Tag 9: Freitag, 07. Oktober 2016
Je me souviens – Montréal nach Quebec City
„I’m from Quebec, and every time I go to a country, I say that. It’s my roots, my origins, and it’s the most important thing to me.” – Celine Dion
Das Wetter hält auch heute und so fahre ich schleunigst noch einmal in die Innenstadt. Ich habe mir vorgenommen, noch ein wenig mehr von Montréal anzuschauen. Zuerst bin ich unschlüssig, wo ich das Auto lasse, denn im Vorfeld hörte ich immer wieder von extrem teuren Parkhäusern. Doch dann finde ich eines mitten in der Altstadt, wo ich für $12 ganze sechs Stunden parken kann. Das ist für diese Lage mehr als okay.
Vom Parkhaus sind es nur wenige Meter bis zum Château Ramezay. Das historische Haus wurde bereits 1705 als Gouverneursresidenz erbaut und zählt heute zu den ältesten Gebäuden in Montréal.
Im Haus befindet sich ein Museum, das die mehr als 500-jährige Geschichte von Montréal erzählt. Hinter dem Château liegt ein kleiner Garten, der kostenlos besucht werden kann.
Ich laufe weiter durch das Vieux Carré, die Altstadt von Montréal. Es ist schon heute Morgen schön warm und sonnig, sodass viele Cafés geöffnet haben und die Menschen draußen sitzen. Das trägt sicher zur der tollen Atmosphäre bei, die hier herrscht. Es macht richtig Spaß, hier unterwegs zu sein.
Das Hôtel de Ville, das Rathaus, entstand zwischen 1872 und 1878 im Second Empire Stil und ist das erste, eigens für Verwaltungszwecke errichtete Haus in Kanada.
Ich laufe schließlich weiter in Richtung Basilika, die ich unbedingt besuchen möchte.
Unterwegs entdecke ich diesen Christmas-Shop, dessen Auslage so toll gestaltet ist, dass ich einfach mal einen Blick hineinwerfen muss.
Überhaupt gibt es viele nette kleine Geschäfte und Cafés in der Altstadt.
Schließlich erreiche ich die Notre-Dame de Montréal, die Basilika von Montréal, die um 1829 an der Stelle einer älteren Kirche gleichen Namens errichtet wurde. Über dem Eingang befinden sich drei Statuen, die Unbefleckte Empfängnis, der heilige Josef von Nazaret sowie Johannes der Täufer, der Schutzpatron Kanadas und der Frankokanadier ist.
Der gotische Innenraum wurde von Victor Bourgeau gestaltet und ist an die Sainte-Chapelle in Paris angelehnt. Das große Kirchenschiff ist beeindruckend und die eigenwillige Farbgebung sorgt dafür, dass man zuerst kaum weiß, wohin man schauen soll. Notre-Dame ist auf jeden Fall eine Kirche, die man gesehen haben muss. Die Fotos können das so gut wie nicht wiedergeben.
Die 1885 und 1891 installierte Orgel ist die erste ihrer Art weltweit, die elektrisch angetrieben wurde. Sie besitzt vier Manuale, 99 Register und 6500 Pfeifen.
Im hinteren Teil der Kirche gibt es eine kleinere Kapelle, die in hellen Holztönen gehalten wurde.
Weltbekannt wurde die Notre-Dame de Montréal übrigens durch die Hochzeit von Céline Dion im Jahr 1994. Ebenso fand in der Kirche 2016 der Trauergottesdienst für ihren Mann statt.
Wieder draußen, schlendere ich weiter durch die Stadt. Immer wieder entdecke ich kleine Gassen mit historischen Häusern.
Ich komme am Marché Bonsecours, einer alten Markthalle aus dem Jahr 1844, vorbei. Später diente das Gebäude auch kurze Zeit als Parlamentsgebäude und Rathaus, bevor es zu einem Kulturzentrum umgebaut wurde.
Auch das interessant gestaltete Musée Marguerite-Bourgeois sehe ich mir an, …
… um dann die Sir George Étienne Cartier National Historic Site zu erreichen. Das Hausmuseum wird heute von Parks Canada verwaltet und würdigt das Leben von George Étienne Cartier, einem kanadischen Politiker, der als Father of Confederation bekannt ist.
Während ein Teil des Hauses ein Museum ist, in dem das Kanada des 19. Jahrhunderts erklärt wird, sind einige Räume noch mit Mobiliar aus der Zeit von Cartier eingerichtet.
Zu Cartiers Zeiten hatte man vom ersten Stock einen schönen Blick auf den St. Lorenz Strom. Heute ist der leider ziemlich verbaut.
Nach über vier Stunden Rundgang durch die Altstadt bin ich etwas Fußlahm und beschließe so weiterzufahren. Bevor ich Montréal verlasse, fahre ich noch am Olympiapark vorbei. Auf den Turm kann man übrigens hinauffahren, doch das lasse ich heute sein. Ich beschließe weiterzufahren. Weitere Besichtigungen müssen bis zum nächsten Besuch warten.
Die Fahrt durch Quebec ist dann wieder weniger spannend. Schön wird sie aber durch die Herbstfarben, die sich hier immer mehr in den Wäldern zeigen. Das sieht einfach toll aus und es ist sehr schade, dass ich nirgends anhalten kann, um ein besseres Foto zu machen.
Nach rund zwei Stunden Fahrt erreiche ich Quebec City. Ich fahre geradewegs zum Parlamentsgebäude, denn das ist nur Montag bis Freitag geöffnet und es ist Freitagnachmittag. Also schnell nach drinnen und nach der nächsten Tour gefragt. In Kanada kann man die Regierungsgebäude ja leider nur geführt besichtigen und nicht, wie in den USA, auf eigene Faust. Die letzte Tour startet um 16 Uhr und zusammen mit einer Gruppe von Touristen aus der ganzen Welt mache ich mich auf zur Besichtigung.
Das Hôtel du Parlement du Quebec, wie das Gebäude richtig heißt, ist bereits das fünfte Parlamentsgebäude der Provinz Quebec und ist seit 1886 in Betrieb. Das Parlament wurde auf einem quadratischen Grundriss im Second Empire Stil entworfen und orientiert sich an der Bauweise des Louvre sowie des Pariser Rathauses.
So sehr beim Bau auf das französische Erbe eingegangen wird, im Inneren sieht man auch das britische Erbe, das Kanada nun einmal hat. Die Wappen in der großen Halle sind die englischen oder auch irischen neben dem französischen Lilienmotiv.
Um zum eigentlichen Parlamentsraum zu kommen, muss man dann in den ersten Stock gehen. Die Tour führt über eine breite Treppe hinauf in eine weitere Halle.
Von dieser Halle gehen dann Türen zur Besuchertribüne des einstigen Repräsentantenhauses sowie des einstigen Senats ab. Das Parlament von Quebec zählt zu den ältesten, noch amtierenden der Welt. Bereits seit 1791 gibt es hier gewählte Volksvertreter. Der Saal des Repräsentantenhauses wird auch heute noch von der Nationalversammlung genutzt. Diese hat 125 Mitglieder, die in ebenso vielen Wahlkreisen nach dem Mehrheitsprinzip gewählt werden. Der Anführer der Mehrheitspartei ist gleichzeitig der Premierminister.
Der Saal des Senates sieht hingegen eher verwaist aus. Politik wird hier schon seit 1968 nicht mehr gemacht, als die Regierung von Premierminister Jean-Jaques Bertrand mit dem Gesetz 90 beschloss, diese zweite Kammer aufzulösen. Heute wird der Raum als Veranstaltungssaal genutzt.
Die Prachtfront des Parlaments wird übrigens von einem 52 Meter hohen Turm dominiert. Doch leider ist der Blick momentan getrübt, denn vor dem Gebäude befindet sich eine riesige Baustelle. Hier wird das Parlament, vor allem unterirdisch erweitert und neue Flächen geschaffen.
Unweit des Parlaments, am Rande der Plains of Abraham, einem riesigen Park, beginnt dann die Governors Promenade, ein breiter Boardwalk, der bis zur Altstadt führt. Ich mache mich also auf den Weg, nicht ahnend, dass ich glücklicherweise die richtige Richtung gewählt habe, aber das merke ich erst später.
Von der Governors Promenade hat man fast die gesamte Zeit schöne Ausblicke auf den St. Lorenz Strom und Lévis auf der anderen Uferseite. Besonders jetzt im Abendlicht sieht das wunderschön aus.
Der Weg führt dann an den Mauern der Zitadelle entlang. Plötzlich höhere ich ein lautes Tuten, dann noch eines. Das hört sich doch ganz nach einem Kreuzfahrtschiff an.
Und richtig, als ich um die Ecke komme, kann ich die Veendam sowie die Zuiderdam von Holland America im Hafen sehen. Besonders freue ich mich, die Zuiderdam zu entdecken, denn auf ihr war ich bereits zwei Mal unterwegs. Die Veendam ist gerade im Begriff abzufahren, deshalb auch das Hupen.
Und dann sehe ich auch, warum es gut war, in diese Richtung zu laufen. Die Governors Promenade führt nämlich über mehr als 300 Stufen, verteilt auf mehrere Treppen, und die kann ich nun zum Glück hinunterlaufen.
Schließlich erreiche ich die Dufferin Terrace, die einen tollen Ausblick über den Fluss bietet.
Von hier kann ich dann auch die Veendam beobachten, wie sie in Richtung Montréal aufbricht. Kleinere Cruiseliner können den Fluss bis dorthin befahren. Bei dem grandiosen Wetter ist es sicher auch für die Passagiere an Bord ein umwerfendes Erlebnis.
Die Zuiderdam hingegen ist zu groß, um es bis nach Montréal zu schaffen und wird von Quebec aus umkehren, wieder in Richtung Atlantik und hinaus auf das offene Meer.
Die Dufferin Terrace führt dann auf direktem Weg zum Château Frontenac, dem berühmten Wahrzeichen von Quebec. Für mich ist das einer der Momente, wo mir schon eine kleine Träne die Wange herunterkullert, so glücklich bin ich. Schon seit ich diesen Blick zum ersten Mal auf einem Foto gesehen habe, wollte ich irgendwann einmal hierher und nun stehe ich wahrhaftig hier, vor diesem beeindruckenden Gebäude. Ich bleibe einfach nur stehen und genieße eine ganze Weile den Anblick. Und ich kann vorneweg schon einmal sagen, dass mich Quebec City nicht enttäuscht hat. Diese Stadt ist noch viel schöner, als ich es mir je vorgestellt habe.
Von der Dufferin Terrace führen übrigens auch die Treppen sowie die kleine Bahn hinunter in die Altstadt, doch das alles werde ich heute nicht mehr besichtigen. Ich bin ja insgesamt zwei Nächte in der Stadt, sodass dafür noch Zeit sein sollte. Dass jedoch einiges etwas anders kommt, als ich geplant habe, ahne ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Langsam wird es dunkel und die Sonne verschwindet hinter den Häusern. Ich sehe noch die Zuiderdam ablegen, bevor ich mich auf den Weg zurück zu meinem Auto mache.
Auch in Quebec City habe ich mich gegen ein Hotel direkt im Zentrum entschieden. Übernachtung + Parken ist dort einfach zu teuer, auch wenn ich erst ein nettes kleines Hotel gefunden hatte. Letztendlich ist meine Wahl dann auf das Best Western gefallen, das zwar ebenfalls kein Schnäppchen war, aber zumindest ausreichend kostenlose Parkplätze direkt vor der Tür bot und zusätzlich Bonuspunkte sowie ein Zimmerupgrade aufgrund meines Diamond Status.
Heute Abend gibt es mal wieder Poutine, was sonst? Ich liebe dieses Gericht einfach und kann davon gar nicht genug bekommen. Besonders der Käse dazu macht das Ganze sehr schmackhaft und einzigartig.
Ein kleines bisschen sitze ich am Abend dann noch auf meinem Balkon. Erstaunlich wie warm es noch ist, dabei ist doch bereits Anfang Oktober. Doch recht bald gehen bei mir die Lichter aus, denn morgen früh heißt es zeitig aufstehen. Ich habe einen besonderen Ausflug vor. Und ich hoffe so sehr, dass mich das Wetter nicht allzu sehr im Stich lässt, denn für morgen sind Regen und kühleres Wetter angesagt und das kann ich so gar nicht gebrauchen.
Meilen: 212
Wetter: 13–24 Grad, sonnig
Hotel: Best Western Premier Hotel Aristocrate