Tag 20: Dienstag, 18. Oktober 2016
Unschlüssig – Bermuda
„I like Islands.” – Dominic Monaghan
Der zweite Tag auf Bermuda bricht an und ich bin schon vor dem Sonnenaufgang an Deck. Die Sonne interessiert mich allerdings weniger, denn ich will Fotos vom Schiff machen. Und das geht nun mal am besten, wenn noch nicht so viele Leute unterwegs sind. Ein paar Bilder vom Sonnenaufgang mache ich dann aber doch, zumal es im Oktober auch nicht mehr ganz so früh ist.
Der Hauptpool ist der größte der drei Poolanlagen auf dem Schiff. Hier tobt tagsüber oft das Leben, besonders wenn man in wärmeren Gefilden unterwegs ist. Und da sollte sich AIDA mal eine Scheibe dran abschneiden. Von wegen, man könne wegen der Statik keinen größeren Pool bauen. Die Anthem hat auch nicht nur diesen hier und sie schwimmt sehr gut, das kann ich bestätigen.
Der zweite Pool befindet sich etwas mehr in Richtung Heck und er ist sogar für Behinderte nutzbar. Hier gibt es auch große Whirlpools sowie eine weitere Poolbar.
Draußen kämpft sich inzwischen die Sonne aus dem Meer und hinter den Wolken hervor.
Abschließend besuche ich noch die riesige verglaste Poolanlage am Bug des Schiffs. So etwas habe ich noch auf keinem Schiff gesehen. Das ist schon ziemlich cool, hier zu sitzen.
Ein großer Minuspunkt ist aber, dass man nicht bis in die Spitze des Bugs kann, wie ich es bisher von Royal Caribbean gewohnt war. Nur von hier oben ist er zu sehen.
Ich gehe schnell zum Frühstück, das gerade geöffnet hat, denn ich will eigentlich los, noch einmal auf die Insel. Ich habe da ein Ziel, das ich unbedingt noch besichtigen will. Ein paar Bilder vom Royal Naval Dockyard im Morgenlicht von hier oben mache ich aber noch.
Dann laufe ich schnell zu meiner Kabine. Diesmal mit Hundelady im Fahrstuhl und dann weiter durch den Korridor. Dank guter Vorauswahl bei der Buchung, muss ich aber nicht allzu weit durch die Gänge laufen. Hier sieht man nochmal schön, dass die Kabinentüren auf der Anthem nach außen aufgehen. Ein Vorteil, den ich auf dieser Reise so richtig schätzen gelernt habe.
Nun aber nur schnell meine Sachen geschnappt und dann bin ich wieder runter von Bord und auf dem Weg zur Bushaltestelle. Etwa eine 3/4 Stunde dauert die Fahrt, die mich an der kleinsten Zugbrücke der Welt und einige anderen Orten vorbeibringt, die ich bereits bei meinem ersten Besuch angeschaut habe. Über unzählige Brücken, die die vielen kleinen Inseln verbinden, und durch bunte Ortschaften geht die Fahrt. Unterwegs laden wir Schüler an einer Schule ab und Angestellte bei ihren Arbeitsplätzen.
Da auch ich weiß, wo ich hinwill, kann ich rechtzeitig den Halteknopf drücken. Der nette Busfahrer kündigt die Touristenstopps aber auch an. Ansonsten bleibt einem nur, dem Busfahrer beim Einstieg zu sagen, wo man hinwill, denn Anzeigetafeln sucht man in den kleinen pinken Bussen vergebens. Kaum bin ich ausgestiegen, rauscht der Bus bereits weiter. Mit mir ausgestiegen ist ein weiteres Pärchen, das im Gegensatz zu mir noch nie hier war und so schließen sie sich mir an, auf dem Weg zum Gibbs Hill Lighthouse.
Weit ist es nicht bis zum Leuchtturm, doch die Straße führt ein Stück einen Hügel hinauf und bei der Wärme heute ist das schon schweißtreibend. Doch die Anstrengung wird zuerst einmal mit dem tollen Blick vom Queens View belohnt. Der Aussichtspunkt heißt so, seit Königin Elizabeth II. hier am 24. November 1953, kurz nach ihrer Krönung, den Ausblick genoss. Dreiundzwanzig Jahre später, am 26. Februar 1975, kehrte sie auf einer weiteren Reise hierher zurück.
Nun nur noch einmal umgedreht und schon stehe ich vor meinem eigentlichen Ziel, dem Gibbs Hill Lighthouse. Auch hier war ich auf meiner letzten Reise schon einmal, doch damals war der Turm wegen Renovierung geschlossen und auch noch komplett eingerüstet. Heute aber ist das kein Thema und so steige ich die letzten Stufen auf den Hügel hinauf.
Gibbs Hill Lighthouse ist der älteste gusseiserne Leuchtturm der Welt und wurde 1846 erbaut. Er ist mit seinen 35 Metern nicht außergewöhnlich hoch, steht aber auf der höchsten Erhebung von Bermudas und somit 108 Meter über dem Meeresspiegel. Schiffe können dadurch sein Licht bis zu 40 Meilen weit sehen und Flugzeuge auf 10.000 Fuß Höhe sogar bis zu 120 Meilen. Und da man den Turm auch besteigen kann, mache ich das natürlich. $2.50 kostet mich das und 185 Stufen gilt es bis zur Spitze zu bewältigen. Der untere Teil ist dabei noch gemauert, doch bald schon sieht man die einzigartige Konstruktion aus Eisen.
Von der Spitze des Turms hat man dann einen wunderschönen 360 Grad Blick über die Inseln und das Meer. Doch was ist das? Das Geländer ist recht eigenwillig gebaut. Es biegt sich nach außen und gibt so einen direkten Blick nach unten frei. Das ist nichts für Leute mit Höhenangst. Ein Herr hinter mir kehrt gleich wieder um. Ich aber genieße den Ausblick in vollen Zügen und gehe mehrmals um den Turm herum, während ich immer wieder etwas Neues entdecke.
Nach einer Weile klettere ich dann wieder zufrieden nach unten. Ganz schön warm ist es hier im Turm, sodass man selbst dabei ins Schwitzen kommt.
Als ich schon wieder gehen will, entdecke ich noch einen tierischen Bewohner von Gibbs Hill.
Und hier beginnt dann der Teil, wo ich nicht so recht weiß, was ich noch mache. Nicht aus Ermangelung an Zielen, sondern eher, weil ich nur noch fünf Stunden Zeit habe. Eine erneute Fahrt nach St. George ist mir die Zeit einfach zu knapp und so fahre ich dann nach Hamilton. Zuerst gehe ich wieder ins berühmte Perot Post Office, wo ich meine Postkarten schreibe und natürlich gleich versende. Dann schlendere ich noch ein wenig durch die Stadt, Bilder mache ich aber keine, denn Hamilton habe ich schon mehrmals besucht. Schließlich will ich mit dem Bus zurück zum Hafen fahren, doch dann sehe ich die Fähre und beschließe kurzentschlossen mitzufahren. Das ist viel besser, als mit dem Bus zu zuckeln. Dann geht alles ganz schnell, noch ein letzter Blick zurück und schon geht es hinaus aufs Wasser.
Auf dem Wasser begegnen uns allerhand Boote und auch schöne Häuser sind hier wiederzusehen.
Nach rund 25 Minuten Fahrt bin ich zurück am Dockyard und habe nun doch noch etwas Zeit, bevor ich an Bord sein muss. Klar, ich könnte auch jetzt zurückgehen, will ich aber nicht. Auf dem Schiff bin ich morgen auch noch den ganzen Tag.
So beschließe ich noch einmal ein Stück durch das Hafengebiet zu laufen. Gestern stand die Sonne ja schon sehr tief und warf lange Schatten. Heute sind die historischen Gemäuer dagegen perfekt ausgeleuchtet.
Während ich so unterwegs bin, komme ich an einem der Shops vorbei und gehe hinein. Drinnen entdecke ich eine hübsche Handtasche sowie ein niedliches Kinderbuch. Keins von beiden kaufe ich allerdings, was mich später aber doch noch etwas wurmt.
Jetzt wird es aber doch Zeit, zum Schiff zurückzukehren. Durch den historischen Hafeneingang erreiche ich den Pier.
Durch das Moongate laufe ich auch noch, obwohl mir das nicht wirklich viel bringt. Man muss ja als Paar durchgehen und sich küssen, damit man ein langes glückliches Leben zusammen hat.
Am Anleger angekommen, bin ich fast allein. Anscheinend sind die meisten Leute schon wieder an Bord. Der Blick von hier nach oben ist schon imposant, fast so als wenn man vor einem Hochhaus steht.
Plötzlich werde ich gebeten, zu warten und Platz zu machen. Und dann sehe ich auch schon, warum. Ein Mann wird auf einer Bahre aus dem Schiff getragen und in einen Krankenwagen verladen. Anscheinend konnte man ihm an Bord nicht ausreichend helfen. Es ist nicht das erste Mal, dass ich so etwas erlebe.
Wieder an Bord gehe ich gleich auf das Promenadendeck, denn wir werden in Kürze auslaufen. Doch was kommt mir denn da entgegen? Ein Pinguin hat sich an Bord verirrt. Doch genauso schnell wie er erscheint, ist er schon wieder verschwunden und für die Anthem of the Seas heißt es Leinen los.
Auch wenn ich nun schon fast zwei Dutzend Kreuzfahrten gemacht habe und jede Menge Häfen angelaufen bin, so bin ich zum Ein- und Auslaufen doch immer wieder an Deck. Ich mag es einfach live dabei zu sein, wenn man einen neuen Hafen erreicht oder eben zu weiteren Zielen aufbricht.
Wie schon gestern, müssen wir wieder den Bermuda Channel nehmen, um die Inseln zu verlassen. Dabei eröffnen sich noch einmal schöne Blicke, die ich aber von meinem Balkon genieße, da sich der auf der richtigen Seite befindet.
Und heute sieht man sie auch deutlich unter der Wasseroberfläche, die Riffe, die Bermuda umgeben. Sie wurden schon damals, 1609, George Somers und seinen Leuten zum Verhängnis und nach ihm vielen anderen Schiffen. Damit es uns nicht genauso geht, folgen wir einem schmalen Kanal, der für die Schiffahrt angelegt wurde.
Ein Blick zurück zeigt nicht nur deutlich den Kurs, den wir genommen haben, sondern auch, dass wir verfolgt werden. Die Dawn hat ebenfalls abgelegt und muss nun denselben Weg nehmen, damit sie sicher die Inseln verlassen kann.
Schließlich erreichen wir nach einer knappen Stunde Fort Catherine. Jetzt ist es nicht mehr weit, bis es aufs offene Meer hinausgeht.
Auch die Dawn umrundet die Landspitze und ich entdecke derweil noch den Strand, den ich 2014 besucht habe, sowie die Hafeneinfahrt nach St. George, durch die Fähre gestern gefahren ist.
Den letzten Blick habe ich schließlich auf das St. David’s Lighthouse, zu dem ich ebenfalls 2014 hinaufgestiegen bin.
Jetzt haben wir den Bermuda Channel endgültig verlassen und nehmen Fahrt auf, hinaus auf den Atlantik.
Ich ziehe mich in meine Kabine zurück, um mich für das Abendessen umzuziehen. Heute habe ich einen Platz im asiatischen Restaurant Silk reserviert und bin schon gespannt, wie es mir dort gefallen wird. Bisher ist ja das Essen irgendwie der große Schwachpunkt der Reise.
Leider bin ich auch heute nicht 100 Prozent überzeugt. Ich gehe nicht hungrig aus dem Lokal, so schlimm ist es nicht. Es ist schon schmackhaft, aber eben nicht so toll, wie ich es gewohnt bin. Nach dem Essen habe ich heute noch eine Reservierung für Spectra’s Cabaret. Das ist auch eine der besonderen Shows, die es nur auf der Anthem gibt. Und da es im 270 nicht genügend Plätze für alle Passagiere gibt, man Gedränge aber vermeiden will, bittet man eben um Reservierungen. Die Show ist dann auch fantastisch. Es kommen wieder die Projektionen und die Roboterarme zum Einsatz, die die Show komplementieren.
Zurück in meiner Kabine waren dann wieder die unsichtbaren Geister in Form meiner Kabinenstewards da und haben nicht nur aufgeräumt, sondern mir auch noch ein weiteres Handtuchtier dagelassen.
Ich liege noch ein bisschen bei offener Balkontür im Bett und lausche dem Meer. Heute wieder auf hoher See mit den typischen Schiffsbewegungen. Ich bin auch schon gespannt auf morgen, denn da werde ich nicht nur den North Star ausprobieren, sondern auch noch eine ganz besondere Tour machen.
Wetter: 21–24 Grad, heiter