
Das Casa Rocca Piccola wurde im Jahr 1580 erbaut, zu jener Zeit, als die Türken von Malta vertrieben wurden und man Valletta zu einer Stadt ausbauen wollte, die Paris oder Venedig gleicht. Der Auftrag zum Bau des Hauses kam von Admiral Don Pietro la Rocca, dem es erlaubt war, sein Haus mit Garten zu bauen, was ansonsten in Valletta nicht gestattet war.
Der kleine Garten im Innenhof ist dann auch der erste Ort, den ich von dem Palazzo zu sehen bekomme. Das Haus wird heute vom 9th Marquis de Piro und seiner Familie bewohnt. Der Marquis war es auch, der das Haus 1990 in Teilen der Öffentlichkeit zugänglich machte.
Der Star des Innenhofes ist Kiku, ein Ara, der, wenn er denn mag, auch mal ein paar Wörter spricht. Aber auch so unterhält er die Gäste, die auf eine Führung durch das Haus warten, wunderbar.
Die Tour durch das Haus ist übrigens mit Guide oder auch auf eigene Faust möglich. Dazu kann man sich dann den Audioguide auf das eigene Smartphone laden. Der Rundgang startet im Treppenhaus und führt dann durch die öffentlich zugänglichen repräsentativen Räume, die sich größtenteils auf der ersten Etage des Hauses befinden.
Insgesamt sind zwölf der fünfzig Räume des Palastes für Besucher zugänglich. Dazu gehört auch der Winter Dining Room, eines von zwei Esszimmern im Haus.
Mitten im Haus versteckt, stoße ich auf die private Kapelle der Familie de Piro, die besonders durch ihre Decke hervorsticht, deren Bemalung eine Kuppel suggeriert.
Die Räume des Hauses sind um ein mehrstöckiges Atrium angeordnet, über das die einzelnen Zimmer auch miteinander verbunden sind.
In vielen Räumen finden sich persönliche Erinnerungsstücke und Fotografien der Familie de Piro, die den Besuch nochmals interessanter machen.
Während viele Räume auch heute noch von der Familie genutzt werden, sind in einigen auch Stücke aus vergangenen Zeiten ausgestellt. Ein besonders imposantes Stück ist wohl diese Sänfte, mit der Familienmitglieder einst durch Valletta getragen wurden.
Der letzte große Raum, den ich auf meinem Rundgang zu sehen bekomme, ist das zweite Esszimmer, der Summer Dining Room. Im Zentrum steht hier eine festlich gedeckte Tafel, auf der das Familiensilber zu sehen ist.
Gleich nebenan gibt es noch eine Art kleinen Thronsaal, in dem der Hausherr früher Audienzen abhielt.
Durch das Treppenhaus, das nicht mit dem Atrium verbunden ist, gelange ich zurück in den Innenhof, denn hier gibt es noch eine Besonderheit des Hauses zu entdecken.
Eine recht schmale Treppe führt mitten im Innenhof hinunter in den Untergrund. In den Felsen unter dem Gebäude wurde über die Jahrhunderte ein Netz von Tunneln und Räumen geschlagen.
Einige dieser Räume boten besonders bei den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg Schutz, nicht nur der Familie, sondern regelmäßig auch über hundert Bewohnern der umliegenden Häuser.
Zurück aus dem Untergrund beende ich meinen Besuch in diesem interessanten Palast, der als einziger einen Einblick hinter die steinernen Mauern der edlen Villen in Valletta erlaubt.
Ich folge nun der Straße der Republik weiter, die einmal schnurgerade durch die Stadt führt und sie sozusagen in zwei Teile teilt.
Am Ende der Straße stoße ich auf das Fort St. Elmo, das zwischen 1670 und 1693 auf einer kleinen Halbinsel zwischen dem Marsamxett Harbor und dem Grand Harbor erbaut wurde. Es bildete den nördlichen Abschluss der Befestigungsanlagen von Valletta. Das Fort kann auch von innen besichtigt werden, doch aufgrund der schon recht fortgeschrittenen Stunde ist das heute nicht mehr möglich. So bleibt nur ein Blick von außen über die Mauern.
Ich folge nun den Begrenzungen der Festungsanlage und erreiche so die Hafenausfahrt des Grand Harbor, des größten und schönsten geschützten Naturhafens im Mittelmeer.
Von der Küstenstraße habe ich hier wieder einen schönen Blick über den Hafen bis hinüber zur imposanten Villa Bighi. Lange Zeit wurde das Gebäude, das in seinen Ursprüngen ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert stammt, als Wohngebäude genutzt. Nach der Ankunft der Briten aber wurde das Gelände zu einem Marinekrankenhaus umgebaut, was es bis 1970 blieb. Nach der Schließung erfolgte ein erneuter Umbau und heute sitzt die Verwaltung der historischen Stätten von Malta in dem Gebäude.
Als ich gerade weitergehen will, biegt ein Schiff in die Hafeneinfahrt ein. Die Katamaranfähre ist eine der neuesten Verbindungen mit der Nachbarinsel Gozo. So können Passagiere direkt aus Valletta auf die Insel gelangen. Die Fähre transportiert allerdings keine Fahrzeuge, sodass man mit Auto weiterhin die konventionelle Fähre im Norden der Insel nutzen muss.
Kurze Zeit später gibt es noch mehr Bewegung im Hafen. Die Wind Surf, einer der zwei größten Motorsegler der Welt, verlässt gerade die Insel. Das 1989 erbaute Segelschiff war ursprünglich für Club Med unterwegs und wurde 1997 an die Carnival Coöperation verkauft. Seitdem ist die Wind Surf für die Tochtergesellschaft Windstar Cruises unterwegs. Maximal 308 Passagiere und 188 Besatzungsmitglieder können auf dem Großsegler unterwegs sein.
Ganz in der Nähe befinden sich noch die Lower Barrakka Gardens, die ich am Morgen in der Ferne entdecken konnte. Sie befinden sich im unteren Bereich der St. Christophers Bastion, die ebenfalls zu den Befestigungsanlagen der Stadt gehört. Der Garten wurde ursprünglich 1798 bis 1800 durch die aufständische Bevölkerung während der französischen Belagerung angelegt und diente zunächst wahrscheinlich auch zur Produktion von Obst und Gemüse. Der Tempel in der Mitte wurde erst 1810 unter den Briten errichtet und erinnert an Alexander Ball, den ersten britischen Gouverneur der Insel.
Von der Gartenanlage zu sehen ist auch das Siege Bell Monument. Der Gedenkort wurde erst 1992 eingeweiht, fünfzig Jahre nach der Belagerung der Insel im Zweiten Weltkrieg und den schlimmsten Bombardements im Mittelmeerraum.
Ich genieße noch ein wenig die Abendstimmung in der Gartenanlage und ruhe mich ein wenig auf einer der Bänke aus. Es ist doch anstrengender als gedacht, auf den hügeligen Straßen von Valletta unterwegs zu sein. Hier am Hafen weht aber ein laues Lüftchen und zusammen mit den letzten wärmenden Sonnenstrahlen des Tages ist es einfach nur angenehm.
Schließlich mache ich mich aber doch auf den Rückweg zum Hotel. Dabei kann kurz einen Blick in eines der zahlreichen Stadthäuser werfen, bei dem gerade die Haustür offen steht.
Abendessen holen wir abermals aus dem Food Court in der historischen Markthalle um die Ecke vom Hotel. Mir hat der Pulled Pork Burger gestern so gut geschmeckt, dass ich mir den nochmals hole.
Noch eine ganze Weile sitzen wir so auf der Dachterrasse unseres Hotels und genießen den lauen Sommerabend. Anscheinend sind wir die einzigen Gäste, die diese tolle Terrasse nutzen, denn während des gesamten Aufenthaltes haben wir hier nie jemand anderen getroffen. Später am Abend können wir noch beobachten, wie das Viking Kreuzfahrtschiff den Hafen verlässt.
Kilometer: 0
Wetter: heiter, 22–31 Grad
Hotel: Palazzo Jean Parisot Boutique Suites, Valletta