Tag 4 – Samstag, 14. Mai 2016
War and Peace – Dartford nach Norwich
„We are Englishman, that is one good fact.” – Oliver Cromwell
Was bin ich froh, dass ich vor zwei Tagen in Ickworth und Wimpole war. Eigentlich war das für heute geplant, doch bei diesem trüben Wetter wäre das nicht mal halb so schön gewesen. Auf den Wetterbericht war also Verlass, denn nur deshalb hatte ich umgeplant. Heute nun nehme ich mir zumindest den Rest des ursprünglich geplanten Tages vor, sowie einige Ergänzungen, die ich nachträglich eingefügt habe. Über die Dartford Crossing fahre ich nach Norden, die Maut habe ich schon gestern Abend online entrichtet. Inzwischen weiß ich ja, wie das funktioniert. Mein Ziel ist die Kleinstadt Ely, die wegen ihrer Kathedrale sowie einem besonderen Einwohner bekannt ist – Oliver Cromwell.
Ein Parkplatz ist so früh am Morgen schnell gefunden und der ist sogar kostenlos. Von hier ist es nicht weit bis ins Zentrum, in dem auch einige historische Häuser erhalten sind.
Enten gibts auch wieder überall im Park vor der Kathedrale.
Dann stehe ich schon vor der Kathedrale von Ely. Schon seit dem 7. Jahrhundert soll hier eine Kirche gestanden haben. Die Arbeiten am heutigen Bau begannen 1083 und der Bau wurde über viele Jahrhunderte fortgesetzt.
Als ich hineingehe, kriege ich erstmal einen Schock. Was ist das denn? Das sieht hier eher wie auf einer Messe, als in einer Kathedrale aus. Und tatsächlich, ab morgen soll hier für vier Tage eine lokale Business-Messe stattfinden. Dafür wurde etwa das halbe Kirchenschiff mit Tischen und Aufstellern geradezu verschandelt. Sowas habe ich ja noch nie gesehen. Haben die dafür keine anderen Räumlichkeiten? Ich schaue mich etwas missmutig im Rest der Kirche um, denn das hat mir irgendwie die Laune verdorben, zumal ich vorher auch noch 8 Pfund Eintritt gezahlt habe. Trotzdem ist die Kathedrale natürlich beeindruckend, aber so ganz kann ich das nicht genießen.
Besonders interessant und einzigartig ist das Oktogon, das reicht verziert ist und die Blicke auf sich zieht. Das hölzerne Sternengewölbe wurde 1335 vollendet und befindet sich in 43 Metern Höhe.
Ich laufe weiter zum Wohnhaus von Oliver Cromwell. Für zehn Jahre lebte der sogenannte Lord Protector of England mit seiner Familie in diesem Haus. Heute befinden sich hier ein Museum sowie die Touristeninformation.
Das Museum begeistert mich nicht wirklich. Es wird zwar die Geschichte des Oliver Cromwell erzählt, doch irgendwie erscheint vieles billig und sollte mal renoviert werden.
Ich fahre weiter nach Kings Lynn.
Das Haus, dass ich hier besuchen möchte, gehört ebenfalls zum National Trust. Das Peckover House ist ein typisches Stadthaus und wurde 1722 erbaut. Im 19. Jahrhundert kaufte Jonathan Peckover das Anwesen. Von der Straßenseite sieht das Haus recht schlicht aus und man kann kaum erahnen, was sich hinter den Mauern verbirgt.
Zum Haus gehört auch ein schöner kleiner Garten, der komplett von Mauern umgeben ist. Auf dem Gelände befinden sich ein Sommerhaus, Gewächshäuser und viele seltene Pflanzen.
In der hintersten Ecke des Gartens entdecke ich diesen kleinen Katzenfriedhof.
Gegen Mittag verlasse ich Kings Lynn wieder und endlich zeigt sich auch ein wenig blau am Himmel.
So langsam klart es immer mehr auf, während ich mich meinem nächsten Ziel nähere. Oxburgh hatte ich schon auf meiner letzten Tour auf dem Plan, doch musste es aus Zeitgründen streichen. Dieses Mal aber nehme ich mir die Zeit, dieses Anwesen zu besuchen.
Als Erstes besuche ich die kleine Kapelle, die etwas versteckt auf dem Grundstück steht.
Dann gehe ich zurück zum Haupthaus. Oxburgh Hall wurde um 1482 für Sir Edmund Beddingfield erbaut. Und seitdem ist es auch von der Familie bewohnt, selbst wenn das Gebäude heute dem National Trust gehört, was ich immer wieder beeindruckend finde.
Über eine Brücke erreiche ich den Innenhof, denn das spätmittelalterliche Haus ist von einem Burggraben umgeben. Früher einmal gab es eine Zugbrücke, doch die wurde bereits 1772 abgeschafft.
Große Teile des Hauses kann ich auch von innen besichtigen. Oxburgh wurde zu großen Teilen in der viktorianischen Zeit umgebaut und eingerichtet.
Im Obergeschoss allerdings gibt es noch einige Räume aus dem Mittelalter und hier finden sich auch die wertvollen Wandteppiche, die teils von Queen Mary of the Scots, während ihrer Gefangenschaft, sowie Bess von Hardwick hergestellt wurde. Richtig interessant wird es aber in einer kleinen Seitenkammer, denn hier gibt es ein sogenanntes Priest hole. Das ist an sich nichts Besonderes, denn in vielen Häuser, in den die Herren katholisch waren, versteckte man auch Priester, aber hier kann man sich das nicht nur ansehen, sondern auch ausprobieren. Das ist allerdings so wahnsinnig eng, dass ich mir kaum vorstellen kann, wie man so wochenlang überleben konnte. Einige Männer testen es tatsächlich aus und schaffen es nur mit Hilfe wieder heraus.
Auch auf das Dach des Hauses komme ich über eine steile Wendeltreppe. Von hier oben kann man weit ins Land schauen.
Zurück im Innenhof kann ich endlich noch ein paar Fotos machen, denn nun sind hier kaum Menschen. Hier erkennt man auch am besten, wie das Haus im 18. Jahrhundert umgebaut wurde.
Zum Schluss versuche ich mich noch an ein paar Außenaufnahmen mit Spiegelung im Schlossgraben, da jetzt doch immer wieder die Sonne herauskommt. Dabei komme ich mit einem britischen Pärchen ins Gespräch und wir verplaudern uns über eine dreiviertel Stunde. Ein paar Fotos gelingen mir dabei natürlich auch.
Über flaches Land fahre ich mitten durch Norfolk in Richtung Norwich. Im letzten Jahr war ich zwar schon mal in der Gegend, bin aber komplett anders gefahren.
Übernachten will ich heute in Norwich, wo ich das Best Western reserviert habe. Bei meiner Ankunft steppt hier der Bär. Anscheinend findet heute eine Hochzeit statt. Ich sollte samstags wirklich lieber wieder bei Premier Inn buchen. Das hier macht nämlich nicht wirklich Spaß, denn der winzige Parkplatz ist zugeparkt und es ist ziemlich laut. Enttäuschend ist auch das Zimmer, klein unter dem Dach und mit Einzelbett. Noch dazu der Krach von der Hochzeit. Das bin ich nicht wirklich von Best Western gewöhnt. Mein Status interessiert hier auch keinen. Ach ja, hatte ich schon erwähnt, dass es bis unters Dach nur über Treppen geht? Schleppen ist also auch noch angebracht. Nun ja, für eine Nach wird es gehen.
Ich fahre noch mal kurz los, um mir etwas zu Essen zu kaufen. Mit Sorge schaue ich mir den Parkplatz an. Ist schon jetzt nicht einfach, hier noch auszuparken. Als ich eine Stunde später wiederkomme, ist das auch nicht besser. Zum Glück parkt aber jemand aus und nach ein paar Mal rangieren schaffe ich es zum Glück eine akzeptable Parklücke zu ergattern. Dieser Parkplatz ist echt eine Katastrophe, so wie der angelegt ist.
Meilen: 229
Wetter: 10–13 Grad – stark bewölkt, später heiter
Hotel: Best Western Plus Oaklands Hotel; £53.10