Mediterranean Dreams – Malta und Gozo

Tag 8: Mon­tag, 06. Sep­tem­ber 2021
Out to Sea – Mal­ta nach Gozo – Teil 1

„Stop worry­ing about the pot­ho­les in the road and enjoy the jour­ney” – Babs Hoffman

Heu­te ver­las­sen wir das Hil­ton Hotel und nach dem Check-​out geht es für uns auf der Küsten­stra­ße nach Nor­den. So weit wie heu­te sind wir bis­her noch nicht gefah­ren, denn unser Ziel ist die Nach­bar­insel Gozo. Bevor wir jedoch auf die Insel über­set­zen, machen wir noch eini­ge Abste­cher. Der erste führt uns zum Sel­mun Palace.

Der etwas unge­wöhn­lich anmu­ten­de Palast wur­de im 18. Jahr­hun­dert erbaut und an die Rit­ter des Mal­te­ser­or­dens ver­mie­tet, die hier­her zur Jagd kamen. Viel inter­es­san­ter ist aber der Hin­ter­grund des Gelän­des, auf dem sich der Palast befin­det. Das gehör­te dem Mon­te del­la Reden­zio­ne degli Schia­vi, einer Orga­ni­sa­ti­on, die sich um Gefan­ge­ne küm­mer­te, die von den Bar­ba­ren oder Osma­nen ver­schleppt und dann gegen Löse­geld frei­ge­kauft wur­den. Mit den Ein­nah­men aus der Ver­mie­tung des Pala­stes sowie den umlie­gen­den Bau­ern­hö­fen wur­de auch die Orga­ni­sa­ti­on finanziert.

Rund um den Palast befin­den sich noch eini­ge ande­re histo­ri­sche Gebäu­de. Dazu gehört die­se Quel­le, die rund sechs Meter tief ist und in die­ser Gegend für Trink­was­ser sorgte.

Wei­ter­hin gibt es noch Reste einer alten Sied­lung zu sehen. In den klei­nen Bau­ern­häu­sern leb­ten ein­fa­che Men­schen, die in der kar­gen Land­schaft Land­wirt­schaft betrie­ben. Sie ver­sorg­ten sich zumeist selbst und hat­ten wenig Kon­takt zur Außenwelt.

Der Palast selbst wur­de übri­gens im 20. Jahr­hun­dert lan­ge Zeit als Teil eines Hotels genutzt. Dazu wur­de ein gro­ßers Bet­ten­haus im sel­ben Stil dahin­ter errich­tet. Lei­der wur­de das Hotel 2011 geschlos­sen und seit­dem ist die Nut­zung des gesam­ten Kom­ple­xes ungewiss.

Vom Palast führt eine klei­ne, etwas holp­ri­ge Stra­ße noch wei­ter über die Land­zun­ge, auf der sich der Sel­mun Palace befin­det. Die­ser fol­gen wir, denn wir sind neu­gie­rig, ob wir hier einen Blick auf das Meer erha­schen können.

Und das klappt tat­säch­lich, denn am Ende der Stra­ße gibt es einen klei­nen Wen­de­kreis, an dem wir par­ken kön­nen. Von hier haben wir einen sehr schö­nen Aus­blick auf das Mittelmeer.

Auf den Fel­sen rund­her­um ent­decken wir über­all Über­re­ste alter Gebäu­de. Teil­wei­se sind sie meh­re­re Jahr­hun­der­te alt, eini­ge stam­men aber auch aus der Zeit des Zwei­ten Welt­krie­ges, als Mal­ta mas­siv unter Beschuss stand.

An der Zufahrts­stra­ße zum Palast befin­det sich noch die Sel­mun Kapel­le, eine Kir­che, die erst 1982 erbaut wur­de. Zuvor befand sich die Kapel­le direkt im Palast, wur­de aber nach des­sen Umbau zum Hotel hier­her verlegt.

Hin­ter der Kir­che haben wir noch einen schö­nen Aus­blick auf das Meer und Bugib­ba, ein Ort, der sich auf einer Halb­in­sel befindet.

Wir fah­ren wei­ter und wech­seln dabei die Sei­te der Insel. Das ist hier oben im Nor­den noch schnel­ler mög­lich, denn Mal­tas Aus­deh­nung ist hier noch gerin­ger als im Süden. So lan­den wir dann auch recht zügig an der Anchor Bay, einer schö­nen Bucht, die aller­dings von ziem­lich lau­ter Musik beschallt wird.

Die Musik kommt von die­sem Ort, Pop­eye Vil­la­ge, eine Art Frei­zeit­park, der aber einen ande­ren Ursprung hat. Im Jahr 1979 dreh­te der ame­ri­ka­ni­sche Regis­seur Robert Alt­man den Film Popeye-​Der See­mann mit dem har­ten Schlag mit Robin Wil­liams auf Mal­ta. Extra für den Film wur­de der Ort als Kulis­se gebaut.

Sie­ben Mona­te dau­er­te es, die Kulis­se für den Film zu errich­ten, und es wur­den ins­ge­samt neun­zehn Häu­ser sowie Stra­ßen und eine Hafen­an­la­ge gebaut.

Nach dem Film­dreh bliebt das klei­ne Dorf erhal­ten und wird heu­te als ein Frei­zeit­park genutzt, in dem man aber auch mehr über den Film erfah­ren kann.

Nach einem kur­zen Foto­stopp fah­ren wir wei­ter, denn wir wol­len ja heu­te noch die Insel wech­seln. Gozo ist am Hori­zont schon zu sehen, denn sehr weit aus­ein­an­der sind die Inseln nicht. Dazwi­schen liegt die klei­ne Insel Comi­no, die wir auf die­ser Rei­se aber nicht ansteu­ern werden.

Auf dem Weg zum Hafen legen wir am St. Agatha’s Tower, der wegen sei­ner Far­be auch Red Tower genannt wird, eine wei­te­re Pau­se ein. Zwi­schen 1647 und 1649 als Festung erbaut, ist er eine von sechs Befe­sti­gungs­an­la­gen in die­sem Teil der Insel.

Eine lan­ge Trep­pe führt hin­auf zum Tower, der auf einer Anhö­he erbaut wur­de (klei­ner Tipp: vom Park­platz ist es heut­zu­ta­ge weni­ger steil). Die sechs klei­nen Festun­gen wur­den zwi­schen 1609 und 1649 erbaut, da immer wie­der Kor­sa­ren die­sen Teil der Insel angrif­fen und die Bevöl­ke­rung in die Skla­ve­rei ver­schlepp­ten. Die­se Angrif­fe konn­ten zwar der Gegend um die Grand Har­bor nicht gefähr­lich wer­den, stör­ten aber doch den Frie­den auf der Insel. So ent­schlos­sen sich die Groß­mei­ster, hier eine Ver­tei­di­gungs­li­nie zu errichten.

Genau die­se Geschich­te wird in dem klei­nen Muse­um erzählt, das sich heu­te im Red Tower befin­det. Wie man noch heu­te beson­ders an den Fen­stern sehen kann, ver­fügt der Turm über drei Meter dicke Wän­de, die auch Feu­er­be­schuss stand­hal­ten konnten.

Im Inne­ren gibt es ins­ge­samt drei Eta­gen, einen Lager­raum im Unter­ge­schoss, eine gro­ße Hal­le sowie zwei Räu­me dar­über mit Ton­nen­ge­wöl­be. Von hier führt eine Wen­del­trep­pe auf das Dach.

Das Dach des Turms ist flach und wird an allen vier Ecken von den Sei­ten­tür­men über­ragt, von denen man nicht nur einen guten Über­blick hat­te, son­dern auch beson­ders gut Fein­de abweh­ren konn­te. Außer­dem gab es noch vier gro­ße Kano­nen, die in alle Him­mels­rich­tun­gen feu­ern konnten.

Vom Dach des Red Towers hat man aber auch einen schö­nen Blick nach Comi­no und Gozo sowie bis zum White Tower, einem wei­te­ren Ver­tei­di­gungs­turm, der noch erhal­ten ist. Vie­le Tür­me wur­den lei­der auf Geheiß der bri­ti­schen Besat­zer in den 1830er Jah­ren demon­tiert. Eini­ge, wie der Red und der White Tower, konn­ten aber für die Nach­welt geret­tet werden.

Da es bis zum White Tower nur weni­ge Kilo­me­ter sind, fah­ren wir hier auch noch hin. Lei­der kommt man die­sen Turm nicht ganz nahe her­an und er ist auch nicht zur Besich­ti­gung geöffnet.

Dafür ent­schä­digt der schö­ne Blick hin­über nach Comi­no, der klei­nen Insel, die inzwi­schen unbe­wohnt ist und beson­ders als Aus­flugs­ziel für Tages­tou­ri­sten genutzt wird, die im tür­kis­blau­en Was­ser baden und schnorcheln.

Uns aber zieht es jetzt erst ein­mal zum Hafen, denn wir wol­len nun end­lich nach Gozo über­set­zen. Da wir ja nicht nur für einen Tages­aus­flug auf die Insel fah­ren, haben wir es nicht ganz so eilig, aber zu spät wol­len wir auch nicht im Hotel ankom­men. Doch davon erzäh­le ich im näch­sten Kapitel.

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