Tag 4 – Samstag, 25. August 2018
At home with the Duke – Newbury nach Swindon
„My rule always was to do the business of the day in a day.” – Duke of Wellington
Heute bin ich zur Abwechslung mal nicht allein unterwegs. Gestern Abend haben U., Frau B. und ich beschlossen zusammen unterwegs zu sein. Auf dem Plan steht gleich ein ganz besonderes Anwesen, das nur wenige Tage im Jahr geöffnet ist, der Familiensitz der Dukes of Wellington, Stratfield Saye.
Wir stellen unsere Autos auf dem Parkplatz ab und machen uns zusammen auf den Weg zum Haus. Da wir alle HHA-Mitglieder sind, ist der Eintritt auch hier für uns frei. An der Kasse gibt es auch die Tickets für die geführte Hausbesichtigung. Es gibt täglich nur wenige Tickets, da nur kleine Gruppen in das Haus gelassen werden. Für die nächste Tour mit drei freien Plätzen müssten wir mehr als zwei Stunden warten. So beschließen wir, uns zu trennen, denn auf einer der nächsten Führungen ist noch ein Ticket frei, auf der danach noch zwei.
Zunächst aber kommen wir auf dem Weg zum Herrenhaus an den Stallungen vorbei und in einem der Häuser ist eine ganz besondere, kleine Ausstellung untergebracht. Hier steht die Kutsche, mit der der Sarg des berühmtesten Duke of Wellington vor deiner Beerdigung durch London gefahren wurde.
Das riesige Gefährt wurde aus geschmolzenen Waffen der Franzosen, die nach der Schlacht von Waterloo konfisziert wurden, gegossen.
Von den Stallungen führt der Weg weiter um ein großes Rondell. Dann stehen wir schon vor dem Haupteingang des Herrenhauses.
Stratfield Saye ist erst rund 200 Jahre im Besitz der Familie. 1817 wurde das Anwesen vom Staat gekauft, um es dann an Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington zu verschenken, der zuvor siegreich aus der Schlacht von Waterloo hervorgegangen ist. Zum Anwesen gab es 600.000 Pfund, um einen Palast zu bauen, der Blenheim Palace gleichen sollte. Doch dieser Plan wurde 1821 verworfen, da er zu teuer erschien. Die Pläne zum Palace of Waterloo sind aber noch heute im Haus zu sehen. Stattdessen wurde das bereits existierende Herrenhaus ausgebaut und erweitert.
Ich muss mich auch bald vor der Tür einfinden, denn meine Tour startet zuerst. U. und Frau B. schauen sich derweil auf dem Grundstück um.
Die Führung durch das Haus ist sehr kurzweilig und interessant. Sie gibt einen schönen Einblick in das Haus, das auch heute noch von der Familie bewohnt wird. Leider sind deshalb Fotoaufnahmen mal wieder nicht erlaubt.
Als meine Tour zu Ende ist, beginnt die von U. und Frau B. gerade. So mache nun ich mich auf, das Anwesen genauer zu erkunden.
Ich gehe einmal um das Haus herum, hinter dem sich eine große Rasenfläche anschließt. Von der Terrasse ist es ein wunderschöner Blick über das Anwesen.
Durch die Anbauten an das existierende Gebäude ist Strafield Saye nicht symmetrisch gebaut. Und auch einer Seite entdecke ich diesen gläsernen Anbau, den ich zuerst für einen Wintergarten halte. Doch ein Blick durch die Scheiben lässt mich erkennen, dass hier ein Swimming Pool eingebaut wurde.
Ich laufe weiter in Richtung der Gartenanlagen. Diese sind etwas entfernt vom Haus.
Doch bevor ich dorthin gelange, sehe ich ein Hinweisschild zu Copenhagens Grave. Copenhagen war das treue Pferd des Duke of Wellington, das ihn in die Schlacht von Waterloo begleitete. Nach der Schlacht ritt der Duke das Pferd größtenteils zu Paraden und später verbrachte es seinen Lebensabend auf dem Anwesen, bevor es mit 28 Jahren verstarb.
Dann gelange ich in den Walled Garden, den früher jedes Herrenhaus besaß. Einst wurde hier vorrangig das Obst und Gemüse für das Anwesen angebaut, heute ist der Garten eher zur Erholung gedacht.
Nach rund einer Stunde treffe ich mich wieder mit U. und Frau B., deren Tour inzwischen beendet ist und wir verlassen zusammen das Anwesen.
Gestern Abend haben wir auch das nächste Hotel gebucht, denn wir wollen noch ein Stück der Tour gemeinsam unterwegs sein. Um dorthin zu kommen, fahren wir nun auf die M4 in Richtung Westen. Doch der Tag ist noch jung und so fahren wir an Swindon, unserem heutigen Übernachtungsort, erst einmal vorbei. Ganz in der Nähe liegt Corsham Court, das ich auch schon eine Weile besuchen möchte, bisher aber keine Gelegenheit hatte. Inzwischen hat sich die Sonne durchgesetzt, sodass es ein schöner Nachmittag geworden ist.
Durch den kleinen Ort fahren wir zum Herrenhaus, dessen Zufahrt sich in einer Seitenstraße direkt neben der Kirche befindet. Gleich davor gibt es auch einen Parkplatz, sodass wir nur wenige Meter bis zum Tor laufen müssen. Von hier haben wir gleich den ersten schönen Blick auf Corsham Court.
Corsham Court ist ein altes königliches Anwesen. Zwei der Besitzer waren Catherine of Aragon und Katherine Parr, zwei der Ehefrauen Heinrich VIII. Unter der Herrschaft von Königin Elizabeth I. gelangte das Anwesen schließlich in die Hände von Thomas Smythe und war somit nicht mehr im Besitz des Königshauses. Smythe war es auch, der 1582 das heutige Herrenhaus erbauen ließ. 1745 wurde Corsham Court schließlich vom Politiker und Diplomaten Sir Paul Methuen gekauft wurde, dessen Nachkommen das Anwesen noch heute bewohnen.
So ist es leider auch hier nicht erlaubt, von der fantastischen Innenausstattung Bilder zu machen. Wir können uns jedoch in alle Ruhe umsehen und fast das gesamte Erdgeschoss anschauen. Die Kameras aber können wir erst im Garten wieder anschalten.
Der Garten ist dann auch ein weiteres Highlight des Besuchs, denn zwischen 1761 und 1764 wurde er vom berühmten Landschaftsarchitekten Capability Brown angelegt.
Im Garten sind auch einige Pfaue unterwegs, die sich immer wieder zeigen.
Das Areal ist größer als zuerst gedacht und wirklich toll angelegt. So gibt es immer wieder kleine Teiche oder verwunschene Ecken, die zum Verweilen einladen.
Im hinteren Teil des Gartens entdecken wir das Badehaus, das wie das Haupthaus unter besonderem Denkmalschutz steht. Leider kann es nur von außen besichtigt werden.
Das letzte Stück des Weges bietet dann eher weite Ausblicke, auf der einen Seite hin zum Haus, auf der anderen über die Weideflächen, die ebenfalls zum Anwesen gehören.
Schließlich sind wir wieder zurück am Haus. Wir sind bis zur Schließung geblieben und als wir das Anwesen verlassen, wird hinter uns für heute das Tor geschlossen.
Neben dem Parkplatz und dem Eingang zum Herrenhaus befindet sich noch die St. Bartholomews Church. Schon über eintausend Jahre befand sich eine Kirche an diesem Ort, die heutige wurde im 12. Jahrhundert gebaut, dann aber immer wieder umgebaut und verändert. Noch immer finden hier Gottesdienste statt und wir werfen einen kurzen Blick hinein in das alte Gemäuer.
Bevor wir weiterfahren, beschließen wir, noch einen kleinen Rundgang durch den Ort zu machen. Das typische englische Dorf hat uns schon bei der Durchfahrt gut gefallen.
Corsham ist eine kleine Stadt, die am südwestlichen Ende der Cotswolds liegt. Sie wurde bereits im Domesday Book erwähnt und hieß damals noch Cosseham. Einst war der Ort ein Zentrum des Wollhandels sowie des Kalksteinabbaus und brachte den Bewohnern so Wohlstand.
Es macht Spaß durch das Städtchen zu flanieren, auch wenn am frühen Abend die meisten Geschäfte bereits geschlossen haben.
Nach einer recht ausführlichen Runde durch den Stadtkern gelangen wir schließlich wieder zur Church Lane, die uns direkt zum Parkplatz und unseren Autos führt.
Mitten auf der Straße hat es sich diese Katze gemütlich gemacht. Als wir abfahren, macht sie aber bereitwillig Platz.
Am späten Nachmittag fahren wir schließlich zurück nach Swindon, wo wir das Doubletree by Hilton Hotel gebucht haben. Ich habe hier schon zuvor übernachtet, für U. und Frau B. ist es der erste Aufenthalt. Leider gibt es für mich diesmal kein Upgrade auf eine Suite, denn es ist Samstag und samstags sind die Hotels in England meistens sehr gut gebucht.
Nach dem Check-in beschließen wir noch Essen zu gehen und landen heute bei Ask Italian, einer Kette, die wir alle drei sehr mögen. So wird es ein sehr schöner Abend und wir machen auch noch Pläne für den morgigen Tag.
Meilen: 125
Wetter: 12–21 Grad, heiter bis wolkig
Hotel: Doubletree by Hilton Swindon