Tag 1: Dienstag, 29. August 2017
Off to a new Adventure – Berlin nach Chicago
“Twenty years from now you will be more disappointed by the things you didn’t do than by the things you did do. So throw off the bowlines, sail away from the safe harbour and catch the Trade Winds in your sails.” – Mark Twain
So unterschiedlich meine Reisen auch sein mögen, der Beginn einer jeden Tour ist eigentlich immer gleich, denn für gewöhnlich starte ich am Flughafen Berlin-Tegel. So auch dieses Mal. Eingecheckt habe ich schon online über die App und so kann ich direkt zur Gepäckaufgabe gehen. Die Wartezeit bis zum Abflug kann ich dann wieder einmal in der Lufthansa Lounge verbringen, denn heute fliege ich in der Business Class.
Und hier gibt es dann erst einmal ein Frühstück. Seit einiger Zeit wird sogar Rührei angeboten, sodass nicht nur ein trockenes Brötchen auf dem Teller landet.
Nach meinem Besuch der Lufthansa Business Lounge gehe ich zum Gate und dort durch die Sicherheitskontrolle. Nach kurzer Wartezeit steht die Maschine zum Einstieg bereit. Business Class Passagiere dürfen zuerst einsteigen.
Leider ist die Business Class innerhalb von Europa auch bei Lufthansa heutzutage nur noch eine etwas bessere Economy Class. Die Sitze sind dieselben und auch der Abstand unterscheidet sich nicht. Das ist immer wieder ärgerlich, denn so unbequem fliegt man nirgendwo sonst auf der Welt in der Business Class auf der Kurzstrecke. Das ist eine Eigenart europäischer Airlines.
Als ich an Bord komme, werde ich von der Purserette begrüßt und persönlich zu meinem Platz geleitet. Ich nehme auf meinem Sitz am Fenster Platz. Im Gegensatz zur Economy Class bleibt in der Business Class jedoch der Mittelsitz immer leer.
Schließlich verlassen wir das Gate und rollen zur Startbahn. Heute wird in Tegel Richtung Osten gestartet, was nicht ganz so häufig vorkommt. Meist werden die Starts nach Westen durchgeführt. Auf dem Weg zur Startbahn kommen wir an den Hangars vorbei, wo im Herbst 2017 noch die Maschinen der Air Berlin parkten.
Nach dem Start gibt es heute mal den Blick auf Berlin, den man meist zur Landung hat.
Nachdem wir die Reiseflughöhe erreicht haben, beginnt der Service. Zuerst werden Getränke nach Wunsch gereicht. Der Service auf diesem Flug ist äußerst personalisiert. Ich werde immer mit Namen angesprochen und mehrmals nach meinen Wünschen gefragt. Solch einen persönlichen Service erlebt man leider nicht immer, hier aber war er perfekt.
Nach der Getränkerunde gibt es für Business Class Gäste eine kalte Frühstücksplatte mit Aufschnitt, Müsli und Brötchen. Es gibt für alle ein identisches Tablett.
Als wir uns Frankfurt nähern, setzen wir jedoch nicht zur Landung an. Stattdessen geht es am Flughafen vorbei, wie ich bei einem Blick aus dem Fenster feststelle.
Die Maschine fliegt eine große Schleife und erreicht schließlich den Rhein. Über Mainz drehen wir um und ich kann sogar die Altstadt unter mir erkennen.
Dann setzen wir doch zur Landung auf dem Frankfurter Flughafen an, den die Maschine mit leichter Verspätung erreicht.
Nach der Landung brauchen wir noch einige Minuten, bevor wir den Terminal erreichen. Auf dem Weg dorthin kommen wir auch an der Hangars vorbei, wo heute eine Boeing 747–8 steht. Überhaupt macht es immer wieder Spaß in Frankfurt die ganzen großen Maschinen zu sehen.
Schließlich kommt der A321 an den A‑Gates an, wo wir an einer Fluggastbrücke andocken. Als Gast der Business Class darf ich dann auch zuerst aussteigen.
Nach einem kurzen Stopp in der Lounge, die leider völlig überfüllt ist, begebe ich mich zu den Z‑Gates. Bevor ich die Gates erreiche, gibt es noch eine Passkontrolle mit den üblichen Fragen zum Gepäck. Mein Flug nach Chicago startet am letzten Gate und ich muss mich teilweise an den Massen vorbei drängeln, die an den Gates davor auf ihr Boarding warten.
Am Gate habe ich noch etwas Zeit, bevor das Boarding startet. Ich mag den Frankfurter Flughafen eigentlich überhaupt nicht, denn die Wege hier können unheimlich lang sein und die Organisation ist nicht immer die Beste. Der Blick von den Z‑Gates auf die Flugzeuge ist da einer der wenigen Lichtblicke. So eine tolle Aussicht hat man nicht überall.
Das Boarding ist dann leider mal wieder ziemlich chaotisch bei Lufthansa. Es fängt damit an, dass eine Schlange für die First und Business Class gibt sowie eine für die Economy. Nur müssen die ganzen Economy Passagiere durch die Business Schlange durch und haben dann in der Ecke am Ende des Terminals überhaupt nicht genügend Platz. Ein komplettes Durcheinander entsteht.
Eingestiegen wird durch 2 Türen, wobei First und Business Class durch Tür 1 einsteigen und Premium Economy sowie Economy durch Tür 2. Leider muss man in Frankfurt immer die Treppen hinunter, bevor man zum Flugzeug kommt. Warum man so etwas baut, ist mir ein Rätsel. Nach dem Betreten des Flugzeuges durch Tür 1 gehe ich nach rechts durch die untere Business Class Kabine zur Treppe, die direkt neben Tür 2 ist. Von dort geht es auf das Upper Deck, was auch etwas chaotisch ist, weil man bereits mit dem Economy Boarding begonnen hat und sich so ein Strom von Passagieren vorbei drängelt. Effizient sieht anders aus. Angenehme Ruhe habe ich erst nach Erreichen des Oberdecks. Ich hatte zuerst Platz 86A reserviert, beim einchecken aber gesehen, dass die Reihe 88A+C komplett leer ist. So setzte ich mich um und hoffte, dass der Platz neben mir frei bleiben würde. Am Platz befinden sich bereits die Decke und das Kissen.
Viel Stauraum bietet der Lufthansa Business Class Sitz (mit Ausnahme der Fensterplätze im Oberdeck) leider nicht. Nur ein kleines Fach unter dem Monitor gibt es, in dem sich das Amenity Täschchen befindet.
Lufthansa wechselt, wie viele Airlines, die Taschen in regelmäßigen Abständen aus. Auf meinem Flug gibt es eine Stofftasche von Bree, die ich nur mittelmäßig finde. Da habe ich auf früheren Flügen schon bessere Taschen bekommen.
Ausgestattet ist das Amenity Täschchen durchschnittlich. Socken, Schlafmaske, Zahnputzzeug, Lotion, Lippenpflegestift und Oropax bekomme ich von Lufthansa.
Die Fensterplätze im Oberdeck sind die einzigen in der Lufthansa Business Class, die großzügigen Stauraum bieten. Durch die Form des Rumpfes befinden sich hier große Staufächer neben den Sitzen. Das ist sehr angenehm, denn so hat man während des Fluges alles Griffbereit und auch eine zusätzliche Abstellfläche.
Tisch und Fernbedienung befinden sich unter der Mittelarmlehne. Der Tisch kann in der Mitte zusammengeklappt werden. Die Fernbedienung ist leider etwas schwerfällig, aber nötig, um den Monitor zu bedienen. Der ist zwar ein Touchscreen, vom Sitz aus aber nicht zu erreichen.
In der Mittelarmlehne befinden sich auch die Kontrollen für den Sitz. Es gibt drei voreingestellte Positionen sowie verschiedene Knöpfe, um den Sitz in beliebige Positionen zu verstellen.
An jedem Platz befinden sich Bose Noise Cancelling Kopfhörer. Damit bietet Lufthansa in der Business Class ein ausgezeichnetes Produkt.
Nachdem ich meinen Platz eingenommen habe, kommt die Flugbegleiterin mit Getränken herum. Ich nehme einen Apfelsaft und ein Wasser.
Kurz darauf werden die Speisekarten verteilt und die Essensbestellungen aufgenommen.
Pünktlich werden die Türen geschlossen und von den 32 Sitzen auf dem Oberdeck sind 30 besetzt. Der Platz neben mir bleib frei. Das ist super, denn so muss ich über niemanden klettern, wenn ich aufstehen will. Lufthansa hat leider ausschließlich eine 2–2 Bestuhlung, sodass nicht jeder Sitz einen Gangzugang hat.
Um 10:45 Uhr verlassen wir das Gate und das Sicherheitsvideo wird gezeigt.
Auf dem Weg zur Startbahn begegnet uns eine Boeing 747–400.
Dann rollen wir weiter in Richtung Startbahn.
Um kurz vor 11 Uhr sind wir bereit für den Start und verlassen Frankfurt. Ich habe noch einen schönen Blick auf die Terminals mit den Flugzeugen.
Dann fliegen wir eine Linkskurve, wobei ich schöne Ausblicke auf die Wolkenkratzer von Frankfurt/ Main habe.
Nach etwa fünfzehn Minuten werden die Anschnallzeichen ausgeschaltet und der Service beginnt mit Getränken und Mandeln. Lufthansa hat seit kurzem ein neues Servicekonzept in der Business Class. Es wird nicht mehr vom Wagen bedient, sondern jeder Bereich der Kabine hat einen eigenen Flugbegleiter. So ganz durchschaute ich das Prinzip auf meinem Flug allerdings nicht, denn ich werde trotzdem von unterschiedlichen Flugbegleitern bedient und ganz flüssig läuft das leider auch nicht.
Etwa 45 Minuten nach dem Start beginnt das Mittagessen. Zuerst wird eine Tischdecke aufgelegt und dann werden die Vorspeise sowie Getränke und Backwaren gebracht. Seit dem Beginn des neuen Servicekonzepts wird das Essen nicht mehr auf einem Tablett, sondern direkt auf dem Tisch serviert.
Ich habe mich als Vorspeise für den Gewürzlachs mit Steckrüben-Sellerie Salat, Frankfurter Pesto und Kürbiskernen entschieden. Leider finde ich besonders den Lachs nicht sehr schmackhaft.
Als Hauptgericht nehme ich die gegrillte Maishähnchenbrust mit Lauch-Tomaten Gemüse und und Kräuter-Polenta. Schon frisch serviert sieht das Essen nicht besonders appetitlich aus. Das liegt hauptsächlich daran, dass Lufthansa das Essen auf dem Teller erwärmt und nicht, wie bei anderen Airlines üblich, in der Küche auf dem Teller anrichtet. Leider schmeckt es auch nicht viel besser als es aussieht. Das Hühnerfleisch ist recht trocken und das Gemüse ungenießbar.
Zum Essen wird ein winziger Salat mit je einer Scheibe Gurke und Tomate gereicht.
Als Dessert gibt es sehr leckere Crème Brûlée Eiscreme, die aber leider im Pappbecher serviert wird, sowie eine schmackhafte Käseplatte, allerdings mit nur zwei Sorten Käse.
Was mir beim Service sehr negativ auffällt, dass das Geschirr sehr lange vor mir stehen bleibt. Teilweise laufen 2–3 Flugbegleiter vorbei, aber keiner räumt ab. Das finde ich nicht sehr angenehm.
Etwa 2 1/2 Stunden nach dem Start ist das Essen beendet und ich fahre meinen Sitz in die Schlafposition, um ein Nickerchen zu halten. Der Sitz lässt sich in ein Bett mit angenehmer Länge verwandelt, ist aber sehr hart. Hier würde eine Unterlage Wunder bewirken, doch leider bietet Lufthansa so etwas nicht an (Anmerkung: Seit Mai 2018 bietet Lufthansa in Business Class Matratzenauflagen an.).
Ich schlafe tatsächlich fast 4 Stunden und wache erst wieder auf, als wir schon Kanada erreichen.
Kurze Zeit später startet der zweite Service. Diesmal kommt das Essen allerdings wieder auf einem Tablett. Es gibt einen Gemüse-Ingwer Topf, der mir überhaupt nicht schmeckt, sowie Blattsalate mit Rindfleisch, das sehr gut ist. Dazu wähle ich eine Brezel aus dem Brotkorb.
Auch jetzt dauert es wieder sehr lange, bis das Tablett abgeräumt wird. Irgendwie ist die Crew nicht sehr effizient. Entweder sind sie noch nicht gut eingespielt im neuen Konzept, oder aber einfach unaufmerksam. Ich habe öfter das Gefühl, dass keiner so genau weiß, was er gerade machen soll. Leider ist die Crew auch sehr reserviert und macht eher nur das Nötigste. Das ist sehr schade und ich habe das bei Lufthansa schon ganz anderes erlebt.
Kurze Zeit nach dem Essen werden die Anschnallzeichen eingeschaltet und wir beginnen den Landeanflug auf Chicago. Leider ist vom Lake Michigan, den wir überfliegen, auf Grund der Wolken, nicht allzu viel zu sehen.
Erst kurz vor der Landung sehe ich etwas von der Gegend. Die Wolken hier hängen tief und es schaukelt etwas. In Chicago soll es noch regnen, wird aus dem Cockpit bekanntgegeben.
Richtig cool ist, dass ich die Landung über die Frontkamera auf dem Monitor verfolgen kann. Das macht Spaß mit dem Cockpitblick zu landen.
Nach der Landung fahren wir noch ein Stückchen über den Flughafen, um den internationalen Terminal zu erreichen.
Pünktlich erreichen wir das Gate und ich verlasse das Oberdeck um über Tür 2 auszusteigen. Das funktioniert jetzt ohne Chaos, denn die Economy Passagiere müssen warten, bis alle den Treppenbereich verlassen haben.
Ich mache mich auf den Weg zur Immigration. Vorteil der Business Class hier, man kommt mit dem ersten Schwung aus der Maschine. Auch in Chicago haben seit meinem letzten Besuch die Automaten Einzug gehalten. Leider gibt es anscheinend an jedem großen Flughafen andere Modelle und dieses hier ist zuerst etwas unkooperativ. Dann bekomme ich aber doch meinen Ausdruck und kann zum Officer gehen, der meinen Pass stempelt. Mein Gepäck ist dann auch gleich da, dank Priority Label und am Zoll ist nicht viel los. Zu geht es zügig zu Hertz, wo ich diesmal reserviert habe.
Die Autoanmietung geht dann auch recht zügig und so bin ich schon bald auf dem Interstate in Richtung Downtown Chicago – leider mitten in der Rush Hour. So geht es dann eher langsam vorwärts, doch das bin ich ja gewöhnt und ich weiß auch und dank Handy kann ich nun auch Live Verkehrsupdates bekommen, was extrem hilfreich ist. Eine gute Stunde brauche ich, dann bin ich in der Stadt und fahre gleich zu meinem Parkhaus, das ich zuvor über Park Whiz reserviert habe. Das Hotel kassiert nämlich $45 pro Nacht, hier zahle ich nur $24 und es ist nur einmal um die Ecke zu laufen, ein guter Deal, wie ich finde.
Dann gehe ich zum Palmer Hilton, das ich für heute reserviert habe. Die Lobby ist wieder grandios, da gehört das Hotel echt zu den super tollen historischen Hotels dieser Welt.
Der Rest ist dann aber leider etwas enttäuschend. Schon beim Check-in kümmert man sich gar nicht um meinen Status, Upgrades gibt es nicht und auch sonst gerade mal den Loungezugang. Frühstück soll es auch nicht geben, nur in der Lounge, was eigentlich nicht den Statuten von Hilton Honors entspricht. Da macht das Hotel einen extrem schlechten Eindruck, man hat es anscheinend nicht nötig und das finde ich einfach nur schade.
Sei es drum, ich bin nur eine Nacht hier. Und so fahre ich mit dem Fahrstuhl nach oben zu meinem Zimmer. Auf den Fluren befinden sich Bilder berühmter Persönlichkeiten, von denen viele einst im Palmer House zu Gast waren.
Als ich den ersten Blick in mein Zimmer werfe, bin ich dann aber doch enttäuscht. Die fantastische Ausstattung der öffentlichen Räume spiegelt sich hier gar nicht wieder. Es ist einfach ein typisches Hotelzimmer, das von der Ausstattung her schon etwas älter ist und auch einmal eine Renovierung vertragen könnte. Es ist zwar alles sauber und intakt, aber doch irgendwie nicht einem 4‑Sterne Haus entsprechend.
Auch der Ausblick ist nicht existent, ich schaue einfach auf die gegenüberliegende Wand. Beim nächsten Besuch werde ich auf jeden Fall woanders übernachten, nehme ich mir vor. Nur wegen der tollen Lobby muss man hier nicht übernachten, die kann man sich auch so ansehen.
So geht dieser Anreisetag dann auch zu Ende und ich lege mich recht bald aufs Ohr. Morgen heißt es früh aufstehen, denn bevor ich weiterfahre, will ich noch ein bisschen durch die Stadt streifen.
Meilen: 29
Wetter: wechseln bewölkt nach Regen, 70 Grad
Hotel: Palmer House Hilton