Tag 8: Dienstag, 18. Februar 2020
In the Heart of Westminster – London
„London goes beyond any boundary or convention. It contains every wish or word ever spoken, every action or gesture ever made, every harsh or noble statement ever expressed. It is illimitable. It is Infinite London.” – Peter Ackroyd
Wieder werde ich heute von Sonnenschein geweckt, doch da ich zurück in England bin, ist es draußen leider nicht mehr so warm, sodass ich mich dem Winter entsprechend anziehe. Dann geht es zum Frühstück, das im Hampton by Hilton inkludiert ist.
Anschließend geht es für mich mit Sack und Pack zum Gatwick Express, der mich schnell ins Zentrum von London befördern soll. Daraus wird jedoch leider nichts, denn einige sogenannte Aktivisten haben einen Anschlag auf ein Gleis verübt und das bringt heute Morgen den gesamten Berufsverkehr durcheinander. So muss auch ich fast eine Stunde in der Kälte auf dem Bahnsteig warten, bis endlich ein Zug nach London fährt.
Der bringt mich dann aber wirklich wie versprochen zügig zur Victoria Station, wo ich in die Tube, die Londoner U‑Bahn umsteige, und bis zum Trafalgar Square fahre. Das wohl bekannteste Denkmal des Platzes ist die Nelson-Säule, die zwischen 1840 und 1843 errichtet wurde. Sie erinnert an General Horatio Nelson, der in der berühmten Schlacht von Trafalgar sein Leben verlor.
Gleich gegenüber befindet sich mein Hotel, das die einzige Unterkunft an diesem weltbekannten Londoner Platz ist. The Trafalgar St. James London gehört zur Curio Collection von Hilton, sodass ich das Hotel mit Punkten buchen konnte, um die extrem hohen Preise in der Londoner Innenstadt zu umgehen.
Luxushotels gibt es in London ja fast wie Sand am Meer, doch dieses Gebäude hat eine ganz besondere Geschichte und das war auch der Grund, warum ich hier übernachten wollte. Das Haus am Trafalgar Square war einst das Hauptquartier der Cunard Line in London und hier wurde der erste Funkspruch über den Untergang der Titanic aufgenommen. Der exakte Raum existiert heute noch als Konferenzraum. Ansonsten ist das Hotel innen aber sehr modern ausgestattet, sodass von historischem Flair weniger zu spüren ist.
Was allerdings auch in meinem Zimmer sofort auffällt, ist die Raumhöhe, die so nur alte Gebäude bieten. Das finde ich immer sehr angenehm, besonders in den meist kleineren Zimmern von Stadthotels. Mein Zimmer hier ist dann auch recht kompakt und hat leider keinen tollen Ausblick, ist aber bequem ausgestattet.
Zur Begrüßung gibt es hier auch ein kleines Geschenk, dass diesmal aus Macarons und Baiser besteht.
Da das Wetter am Nachmittag weiterhin schön ist, starte ich nach ein paar Einkäufen noch einen kleinen Rundgang in die Umgebung. Nun ist es ja nicht so, dass ich London nicht kenne. Ich war schon mehr als ein Dutzend Mal in der Stadt, sodass ich eher ein wenig schauen will, denn etwas Neues zu entdecken. Gleich um die Ecke startet die berühmte Mall, eine Prachtstraße, die zwischen dem Trafalgar Square und dem Buckingham Palace verläuft. Gesäumt ist die von vielen historischen Gebäuden, von denen ich an einige vorbeilaufe.
Unterwegs entdecke ich dieses Denkmal, das an King George VI. und seine Gemahlin Queen Elizabeth, die Eltern der heutigen Königin erinnert.
Eines der ehemals wenigen Privathäuser an der Prachtstraße ist Marlborough House. Erbaut wurde es zwischen 1709 und 1711 für Sarah Churchill, Duchess of Marlborough, aus der Familie, der auch Blenheim Palace gehört. Es war bis 1817 das Stadthaus der Herzöge von Marlborough, bis es von der Krone übernommen wurde. Es diente verschiedenen Zwecken, bevor es von 1863 bis 1901 vom späteren König Edward VII. bewohnt wurde. Von 1936 bis zu ihrem Tod 1953 lebte die verwitwete Maria von Teck, die als Queen Mary und Ehefrau von König George V. auf dem englischen Thron saß, in dem Gebäude. Nach ihrem Tod stiftete die heutige Königin das Gebäude dem Büro des Commonwealth, das noch heute seinen Sitz hier hat.
Gleich nebenan befindet sich die Einfahrt zu Clarence House, dem offiziellen Wohnsitz von Prince Charles in der Stadt, nachdem seine Großmutter, Queen Elizabeth, verstorben war. Sie wiederum lebte nach dem Tod ihres Mannes in dem Herrenhaus am Rande der Mall.
An der Ecke zum Green Park befindet sich das Lancaster House, das auf einem Filetgrundstück errichtet wurde. Der Bau begann bereits 1825 unter dem Namen York House für den Herzog von York und Albany, der der zweite Sohn von George III. und Bruder George IV. war. Als der Bauherr jedoch zwei Jahre nach Baubeginn verstarb, kam das Anwesen in die Hände der Familie Stafford-Sutherland, die das Gebäude bis 1843 als Stafford House fertigstellte. Fortan wurde hier rauschende Feste mit bis zu eintausend Gästen gefeiert. Der heutige Name geht erst auf William Lever, 1. Viscount Leverhulme zurück, der das Haus zu Ehren der Grafschaft seiner Geburt benannte, nachdem er es 1912 gekauft hatte. Bereits ein Jahr später schenke er es dem britischen Staat, der das Gebäude bis heute für Staatsempfänge und wichtige Treffen nutzt.
Ich biege nun von der Mall ab und folgen einem breiten Weg am Rande des Green Parks. Hier stehen weitere Adelspaläste und herrschaftliche Häuser.
Ein einziges ist noch heute in der Hand seiner Erbauer, Spencer House. Ab 1756 für John Spencer, 1. Earl of Spencer erbaut, war es fortan der gesellschaftliche Mittelpunkt der Familie, wenn diese in der Stadt weilte. Bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts nutze die Familie das Stadthaus selbst, danach wurde es an verschiedene Organisationen vermietet. Im Jahr 1985 ist es für 96 Jahre von Jacob Rothschild, 4. Baron Rothschild für seine Investmentfirma gepachtet worden, die noch heute hier residiert.
Gleich nebenan steht Bridgewater House, das 1700 in die Hände der damaligen Earls of Bridgewater (später Dukes of Bridgewater) kam und bis 1948 in deren Familienbesitz blieb. Nachdem es im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde, machte man aus dem Stadthaus zunächst ein Bürogebäude. Erst durch den Kauf des griechischen Reeders Giannis Latsis im Jahr 1981 kam es wieder in Privatbesitz. Seitdem nutzt die Reederfamilie das inzwischen wunderschön renovierte Haus als ihren Londoner Wohnsitz.
Als ich zurück zur Mall laufe, kommt plötzlich eine Kolonne aus schwarzen Limousinen mit Polizeibegleitung die Straße entlang. Wenige Minuten zuvor waren die Wagen aus dem Tor des Buckingham Palastes gefahren und biegen nun zum St. James Palace ein. Wahrscheinlich ist hier gerade ein Mitglied der königlichen Familie unterwegs. Mehr kann ich aber nicht erkennen, denn die Wagen sind in rasantem Tempo auf der kurzzeitig gesperrten Straße unterwegs.
Ich hingegen werfe noch einen letzten Blick auf den Buckingham Palace bevor ich umkehre und wieder zum Hotel laufe. Inzwischen hat sich der Himmel komplett zugezogen und es ist recht ungemütlich, sodass ich keine Lust habe weiterzulaufen.
Nach einer Verschnaufpause im Hotel mache ich mich am Abend noch einmal auf den Weg. Das Schöne an vielen doch recht teurer Stadthotels in London ist, dass sie dann auch sehr zentral liegen und so erreiche ich in wenigen Gehminuten den Piccadilly Circus. Hier ist am Abend einiges los, denn es gibt viele Restaurants und einige Theater in der Gegend. Auch Straßenkünstler treten vor den Passanten auf.
Nicht zu übersehen ist natürlich auch die große Coca Cola Werbung, die bereits seit 1955 existiert. Zuerst zog es sich noch nicht um die ganze Ecke und war flankiert von anderen großen Werbetafeln. Insgesamt haben über fünfzig meist weltbekannte Firmen hier schon für ihre Produkte geworben, doch die Coca Cola Werbung hält den Rekord für die längste Zeit. Seit 2017 wird die Werbung auf einem gebogenen 4K Bildschirm in brillanter Qualität gezeigt und setzt die Tradition damit fort.
In einer Seitenstraße entdecke ich ein Spaghetti House. Ich kenne die Kette schon von früheren Besuchen in London, sodass ich beschließe, hier zu Abend zu essen.
Nach dem Essen trete ich den Rückweg zum Hotel an, der mich noch am Canada House und einigen anderen Landesvertretungen aus dem Commonwealth vorbeiführt.
Am Ende stehe ich vor der National Gallery am Trafalgar Square, einer der bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt. Hier werden 2300 Werke aus dem 13. bis 19. Jahrhundert ausgestellt.
Ich schaue kurz noch einmal um die Ecke in die Mall um zu sehen, wie die Gebäude hier beleuchtet sind.
Dann kehre ich aber endgültig ins Hotel zurück, wo ich den Abend gemütlich ausklingen lasse.
Kilometer: —
Wetter: heiter bis wolkig, 5–8 Grad
Hotel: The Trafalgar St. James London, Curio Collection by Hilton