Tag 12: Dienstag, 30. April 2019
Baum und Borke – Cupertino nach Monterey
„My California sunrise, there’s a real mist in the air. I think of the mountains. You can smell the farm fields. You can smell the dirt and the lights and the whole sun.” – Jon Pardi
Nachdem ich nun gestern schon bei den Coastal Redwoods gewesen bin, beschließe ich, heute nochmals dorthin zurückzukehren. Allerdings nicht an denselben Ort, denn zwischen dem Silicon Valley und der Küste gibt es gleich mehrere Parks, wo diese wunderschönen Riesen unter Naturschutz stehen.
Ich verlasse das Silicon Valley und fahre wieder in die Berge. Mein erstes Ziel am heutigen Tag ist der Big Basin Redwoods State Park. Er befindet sich weiter südlich als der Portola Redwoods State Park und ist der älteste State Park Kaliforniens, der bereits 1902 gegründet wurde.
Schon die Einfahrt in den Park ist toll, denn die schmale Straße schlängelt sich mitten durch die Baumriesen. Neben der Straßen hat der Park aber vor allem Wanderwege zu bieten. Ein über 130 Kilometer langes Netz ist im gesamten Tal zu finden.
Im Big Basin State Park ist heute auch das Visitor Center geöffnet, sodass ich hier meinen ersten Stopp einlege, um ein wenig mehr über den Park mitten in den Santa Cruz Mountains zu erfahren.
Vor dem Gebäude gibt es einen Querschnitt eines Mammutbaumes, an dem das Alter dieser majestätischen Riesen besser deutlich wird. Viele der Bäume waren schon hier, als das römische Reich noch existierte oder sogar davor.
Das Angebot von Wanderwegen reicht im Big Basin State Park von leichten Strecken bis hin zu Mehrtageswanderungen Ich entscheide mich heute für den Redwood Trail, der durch einen kleinen Teil des Waldes führt und auf dem unterwegs verschiedene Pflanzen und Bäume erklärt werden. Er ist also sowas wie ein kleiner Lehrpfad.
Rund einen Kilometer ist der Rundweg lang, für den man etwa eine Stunde veranschlagen sollte. Er führt zu einigen der größten Bäume im Park, zeigt aber auch noch viele andere interessante Orte.
Der Rundweg führt durch einen bemerkenswerten Wald aus Mammutbäumen. Einfach fantastisch. Oft weiß ich gar nicht, wo ich zuerst hinschauen soll, aber meisten geht der Blick schon nach oben. Zum Glück sind nicht viele Leute unterwegs, sodass die Gefahr in jemanden hineinzulaufen recht gering ist.
Übrigens sind auf diesem Trail nicht nur die Mammutbäume wahre Riesen, auch die Douglastannen stehen dem nicht nach und es gibt einige Exemplare, die zumindest recht stattliche Höhen erreichen.
Dieser Baum trägt den Namen Chimney Tree, als Schornstein Baum. Und so sieht er auch tatsächlich aus, denn der Stamm ist hohl und schwarz, was durch ein Feuer passierte. Stellt man sich unten in den Stamm, ist tatsächlich der Himmel zu sehen.
Eines der Highlights des Weges ist der „Father of the Forest”, ein riesiger Mammutbaum, der über 75 Meter hoch ist und dessen Umfang über zwanzig Meter beträgt. Er ist so groß, dass ich ihn unmöglich auf ein einziges Bild bekommen. Ich muss schon den Kopf ganz weit in den Nacken legen, um nur die Spitze sehen zu können.
Noch etwas größer ist „The Mother of the Forest” mit einem Umfang von gut 21 Metern und einer historischen Höhe von einhundert Metern, die heute allerdings nur noch knapp neunzig Meter beträgt, nachdem ein Teil der Krone abgebrochen ist.
Ich verlasse den Park schließlich in Richtung Süden und bin froh, dass ich ihn noch so besuchen konnte. Nur ein gutes Jahr später wurde Big Basin von einem schlimmen Waldbrand heimgesucht, der unter anderem die historische Parkzentrale zerstörte und dem auch einige Bäume zum Opfer fielen. Die meisten Redwoods aber haben das Feuer überstanden, doch bis die Aufräumarbeiten beendet sind, wird wohl noch einige Zeit vergehen.
Eine überdachte Brücke ist hingegen etwas, dass ich in den Santa Cruz Mountains eher nicht erwartet habe. Und doch gibt es sie und die Felton Covered Bridge ist sogar ein recht stattliches Exemplar.
Bereits 1892 wurde die rund 25 Meter lange Brücke gebaut, die den San Lorenzo River überquert. Was mir dazu noch auffällt, sie ist sehr hoch und tatsächlich ist die Brücke die höchste überdachte Brücke in den USA. Erstaunlich, was sich so alles in diesen Bergen versteckt.
Für 45 Jahre war die Brücke sogar der Hauptweg in den Ort Felton. Auch wenn dem heute nicht mehr so ist, so kann ich die Brücke doch zumindest zu Fuß überqueren.
Was dagegen etwas schwieriger ist, ist ein Foto von der Seite, denn dazu muss ich mich etwas durchs Gebüsch schlagen, das zu beiden Seiten der Brücke wächst.
Der letzte Redwoods Park, den ich noch besuchen will, ist der Henry Cowell Redwoods State Park. Das Schutzgebiet wurde 1954 gegründet und wartet ebenfalls mit einer großen Anzahl von uralten Küsten-Redwoods auf.
Ich parke am kleinen Besucherzentrum, wo ich mir anschließend die kleine Ausstellung ansehe und eine Karte vom Hauptweg durch den Mammutbaumwald mitnehme.
Etwas mehr als einen Kilometer lang ist der Rundweg durch das Herzstück des Parks, ein Gebiet mit uralten Redwoods, die bis zu 1.800 Jahre alt und rund neunzig Meter hoch sind. Der Weg beginnt gleich hinter dem Visitor Center.
Natürlich ziehen die riesigen Bäume den Blick immer wieder magisch an, doch es lohnt sich auch hier ab und zu nach unten zu schauen. In diesem Fall halte ich Ausschau nach einem vierblättrigen Kleeblatt.
Umso weiter ich in den Wald gelange, desto interessanter wird der Weg, der manchmal nicht nur um die Bäume, sondern mittendurch führt. Bei einem Durchmesser der Stämme von bis zu fünf Metern geht das auch spielend leicht.
Ab und zu sehe ich aber auch gefallene Riesen, denn irgendwann ist auch das Leben eines Redwoods zu Ende. Manch alter Baum kann vor allem den Winterstürmen nichts mehr entgegensetzen, denn obwohl die Bäume geradezu riesig sind, ist ihr Wurzelsystem erstaunlich flach. Nur zwei bis vier Meter reichen die Wurzeln in den Boden, reichen allerdings oft hunderte Meter weit und halten sich sogar gegenseitig fest. Aber wenn so ein Riese fällt, dann wird er oft selbst zum Lebensraum für Tiere und andere Pflanzen.
Die Bananenschnecke treffe ich ebenfalls wieder an, wie auch schon in den anderen Parks. Die Schnecken sind übrigens ein wichtiger Teil des Ökosystems, denn sie fressen alte und wuchernde Pflanzen, die dem Wald sonst schaden würden.
Doch auch andere Tiere leben im Wald. Meist sind sie zu scheu um sich zu zeigen. Ab und zu werden die Besucher ebenfalls beobachtet, auch wenn es viele gar nicht zu merken scheinen.
Mit diesem letzten Rundgang verabschiede ich mich von den Mammutbäumen. Es war toll hier unterwegs zu sein und ein Ausflug in diese Gegend lohnt sich auf jeden Fall.
So langsam verlasse ich nun die Santa Cruz Mountains und lasse damit auch die Berge zurück. Dafür komme ich nun der Küste immer näher und in Santa Cruz erreiche ich schließlich wieder den Pazifik.
Einen kurzen Stopp lege ich am Lighthouse Point ein, wo sich das Mark Abbott Memorial Lighthouse befindet. Abbott war Surfer und liebte das Meer, doch er verunglückte an diesem Strand tödlich. Ihm zu Ehren wurde 1967 der Leuchtturm gebaut, in dem sich seit 1986 ein kleines Surfmuseum befindet, das aber heute leider geschlossen ist.
Dafür kann ich im Pazifik einige Surfer entdecken, denen ich eine Weile zuschaue. Ich finde es immer wieder faszinierend, wie sie auf den Wellen reiten und die Balance auf ihren Brettern halten.
Neben dem Leuchtturm wird mit einer Gedenktafel an die hawaiianischen Surfer erinnert, die den Surfsport bereits 1885 nach Santa Cruz brachten.
Meine Fahrt führt mich nun durch Santa Cruz, wo ich dieses Mal aber nicht anhalte. Selbst an diesem Diner fahre ich vorbei, denn Hunger verspüre ich momentan noch nicht, obwohl mich der Laden an sich schon interessiert hätte.
Dafür halte ich noch kurz am Walton Lighthouse, das sich an der Hafeneinfahrt von Santa Cruz befindet. Der Turm wurde erst 2001 gebaut und ist nach dem Geschäftsmann Charles Walton benannt, der 60.000 Dollar für den Bau spendete.
Nun ist es noch rund eine Stunde Fahrt über recht langweilige Highways, die meistenteils durch Felder führen, bis ich Monterey erreiche. Ich mache einen kurzen Abstecher zur Cannery Row, doch die Sonne steht heute für schöne Bilder schon zu tief, sodass ich nicht anhalte.
Monterey war einst für seine Konservenfabriken berühmt und das sieht man noch heute. Auch wenn die Fabrikhallen heute eher kleine Geschäfte als Fließbänder beherbergen, so ist ein wenig des Industriecharmes längst vergangener Zeiten noch immer erhalten.
In Monterey war es wieder mal schwierig, eine bezahlbare Unterkunft zu finden und so bin ich bei meiner Suche auf das Best Western Park Crest Inn gestoßen, dessen Preise noch einigermaßen erschwinglich waren. Was ich nicht erwartet habe, dass ich aufgrund meines Best Western Status ein Upgrade auf eine Suite bekomme. Die befindet sich im ersten Stock und verfügt über zwei Zimmer, die anscheinend auch erst kürzlich renoviert wurden.
Im Hotel will ich aber noch nicht bleiben und so mache ich mich noch einmal auf den Weg nach Pacific Grove, einem hübschen Städtchen am äußersten Ende der Monterey Halbinsel. Hier führt eine Straße direkt am Meer entlang und bietet so viele schöne Ausblicke. An einige Stellen gibt es auch kleine Parks wie den Lovers Point Park, an dem ich anhalte.
Auf der anderen Seite des Ocean View Boulevard, wie die Straße hier treffend heißt, stehen wunderschöne Häuser mit einem spektakulären Ausblick. Hier lässt es sich bestimmt gut leben.
Etwas weiter nördlich wird die Küste etwas rauer und auch die Parkplätze sind nun nicht mehr asphaltiert und gepflegt. Hier, wo die Bebauung nachlässt, befindet sich ein kleiner, fast unscheinbarer Gedenkstein, der an einem großen Mann erinnert. Es war der 12. Oktober 1997 als ein kleines Flugzeug hier vor der Küste in die Bucht von Monterey stürzte. Pilot und einziger Insasse war der Sänger John Denver, der den Absturz nicht überlebte. Seine Legende aber lebt bis heute in seiner Musik weiter.
An der Spitze der Halbinsel steht schließlich noch ein kleiner Leuchtturm, das Point Pinos Lighthouse. Eigentlich kann der Turm auch besucht werden, doch das habe ich in all den Jahren, die ich schon nach Kalifornien komme, irgendwie noch nie geschafft. Und auch heute ist schon wieder geschlossen, sodass ich nur von außen schauen kann.
Doch schlimm ist das gar nicht, denn momentan zieht eher die untergehende Sonne meinen Blick magisch an. Leider versinkt sie heute nicht komplett im Meer, oder besser gesagt, ich kann das nicht sehen, denn das Wolkenband am Horizont ist dafür einfach zu dick.
Als es dunkel wird, suche ich mir ein Restaurant für das Abendessen und danach kehre ich ins Hotel zurück, um noch den morgigen Tag vorzubereiten sowie Bilder zu sichern. Mein abendliches Ritual, das sich so eigentlich jeden Tag wiederholt.
Meilen: 120
Wetter: sonnig, 62 bis 77 Grad F
Hotel: Best Western Park Crest Inn