Tag 3: Samstag, 01. Oktober 2016
Auf der Flucht – Tarrytown nach Richmond
„Hoping for the best, prepared for the worst, and unsurprised by anything in between.” – Maya Angelou
Viel gibt es heute erst einmal nicht zu erzählen. Im strömenden Regen belade ich mein Auto und bin heilfroh umgebucht zu haben. Das macht ja echt keinen Spaß mehr. Noch so einen Tag wie gestern will ich einfach nicht und so bin ich schon kurze Zeit später auf der Interstate nach Süden. Als ich die George Washington Bridge erreiche, ist die in den tief hängenden Wolken kaum zu sehen. Auch die Wolkenkratzer von Manhattan sehen wie abgeschnitten aus. Erst als ich die Delaware Memorial Bridge erreiche, bessert sich das Wetter etwas und ich glaube schon dem Regen entkommen zu sein.
Doch das ist ein Trugschluss, wie sich bald zeigen wird. Ich mache an der einzigen Raststätte in Delaware kurz Halt und werde fast weggeblasen. Das wird ja immer schlimmer. Als ich Baltimore erreiche, schüttet es schon wieder und ich sehe mich schon hier auch im Regen unterwegs sein. Das darf doch nicht wahr sein. Auf dem Washington Beltway ist der Regen so schlimm, dass es stellenweise nur im Schrittempo vorangeht.
So langsam bekomme ich schlechte Laune. Sollte die ganze Umbucherei umsonst gewesen sein? Hinter Fredericksburg und kurz vor Richmond passiert es dann, ich sehe ein winziges Stückchen blau. Dann wird es größer und größer, bis plötzlich die Sonne scheint. Auch die Temperaturen steigen sprunghaft an. Waren es heute Morgen noch frische 58 Grad F, zeigt das Thermometer jetzt 78 Grad F an.
Als ich durch Richmond komme, ist der Himmel fast wolkenlos. Ich kann es kaum fassen. Alles richtig gemacht, auch wenn ich dafür fast 400 Meilen zurücklegen musste und durch fünf Staaten gefahren bin. Mein Hotel für heute liegt in Chester, doch Einchecken tue ich noch nicht.
Da es erst 15 Uhr ist, will ich mir noch etwas ansehen. Zurück nach Richmond möchte ich aber nicht und so beschließe ich, mir ein paar weitere, der zahlreichen Schlachtfelder aus dem Bürgerkrieg vorzunehmen, die es zwischen in Richmond und Petersburg in großer Zahl gibt. Und es müssen ja auch immer mal wieder Stempel im National Park Pass gesammelt werden.
Im Petersburg National Battlefield Park werden ein Schlachtfeld aus dem Bürgerkrieg sowie die dazugehörigen Gebäude geschützt. Auf verschiedenen Rundfahrten durch die Schauplätze in der Gegend zwischen Richmond und Petersburg lernt der Besucher mehr über die Geschichte dieser Region zur Zeit des Bürgerkrieges.
Am heutigen Nachmittag besuche ich die East Front. Hier wird die Belagerung von Petersburg durch die Union thematisiert. Zu sehen sind unter anderem Schützengräben oder Nachbauten der Unterkünfte, in denen die Soldaten im Winter ausharren mussten.
Am späten Nachmittag ist hier nicht mehr viel los. Nur wenige Autos sind unterwegs, sodass auch kaum andere Besucher herumlaufen. Das gibt dem Ganzen ein zusätzlich bedrückendes Gefühl, wenn man bedenkt, welche Schicksale sich hier abgespielt haben.
Über weite Strecken liegt das Land heute friedlich dar, auf dem vor gut 150 Jahren schwere Schlachten stattfanden.
Der Park erstreckt sich noch über weitere Gebiete, die ich aber heute nicht mehr besuchen kann, da die Gebäude um 17 Uhr schließen. Ich beschließe morgen früh noch einen weiteren Abstecher zu machen. Auf dem Weg zum Hotel komme ich an wirklich netten Häusern vorbei. Sowas könnte ich mir auch als Wohnhaus vorstellen.
Die heutige Nacht verbringe ich im Homewood Suites in Chester, das ich während meiner Umbuchaktion vorgestern günstig über Punkte und Zuzahlung erstanden habe.
Nach dem Einchecken fahre ich noch schnell zum Food Lion und kaufe ein paar Lebensmittel für das Abendessen. Ist schon toll wieder im Süden zu sein, zumal ich auf dieser Reise gar nicht damit gerechnet hatte. Food Lion ist so ein Laden, der für mich einfach dazu gehört, wie Piggly Wiggly oder Win Dixie.
Meilen: 479
Wetter: 14–26 Grad, Nieselregen, später heiter
Hotel: Homewood Suites Richmond-Chester