Tag 14: Mittwoch, 12. Oktober 2016
Licht und Schatten – Augusta nach Portsmouth
„Lighthouses are not just stone, brick, metal, and glass. There’s a human story at every lighthouse; that’s the story I want to tell.” – Elinor DeWire
Der heutige Tag steht noch einmal ganz im Zeichen von Leuchttürmen. Da das Wetter weiterhin so fantastisch ist, entscheide ich mich gegen eine erneute Besichtigung von Augusta und für die Fahrt an die Küste. Ich fahre früh los. Als ich das Hotel verlasse, geht gerade die Sonne auf.
Die Leuchttürme hier in Maine liegen meist an der Spitze einer der unzähligen kleinen Halbinseln und somit dauert die Anfahrt zu jedem einzelnen Turm schon etwas. Aber es lohnt sich jedes Mal, wie ich finde.
Mein erstes Ziel ist Port Clyde, wo seit 1857 das Marshall Point Light steht. Der Turm ist acht Meter hoch und besteht aus Granit und Ziegeln.
Ich laufe ein Stückchen um den Leuchtturm herum. Der kleine weiße Turm ist wirklich von jeder Seite fotogen und auch die Umgebung ist sehr schön. Es macht Spaß, hier ein bisschen herumzuklettern.
Schließlich laufe ich zum Leuchtturmwärterhaus, das um 1900 errichtet wurde. Heute ist im Erdgeschoss ein kleines Museum. Da die Tür offen steht, gehe ich hinein. Doch sogleich kommt ein Herr und sagt mit, dass geschlossen sei. Ich müsse gehen, denn sie hätten nur ein Meeting der Freiwilligen heute. Schade, ich hätte mich gerne ein wenig umgesehen.
Über kleine Nebenstraßen geht es zurück zur US 1, um zu meinem nächsten Ziel zu kommen. Unterwegs sehe ich immer wieder schöne Herbstfarben.
Der nächste Leuchtturm, den ich besuche, ist das Pemaquid Lighthouse. Der kleine weiße Turm ist für mich kein Unbekannter. Hier war ich schon auf einer früheren Tour. Heute jedoch ist der Leuchtturm auch geöffnet und das Wetter wirklich toll.
Als Erstes klettere ich also auf den zwölf Meter hohen Turm, der von 1826 bis 1827 erbaut wurde. Bevor ich auf die enge, steile Treppe darf, muss ich allerdings kurz warten, denn es dürfen immer nur fünf Personen gleichzeitig nach oben. Der Aufstieg aber lohnt sich und ich habe einen schönen Ausblick auf die Umgebung.
Als Nächstes besuche ich das Haus des Leuchtturmwärters. Das hölzerne Gebäude wurde 1856 auf Anweisung von Präsident James Buchanan errichtet und heute ist hier ein kleines Museum untergebracht.
Im Museum auch zusehen ist dieser 60 bis 80 Jahre alte Lobster, der um die 28 Pfund gewogen hat. Er wurde in den 1960er vor der Küste Rhode Islands gefangen.
Da das Wetter heute so schön ist und ich diesmal auch passendes Schuhwerk dabei habe, klettere ich noch ein wenig auf den Felsen herum.
Dabei entdecke ich dann auch kleine Wasserpfützen, in denen sich der Leuchtturm spiegelt.
Von den Dutzenden Leuchttürmen an der Küste Maines kann ich natürlich auch auf dieser Reise nur einige wenige besuchen. Ein weitere auf meiner Tour nach Süden ist das Hendricks Head Lighthouse. Der dreizehn Meter hohe Turm steht an einer kleinen Bucht, etwas abseits der Hauptstraßen.
Hier herrscht gerade Ebbe und ich beobachte eine Frau, die eimerweise Seegras einsammelt und in ihr Auto verlädt. Das ist eine matschige und schmierige Angelegenheit. Ich frage mich, was man damit macht. Leider verhindert dieses glitschige Seegras auch, näher an den Turm zu kommen. Der ist in Privatbesitz, weswegen es auch keinen anderen Weg näher heran gibt.
Ich fahre weiter nach Süden auf der US 1 und muss ein paar Meilen machen. Es gibt viele kleine Orte, die man hier besuchen könnte, doch Zeit bleibt mir dafür diesmal nicht. Ich will weiter und so schaue ich nur durch das Autofenster.
Bei meiner Recherche für die Reise habe ich mir einige Leuchttürme ausgesucht, die ich fotografieren wollte. Dazu gehört auch das Doubling Point Light. Eigentlich hatte ich ja nicht erwartet, dass sich die Anreise ein wenig abenteuerlich gestaltet, aber irgendwann leitet mich das Navi auf ungepflasterte Straßen. Ich glaube fast, dass ich falsch bin, doch dann sehe ich den Leuchtturm tatsächlich durch die Bäume.
Das Doubling Point Light liegt am Kennebec River in Arrowsic. Es wurde 1898 erbaut, 15 Jahre nachdem etwas flussaufwärts die Schiffswerft Bath Iron Works erbaut wurde.
Auch auf dem Rückweg geht es dann wieder über kleine Waldwege, doch mein Navi leitet mich zielsicher zurück zur US 1.
Nach den letzten zwei Tagen inmitten der Natur von Maine ist es schon ein kleiner Kulturschock, als ich nach Portland komme. Die größte Stadt in Maine hat eine nette kleine Altstadt, die aber leider total überlaufen ist, denn es liegt ein Kreuzfahrtschiff im Hafen. So halte ich nicht an, denn auch hier war ich schon, sondern fahre direkt zum Victoria Mansion. Das wollte ich schon ewig von innen sehen, doch bisher hat es nie gepasst. Aber das soll sich heute ändern.
Das elegante Stadthaus wurde 1860 für den Hotelier Ruggles Sylvester Morse erbaut und wurde nur von einer Familie bewohnt, weswegen 97 Prozent aller Einrichtungsgegenstände original sind. Um das Haus zu besichtigen, kann man sich einer geführten Tour anschließen oder aber, an einigen Nachmittagen, auch auf eigene Faust unterwegs sein. Bedauerlicherweise ist das Fotografieren in dem wirklich beeindruckenden Gebäude jedoch nicht gestattet.
Auch in Portland selbst gibt es schöne Leuchttürme. Das Breakwater Lighthouse lasse ich dieses Mal aus, denn dazu müsste ich in die Stadt zurück. Ich fahre stattdessen zum Portland Head, das ich bereits zum dritten Mal besuche. Der 23 Meter hohe Turm wurde bereits 1789 fertiggestellt und ist seitdem ein Wahrzeichen an der Küste Maines. Leider ist das kleine Museum schon geschlossen, sodass ich nur von außen schauen kann.
Vom Portland Head zu sehen ist auch das Ram Island Ledge Light. Es wurde 1905 erbaut, um Schiffe vor gefährlichen Felsen unter Wasser zu schützen, die es in der Hafeneinfahrt von Portland gibt.
Nur unweit des Portland Head besuche ich noch einen letzten Leuchtturm, das Cape Elizabeth Light. Der 20 Meter hohe Turm wurde 1828 erbaut und gehört heute zum Two Lights State Park.
Auf der Fahrt nach Süden überquere ich schließlich eine weitere Staatsgrenze und komme nun nach New Hampshire. Mein Hotel ist das Homewood Suites in Portsmouth, das ich am Abend erreiche.
Eigentlich war jetzt geplant, der Küste nach Süden zu folgen. Doch heute Abend plane ich spontan noch einmal um, sodass morgen noch einmal eine längere Strecke auf dem Plan steht. Dazu müssen zwar einige Ziele gestrichen werden, doch alles schafft man eben nie.
Meilen: 300
Wetter: 5–18 Grad, heiter
Hotel: Homewood Suites