TAG 7: 19. Juni 2012
Ein royaler Tag – von Glasgow nach Edinburgh
Am Morgen spielt heute leider mal wieder das Wetter nicht ganz so mit und so fällt die geplante Besichtigung von Glasgow sehr kurz und mehr oder weniger Fotolos aus. Im Nachhinein war das aber gar nicht so schlimm, da so mehr Zeit für andere Ziele bleibt. Eines von ihnen ist Linlithgow Palace. Als ich die Palastruine erreiche, reißt auch tatsächlich der Himmel auf und die Sonne lugt hervor. Wie schön, das hätte ja nicht besser klappen können.
Linlithgow gilt als das Versailles der Könige von Schottland und ist auch der Palast, in dem die berühmte Maria Stuart, spätere Königin von Schottland, geboren wurde. 1746 brannte der Palast jedoch aus und ist deshalb heute nur noch als Ruine erhalten.
Nicht weit von Linlithgow entfernt liegt auch das House of Binns, ein historisches Haus, das seit 1612 der Sitz der Familie Dalyell ist. Noch heute wohnen Familienmitglieder in dem Haus, es steht jedoch unter der Verwaltung des National Trust.
Bevor ich das Haus jedoch erreiche, muss ich mir erst einmal einen Weg um zahlreiche Schafe und Rinder herum bahnen, die teilweise sogar auf der Zufahrt Platz genommen haben.
Leider kann ich das Anwesen nur von außen besichtigen, da es nur an wenigen Tagen geöffnet ist und der heutige nicht dazu zählt.
Zeit nehme ich mir aber, um die vielen Pfaue zu beobachten, die auf dem Gelände zu Hause sind. Einer von ihnen versucht dann auch gerade eine Dame zu bezirzen. Die ist jedoch ganz und gar nicht interessiert.
Vom House of Binns kann ich weit über die schottische Landschaft sehen und in der Ferne entdecke ich eine Burg. Gleich ist wieder meine Neugier geweckt und ich krame die Landkarte hervor, um herauszufinden, was das wohl sein könnte.
Kurze Zeit später entdecke ich den Namen, Blackness Castle. Und das schaue ich mir doch gleich mal mit an. Zuerst erreiche ich ein kleines Dörfchen, das der Burg vorgelagert ist. Am Hafen angekommen, sehe ich die Boote auf Grund liegen, denn es ist gerade Ebbe. Ich hätte gar nicht gedacht, dass das so weit im Inland noch so ausgeprägt zu sehen ist.
Blackness Castle wurde im 14. Jahrhundert erbaut und im 16. Jahrhundert massiv verstärkt, nachdem es ein Artilleriestützpunkt wurde. Es war aber auch ein königliches Schloss, eine Rüstkammer der Armee und später sogar ein Staatsgefängnis. Heute ist es nur noch eine Besucherattraktion, in der es aber kräftig spuken soll. Einem Geist begegne ich zwar nicht, aber die dunklen Räume und schweren Mauern wirkten schon etwas bedrückend auf mich.
Wegen seiner Form, die im Ganzen, der eines Schiffes ähnelt, trägt das Schloss übrigens den Beinamen „The ship, that never sailed.”. In jüngerer Zeit diente Blackness Castle auch als Kulisse für Kinofilme. Der bekannteste Film, der hier gedreht wurde, ist wohl Hamlet mit Mel Gibson und Glenn Close.
Da heute ein wahrhaft royaler Tag ist, an dem sich nun auch das Wetter von seiner schönsten Seite zeigt, setze ich meine Besichtigungen fort, während ich mich immer weiter in Richtung Edinburgh bewege.
Schon in Vorbereitung auf die Reise habe ich von Hopetoun House gelesen und dass es eines der schönsten Herrenhäuser Schottlands sein soll. Und wer mich kennt, der weiß natürlich, dass ich solch einen Bau unbedingt selbst in Augenschein nehmen muss.
Hopetoun House wurde von 1699 bis 1707 vom Architekten William Bruce entworfen und für die Familie des Earl of Hopetoun gebaut. Das prächtige Anwesen trägt auch den Beinamen “Scotland’s finest stately Home” und liegt nur 12 Meilen außerhalb von Edinburgh. Zu sehen sind hier die Prunkräume sowie die Gärten, denn im linken Trakt des Hauses ist auch heute noch die Familie ansässig. Und hier darf ich auch endlich einmal drinnen Fotos machen, leider ein Einzelfall in Schottland.
Auf obigem Schreibtisch sehe ich dieses Foto. Und bei genauerem Hinsehen entdecke ich gar Erstaunliches. Dieses Bild zeigt die deutsche Kaiserin Auguste Victoria und ist von ihr auch signiert worden. Aufgenommen wurde das Bild in einem Fotoatelier, das sich Unter den Linden in Berlin befand.
Nicht verpassen will ich auch den Aufstieg auf die Dachterrasse. Von hier oben hat man einen fantastischen Blick auf das Anwesen und den Firth of Forth, der nördlich von Hopetoun House verläuft.
Nachdem ich Hopetoun House verlasse, komme ich der schottischen Hauptstadt immer näher. In einem Vorort möchte ich noch ein weiteres historisches Haus besuchen, auf das ich nur durch Zufall, während einer Internetrecherche, gestoßen bin.
Lauriston Castle besteht aus einem Towerhouse, das im 16. Jahrhundert erbaut wurde, sowie mehreren Anbauten aus dem 19. Jahrhundert. Im Jahr 1902 kaufte William Robert Reid und seine Frau Margret das Schloss und richteten es neu ein. Da die Beiden kinderlos waren, vermachten sie das Gebäude nach ihrem Tod an Schottland, unter der Bedingung, dass es nicht verändert werden darf. Heute verwaltet die Stadt Edinburgh das Haus als Museum.
Umgeben ist Lauriston Castle von einem wunderschönen parkähnlichen Garten, in dem auch ich mich noch etwas umsehe, bevor ich mein nächstes Ziel ansteuere.
Von Lauriston Castle fahre ich auf direktem Weg nach Leith, dem Hafen von Edinburgh. Hier liegt ein ganz besonderes königliches Zuhause vor Anker, das eigentlich keines mehr ist – die Royal Yacht Britannia. Auf ihr fuhr die königliche Familie jahrelang um den Globus, bevor sie 1997 ausgemustert wurde und in Leith ein neues, permanentes Heim gefunden hat. Auf einer Audiotour will ich das Schiff nun auch erkunden.
Erster Stopp der Tour ist die Brücke, von der aus sich der Besucher immer weiter ins Innere des Schiffes vorarbeitet. Ein Highlight sind dabei sicherlich die persönlichen Räume der königlichen Familie, zu denen auch die Schlafgemächer der Queen und ihres Gatten gehören.
An diesem Schreibtisch erledigte Queen Elizabeth unter anderem die Staatsgeschäfte, wenn sie auf Reisen war.
Ihr Ehemann, Prinz Phillip, hatte seine Räume gleich nebenan. Beide Suiten waren durch eine Tür verbunden.
Im Wohnzimmer traf sich die königliche Familie zum gemütlichen Beisammensein.
Im Speisesaal hingegen haben auch schon viele Staatsgäste aus aller Welt diniert. Von ihrer Anwesenheit zeugen unter anderem die zahlreichen Staatsgeschenke, die hier ausgestellt sind.
Schließlich klettere ich hinunter in die Tiefen des Schiffs, wo die Crew wohnte und arbeitete. Dazu gehörte neben Schlaf- und Aufenthaltsräumen auch eine Wäscherei, in der sowohl die königliche als auch die Wäsche der Besatzung gewaschen wurde.
Zum Ende der Tour gibt es noch diese Barkasse zu sehen, die übrigens erst kürzlich noch einmal im Einsatz war. Auf ihr fuhren die Königin und Prinz Phillip 2012 zum Diamantenen Kronjubiläum die Themse hinunter.
Übernachtet wird heute in diesem altehrwürdigen Stadthaus, hinter dessen Mauern sich das Best Western Bruntsfield Hotel befindet. Gegenüber eines Parks gelegen, ist es eine schöne Unterkunft mitten in Edinburgh.
Allerdings habe ich hier eine doch recht merkwürdige Begegnung mit dem schottischen Gesetz. Da das Hotel selbst nur einen recht kleinen Parkplatz hat, stelle ich mein Auto über Nacht auf der Straße ab, wo das Parken bis 18 Uhr £1 pro Stunde kostet und danach bis zum folgenden Morgen um 8 Uhr kostenlos ist. Da ich schon vor 18 Uhr einchecke, parke ich also in einer der Parklücken, die durch weiße Striche markiert sind. Allerdings muss ich zugeben, dass ich darauf gar nicht geachtet habe und so mit dem halben Hinterreifen über besagte Begrenzung ragte. Ganz vorschriftsmäßig holte ich also meinen Parkschein und begann mein Gepäck auszuladen. Gerade als ich gehen will, kommt ein Parkwächter vorbei. Zuerst schaut er mich grimmig an, fragt aber dann, wohl weil er mein Gepäck gesehen hat, ob ich von außerhalb sei, was ich bejahe. Dann rät er mir doch ganz schnell ordentlich zu parken, da er mir sonst einen Strafzettel geben müsse. Ich schaue ihn ganz verdutzt an, worauf er mich darauf hinweist, dass in Edinburgh alle Autos immer mit allen vier Rädern zwischen den weißen Linien einer Parklücke parken müssen. Was sonst noch vom Auto herüber ragt, sei egal. Hauptsache, die Räder sind innerhalb der Begrenzung. Also fahre ich ganz schnell 20 Zentimeter vor, während der Parkwächter zufrieden weiterzieht.
Am Abend unternehme ich dann noch einen kleinen Stadtbummel rund um das Edinburgh Castle und über die Princess Street, die bekannteste Einkaufsmeile der Stadt. In einer Seitenstraße entdecke ich einen TGI Friday, wo ich zu Abend esse, bevor ich ins Hotel zurückkehre.
Meilen: 95
Wetter: heiter/ 13–21 Grad
HOTEL: Best Western Plus Bruntsfield Hotel, £64.80