Into the unknown

Tag 13: Diens­tag, 11. Okto­ber 2016
Up and down the coast – Lub­ec nach Augusta

„Any East Coast road­trip we have is very exci­ting, just being on the road, taking it all in.” – Ste­phen Curry

Als ich am Mor­gen aus mei­nem Zim­mer tre­te, scheint zwar die Son­ne, aber es ist eisig kalt. Was soll’s, auf den Bil­dern wird man das ja spä­ter nicht sehen und so beschlie­ße ich, noch­mals nach Cam­po­bel­lo Island zu fah­ren, da das Wet­ter gestern ja nur sub­op­ti­mal zum Foto­gra­fie­ren war.

Also noch ein­mal zur Gren­ze und wie­der ein­ge­reist nach Kana­da, auch dies­mal ohne gro­ße Nach­fra­gen. Nur einen Stem­pel, den krie­ge ich hier immer noch nicht, weil man den wohl jetzt nur noch bei der ersten Ein­rei­se bekommt. Ist in den USA neu­er­dings lei­der auch so.

Als Erstes fah­re ich zum Mul­hol­land Light­house. Der 1885 errich­te­te Leucht­turm steht am Lub­ec Chan­nel, der die Passa­ma­quod­dy Bay mit der Bay of Fun­dy ver­bin­det. Seit 1984 gehört der 13 1/​2 Meter hohe Turm zum Roo­se­velt Cam­po­bel­lo Inter­na­tio­nal Park.

Jetzt geht es noch ein­mal zum Anwe­sen der Roo­se­velts, um hier noch ein paar Bil­der zu machen. Im strah­len­den Son­nen­schein sieht alles ganz anders aus. Und so früh am Mor­gen habe ich den Park ganz für mich allein.

Dann ent­schlie­ße ich mich, noch die wei­te­re Umge­bung des Roo­se­velt Grund­stücks zu erkun­den, denn dazu gehört nicht nur das Haus, son­dern auch ein gan­zes Stück der Insel, das natur­be­las­sen ist. Auf die­sen Wegen waren auch die Roo­se­velts schon mit ihren Kut­schen unter­wegs. Heu­te gibt es eini­ge Rou­ten, die mit dem Auto befah­ren wer­den kön­nen, sowie vie­le Wanderwege.

Ich fah­re ein­mal quer durch das Gelän­de. Dabei ent­decke ich immer wie­der schö­ne Aus­blicke auf die Küste. So auch auf die­sen Leucht­turm, der sich bei nähe­rem Hin­se­hen als das West Quod­dy Head Light­house, der öst­lich­ste Punkt der USA herausstellt.

Auch die wei­te­re Fahrt durch das Gebiet macht rich­tig Spaß. Ohne Kar­te oder Navi könn­te man sich glatt ver­ir­ren, denn die Beschil­de­rung ist eher karg. So aber fah­re ich ent­spannt durch den Park.

Neben den Aus­blicken auf das Meer und die Inseln, sind auch Lub­ec und die Inter­na­tio­nal Bridge immer mal zu sehen.


Schließ­lich tren­ne ich mich aber doch von Cam­po­bel­lo Island, denn ich habe ja noch ein gan­zes Stück Weg vor mir. Dies­mal wer­de ich an der Gren­ze zwar gefragt, was ich denn in Kana­da gemacht hät­te, doch nach­dem ich das mit dem Wet­ter und dem Foto­gra­fie­ren erzäh­le, grinst der Offi­cer nur und wünscht mir noch einen schö­nen Tag. So bin ich also auf die­ser Rei­se ins­ge­samt schon vier Mal in die USA ein­ge­reist und drei­mal nach Kana­da. Habe ich bis­her auch noch nicht gehabt.

Zurück in Lub­ec dre­he ich noch eine kur­ze Run­de durch den Ort. Schon um 1700 kamen fran­zö­si­sche Sied­ler in die­ser Regi­on und lie­ßen sich hier nie­der. Nach 1776 grün­de­ten ame­ri­ka­ni­sche Sied­ler einen neu­en Ort mit dem Namen Sewards Neck. Die­ser gehör­te frü­her zu East­port, doch schon um 1800 woll­te man die Eigen­stän­dig­keit. Die­se wur­de dann 1811 gewährt und der Ort in Lub­ec, nach der deut­schen Stadt Lübeck, umbenannt.

Auch wenn es schon recht spät ist, beschlie­ße ich, noch ein­mal zum West Quod­dy Light­house zu fah­ren. Hier war ich zwar eben­falls 2010 schon ein­mal, doch damals war das klei­ne Muse­um noch zu, weil die Sai­son noch nicht begon­nen hat­te. Jetzt, im Herbst, ist sie zwar fast vor­bei, aber die­se Woche hat man hier noch geöffnet.

West Quod­dy Head ist der öst­li­che Punkt des ame­ri­ka­ni­schen Fest­lan­des und bereits seit 1808 steht hier ein Leucht­turm. Der jet­zi­ge Turm wur­de aber erst 1858 erbaut. Ent­ge­gen vie­len ande­ren auto­ma­ti­sier­ten Tür­men, hat West Quod­dy noch immer eine Fres­nel Lin­se, eine von acht, die im Staat Maine noch in Betrieb ist.

Es ist schon Mit­tag, als ich end­lich hin­ter Lub­ec wie­der auf den US 1 ein­bie­ge. Ganz schön spät für die Strecke, die noch vor mir liegt. Doch ich bin zufrie­den mit mei­nem Vor­mit­tag und muss dann halt not­falls im Aca­dia NP strei­chen, wo ich aber 2010 schon ein­mal gewe­sen bin. Hier oben ist hin­ge­gen das mei­ste Neu­land, sodass ich hier doch noch etwas Zeit ver­brin­gen möch­te. Schon in 2010 und 2015 habe ich eini­ge der 65 histo­ri­schen Leucht­tür­me in Maine besucht und in den näch­sten Tagen sol­len noch eini­ge mehr dazukommen.

Mein erster Halt ist am Pro­s­pect Har­bor Light­house in Goulds­bo­ro. Der erste Leucht­turm an die­ser Stel­le wur­de bereits 1850 erbaut, aber der heu­ti­ge Turm ist aus dem Jahr 1891. Der 12 Meter hohe Turm wur­de bereits 1934 auto­ma­ti­siert und ist auch heu­te noch in Betrieb.

Ganz in der Nähe liegt auch die Schoo­dic Pen­in­su­la, die zum Aca­dia Natio­nal Park gehört. Die Rund­fahrt durch das Gebiet beginnt in Win­ter Har­bor und ist teil­wei­se eine Einbahnstraße.

Einen schö­nen Blick auf den Haupt­teil des Aca­dia Natio­nal Park und den Cadil­lac Moun­tain auf Mount Desert Island hat man von hier.

Gleich zu Beginn der Strecke bie­tet sich rech­ter Hand ein Blick auf Win­ter Har­bor Light­house, das von 1857 bis 1933 in Betrieb war. Seit­dem ist es ein pri­va­tes Anwe­sen und kann nicht besucht werden.

Nur weni­ge Autos begeg­nen mir auf der wei­te­ren Rund­fahrt, ein paar Rad­fah­rer und Wan­de­rer sind noch unter­wegs. Man kann oft anhal­ten und dem Rau­schen des Mee­res lauschen.

Nun muss ich ganz schön weit zurück ins Inland fah­ren, um die US 1 wie­der zu errei­chen. Die stark zer­klüf­te­te Küste Main­es zu besu­chen kostet Zeit, aber sie ist jede Minu­te wert und immer wie­der wun­der­schön. Eben­so wie die Fahrt auf dem US 1, der hier als Coa­stal Rou­te bekannt ist.

Ich errei­che Ells­worth, wo ich eigent­lich eini­ge klei­ne­re Besich­ti­gun­gen geplant hat­te. Die fal­len jedoch jetzt dem Rot­stift zum Opfer und ich fah­re ohne Halt in Rich­tung Bar Har­bor. Hier ist es jedoch bre­chend voll. Nicht nur die Hotels sind voll, auch zwei Kreuz­fahrt­schif­fe lie­gen vor Anker, sodass alles kom­plett über­lau­fen ist. Lei­der auch der Haupt­teil des Aca­dia Natio­nal Parks.

So fah­re ich nur eine kur­ze Run­de, ohne groß anzu­hal­ten. Mit den vie­len Men­schen macht das nicht so recht Spaß, beson­ders da extrem vie­le Bus­se unter­wegs sind, die die engen Stra­ßen ver­stop­fen. Das war bei mei­nem letz­ten Besuch im Mai deut­lich angenehmer.

In der Fer­ne kann ich dann noch das Egg Rock Light­house aus­ma­chen. Der 1875 erbau­te Turm steht auf einer Insel mit­ten in der French­man Bay zwi­schen Mount Desert Island und der Schoo­dic Pen­in­su­la. Der Leucht­turm ist zwar seit 1976 auto­ma­ti­siert, aber er ist noch immer in Betrieb und weist Schif­fen den Weg durch die Bucht.

Auf den Cadil­lac Moun­tain fah­re ich dann aber doch noch. Bei so schö­nem Wet­ter ist die Aus­sicht von hier oben gran­di­os. Klar, leer ist es hier auch nicht, aber ich fin­de auf Anhieb einen Park­platz. Und man kann sich über die vie­len Men­schen ja auch nicht auf­re­gen. War­um sol­len sie nicht auch das Recht haben, die­se Schön­heit zu genie­ßen wie man selbst? Dass es immer mehr wer­den, dar­an bin ich ja sozu­sa­gen mit­schul­dig, indem ich die­sen Rei­se­be­richt ver­öf­fent­li­che und mei­ne Fotos zei­ge. Jeder, der es genau­so macht, zeigt ja die schö­nen Ecken einem gro­ßen Publikum.

Der 470 Meter hohe Cadil­lac Moun­tain bie­tet aber nicht nur eine fan­ta­sti­sche Rund­um­sicht, er ist auch der erste Punkt, den das Son­nen­licht in den USA jeden Mor­gen trifft. Sei­ne abge­run­de­te Form erhielt er in der letz­ten Eis­zeit, wo er mit über drei Kilo­me­ter dickem Eis über­zo­gen war.

Da ich nun etwas Zeit gewon­nen habe, fah­re ich noch zum Bass Har­bor Light. Das Wet­ter ist wei­ter­hin fan­ta­stisch und umso wei­ter man sich vom Haupt­teil des Parks ent­fernt, desto weni­ger wer­den auch wie­der die Men­schen. An der klei­nen wei­ßen Brücke in Somes­ville bin ich sogar ganz allein.

Am Bass Har­bor Light gibt es dann einen kur­zen Stau, denn der Park­platz ist extrem klein. Ich par­ke, zusam­men mit ande­ren, ein­fach am Stra­ßen­rand und lau­fe den Rest der Strecke. Der 1858 erbau­te Turm ist ein belieb­tes Foto­mo­tiv. Man kann auch einen Trail zu den Fel­sen unter­halb des Leucht­turms lau­fen, doch das macht nur am Mor­gen Sinn, wenn das Licht anders steht.

Mein Hotel für heu­te Nacht liegt aller­dings nicht an der Küste, son­dern in Augu­sta. Eigent­lich hat­te ich ja auch geplant, etwas eher hier zu sein, doch durch den erneu­ten Aus­flug nach Cam­po­bel­lo errei­che ich die Haupt­stadt von Maine erst mit der unter­ge­hen­den Sonne.

Mei­len: 354
Wet­ter: 2–16 Grad, sonnig
Hotel: Home­wood Suites

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