Tag 5: Montag, 01. Oktober 2018
Welcome to Paradise – Oahu
„Hawaii is absolutely beautiful.” – Rachelle Lefevre
Ich habe gut geschlafen und so wache ich heute voller Tatendrang auf. Da ich nicht zum ersten Mal auf Oahu bin, habe ich kein festes Programm, sondern will mich einfach etwas treiben lassen. Und da ich nun schon mal in dieser Ecke bin, entschließe ich mich zuerst die Westküste, die sogenannte Leeward Coast, am Fuße der Waianae Mountains entlangzufahren. Dieses Gebiet wird nur von wenigen Touristen besucht und teilweise gibt es auch ein paar seltsame Ecken, wo Aussteigen und Obdachlose am Strand hausen.
Am Ende der Straße befindet sich der Ka’ena Point State Park, denn der Weg ist hier eine Sackgasse. Eine Inselumrundung ist bis heute nicht möglich, zumindest mit dem Auto. Zu Fuß würde das schon gehen, ist aber doch recht beschwerlich.
Ka’ena ist der westlichste Zipfel von Oahu und war einst ein aktiver Vulkan, der rund fünfzehn Prozent der Insel ausmachte. Er ist jedoch seit 4,2 Millionen Jahren erloschen und zum Teil kollabiert.
Während der Wintermonate wird die Nordküste von Oahu von riesigen Wellen bombardiert und Surfer aus aller Welt reisen dorthin. Jedoch hält sich das hartnäckige Gerücht, dass die Wellen in dem recht unzugänglichen State Park teils noch viel höher sind. Beweise gibt es jedoch nur wenige. Lediglich 1969 während des „Swell Of The Century” gelang eine Aufnahme einer Riesenwelle. Das zweite Foto existiert aus dem Jahr 1998. Der 28. Januar ist als „Biggest Wednesday” dokumentiert und ein Surfer wurde auf einer sechsundzwanzig Meter hohen Welle abgelichtet. So aufgewühlt ist das Meer nicht, aber es ist ja auch erst Herbst. Eine steife Brise weht aber auch heute.
Ich folge der Straße bis zum Ende. Ab hier führt nur noch ein unpassierbarer Weg weiter. Und selbst wenn man noch fahren könnte, so würde letztendlich ein Wildzaun irgendwann die Weiterfahrt versperren. Der wurde als erster in den ganzen USA angelegt, um brütende Vögel vor eingeschleppten Raubtieren zu schützen. Für Wanderer gibt es allerdings ein Tor im Zaun.
Ich aber habe nicht vor, den beschwerlichen Weg auf mich zu nehmen und drehe wieder um. Ein Stück weiter die Straße entlang halte ich noch einmal an einem schönen Strand, der hier fast menschenleer vor mir liegt. Da wird immer behauptet, Oahu wäre total überlaufen, und doch findet man auch auf der am dichtesten besiedelten Hawaii-Insel noch immer solche Flecken.
Nach einer Weile breche ich dann aber doch wieder auf und komme auf die verrückte Idee, auch noch zum anderen Ende des Parks zu fahren. Klingt erst einmal nicht so verrückt, bis man auf die Karte schaut und sieht, wie weit das eigentlich ist. Aber ich habe ja Zeit und muss nirgendwo sein und so stehe ich am Nachmittag vor einem Schlagbaum, der die zweite Zufahrt zum Ka’ena Point markiert.
In diesem Gebiet der Insel war ich schon ziemlich lange nicht mehr. Ich erinnere mich noch, als ich vor Jahren zum ersten Mal hierherkam, lagen große Wrackteile eines Flugzeugs am Strand. Nach dem ersten Schreck erkannte ich, dass das Kulissen sind. Hier wurde damals die TV-Serie „Lost” gedreht.
Auf dieser Seite der Insel ist allerdings gerade das Wetter nicht so toll. Dicke Wolken bringen sogar ein paar Tropfen, sodass ich bald weiterfahre. Es erstaunt mich immer wieder, wie unterschiedlich das Wetter auf den Inseln ist. Da muss man nur ein paar Meilen fahren und schon scheint wieder die Sonne. So halte ich dann noch kurz am Turtle Beach hinter Haleiwa. Noch vor ein paar Jahren musste man aufpassen, den Parkplatz nicht zu verfehlen, doch heute sieht man ihn schon von weitem. Dass sich hier gerne die riesigen hawaiianischen Meeresschildkröten sonnen, hat sich herumgesprochen.
Doch leider haben sie heute anscheinend keine Lust am Strand zu liegen, denn lediglich im seichten Wasser kann ich einige Tiere ausmachen. Schade, aber so ist das nun mal. Das ist hier eben kein Zoo.
Ich fahre zurück in Richtung Honolulu. Unterwegs esse ich wieder ein Eis bei Dole, bevor ich über den Pali Highway in die Stadt fahre. Mein Weg führt mich zum Puu Ualakaa State Park, den ich einfach jedes Mal besuche, wenn ich auf der Insel bin.
Der Puu Ualakaa State Park ist auch als Tantalus Lookout bekannt. Eine kleine Stichstraße zweigt von der berühmten Straße ab, die durch die Berge Honolulus führt.
Am Ende der Straße befindet sich ein Parkplatz, von dem ein kurzer Fußweg schließlich zu einem Aussichtspunkt führt, der Hauptattraktion des Parks.
Von hier gibt es dann ein einzigartiges Panorama zu bestaunen, vom Diamond Head bis hin nach Pearl Harbor.
Vom Park fahre ich dann direkt nach Waikiki, denn ich ziehe heute noch einmal um. Für die nächsten zwei Nächte habe ich ein Zimmer im Hilton Prince Kuhio Waikiki gebucht, einem der wenigen Hotels, das tatsächlich noch nicht die fürchterliche Resort-Charge für Leistungen erhebt (leider tut es das inzwischen auch), die kein Mensch braucht und eigentlich eher eine versteckte Preiserhöhung ist. Ich bekomme ein schönes Zimmer mit Balkon, in dem ich mich nun für die nächsten zwei Tage einrichte.
Als ich gerade aus dem Bad komme, sehe ich, dass ich nicht mehr allein bin. Ich habe Besuch bekommen. Die kleine, weiße Taube wird in den nächsten zwei Tagen noch öfter vorbeischauen.
Vom Hotel sind es zwei Blocks bis zur Kalakaua Avenue, der Hauptstraße in Waikiki, die auch am berühmten Strand vorbeiführt. Es ist immer wieder toll hier zu stehen, auf einer dieser winzigen Inseln mitten im Pazifik, die für mich das Paradies sind. Der Ort, den ich auf dieser Welt am meisten liebe.
Ich lasse mir eine Weile die sanfte Brise um die Nase wehen und genieße die Wärme. Doch der Hunger schläft nicht und so zieht es mich zu den Restaurants, die es hier in Hülle und Fülle gibt. Ich entscheide mich schließlich für das Cheeseburger in Paradise, das mir auf Maui so gut gefallen hat.
Doch leider muss ich sagen, dass diese Filiale nicht ganz so toll ist. Irgendwie fehlt hier die Atmosphäre und auch der Burger ist weniger gut. Er ist wirklich nicht schlecht, nur in Lahaina war noch viel besser.
Lustig finde ich allerdings die Burger Challenge. Das erinnert mit irgendwie an Amarillo in Texas und das riesige Steak, das man dort verdrücken muss. Natürlich mit Beilagen.
Satt bin ich trotzdem, als ich das Lokal verlasse und spaziere dann noch ein wenig die Straße entlang. Ich sauge einfach alles in mich auf, das Gefühl wieder hier zu sein, die Wärme, das Lebensgefühl, einfach alles, was Hawaii so für mich ausmacht, bevor ich schließlich völlig zufrieden zurück zum Hotel gehe.
Meilen: 148
Wetter: heiter, 26–34 Grad
Hotel: Hilton Prince Kuhio Waikiki