End of Summer – Madrid und Südengland

Tag 7 – Diens­tag, 28. August 2018
Out to Sea – Bour­ne­mouth nach Twickenham

„Who is sta­ring at the sea is alre­a­dy sai­ling a litt­le.” – Paul Carvel 

Heu­te bin ich wie­der allein unter­wegs. Ganz schön unge­wohnt, nach den letz­ten drei Tagen. Ich ertap­pe mich noch ein paar Mal, wie ich in den Rück­spie­gel schaue und nach dem Auto von U. und Frau B. Aus­schau hal­te. Wir sind ja meist Kolon­ne gefahren.

Mein Weg führt mich an der Küste ent­lang bis nach Key­ha­ven, das an der Ein­fahrt zum Solent, der Mee­res­stra­ße, die zwi­schen der Isle of Wight und dem bri­ti­schen Fest­land ver­läuft, liegt. In der Nähe des klei­nen Ört­chens liegt die Festung Hurst Cast­le, die ich heu­te besu­chen will. Es gibt zwei Wege dort­hin, ent­we­der läuft man über einen lan­gen Damm oder nutzt eines der Boo­te, die zwi­schen Hafen und Festung unter­wegs sind.

Ich par­ke an der Stra­ße, an der der Damm beginnt. Hier ist schon eini­ges los, doch mit etwas Glück fin­de ich eine Lücke und muss nicht all­zu weit zurück­lau­fen. Das wird sich spä­ter nach als Vor­teil herausstellen.

Ganz in der Fer­ne kann ich schon das Fort und den Leucht­turm erken­nen, dahin­ter erhebt sich die Isle of Wight. Rechts im Bild ist der Damm zu sehen, über den der Weg zum Fort führt.

Gleich am Ende der Stra­ße führt der Weg über die Holz­brücke, dann geht es hin­auf auf den Damm.

Der Damm ist mit lau­ter klei­nen Kie­seln bedeckt, die teil­wei­se fest, teil­wei­se etwas lose lie­gen. An die­sen Stel­len läuft es sich etwas schwie­ri­ger. Ich schät­ze den Weg auf rund zwei Kilo­me­ter bis zum Fort.

Unter­wegs kann ich in der Fer­ne die Fels­grup­pe The Need­les an der Küste der Isle of Wight sowie den dazu­ge­hö­ri­gen Leucht­turm sehen.

Direkt am Fort liegt das Hurst Point Light­house, das mir sozu­sa­gen den Weg weist, denn im Gegen­satz zum düste­ren Fort, ist es leuch­tend weiß am Hori­zont zu sehen.

Irgend­wann errei­che ich dann aber doch mein Ziel und ste­he vor Hurst Cast­le, das Hein­rich VIII. zwi­schen 1541 und 1544 zusam­men mit wei­te­ren mili­tä­ri­schen Stütz­punk­ten ent­lang der Küste errich­ten ließ. Grund waren befürch­te­te Angrif­fe der Fran­zo­sen und des Hei­li­gen Römi­schen Reiches.

Zur bes­se­ren Ori­en­tie­rung lau­fe ich erst ein­mal das Gebiet vor dem Fort ab. Lei­der ist der Him­mel kom­plett zuge­zo­gen und es wirkt alles recht düster. Ich bin auch froh, eine Jacke dabei zu haben, denn son­der­lich warm ist es eben­falls nicht.

Seit sei­ner Errich­tung hat Hurst Cast­le in vie­len Kon­flik­ten gedient. Zwi­schen­zeit­lich wur­de es zwar ver­las­sen, im 19. Jahr­hun­dert aber wie­der moder­ni­siert. Auch im Ersten und Zwei­ten Welt­krieg waren hier Sol­da­ten sta­tio­niert. Erst 1956 wur­de das Fort end­gül­tig außer Dienst gestellt und als Tou­ri­sten­at­trak­ti­on geöff­net. Heu­te wird es von Eng­lish Heri­ta­ge verwaltet.

So sind dann im Inne­ren auch viel Waf­fen moder­ne­ren Datums zu sehen, neben denen, die zu Zei­ten von Queen Vic­to­ria hier sta­tio­niert wurden.


Eben­falls aus­ge­stat­tet sind eini­ge der spär­li­chen Unter­künf­te der Sol­da­ten. Ein gla­mou­rö­ses Leben war das sicher­lich nicht.

Im Inne­ren des Forts füh­ren an eini­gen Stel­len Trep­pen nach oben, von wo man einen bes­se­ren Über­blick über die Anla­ge bekommt und auch eine schö­ne Fern­sicht hat.

Inzwi­schen schafft es doch tat­säch­lich auch immer mal, die Son­ne zwi­schen den Wol­ken her­vor­zu­schau­en und taucht die Gegend in ein schö­nes Licht.

Am hin­te­ren Ende des 215 Meter lan­gen West­flü­gels kann ich noch ein­mal nach oben klet­tern. Hier ist der Aus­guck des Forts gewe­sen, den man besich­ti­gen kann. Schön ist aber auch der Blick auf den Damm, der zum Fort führt.

Der klei­ne Innen­hof wur­de übri­gens im Zwei­ten Welt­krieg begrünt, damit die Sol­da­ten einen klei­nen Ort zu Erho­lung hatten.

Schließ­lich ver­las­se ich den Innen­be­reich des Forts und lau­fe noch ein wenig an den Mau­ern ent­lang, die sich auf einer Län­ge von über 350 Metern erstrecken. Hier sind auch noch eini­ge Reste der alten Befe­sti­gung zu sehen, die einst ver­las­sen wur­de und zer­fal­len ist, bevor man Hurst Cast­le revitalisierte.

Zum Schluss mei­ner Besich­ti­gung lau­fe ich noch ein­mal zum 1867 errich­te­ten Hurst Cast­le Light­house, das zusam­men mit dem Need­les Light­house die Ein­fahrt in den Solent mar­kiert. Der 26 Meter hohe Turm ist auch heu­te noch in Betrieb und kann des­halb nur von außen besich­tigt werden.

Da ich nicht wie­der den gan­zen Weg über den Damm zurück­lau­fen will, ent­schlie­ße ich mich, mit dem Boot zu fah­ren. Die grö­ße­ren und klei­ne­ren Boo­ten pen­deln zwi­schen dem Fort und dem Fest­land hin und her.

Nach­dem ich wie­der in Key­ha­ven bin, muss ich noch ein klei­nes Stück bis zu mei­nem Auto lau­fen. Dann fah­re ich wei­ter zu mei­nem näch­sten Ziel. Brea­m­o­re Hou­se ist ein Her­ren­haus, das zum HHA gehört und an eini­gen Nach­mit­ta­gen in der Woche für Besu­cher geöff­net ist. Ich stel­le mein Auto auf dem Park­platz ab und mache mich auf den Weg zum Haus.

Am Ein­gang habe ich aller­dings nicht nur ein Ticket für das Haus bekom­men, son­dern auch für das ange­schlos­se­ne Muse­um, in das ich spä­ter noch einen Blick hin­ein­wer­fen werde.

Brea­m­o­re Hou­se wur­de 1583 von der Fami­lie Doding­ton erbaut und muss­te 1856 nach einem Groß­brand restau­riert wer­den. Im 18. Jahr­hun­dert wur­de das Anwe­sen von Sir Edward Hul­se, MD gekauft, der Leib­arzt des Königs­hau­ses war und dadurch auch zum Baron ernannt wur­de. Noch heu­te bewoh­nen sei­ne Nach­fah­ren das Haus.

An der Haus­tür wer­de ich schon erwar­tet, denn man hat bereits vom Ein­gang Bescheid gesagt, dass ich unter­wegs bin. Es ist schon recht spät am Nach­mit­tag und so bekom­me ich eine Pri­vat­füh­rung durch das beein­drucken­de Haus. Nur Foto­gra­fie­ren ist lei­der wie­der nicht erlaubt.

Auf dem Rück­weg zum Park­platz kom­me ich noch an der St. Mary’s Church vor­bei, die aber bedau­er­li­cher­wei­se ver­schlos­sen ist.

Direkt am Park­platz befin­det sich dann noch das Coun­try­si­de Muse­um, das zu Brea­m­o­re Hou­se gehört. Gezeigt wird ein Sam­mel­su­ri­um an Aus­stel­lungs­stücken aus einer Zeit, zu der Anwe­sen wie Brea­m­o­re Hou­se größ­ten­teils der Mit­tel­punkt eines Dor­fes waren, das sich selbst ver­sorgt hat.

Auf der Fahrt in Rich­tung Lon­don durch­que­re ich schließ­lich noch ein­mal den New Forest, ein Schutz­ge­biet, in dem rund 200 wil­de Esel leben. Ein paar von ihnen sehe ich unter­wegs neben der Straße.

Neben den Eseln gibt es auch Wild­pfer­de, die sich die­ses Mal eben­so zei­gen. Schon lustig, dass ich so vie­le von ihnen sehe, wenn ich gar nicht damit rech­ne. Wäh­rend eines ande­ren Besuchs habe ich kaum wel­che zu Gesicht bekommen.

Am Abend errei­che ich den süd­west­li­chen Lon­do­ner Bezirk Twicken­ham, wo ich das Mar­riott Hotel reser­viert habe, das sich direkt im Twicken­ham Sta­di­on befin­det. Ich habe hier schon zuvor über­nach­tet und bekom­me wie­der ein net­tes Zim­mer, lei­der ist man hier aber mit Upgrades immer etwas spar­sam. Da aber der Preis stimmt, ist es für mich in Ordnung.

Nach dem Ein­checken fah­re ich noch zu Ask Ita­li­an, wo ich wie­der lecker zu Abend esse.

Mei­len: 148
Wet­ter: 16–22 Grad, meist bewölkt
Hotel: Mar­riott Twickenham

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