Tag 11/12: Sonntag/ Montag, 07./ 08. Oktober 2018
Island Hopping – Oahu nach Guam
„Hawaii’s the 50th state? I thought it was a suburb of Guam.” – Bobby Heenan
Es war ein Traum von mir, einmal mit dem United Island Hopper zu fliegen, einer der wohl ungewöhnlichsten Flugstrecken der Welt. HNL, MAJ, KSA, PNI, TKK, GUM, das sind die Flughafencodes der Orte, die auf der Route angeflogen werden, von Honolulu geht es nach Majuro, weiter nach Kosrae, Pohnpei und Chuuk, bevor der Flug auf Guam endet. Manchmal ist auch noch Kwajalein dabei, ein Militärstützpunkt der USA im Pazifik. Der einzigartige Flug ist aber nicht nur für Flugenthusiasten ein Traumziel, sondern gleichzeitig die einzige Verbindung zur Außenwelt für einige kleine Inseln im Pazifik.
Der United Island Hopper ist ein Flug, der kleine Inseln im Pazifik mit den größeren Zentren Hawaii und Guam verbindet. Schon seit 50 Jahren wird diese Route bedient, zuerst von Continental Micronesia und seit dem Zusammenschluss von United Airlines. Dieser Flug ist in vielerlei Hinsicht einzigartig, denn er ist für die Menschen in Mikronesien nicht nur ihre Hauptverbindung zur Außenwelt, die Route ist auch eine fliegerische Herausforderung, die den Crews viel abverlangt, gleichzeitig aber wohl einer der tollsten Arbeitsplätze überhaupt ist.
Es war schon lange mein Traum, diesen außergewöhnlichen Flug einmal selbst anzutreten, doch es ist auch ein logistischer Aufwand, denn aufgrund der ungewöhnlichen Route ist ein Ticket nicht ganz günstig. Gut, dass es Meilen gibt und man glaubt es kaum, aber neben dem United Programm Mileage Plus kann man den United Island Hopper auch mit Lufthansa Meilen von Miles&More buchen.
Der Island Hopper fliegt zwischen Honolulu und Guam und aufgrund der durchflogenen Zeitzonen bietet es sich an, ihn auch in diese Richtung zu fliegen.
Es geht früh los in Honolulu, schon gegen 5:30 Uhr bin ich auf dem Flughafen. Als ich einchecke, ist es noch dunkel, doch kurze Zeit später bricht der neue Tag an. Da der Flughafen Honolulu sehr offen gebaut ist, kann ich noch ein wenig die warme Morgenluft genießen und gleichzeitig schon dabei zusehen, wie meine Maschine beladen wird.
In der Tasche habe ich unglaubliche fünf Bordkarten, denn für jeden Flug gibt es eine eigene, da jedes Segment auch einzeln gebucht werden und man überall aussteigen kann. Nur wenige Menschen fliegen die gesamte Strecke, denn das heißt fast 14 Stunden Flug – in einer Boeing 737. Wer nur nach Guam will, könnte auch nonstop mit einer Boeing 777 fliegen und schon nach rund sieben Stunden das Ziel erreichen. Doch das will ich ja nicht.
Schon bei der Buchung habe ich mir den wohl besten Platz für diesen Flug reserviert – 7A. Das ist ein Sitz in der Economy Plus, wo ich zumindest etwas mehr Beinfreiheit habe. Und noch eine Besonderheit gibt es, doch dazu später mehr. Jetzt heißt es erst einmal zum Gate gehen.
Am Gate ist nur unser erstes Ziel angeschrieben – Majuro auf den Marshallinseln. Pünktlich um 6:45 Uhr beginnt der Einstieg. Der Flug ist gut gebucht und es ist interessant mit anzusehen, was die Leute alles an Bord bringen und was im Frachtraum verschwindet. Vor allem große Kühlboxen und unzählige Pakete gehören dazu.
Dann sehe ich das erste Mal meinen Sitz für die nächsten 14 Stunden. Die Bestuhlung der Boeing 737 ist recht neu und der Abstand zur Wand vor mir gut. Da die Wand nicht bis zum Boden reicht, kann ich die Füße sogar noch weiter ausstrecken.
Um Viertel acht werden die Türen geschlossen und für mich beginnt das Abenteuer United Island Hopper.
Es ist 7:17 Uhr am Sonntag, als wir zur Startbahn rollen und 7:30 Uhr, als wir vom internationalen Flughafen von Honolulu abheben. An meinem Ziel Guam ist es bereits 3:30 Uhr am Montag, 20 Stunden Zeitunterschied werde ich überwinden und fast einen ganzen Tag verlieren. Oahu verabschiedet sich derweil mit düsteren Gewitterwolken und ein bisschen Sonnenschein.
Einen letzten Blick auf Waikiki und den Diamond Head habe ich noch, bevor wir abdrehen, hinaus auf den Pazifik.
Bald schon sind wir über den Wolken und durch die Lücken ist nur noch der tiefblaue Ozean zu sehen, der Pazifik, das größte Meer der Erde.
Eine halbe Stunde nach dem Start beginnt der Service an Bord. Zuerst gibt es ein Getränk nach Wahl sowie eine kleine Tüte mit Mandeln.
Ich trinke zuerst einen Tee, denn mein Husten lässt mich auch heute nicht in Ruhe. So ist meine Vorfreude leider ein bisschen getrübt, denn es nervt schon gewaltig, wenn ich von diesen Hustenanfällen geschüttelt werde. Und die sind inzwischen wirklich nicht ohne. Teilweise schmerzt mein ganzer Oberkörper. Die Flugbegleiter an Bord sind aber super nett und versorgen mit zumindest mit sehr guten Hustendrops, was etwas Linderung verspricht.
Kurze Zeit später wird dann das Frühstück serviert. Es gibt ein Sandwich sowie einen Jogurt, eine der wenigen Mahlzeiten auf diesem Flug. Deshalb habe ich auch ein paar Snacks im Handgepäck. Man merkt, dass die Reise nicht darauf ausgelegt ist, komplett gemacht zu werden. Das machen nur Leute wie ich, die diesen außergewöhnlichen Flug erleben wollen.
Auf dem Flug nach Majuro bleibt der Platz neben mir frei, am Gang sitzt eine ältere Dame, mit der ich ein wenig ins Gespräch komme. Sie wohnt auf den Marshallinseln und irgendwann legt sie ihren Pass auf den Sitz. Solch einen Ausweis habe ich bisher auch noch nie gesehen.
Der Flug ist soweit ruhig und als ich an der Toilette warte, komme ich mit einem Herrn ins Gespräch, der in einer der hinteren Reihen sitzt. Sein Name ist Christian L. und er ist auf den Marshallinseln geboren, lebt aber mit Frau und Kindern nahe St. Louis, Missouri in den USA. Er arbeitet dort für eine Universität. Zuvor hat er bereits auf Hawaii, in Ohio und sogar in Indonesien gelebt. Seine Mutter war Diplomatin für die Marshallinseln, sein Vater ein Schweizer Mennonit aus dem Emmental. Unterwegs ist er mit seinem Schwager Mark, der seine Schwester auf den Marshallinseln noch einmal kirchlich heiraten wird. Die zwei sind schon eine Weile unterwegs, denn sie haben vier Tage auf Oahu verbracht und dort Verwandte besucht. Nun sind sie bald am Ziel ihrer Reise.
Irgendwann bin ich dann am Platz zurück und wir überqueren die internationale Datumslinie. Ich verliere einen ganzen Tag, denn nun ist es nicht mehr Sonntag, sondern bereits Montag.
Lange dauert es jetzt nicht mehr, bis wir zur Landung auf den Marshallinseln ansetzen. Der Inselstaat ist mit 181 Quadratmetern und 55.000 Einwohnern eines der kleinsten Länder der Welt. Insgesamt gibt es über eintausend Inseln und Atolle, von denen nur wenige bewohnt sind. Zu den unbewohnten Inseln gehört auch das berühmte Bikini Atoll. Hauptstadt ist Majuro, wo sich auch der internationale Flughafen befindet.
Rund fünf Stunden nach dem Start in Honolulu beginnen wir den Landeanflug auf Majuro. Inzwischen haben wir Montagmorgen, denn die Datumsgrenze liegt ja hinter uns. Für diesen Anflug ist der Platz 7A übrigens nicht ganz ideal. Hier wäre 7 F besser und wenn ich noch einmal fliegen würde, würde ich versuchen, auf diesem Teilstück auf der rechten Seite des Flugzeugs zu sitzen. Aber egal, nun ist es so. Einen kurzen Blick auf das Atoll, das durch die Wolken blitzt, kann ich aber erhaschen.
Wenige Minuten später setzen wir bereits zur Landung an und ich kann ein paar kurze Blicke auf die Küste werfen.
Hier ist auch zu sehen, wie schmal das Atoll an vielen Stellen ist. Ich kann sowohl den Ozean als auch die Lagune sehen und dazwischen den schmalen, besiedelten Landstreifen.
Teilweise ist das Land unter uns so schmal, dass ich mich frage, wo denn hier der Flughafen sein soll. Man sieht bis zum letzten Moment nur Wasser und immer mal wieder ein paar Bäume und Häuser.
Als wir auf dem Flughafen von Majuro aufsetzen, erlebe ich zum ersten Mal, was es für die Cockpitcrew heißt, auf den Inseln zu landen. Wir setzen am äußersten Ende der Landbahn auf und bremsen hart, so hart, dass ich in meinen Sitz gedrückt werde. Gleichzeitig sehe ich draußen zwei Feuerwehren entlang rasen.
Die Feuerwehren sind für den Fall da, dass die Bremsen überhitzen. Durch das scharfe Bremsen werden diese sehr heiß und aus reiner Vorsicht ist deshalb die Feuerwehr bei jeder Landung in Alarmbereitschaft. Das wird übrigens auf allen Insel, die wir heute anfliegen, so sein.
Während meine Boeing 737 zum Terminal rollt, sehe ich ein einziges weiteres Flugzeug auf dem Flughafen stehen. Die Air Marshall Islands ist die nationale Fluggesellschaft der Inseln und hat eine Flottenstärke von drei Flugzeugen. Zwei dieser Dornier DO 228–200 sowie eine Bombadier DHC‑8–100. Die Maschinen verbinden die einzelnen Atolle und Inseln des Landes.
Während wir auf den Standplatz vor dem Terminal einbiegen, sehe ich die zwei Feuerwehren, die uns während der Landung flankiert haben, noch einmal auf der Rollbahn.
Dann erblicke ich zum ersten Mal das Terminal. Davor stehen die Flughafenmitarbeiter und weisen die Boeing 737 ein.
Allen Passagieren ist es während jedem Stopp erlaubt auszusteigen, auch denen, die weiter fliegen. So verlasse ich das Flugzeug über die Gangway. Im selben Moment schlagen mir Hitze und Feuchtigkeit ins Gesicht. Draußen sind zwar nur 28 Grad warm, aber durch die Gewitter, die vor kurzem hier durchgezogen sind, ist es fast unerträglich schwül.
Ich betrete zum ersten Mal den Boden der Marshallinseln. Weit komme ich natürlich heute nicht, denn schon im Terminal wird meine Erkundungstour zu Ende sein. Doch immerhin war ich einmal hier, was nicht so viele Menschen von sich behaupten können.
Die Ankunftshalle und der Gepäckbereich sehen schon etwas abenteuerlich aus, eigentlich ist es einfach nur eine offene Halle. Weiter komme ich jedoch doch nicht, wenn ich nicht einreisen will. So biege ich vor dem Ausgang ab und gehe von dort in die Abflughalle.
Die Abflughalle ist dann ein weiterer kleiner und recht einfacher Raum. Es gibt ein Pult und einen Tisch für das Gate Personal sowie ein bunt zusammengewürfeltes Sammelsurium an Sitzbänken, manche sind aus Metall, andere aus Plastik und mit grünem, rotem, gelben, lila sowie schwarzem Kunstleder überzogen. Auf diesen warten schon die Passagiere, die mit uns weiter fliegen werden. Ansonsten gibt es einen kleinen Tisch, an dem eine Frau selbstgemachten Muschelschmuck verkauft. Allerdings sieht sie eher gelangweilt aus, als dass sie ihre Ware an den Mann bringen will. Daneben befindet sich noch ein kleiner Kiosk, in dem mehr Alkoholflaschen im Regal stehen als irgendetwas anderes. The Hangar nennt sich das Geschäft, das ansonsten noch ein paar Snacks wie Sandwiches, Cookies und Schokolade anbietet. Die Einrichtung ist so kunterbunt, dass auf einigen Möbeln sogar noch Continental Airlines zu lesen ist.
Kurze Zeit später wird unser Flug bereits wieder aufgerufen. Ich zeige meinen Boardingpass vor und kann den Terminal dann wieder verlassen. Durch eine Sicherheitskontrolle muss ich nicht. Allerdings wird während jedes Stopps eine Kontrolle an Bord durchgeführt. Das heißt für mich, ich muss jedes Mal mein gesamte Handgepäck mit von Bord nehmen. Aber das ist es mir wert, denn ich bin neugierig und will alles sehen, was ich kann.
Nach rund 30 Minuten sage ich so also wieder Goodbye. Leider habe mich keinen Stempel in meinen Pass bekommen, das hat mir der Officer verweigert. Ich hatte zuvor gelesen, dass es einigen Reisenden gelungen sei, ich aber habe damit kein Glück.
Die Boeing 737 wirkt auf dem kleinen Flughafen geradezu riesig, fast so wie ein Airbus 380 auf einem anderen Flughafen. Und sie ist mit Abstand das größte Flugzeug, das hier unterwegs ist. Über die Gangway und durch die vordere Tür gelange ich schließlich wieder an Bord.
Die Dame, die von Honolulu bis Majuro neben mir gesessen hat, ist nicht mehr an Bord, doch frei bleibt der Platz neben mir nicht. Auf 7 C nimmt nun eine ganz besondere Person Platz, ein Mechaniker. Der ist auf jedem Flug zwischen Majuro und Guam dabei, denn das Gebiet ist so abgelegen, dass jede kleine Panne zum Problem werden könnte. So ist der Mechaniker an Bord, um kleine Probleme beheben zu können. Ersatzflugzeuge oder Ausweichrouten gibt es hier nämlich nicht.
Auf der Startbahn rollen wir wieder zum Ende derselbigen. Einen Taxiway gibt es nicht, aber für die wenigen Flüge hier ist dieser auch nicht nötig.
Mit Vollgas starten wir und heben wieder ab. Unter uns sehe ich noch einen kurzen Moment das Atoll, dann sind wir schon wieder über dem Ozean.
In den nächsten Minuten sehe ich immer wieder kleine Atolle zwischen den Wolken. Die meisten sind unbesiedelt und ragen nur ein bis zwei Meter aus dem Meer heraus.
Es ist faszinierend diese kleinen Inseln aus der Luft zu sehen und ich klebe mit der Nase regelrecht am Flugzeugfenster bis wir das Gebiet der Marshallinseln endgültig verlassen. Vor uns liegen rund 90 Minuten Flugzeit bis zu unserem nächsten Ziel.
Nach knapp 80 Minuten Flugzeit nähern wir uns dem zweiten Stopp unserer Reise. Der Flug über den Ozean war ereignislos. Während die Cockpit-Crew in Majuro gewechselt hat, ist die Kabinencrew gleich geblieben. Jeder Flug ist für sie eine besondere Herausforderung, denn er heißt rund 15 Stunden Dienst. Den, so erfahre ich von Stacy, einer der Flugbegleiterinnen, verrichten sie mit einer Sondergenehmigung der Arbeitsbehörde und der Gewerkschaft, denn normalerweise wäre eine solche Schicht verboten. Doch all das nehmen sie gern in Kauf, für den wohl ungewöhnlichsten Flug, den ein Flugbegleiter fliegen kann. Sie lieben ihren Job und wollen keine andere Strecke fliegen.
Dann muss ich meine Unterhaltung beenden, denn wir starten den Landeanflug und dieses Mal sitze ich auf der richtigen Seite. Der Sitz 7A ist gerade noch so vor dem Triebwerk und dem Flügel, sodass ich eine tolle Sicht habe. Wir nähern uns Kosrae.
Die Insel, die zu den Föderierten Staaten von Mikronesien gehört, sieht schon beim Landeanflug völlig anders aus als Majuro. Das hier ist kein Atoll, das sich nur wenige Meter aus den Weiten des Pazifiks erhebt, auf Kosrae gibt es Berge, Täler und üppige Vegetation.
Wir umrunden einen Großteil der Insel und dann kann ich auch den Flughafen sehen, der auf einer vorgelagerten, kleinen Insel liegt.
Kosrae ist die zweitgrößte Insel und liegt im östlichsten Bundesstaat der Föderierten Staaten von Mikronesien. Seit dem 16. Jahrhundert war die Insel im Besitz von Spanien, 1898 wurde sie eine Kolonie des Deutschen Reiches und im Ersten Weltkrieg von Japan besetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Insel Teil des Treuhandgebietes Pazifische Inseln der USA und wurde 1986 Teil der Föderierten Staaten von Mikronesien.
Dann setzen wir auch schon zur Landung an. Die Bremsen werden wieder massiv beansprucht und die Feuerwehr steht ebenfalls bereit, nur für den Fall, dass es zu einer Überhitzung kommt.
Am Ende der Rollbahn gibt es wieder eine kleine Drehung und dann geht es auf selbiger zurück zum Terminal. Kosrae ist die wahrscheinlich abgelegenste Insel der Route und wird nicht einmal auf jedem Flug angeflogen. Im Schnitt kommt der Island Hopper nur zwei Mal die Woche vorbei und ist damit eine unverzichtbare Verbindung zur Außenwelt.
Der Terminal sieht von außen winzig und auch nicht sehr vielversprechend aus. Ich bin gespannt, was mich dieses Mal erwartet.
Draußen wird gerade wieder die Gangway herangefahren. Sie sieht genauso aus wie auf Majuro. Überhaupt habe ich solch eine Gangway noch nirgendwo sonst gesehen. Anscheinend hat man sich für diese Art Rampe entschieden, da es sonst keine Möglichkeit gäbe, für gehbehinderte Personen das Flugzeug zu verlassen, denn ein Fahrstuhlfahrzeug oder eine Fluggastbrücke gibt es nicht.
Der Moment, an dem ich aus der Flugzeugtür trete, ist dann immer der spannendste. Wahnsinn, wenn man überlegt, wo ich hier gerade bin. Wahrlich, am Ende der Welt. Natürlich bleibe ich nicht an Bord. Dort müsste ich auch aufstehen und das Gepäck für den Sicherheitscheck aus den Fächern nehmen. Aus dem Grund kann ich es auch nicht an Bord lassen und muss jedes Mal mit dem ganzen Handgepäck aussteigen.
In Kosrae ist es noch wärmer als in Majuro, allerdings nicht so schwül, denn Gewitter gab es hier keine, der Himmel ist überwiegend blau. 32 Grad zeigt das Thermometer an, als ich um die Flugzeugnase herum zum Terminal laufe. Auf manchen Flügen stoppt der Hopper übrigens noch auf einer US-Militärbasis. Da man dort aber weder aussteigen noch fotografieren darf, hat es mich nicht gestört, dass dieser Stopp auf meinem Flug nicht dabei war.
Am Flughafenzaun sehe ich dann überall Autos und Menschen stehen. Die Ankunft des Island Hoppers ist jedes Mal ein Ereignis. Nicht nur Passagiere werden befördert, so kommt auch die Post auf die Insel und es werden wichtige Waren des täglichen Bedarfs geliefert.
Unser Mechaniker ist ebenfalls schon in Aktion und überprüft, ob mit unserer Maschine alles in Ordnung ist. Hier hängenzubleiben wäre fatal, denn es würde Tage dauern eine Ersatzmaschine zu besorgen und der Hotelmarkt auf Kosrae ist mehr als übersichtlich. Es wäre eine absolute Herausforderung, alle Passagiere unterzubringen.
Ich begebe mich zum Terminal, darf aber auch hier nicht in den Ankunftsbereich, denn dann müsste ich einreisen. Für mich geht es am Gebäude entlang direkt in den Abflugbereich.
Der sieht hier etwas geordneter aus als in Majuro. Es gibt grüne Plastiksitze, die zwar nicht sonderlich bequem sind, dafür aber zumindest nicht wie zusammengesucht aussehen. Auch eine saubere Toilette ist vorzufinden, während die in Majuro eher gewöhnungsbedürftig war.
Ansonsten gibt es einen Stand mit Snacks, Getränken und ein paar kleinen Souvenirs. Es gibt sogar eine Touristeninformation und ich nehme mir zwei Prospekte mit. Irgendwie hätte ich schon Lust, die Insel mal ein paar Tage zu erkunden. Tourismus ist auch der Hauptarbeitgeber, trotzdem kann man hier von einer Touristenschwämme überhaupt nicht reden. Allein durch die Abgeschiedenheit ist Kosrae schon eher ein spezielles Ziel.
Das Abfluggate ist noch einfacher gehalten. Es ist einfach eine Tür, durch die ich den Terminal vorher auch betreten habe. Hier werden kurz die Bordkarten angeschaut und schon geht es wieder auf das Flugfeld.
In Kosrae läuft man aber nicht einfach irgendwie über den Asphalt, hier wurde fein säuberlich ein Pfad verlegt, auf dem man sich fortbewegt. Und daran hält sich erstaunlicherweise auch jeder.
Wenige Minuten später sitze ich wieder auf meinem Platz, der Mechaniker neben mir. Ich frage ihn, ob alles ok ist und er gibt mir das Daumen-hoch-Zeichen. Während wir zur Startbahn rollen, plaudere ich noch kurz mit ihm über seinen doch recht außergewöhnlichen Beruf. Heute sind sie sogar zu zweit an Bord, denn er lernt gerade einen neuen Kollegen an. Die Mechaniker fliegen ausschließlich zwischen Majuro und Guam und das auf jedem Flug. Er sagt zu mir, dass es ein bisschen wie in der alten Zeit sei, nur dass die Mechaniker nicht mehr mit im Cockpit sitzen. Da ist für sie einfach kein Platz. Stattdessen ist immer der Sitz 7C reserviert.
Dann sind wir auch schon startklar und heben wieder ab. Warten auf einen Slot ist hier unnötig, wir sind sowieso das einzige Flugzeug, wahrscheinlich den ganzen Tag lang. So wie ich das verstanden habe, hat der Flughafen heute extra für diesen Flug geöffnet.
Fünfzig Minuten dauert der Flug nun zu unserem nächsten Ziel Pohnpei. An Bord gibt es jetzt wieder einen Getränkeservice und ich packe meine Bananenchips aus, die ich am Flughafen gekauft habe. Sie werden auf Kosrae produziert und verpackt, ich wollte ein lokales Produkt testen. Und ich muss sagen, sie schmecken viel besser als die getrockneten Bananen, die man bei uns so bekommt.
Eine Weile fliegen wir wieder über den tiefblauen Pazifik, doch nach einer guten halben Stunde gehen die Anschnallzeichen bereits wieder an und der Landeanflug auf Pohnpei startet, das ich in der Ferne auch schon sehen kann.
Pohnpei ist die größte Insel der Föderierten Staaten von Mikronesien und an den Küsten mit Mangroven überzogen, im Hochland dagegen bewaldet. Diese Regionen gehören zu den regenreichsten der Erde. Auch die Hauptstadt des Staates, Palikir, liegt auf der Insel. Mit dem Deutsch-Spanischen Vertrag wurde Pohnpei 1899 Deutsche Kolonie, bevor es von Japan besetzt wurde, nach dem Zweiten Weltkrieg ein Außenterritorium der USA und 1986 schließlich unabhängig wurde.
Pohnpei und die umliegenden Inseln sind von einem riesigen Riff umgeben, das ich beim Überflug ganz deutlich erkennen kann. Die Bilder können gar nicht wiedergeben, in welchen Farben das Meer hier schimmert.
Insgesamt gehören zum Bundesstaat Pohnpei rund 178 große und kleine Inseln, von denen nur einige bewohnt sind. Manche dieser Inseln sind so klein, dass nur ein paar Bäume darauf Platz haben.
Schließlich setzen wir auf dem Flughafen von Pohnpei auf und auch hier werden wir schon von der Feuerwehr erwartet. Doch etwas ist anders, wir sind nicht allein.
Vor dem Terminal steht eine weitere Boeing 737 von United. Das ist aber nicht weiter verwunderlich, denn zum einen ist an manchen Tagen auch ein Flugzeug in Gegenrichtung unterwegs, zum anderen werden Pohnpei und die nächste Insel Chuuk auch separat von Guam angeflogen, da sie mit ihren Tauchrevieren mehr Touristen anlocken und sich auf Pohnpei die Hauptstadt befindet.
Als wir zum Terminal kommen, macht sich die andere Maschine allerdings schon startklar und die Gangway wartet bereits auf uns.
Inzwischen bin ich routiniert beim Aussteigen, es ist ja schon der dritte Flughafen. Also schnell das Handgepäck geschnappt und schon geht es wieder nach draußen, wo kuschelige 32 Grad herrschen und die Sonne vom Himmel knallt. Ich habe wirklich Glück heute mit dem Wetter, denn bis auf die Schauer in Majuro ist es sonnig und warm. Ein Taifun ist zum Glück auch nicht in Sicht.
Diesmal ist der Weg zum Terminal mit roten Hütchen markiert, den es zu folgen gilt. Überhaupt ist das hier der größte Terminal, den ich bisher auf den Inseln gesehen habe. Man merkt gleich, dass hier etwas mehr Betrieb herrscht oder was man hier so Betrieb nennt.
Während ich zum Flughafenschild laufe, kann ich noch beobachten, wie die andere Boeing 737 zur Startbahn rollt.
Dann bin ich auch schon im Terminal, der diesmal größer und moderner ist. Es gibt überall Sitzmöglichkeiten, die so auch in vielen anderen Wartehallen zu finden sind und sogar ein kleines Café. Einen Souvenirstand kann ich ebenfalls noch entdecken.
Und dieses Schild, auf dem zu lesen ist, dass in Mikronesien Solarenergie mit Fördergeldern der EU aufgebaut wird. Was es nicht alles gibt.
Lange halten wir nicht in Pohnpei. Da hier mehr Maschinen herkommen, muss auch nicht so viel Fracht ein- und ausgeladen werden. So startet das Boarding bald wieder. Und diesmal muss ich richtig aufpassen, denn es gibt sogar zwei Gates. Da wir aber das einzige Flugzeug sind, kann ich trotzdem nicht verkehrt gehen.
Und wieder dasselbe Prozedere, wir rollen zum Ende der Startbahn, dann geht es weiter. Die linke Seite des Flugzeuges ist wirklich perfekt, denn durch die besondere Lage der Inseln, wird wohl immer so gestartet und gelandet. Auf der rechten Seite würde man nur Wasser sehen.
Bei Start habe ich noch einen schönen Blick auf Kolonia, das mit seinen knapp 6.500 Einwohner die größte Stadt der Insel und das Wirtschaftszentrum ist.
Nur wenige Minuten später überfliegen wir wieder das Riff. Dann sind noch eine Weile kleine Atolle zu sehen, bevor wir nur noch über dem Ozean unterwegs sind. Rund eine Stunde dauert der Flug bis nach Chuuk, unserem nächsten Ziel.
Während des Fluges gibt es in der Economy Class wieder eine Getränkerunde. Ich hatte mir ja einige Snacks eingesteckt, da ich in den wenigen Berichten, die ich über den Flug gefunden habe, gelesen hatte, dass es wenig Essen gibt. Diese hole ich aus der Tasche. Wirklich nötig gewesen wäre das aber nicht, denn auch wenn es an Bord nichts gibt, so konnte man doch an jedem Flughafen für wenige Dollar etwas kaufen. Und das habe ich oft auch getan, um die Menschen vor Ort zu unterstützen.
Nach einer Stunde Flug kann ich am Horizont Chuuk erkennen, unser letztes Ziel in den Föderierten Staaten von Mikronesien. Auch diese Inselgruppe ist von einem Riff umgeben, das beim Anflug überquert wird.
In der Lagune von Chuuk befinden sich insgesamt 57 Inseln, von denen die elf größten bewohnt sind. Wie schon die anderen Inselgruppen war auch diese von 1899 bis 1918 eine deutsche Kolonie. Da Chuuk ungefähr auf halbem Weg zwischen Hawaii und den Philippinen liegt, wurde die Insel im Zweiten Weltkrieg allerdings nicht nur von den Japanern besetzt, sondern sie bauten hier einen großen Militärstützpunkt. Dieser wurde 1944 massiv von den Amerikanern bombardiert, sodass die Inselgruppe schwere Schäden davontrug. Aufgrund dieser Bombardierung gibt es rund um die Inseln viele Schiffswracks, die heute ein beliebtes Tauchrevier sind.
Wieder umfliegen wir beim Anflug einige der Inseln, bis ich in der Ferne der Flughafen entdecken kann.
Während wir immer tiefer sinken, kann ich im flachen Wasser der Lagune winzige Inselchen ausmachen.
Schließlich fliegen wir so nah an der Hauptinsel vorbei, dass ich wieder Orte und Häuser ausmachen kann.
Während der Island Hopper auf der Landebahn aufsetzt, steht einmal mehr die Feuerwehr bereit.
Dann gibt es eine scharfe Bremsung und ich werde wieder richtig in den Sitz gedrückt. Ansonsten ist alles gleich. Wir drehen am Ende der Landebahn und fahren zum Terminal zurück. Inzwischen ist das Prozedere für mich schon Routine.
Sofort ins Auge sticht mir das mehrstöckige Gebäude in der Nähe des Flughafens. Wie ich von der Crew erfahre, ist es ein Hotel und wahrscheinlich das größte Gebäude, das ich auf allen Inseln gesehen habe.
Der Terminal ist dann wieder etwas kleiner als auf Pohnpei, die Gangway aber exakt die gleiche wie auf allen Flughäfen zuvor.
Ein letztes Mal schnappe ich mir mein Handgepäck und steige aus. Inzwischen kennt mich die Crew schon und weiß, dass ich eine von denen bin, die diesen Flug aus reinem Interesse machen. Noch einmal ist der Himmel blau und das Thermometer zeigt 30 Grad an.
Das Flughafenschild von Chuuk ist leider total verblichen und fast gar nicht mehr zu lesen. Schade, dass man das nicht renoviert.
Dann geht es wieder in den Terminal. Und hier ist dieses Mal richtig was los. So viele Menschen habe ich auf keinem der anderen Flughäfen gesehen. Viele von ihnen sind aber keine Einheimischen, sondern Touristen, die zum Tauchen nach Chuuk kommen.
Ansonsten bleibt gerade noch Zeit für einen kurzen Besuch der Waschräume, die hier nicht so gut in Schuss sind wie auf Kosrae oder Pohnpei. Auch das Angebot an Snacks und Souvenirs ist viel kleiner. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn kurze Zeit später wird unser Flug schon wieder aufgerufen.
Zwölf Stunden bin ich bereits unterwegs, als ich ein letztes Mal an Bord gehe. Das Flugzeug ist jetzt gut gefüllt mit Urlaubern, die von Chuuk wieder nach Hause fliegen.
Dann geht es auch schon los und wir brechen zur letzten Etappe auf – unser Ziel: Guam.
Wie schon der Anflug bietet auch der Abflug wieder tolle Ausblicke auf die Inselwelt. Es ist einfach toll, wie perfekt die Sicht heute ist. Ich habe wahnsinniges Glück mit dem Wetter und dass ich diesen Sitzplatz ergattern konnte.
Rund zehn Minuten nach dem Start werden die Anschnallzeichen ausgeschaltet und Kapitän Russ Keller informiert uns ein letztes Mal über eine Flugzeit von neunzig Minuten. Dann kommen die Flugbegleiter durch die Kabine und verteilen die Einreiseformulare für Guam. Der Zettel, den ich hier ausfüllen muss, ähnelt dem, den man auch bei der Einreise nach Hawaii bekommt.
Unterwegs werfe ich natürlich auch immer mal wieder einen Blick aus dem Fenster. Ab und zu sind kleine Atolle zu sehen, meistens aber nur der blaue Pazifik und die Wolken.
Auf dieser Etappe gibt es dann tatsächlich noch einmal etwas zu essen. Damit hatte ich gar nicht gerechnet, doch neben den Getränken wird noch ein Sandwich serviert.
Langsam nähern wir uns Guam und meine Aufregung steigt nochmals, denn die Insel ist einer der wenigen Orte der USA, die ich noch nicht kenne. Nachdem ich alle 50 Bundesstaaten besucht hatte, habe ich mir vorgenommen, die Territorien ebenfalls anzuschauen. Guam aber ist ja nicht so einfach zu erreichen. Doch heute soll dieser lang gehegte Traum nun endlich in Erfüllung gehen.
Nach etwa siebzig Minuten Flugzeit kann ich dann tatsächlich wieder eine größere Landmasse entdecken, wir überfliegen die Küste von Guam. Fast ist es geschafft, jetzt sind es nur noch wenige Minuten bis zur Landung.
Nach einer Weile kann ich die ersten Siedlungen entdecken. Von oben sieht es fast ein wenig wie Hawaii aus.
Kurz vor der Landung kann ich einen Großteil der westlichen Küste sehen, darunter die Hauptstadt Hagatna und den Hotelbezirk. Etwas weiter hinten ist sogar der Lovers Point zu sehen, einer der Orte, die ich in den nächsten Tagen besuchen werde.
Nach einer Stunde und sechsundzwanzig Minuten landet der Island Hopper schließlich auf dem Flughafen von Guam. Fast vierzehn Stunden Flug liegen hinter uns, vier Zwischenlandungen, die Überquerung der Datumsgrenze und unserem Startpunkt Honolulu sind wir jetzt 20 Stunden voraus.
Nach dem Andocken am Gate muss ich hier die US-Immigration passieren, ganz so wie bei jeder Einreise in die USA. Bei einem Nonstop-Flug zwischen Hawaii und Guam wäre das nicht nötig gewesen, doch durch die Zwischenlandungen bin ich ja aus den USA ausgereist. Da es hier die neuen Automaten gibt, geht das aber ganz schnell, sodass ich schon wenige Minuten später meinen Mietwagen in Empfang nehmen kann. Aber das ist eine andere Geschichte. Der Flug mit dem Island Hopper ist vorbei, doch für mich wird er unvergesslich bleiben.
Nachdem ich mein Gepäck abgeholt habe, gehe ich zu Enterprise Rent-a-Car, deren Schalter sich gleich im selben Gebäude befindet. Und dort hat man tatsächlich meine Reservierung aus dem fernen Deutschland vorliegen. Die Mitarbeiter freuen sich über einen seltenen Gast, denn so viele Deutsche verirren sich nicht hierher. Dann passiert etwas, dass mir so noch nie passiert ist. Normalerweise wollen Vermieter einem ja immer Zusatzleistungen aufschwatzen, dieser Mitarbeiter erklärt mir aber, dass sie vor Ort ein viel günstigeres Gesamtpaket für die Versicherungen haben, als alle einzeln anzuwählen, wie es auf der Reservierungsseite nur möglich war. So spare ich dann sogar noch fast vierzig Dollar.
Als Fahrzeug bekomme ich dann diesen Toyota Corolla zugewiesen. Er ist schon etwas älter und hat auch ein paar Schönheitsfehler, aber auf abgelegenen Inseln ist es halt nicht so einfach Mietwagen mal eben alle paar Monate auszutauschen. So bleiben sie dann länger in Betrieb.
Heute Abend fahre ich nur noch zum Hotel, denn es wird schon dunkel, als ich den Flughafen verlasse und vom langen Flug bin ich auch etwas geschafft. Das Hilton Guam ist aber nur drei Meilen entfernt, sodass mein Weg überschaubar ist.
Im Hotel werde ich freundlich begrüßt und habe die Wahl zwischen einem King Size Zimmer im neuen Trakt ohne Blick oder zwei Betten im Altbau aber mit Meerblick. Da überlege ich nicht lange und wähle letzteres.
Den Rest des Hotels schaue ich mir dann morgen an. Heute hole ich nur noch etwas zu Essen und dann gibt es erst einmal Matratzenhorchdienst. Schließlich will ich morgen ausgeruht die Insel erkunden.
Meilen: 3
Wetter: heiter, 28–32 Grad
Hotel: Hilton Guam Resort & Spa