Tag 17: Samstag, 13. Oktober 2018
Pleasure and Pain – Macau nach Hong Kong
„You can never take too much care over the choice of your shoes. Too many women think that they are unimportant, but the real proof of an elegant woman is what is on her feet.” – Christian Dior
Die Zeit vergeht schon wieder wie im Flug. Kaum zu glauben, dass ich heute schon wieder nach Hongkong zurückfahre. Doch bevor es so weit ist, will ich wenigstens den Vormittag noch in Macau verbringen. Und so mache ich mich nach dem Frühstück in der Lounge noch einmal auf den Weg, erst einmal zu Fuß. Ich laufe an den Hotels des Cotai Sands vorbei und dann an der City of Dreams. Wer schon einmal den Las Vegas Strip entlanggelaufen ist, der weiß, dass das eine ganze Weile dauert, da jeder Hotelkomplex einfach riesig ist.
Schließlich komme ich zu einer großen Kreuzung. Die Fahrbahnen überqueren Fußgänger hier aber nicht, sondern es geht eine Etage nach oben, wo eine Art Rundweg über dem Kreuzverkehr gebaut wurde.
So laufe ich vom Verkehr völlig abgeschirmt auf die andere Seite der riesigen Kreuzung.
Hinter dem Kreisverkehr geht es dann auf einem recht schmalen Fußweg weiter. Hier ist nichts mehr für Touristen ausgebaut und ich treffe nur ein paar Einheimische. Später werde ich sehe, dass ich sozusagen den Hintereingang genommen habe, aber momentan ist das hier für mich der Zugang zu dem Ort, den ich noch besuchen möchte. Unterwegs sehe ich eine kleine Standseilbahn am Straßenrand.
Dann dauert es nicht mehr lange und ich erreiche die Taipa Houses. Taipa ist eine der drei Inseln aus denen Macau einst bestand, bevor man Taipa und Coloane durch Landgewinnung verbunden hat. Aber zurück zu diesem Ort, der die Wiege von Taipa ist. Schon lange bevor hier die riesigen Casinos entstanden, ließen sich wohlhabende Portugiesen hier ihre Villen bauen, die heute unter dem Namen Taipa Houses bekannt sind.
Die 1921 erbauten Häuser hatten einst einen unverbauten Meerblick, bevor die Landgewinnung im Süden startete. Heute schauen sie nur noch auf die Casinos des Cotai Strips.
Eines der fünf Häuser, die unter Denkmalschutz stehen, ist ein kleines Museum. Das Haus ist so eingerichtet, wie es die Menschen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verlassen haben.
Die Besichtigung des Hauses ist kostenlos und ich kann einfach auf eigene Faust losziehen. Einer der zentralen Räume des Hauses ist das Esszimmer, das mit seiner kostbaren Einrichtung den Einfluss der Bewohner widerspiegelte.
Nebenan befinden sich das Arbeitszimmer sowie der Salon. Beide Räume wurden ebenfalls mit kostbaren Möbeln und Materialien ausgestattet.
Im Obergeschoss befinden sich die Schlafzimmer. Die Betten sind immer mit Netzen versehen, um die Bewohner vor Mückenstichen zu schützen. Krankheiten waren der größte Feind hier in den Tropen.
Von den fünf Häuser führt ein kleiner Weg den Hang empor und durch den 1955 angelegten Carmo Garden.
Von hier habe ich einen schönen Blick zum Cotai Strip, dort wo sich einst die Meeresenge zwischen Taipa und Coloane Island befand.
Am Ende des Weges steht die 1885 erbaute Our Lady of Carmo Church, die einst die einzige katholische Kirche von Taipa war. Heute ist sie besonders bei Hochzeitspaaren beliebt.
Ich gehe denselben Weg zurück durch den Garten, doch dann biege ich in die andere Richtung ab.
Hier geht es weiter durch eine große Parkanlage zurück zur Straße. Dort suche ich eine Bushaltestelle, um zum Hotel zurückzufahren, das weiter weg ist, als es aussieht.
Als ich am Cotai Strip bin, entscheide ich mich spontan sitzen zu bleiben und noch nach Coloane Island zu fahren. Hier soll es einen Strand und eine Art Badeort geben, sofern man in China von sowas sprechen kann. Irgendwie habe ich da eine andere Vorstellung. Aber egal, ich fahre erst einmal bis zur Endstation, wo sich die Praia de Hác Sá befindet, der größte Strand der Stadt.
Irgendwie ist es hier allerdings seltsam. Der Sand sieht so gar nicht einladend aus und das Meer auch nicht. Ebenso wenig wie die Umgebung und die Klientel. Vielleicht liegt es ja auch an dem komischen Wetter, das jetzt herrscht, es ist irgendwie warm und doch diesig, mit einem frischen Wind.
Jedenfalls mache ich recht bald kehrt und nehme den nächsten Bus zurück. Den Abstecher in den Ort spare ich mir. Ich muss sowieso zurück, denn inzwischen ist es Nachmittag und trotz Late Check out Zeit, meine Suite zu räumen. Vor dem Studio City Hotel steige ich aus und laufe dann hinüber zum Conrad.
Im Hotel hole ich mein Gepäck und begleiche die Rechnung. Dann heißt es Abschied nehmen von diesem fantastischen Hotel. Der kostenlose Shuttlebus bringt mich wieder zur Fähre, mit der ich dann in rund achtzig Minuten zurück nach Hongkong fahre.
Es ist schon früher Abend, als ich wieder in Hongkong bin. Mit der MTR fahre ich die wenigen Stationen zum Pacific Place, wo sich mein Hotel für die heutige Nacht befindet. Ich habe diesmal das JW Marriott gebucht, das Teil eines größeren Hotelkomplexes und einer Shopping Mall ist. So muss ich auch gar nicht nach draußen, sondern kann das Hotel auch gleich über einen Eingang in der Mall betreten, die wiederum mit der MTR verbunden ist.
Das Hotel verfügt über eine imposante Lobby, doch der Check-in ist leider recht kühl. Kein Vergleich zum Renaissance vom Beginn der Reise. Auch ein Upgrade gibt es nicht. Lediglich den Weg zur Lounge bekomme ich erklärt. Schade, sowas bin ich in Asien so gar nicht gewohnt.
Mein Zimmer ist dann schön, aber auch recht klein und der Blick reicht nur hinüber auf die anderen Hotels des Komplexes. was allerdings sehr bequem ist, ist das Bett. Das ist wirklich toll.
Lange bleibe ich aber nicht auf dem Zimmer, denn auf meinem Weg von der MTR zum Hotel habe ich im Pacific Place eine Ausstellung entdeckt, die meine Neugier geweckt hat. Shoes – Pleasure and Pain ist der Titel und sie wurde wohl in Zusammenarbeit mit dem berühmten V&A Museum aus London zusammengestellt.
Das kleine Video ist vom Eröffnungstag der Ausstellung und zeigt einen ersten kleinen Einblick. Ich hatte wahnsinniges Glück, die Ausstellung überhaupt sehen zu können, sie war nur für vier Wochen in Hongkong zu Gast, bevor viele der Schuhe wieder zurück nach Europa reisten.
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Shoes – Pleasure and Pain zeigt 140 verschiedene Paar Schuhe aus aller Welt, die ihren Trägern sowohl Qual, aber auch Freunde bescherten. Die ältesten Schuhe stammen aus dem 14. Jahrhundert, andere Exemplare wurden von bekannten Prominenten getragen. Im zweiten Video führt Curatorin Helen Persson durch die Ausstellung.
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Der Ausstellungspavillon befindet sich mitten im Pacific Place Shopping Center und Hongkong ist der letzte Stopp dieser Ausstellung, die ein Jahr zuvor zuerst in Shanghai, dann in Chengdu, Canton und Peking zusehen war.
Das erste Ausstellungsstück ist der wohl bekannteste Schuh der Welt, der gläserne Schuh von Cinderella. Auf einem roten Kissen dreht er sich um die eigene Achse.
Diese Schuhe aus dem osmanischen Reich wurden von Frauen in Badehäusern getragen. Eigentlich waren sie niedriger und dazu gedacht, die Trägerin vor nassen Füßen zu bewahren. Doch wenn alle nackt sind, kann man den Reichtum nicht sehen und so entwickelten sich diese Schuhe, die so unpraktisch waren, dass die Trägerin darin oft nicht mal allein laufen konnte und extra eine Angestellte mitbringen musste. All das spiegelte natürlich ihren Reichtum wider.
Diese Schuhe mit den 21 Zentimeter hohen Absätzen wurden 1993 weltberühmt. Entworfen wurden sie von der Designerin Vivienne Westwood und getragen von Supermodel Naomi Campbell, die darin stolperte und auf dem Catwalk stürzte.
Etwas Besonderes sind auch diese Schuhe. Sie wurden von den teuersten Prostituierten in Japan getragen. Die Sohlen waren über zwanzig Zentimeter hoch und oft musste ihre Trägerinnen gestützt werden beim Laufen. Das Laufen ging in diesen Schuhen nur sehr langsam und so hatten die Bewunderer Zeit, die Schönheit der Kurtisane und ihre teuren Kleider ausgiebig anzuschauen.
Kultfilm Regisseur David Lynch gab diese Schuhe in Auftrag. Sie wurden für einen Erotikfilm hergestellt. Der verbogene Absatz macht es unmöglich darin zu laufen, sodass die Trägerin nur kriechen kann. Die Sohle ist zudem durchsichtig und zeigt so die verwundbare Fußsohle.
In einer kleinen Ecke der Ausstellung wird gezeigt, wie Schuhe überhaupt hergestellt werden. Die Exemplare, die hier zu sehen sind, sind alle Einzelanfertigungen und in Handarbeit produziert.
Nach meinem Gang durch die Ausstellung begebe ich mich zurück ins Hotel, wo in der Lounge inzwischen das Abendessen aufgetischt wird. Die Lounge des JW Marriott ist wirklich super, nur leider befindet sie sich auf der ersten Etage und hat somit keine nennenswerte Aussicht.
Nach dem Abendessen begebe ich mich auf mein Zimmer, denn ich muss noch packen. Morgen geht es zurück nach Europa und eine schöne Reise nähert sich ihrem Ende.
Meilen: —
Wetter: bedeckt, 24–29 Grad
Hotel: JW Marriott Hong Kong