Tag 8 – Mittwoch, 18. Mai 2016
Ancestral Homes – Newcastle-upon-Tyne nach Darlington
„Even on a cloudy day the sun is shining somewhere.” – unknown
Heute verlässt mich das Wetterglück leider vollständig, denn es ist schon am Morgen bedeckt und nieselt leicht. So fällt es mir auch nicht besonders schwer, Newcastle zügig zu verlassen – oder so gut es in der morgendlichen Rushhour geht. Weit habe ich es ja nicht bis zu meinem ersten Ziel – Washington Old Hall, das eine sehr interessante Verbindung nach Amerika hat. Schon das Ortseingangsschild lässt auf die Person schließen, die wohl jeder aus den USA kennt.
Und hier liegt Washington Old Hall, eines von zwei Gebäuden in England, das mit der Familie Washington in Verbindung gebracht werden kann. In diesem Haus hat George Washington, seines Zeichens erster Präsident der USA, seine Wurzeln.
William de Hertburne, ein Vorfahre von George Washington, pachtete als Erster das Land, auf dem ab dem 12. Jahrhundert ein Gebäude errichtet wurde. Bis 1613 blieb das Haus in der Familie, bevor es verkauft wurde. Die Washingtons zogen nach Süden in das Sulgrave Manor, das heute ebenfalls ein Museum ist. Washington Old Hall wurde bis ins 19. Jahrhundert als Wohnhaus genutzt. Im Jahr 1936 wurde das Gebäude schließlich als unbewohnbar erklärt, jedoch durch Bürger vor dem Abriss gerettet und bis ins Jahr 1955 restauriert. Seit 1957 wird Washington Old Hall vom National Trust verwaltet.
Im Inneren sind heute verschiedene Epochen der Nutzung erhalten. Von den Washingtons gibt es aber nicht mehr zu sehen, da zu viele andere Menschen nach ihnen hier gelebt haben.
Jedoch bestehen enge Verbindungen in die USA. So besuchte sogar Präsident Jimmy Carter auf einer Reise das Haus.
Nur etwa 20 Meilen trennen mich nun von meinem nächsten Ziel, Auckland Castle. Das liegt im Städtchen Bishop Auckland und ist, wie es schon der Name vermuten lässt, ein Bischofssitz.
Auckland Castle wurde einst als Jagdschloss gebaut, gehörte aber über 800 Jahre dem Fürstbistum Durham. Von 1832 bis 2012 war Auckland Castle auch der Hauptsitz des Bischofs von Durham. Danach wurde es einem Trust übertragen, der das Gebäude derzeit restauriert und für Besucher öffnet. In den Nebengebäuden sind allerdings immer noch Büros der Diözese untergebracht.
Viele Räume waren leider nicht zu sehen, denn im Palast wurde gerade eine Ausstellung vorbereitet. Einige Räume waren auch bereits geschlossen, weil seit Ende 2016 bis voraussichtlich 2018 das gesamte Haus renoviert wird.
Im Park des Auckland Castle steht das Deer House, welches 1760 errichtet wurde. Heute wird es von English Heritage verwaltet und kann ebenfalls besichtigt werden.
Schließlich fahre ich weiter zum Highlight des heutigen Tages und einem der Highlights dieser Reise – Raby Castle. Diese Burg hat mich wirklich in ihren Bann gezogen und trotz des schlechten Wetters bin ich restlos begeistert. Schon der erste Blick auf das stattliche Anwesen lässt Großes erahnen.
Hier geht es auf das Grundstück und links der Auffahrt sehe ich wieder viele Rehe sowie auch immer wieder die Burg.
Mein erster Weg führt mich zu einem der Nebengebäude. Hier ist eine kleine Ausstellung von Kutschen untergebracht sowie Zaumzeug und Reitzubehör untergebracht. Eine schöne kleine Sammlung, wie ich finde.
Ich gehe weiter in den Garten. Zwischendurch hat sogar der Regen aufgehört. So laufe ich ein wenig durch die verschiedenen Bereiche. Besonders die Hecken finde ich grandios. So etwas habe ich in dieser Art noch nicht gesehen.
In die Burg hinein komme ich heute nur im Rahmen einer Tour. Dazu treffen sich die Teilnehmer mit dem Guide vor den mächtigen Mauern, die die Burg umschließen.
Nur durch dieses Tor geht es nach drinnen in den Burghof.
Doch das ist nicht das einzige Tor, das ich durchschreite. Um ins Herz der Burg und die Innenräume zu kommen, muss ich auch noch hier hindurch.
Zu meinem großen Bedauern darf ich auch hier nicht in den Innenräumen fotografieren. Das ist besonders schade, denn die Burg ist einfach fantastisch. Man glaubt es kaum, was sich hinter diesen Mauern verbirgt. Nach der Tour spaziere ich noch einmal rund um die Burg innerhalb der Mauern.
Leider fängt es schon wieder an zu nieseln, sodass ich weitere Erkundungen abkürze. Ich laufe nur noch zu ein paar Plätzen, von denen ich einen schönen Blick auf Raby Castle habe. Dabei muss ich aufpassen, nicht in die Hinterlassenschaften der Rehe zu laufen.
Raby Castle wurde von John Neville, dem 3. Baron Neville de Raby zwischen 1367 und 1390 erbaut. Cecile Neville, die Mutter der Könige Edward IV. und Richard III. wurde hier geboren. 1569 wurde das Anwesen allerdings von der Krone eingezogen, nachdem Charles Neville, 6. Earl of Westmoreland die gescheiterte Revolution „Rising of the North” angeführt hatte. 1626 kaufte schließlich Henry Vane der Ältere Raby Castle sowie das benachbarte Barnard Castle. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden große Umbauten und Modernisierungen durchgeführt, sodass die Burg zu einem wunderschönen Palast wurde. Bis vor kurzem wurde sie auch ständig bewohnt, zuletzt von Henry John Neville Vane, 11. Baron of Barnard, der jedoch am 3. April 2016 verstarb. Ob sein Sohn mit Familie nun hier einziehen wird, ist ungewiss, denn er ist bisher auf einem anderen Landsitz zu Hause gewesen.
Zu den Besitztümern von Raby Castle gehören neben der Burg auch große Ländereien, auf denen sich unter anderem ein schöner Wasserfall befindet. Um zum Wanderweg zu gelangen, muss ich erst einmal tiefer in die Hügel von Northumberland fahren.
Es regnet in Strömen, als ich High Force erreiche. Na toll. Doch ich habe Glück, denn schon wenige Minuten später lässt der Regen nach. Im Pub soll man den Eintritt für den Wasserfall bezahlen, doch die Dame hier sagt mir, ich solle einfach zugehen, es sei schon spät und da bräuchte ich nicht mehr zu zahlen. So überquere ich die Straße und laufe los.
Der Weg führt durch einen zauberhaften Wald und erinnert mich fast ein bisschen an die Wälder im Nordwesten der USA. Immer wieder gibt es moosbewachsene Steine und Bäume sowie kleine Wasserläufe.
>Schließlich erreiche ich den 21 Meter hohen Wasserfall und ich habe ihn ganz allein für mich. Der Wasserfall ist zwar nicht der höchste in England, wohl aber einer der schönsten. Das gesamte Wasser des River Tees stürzt hier in die Tiefe. Er mündet in eine etwa 700 Meter lange Schlucht, an der auch der Wanderweg entlang führt.
„Bettys Vacation nutzt WP YouTube Lyte um YouTube Video’s einzubetten. Die Thumbnails werden von YouTube Servern geladen aber nicht von YouTube getrackt (es werden keine Cookies gesetzt). Wenn Sie auf “Play” klicken, kann und wird YouTube Informationen über Sie sammeln.”
Nach einiger Zeit mache ich mich wieder auf den Rückweg, immer am Rand der Schlucht des River Tees entlang.
Ich fahre ein Stück zurück, noch einmal am Raby Castle vorbei und in die Richtung, aus der ich heute Mittag gekommen bin. Mein heutiges Hotel befindet sich nur unweit von Bishop Auckland in einem alten Schloss. Walworth Castle ist heute ein Best Western und so bin ich hier gelandet. Das Haupthaus, in dem das Restaurant und auch einige Zimmer liegen, wurde bereits um 1600 erbaut. Als Hotel wird das Herrenhaus erst als 1981 genutzt.
Fast glaubt man sich hier ganz abseits der Zivilisation, obwohl man nur etwa zwanzig Minuten bis in die nächste Stadt fährt. Vom Schloss aus ist davon aber nichts zu sehen. Weiden und Schafe prägen das Bild.
Meilen: 128
Wetter: 12–16 Grad – bedeckt, mit Schauern
Hotel: Best Western Walworth Castle Hotel; £67.50