In the Wake of the Storms – über Hong Kong nach Hawai’i und Guam

Tag 16: Frei­tag, 12. Okto­ber 2018
Euro­pe in the Far East – Macau – Teil 1

„Our grea­test glo­ry is not in never fal­ling, but in rising every time we fall.” – Confucius

Mei­ne erste Nacht in der tol­len Suite ist vor­bei und ich habe wun­der­bar geschla­fen, bis auf den Husten, der mich wei­ter­hin plagt. Nun ja, ich las­se mich nicht unter­krie­gen. Erst ein­mal gibt es Früh­stück und ich ent­schei­de mich heu­te, das Restau­rant zu testen, denn am Mor­gen habe ich im Con­rad die Wahl.

Es gibt ein Buf­fet mit west­li­chen und asia­ti­schen Spei­sen und die Aus­wahl ist gewohnt groß. Nur die Atmo­sphä­re gefällt mir nicht ganz so, denn ich bin einem Fen­ster­lo­sen Raum mit­ten im Gebäu­de und beim Früh­stück ist hier ganz schön was los. Ich ent­schei­de mich schon jetzt dafür, mor­gen in die Lounge zu gehen. Das hier ist eben kein typi­sches Con­rad, son­dern auch ein Casi­no Hotel.

Nach dem Früh­stück dre­he ich noch eine klei­ne Run­de durch die öffent­li­chen Räu­me des Hotels. In Macau ist das ein wenig anders als in Las Vegas, denn das Casi­no darf nicht gleich hin­ter dem Ein­gang star­ten. Min­der­jäh­ri­ge dür­fen es näm­lich gar nicht betre­ten, auch nicht durch­ge­hen. So sind die Casi­nos im hin­te­ren Bereich und mit Ein­lass­kon­trol­le, wäh­rend im vor­de­ren Bereich der Hotels ein bun­ter Mix aus Frei­zeit­ver­gnü­gen und Shop­ping zu fin­den ist. Ich fin­de das sehr ange­nehm, denn man wird so nicht gezwun­gen, durch das Casi­no zu müssen.

Rich­tig wich­tig für Chi­ne­sen ist und bleibt Shop­ping. Ich glau­be, man ver­dient hier durch Ein­kau­fen auch ganz gut, wenn man sieht, mit wie vie­len Tüten so ein durch­schnitt­li­cher Gast durch das Hotel läuft. Das Con­rad ver­fügt gleich über drei Eta­gen mit Geschäf­ten und da sind auch so ziem­lich alle euro­päi­schen Mar­ken vertreten.

Zum Schluss schaue ich mir noch den Pool an, für den ich aber wäh­rend die­ses Auf­ent­halts kei­ne Zeit habe und wegen mei­nes Hustens sowie­so nicht nut­zen kann.

Beim Con­cier­ge fra­ge ich dann noch nach, wie das in Macau mit den Bus­sen funk­tio­niert und ob das so ähn­lich läuft wie in Hong­kong. Das wird bejaht, aber ich brau­che hier nicht erst zu irgend­ei­nem Auto­ma­ten, die Kar­te inklu­si­ve Gut­ha­ben bekom­me ich gleich gegen Pfand im Hotel. Was für ein super Service.

So bin ich schon kur­ze Zeit spä­ter auf dem Weg zur Bus­hal­te­stel­le, die sich direkt vor dem Hotel befin­det. Von hier neh­me ich nun den Bus in die Alt­stadt. Die Fahrt führt über eine der lan­gen Brücken hin­über auf die Insel, auf der sich die Alt­stadt befin­det. Direkt am Sen­a­do Squa­re stei­ge ich aus und stür­ze mich in das Gewimmel.

Der Sen­a­do Squa­re gehört bereits zur UNESCO Histo­ric Cent­re of Macau World Heri­ta­ge Site. Der drei­ecki­ge Platz wur­de nach dem Leal Sen­a­do, einem Treff­punkt zwi­schen Por­tu­gie­sen und Chi­ne­sen im 16. bis 18. Jahr­hun­dert benannt.

Ich fol­ge der Lar­go de Sen­a­do, die durch das histo­ri­sche Vier­tel mit sei­nen alten euro­päi­schen Häu­sern führt und an deren Ende das Leal Sen­a­do Buil­ding, der ein­sti­ge Sitz der por­tu­gie­si­schen Regie­rung steht. Bis 1999 wur­de Macau von hier verwaltet.

Schließ­lich gelan­ge ich zur Igre­ja de Sao Dom­in­gos, einer Barock­kir­che aus dem spä­ten 16. Jahr­hun­dert, die heu­te wie­der als Kir­che der römisch-​katholischen Gemein­de Macaus genutzt wird. Vie­le Jah­re war sie jedoch ver­fal­len und wur­de zwi­schen­zeit­lich sogar als Mili­tär­ba­racke und Pfer­de­stall genutzt, bevor sie 1997 auf­wen­dig restau­riert wurde.

Da die Kir­che öffent­lich zugäng­lich ist, schaue ich sie mir auch von innen an. Gegrün­det wur­de das Got­tes­haus von drei spanisch-​dominikanischen Prie­stern, die 1587 aus Aca­pul­co in Mexi­ko hierherkamen.

Zur Kir­che gehört seit 1997 das Tre­a­su­res of Sacred Art Muse­um, das sich im Glocken­turm befin­det. Dazu gehe ich aus dem Kir­chen­schiff hin­aus und über einen Sei­ten­gang zum Eingang.

Auf meh­re­ren Eta­gen sind dann die Schät­ze der Kir­che zu bewun­dern, die über die Jahr­hun­der­te zusam­men­ge­tra­gen wurden.

Beim Ver­las­sen der Aus­stel­lung fällt mir dann noch die­ses lusti­ge Schild auf. Regeln gibt es ja immer viel in Asi­en, damit das Zusam­men­le­ben der ver­schie­de­nen Kul­tu­ren auf eng­stem Raum auch ja funk­tio­niert. Doch die Schil­der sehen dann oft recht lustig aus.

Mein Weg führt mich nun wei­ter durch die engen Stra­ßen der Alt­stadt. Eini­ge Häu­ser sind im euro­päi­schen Stil gehal­ten und beher­ber­gen oft west­li­che Geschäf­te, in ande­ren Ecken sieht es dann typisch chi­ne­sisch aus, mit recht häss­li­chen Wohn­bau­ten und klei­nen, ver­win­kel­ten Geschäf­ten, die oft Waren anbie­ten, deren Zweck sich mir völ­lig ent­zieht. Und bei so eini­gen Lebens­mit­tel will ich viel­leicht auch manch­mal gar nicht so genau wis­sen, was da gera­de ver­kauft wird.

Ein schön reno­vier­ter Bau ist dann wie­der der Car­tório da Sé, die Resi­denz des Bischofs von Macau.

Gleich gegen­über befin­det sich die Kathe­dra­le der Geburt Unse­rer Lie­ben Frau, auch Sé Cate­dral da Nativ­i­da­de de Nos­sa Senho­ra und Igre­ja da Sé genannt. Sie ist die Haupt­kir­che der Diö­ze­se von Macau. Bereits seit 1576 stand an die­sem Ort eine Kir­che, die jedoch von Tai­fu­nen mehr­mals zer­stört wur­de. 1937 wur­de dann die­ses recht schlich­te und kom­pak­te Gebäu­de gebaut.

Ich fol­ge wei­ter den Gas­sen der Alt­stadt und ent­decke eini­ge Flie­sen­bil­der, die die frü­he Besied­lung von Macau doku­men­tie­ren. Im Gegen­satz zu Hong­kong waren die Euro­pä­er hier bald 500 Jah­re behei­ma­tet, was Macau viel mehr geprägt hat als die bri­ti­sche Kron­ko­lo­nie am west­li­chen Rand des Perlflussdeltas.

In einer klei­nen Sei­ten­gas­se ent­decke ich nun mein näch­stes Ziel, das Lou Kau Man­si­on. Das Haus ist eines der am besten erhal­te­nen chi­ne­si­schen Wohn­ge­bäu­de der Stadt und heu­te als Muse­um geöff­net. Es gehör­te dem rei­chen Kauf­mann Lou Kau und wur­de 1889 erbaut.

Das zwei­ge­schos­si­ge Wohn­haus besteht eigent­lich aus drei Gebäu­den, die um zwei klei­ne Innen­hö­fe ange­legt wur­den. Die Ein­rich­tung ist ein Mix aus chi­ne­si­scher und west­li­cher Architektur.


Ich las­se mich wei­ter durch die Stra­ßen trei­ben. Ich habe zwar ein Ziel vor Augen, doch muss ich das nicht auf direk­tem Weg errei­chen, defi­ni­tiv ein Vor­teil, wenn man Zeit hat, weil man nicht am Abend zurück nach Hong­kong muss. So ent­decke ich immer wie­der Stra­ßen­zü­ge mit euro­päi­scher Archi­tek­tur, die dann plötz­lich in chi­ne­si­sche Wohn­blöcke übergehen.

Nicht vor­bei, kom­me ich schließ­lich an einem Laden, der die lecke­ren por­tu­gie­si­schen Tört­chen ver­kauft, die ich seit mei­nem letz­ten Auf­ent­halt in Macau ken­ne. Da wan­dert dann ein biss­chen Marsch­ver­pfle­gung in mei­ne Tasche. Bezah­len kann ich Macau übri­gens auch mit Hong­kong Dol­lar, als Wech­sel­geld bekom­me ich aller­dings Macau Dol­lar, die in Hong­kong aber nicht akzep­tiert werden.

Und dann errei­che ich jenen Ort, den ich noch ganz deut­lich von mei­nem letz­ten Besuch in Erin­ne­rung habe. Hier­her kommt wohl jeder Tou­rist, der Macau besucht und dem­entspre­chend voll ist es auch. Dies­mal sind es aber wirk­lich haupt­säch­lich Besu­cher und weni­ger Einheimische.

Bevor ich aber nun wirk­lich mein Ziel errei­che, stop­pe ich noch kurz am 1994 errich­te­ten Portugal-​China Fri­end­ship Monument.

Dann aber habe ich sie end­lich in mei­nem Blick­feld, die Rui­nen von St. Paul’s. Die Fas­sa­de am Ende einer lan­gen Frei­trep­pe ist alles, was von der 1602 von chi­ne­si­schen und japa­ni­schen Chri­sten nach dem Ent­wurf eines ita­lie­ni­schen Jesui­ten erbau­ten Kir­che übrig ist und sie ist das Wahr­zei­chen von Macau.

Wäh­rend eines Tai­funs im Jahr 1835 brach jedoch in der Küche des benach­bar­ten Jesuiten-​Kollegs ein Feu­er aus, das sowohl das Kol­leg mit sei­ner wert­vol­len Biblio­thek als auch die Kir­che fast voll­stän­dig zer­stör­te. Nur die Fas­sa­de blieb erhal­ten sowie eini­ge Grund­mau­ern, die ich mir die­ses Mal auch genau­er anse­hen wer­de. Bei mei­nem ersten Besuch war ich mit einer geführ­ten Tour unter­wegs, die nur einen Foto­stopp erlaubte.

Heu­te aber gehe ich durch das Por­tal hin­durch und lan­de auf einer Art Platz, wo einst das Kir­chen­schiff stand. An den Rän­dern sind noch immer die Mau­ern und Fun­da­men­te zu sehen.

Über eine Trep­pe geht es dann noch in den Kel­ler der Kir­che, wo eini­ge Hei­lig­tü­mer aus­ge­stellt sind.

Gleich neben den Rui­nen befin­det sich das For­ta­le­za do Mon­te, von wo aus mei­ne Stadt­be­sich­ti­gung 2010 star­te­te. Da ich aber von damals wegen eines Defekts an der Kame­ra kaum Fotos habe und auch nicht son­der­lich viel Zeit hat­te, will ich hier auch noch ein­mal hin.

Im Fort befin­det sich auch das Muse­um von Macau, das ich eben­falls anschau­en möchte.

Rich­tig toll in Asi­en ist ja, dass man sich des Öfte­ren das Trep­pen­stei­gen spa­ren kann, denn auch Zugän­ge zu Parks oder hier eben zum Fort gehen über eine Roll­trep­pe. In die­sem Fall ist das aber der Hin­ter­ein­gang, doch es macht Sinn die­sen Weg ein­zu­schla­gen und den stei­len Haupt­weg als Aus­gang zu nutzen.

Das 1998 eröff­ne­te Muse­um von Macau erzählt die Geschich­te der ehe­ma­li­gen por­tu­gie­si­schen Kolo­nie von ihren Anfän­gen bis zur Rück­ga­be an Chi­na im Jahr 1999 auf drei Etagen.

Nach­dem ich mei­nen Ein­tritt ent­rich­tet habe, geht es erst ein­mal noch tie­fer in das Fort hin­ein, natür­lich wie­der mit einer Rolltreppe.

Auf einem Modell kann ich sehen, wie das Muse­um in das Fort hin­ein­ge­baut wur­de. Dabei wur­den alte Ele­men­te mit neu­en Gebäu­den ver­bun­den. Der größ­te Teil des Muse­ums liegt im unter­ir­di­schen Teil des Forts.

Auf der ersten Eta­ge des Muse­ums wird dann die Früh­ge­schich­te der Stadt erzählt, begin­nend mit den ersten See­fahr­ten von Euro­pa nach Asi­en und der Ent­deckung der Inseln im Perl­fluss­del­ta, auf denen sich heu­te Macau befindet.

Der Han­del war es, der Macau schnell zu einem bedeu­ten­den Stütz­punkt anwach­sen ließ. Die Waren aus Chi­na waren in Euro­pa schnell gegehrt und ein eige­ner Hafen wur­de für die Por­tu­gie­sen zu einem stra­te­gi­schen Vorteil.

Am Über­gang von der ersten auf die zwei­te Eta­ge sind ein paar typi­sche Häu­ser­fas­sa­den zu sehen, wie man sie in Macau über­all ent­decken kann. Nach und nach ent­stand ein ein­zig­ar­ti­ger Bau­stil, der euro­päi­sche und chi­ne­si­sche Ele­men­te ver­schmel­zen ließ.

In eini­gen der Häu­ser sind typi­sche Geschäf­te zu sehen, wie sie sich über Jahr­hun­der­te in der Stadt ent­wickelt hat­ten. Über­all sieht man den Ein­fluss Euro­pas, aber auch immer wie­der tra­di­tio­nel­le Ele­men­te. Über die Jahr­hun­der­te ver­misch­ten sich die Kulturen.

Im zwei­ten Stock wird mehr auf die Bräu­che und das all­täg­li­che Leben in der Kolo­nie ein­ge­gan­gen. So gibt es Stra­ßen­sze­nen, aber auch einen Ein­blick in die Wohn­häu­ser der bes­se­ren Gesellschaft.

Ein schö­ner Teil der Aus­stel­lung wid­met sich der Klei­dung, die oft tra­di­tio­nel­len chi­ne­si­schen Vor­stel­lun­gen folg­te, aber auch euro­päi­sche Ele­men­te, wie die des wei­ßen Hoch­zeits­klei­des, übernahm.

Im drit­ten Stock­werk gibt es noch eine tem­po­rä­re Aus­stel­lung, in der aber lei­der nicht foto­gra­fiert wer­den darf. Nach mei­ner Besich­ti­gung des Muse­ums will ich mir nun noch das For­ta­le­za do Mon­te anschau­en. Das und mehr folgt in Teil zwei die­ses ereig­nis­rei­chen Tages.

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