Tag 4: Dienstag, 08. April 2014
Another day in paradise – Bermuda
„You go to heaven if you want – I’d rather stay here in Bermuda.”
Mark Twain
Das heutige Frühstück ist etwas ganz besonderes, ich kann sogar sagen, etwas für mich einmaliges. Warum? Weil ich heute Land vor mir zu liegen haben und sowas, ja sowas hatte ich auf einer Kreuzfahrt so noch nie. Selbst nach zwanzig Kreuzfahrten ist das nämlich meine erste, auf der ich eine Nacht in einem Hafen und nicht auf See verbracht habe. Das hat sich übrigens seltsam angefühlt, denn die typischen Bewegungen des Schiffs haben mir irgendwie gefehlt.
Die Aussicht heute Morgen ist allerdings grandios, denn der Himmel ist blau und das Naval Dockyard leuchtet schön im Morgenlicht.
Nach dem Frühstück hält mich aber nichts mehr an Bord und bereits um kurz nach 7 Uhr stehe ich an der Bushaltestelle um das Hafengebiet zu verlassen. Jetzt ist es noch schön ruhig, denn nur wenige andere Passagiere sind auch so früh unterwegs.
Ein paar andere Passagiere steigen zu mir in den Bus, doch am nächsten Strand steigen sie schon wieder aus. Ich steige aber erst in Somerset wieder aus. Anscheinend interessiert keinen außer mir, dass hier die kleinste Zugbrücke der Welt steht. Ich aber laufe die paar Meter von der Bushaltestelle zurück zur Brücke. Das mit dem Aussteigen aus dem Bus ist übrigens das einzige Problem hier beim ÖPNV, denn es gibt keine Stationsanzeigen oder Namen. Auch keine Durchsagen im Bus, außer man erwischt einen netten Busfahrer, der einem Bescheid gibt, weil man ihn vorher darum gebeten hat. Na ja, hier habe ich den richtigen Stopp auch so gefunden, denn ich habe einfach den Halteknopf gedrückt als wir die Brücke passieren.
Die Somerset Bridge wurde erstmalig 1620 errichtet. Und auch wenn die eigentliche Brücke im 20. Jahrhundert modernisiert wurde, so ist fast das gesamt Mauerwerk doch aus dem 17. Jahrhundert. Vom Rand nahe der Brücke kann ich viele Fische im Wasser beobachten.
Die Brücke verbindet Bermuda Island mit Somerset Island. Sie ist die kleinste Zugbrücke der Welt. Man kann die Fahrbahn anheben und dann passt ein kleines Segelboot mit Mast durch die Öffnung.
Gleich neben der Brücke finde ich noch dieses alte Haus. Einige der Gebäude auf der Insel sind zwischen 300 und 350 Jahren alt.
Nachdem ich die Brücke ausgiebig angesehen und fotografiert habe, gehe ich zurück zum Busstopp. Es gibt hier zwar einen Fahrplan, aber der den die Touristen am Hafen kriegen, ist nicht wirklich hilfreich, denn er führt weder alle Linien noch alle Stopps auf. Nach 2 Expressbussen kommt aber doch der Bus, mit dem ich gern weiter möchte. Ich winke einfach und schon fährt er die Station an.
Mein nächster Stopp sollen Queens View und das Gibbs Hill Lighthouse sein. Diesmal erwische ich eine nette Busfahrerin, die die Stationen für die Touristen ausruft. So ist es ganz einfach, den richtigen Halt zu finden. Der Bus verkehrt allerdings nicht direkt zum Leuchtturm. Um dorthin zu gelangen muss ich noch etwas laufen.
Umso größer ist meine Enttäuschung als ich das riesige Gerüst sehe, dass den gesamten Turm umspannt. Gibbs Hill Lighthouse ist zur Zeit wegen Renovierung geschlossen. Dabei wollte ich den höchsten eisernen Leuchtturm der Welt doch so gern einmal selbst erklimmen.
Viel tröstet mich da auch nicht der schöne Ausblick vom Queens View, auch wenn er nicht zu verachten ist.
So laufe ich recht schnell wieder zurück zur Haltestelle am Fuße des Hügels. Nur ein paar Stationen weiter verlasse ich den Bus allerdings schon wieder, denn auch ich möchte einen der berühmtesten Strände Bermudas besuchen, Horseshoe Bay.
Hierher zieht es auch viele andere Passagiere und so bin ich nicht die Erste hier. Den Strand finde ich selbst ganz nett, mehr aber auch nicht. Warum dieser Strand erst 2013 zum achtschönsten Strand der Welt gewählt wurde, erschließt sich mir nicht. Da habe ich schon viele schönere gesehen.
Auch den berühmten pinken Sand kann ich hier nicht wirklich entdecken. Ja, es sieht ein bisschen pink aus, aber irgendwie habe ich mir das anders vorgestellt.
So laufe ich ein Stück die Horseshoe Bay entlang und entschließe mich dann einen Trampelpfad den Hügel hinauf zur Straße zu nehmen, denn den ganzen Weg zurücklaufen mag ich nicht. Zuerst ist der Weg ganz einfach und bietet auch einen recht netten Blick zurück.
Doch kurze Zeit später wird es immer steiler und sandiger. Bald packe ich die Kamera ein, denn ich muss nun öfter die Hände zu Hilfe nehmen. Anders lassen sich die Absätze, die anscheinend vom Regen ausgespült wurden, nicht überwinden. Ein paar mal überlege ich mir umzukehren, aber ich kann schon fast das Ende des Weges sehen und möchte auch nicht wieder nach unten klettern. Nach ein paar weiteren schwierigen Stellen und einer kurzen Landung mit den Knien im Sand habe ich es dann geschafft, ich bin zurück auf der Straße. Die paar Meter zurück zur Haltestelle sind nun ganz schnell bewältigt.
Als der nächste Bus kommt, ist dieser brechend voll. Nur wenige Stehplätze gibt es noch. Aber ich habe noch Glück, denn an den nächsten Haltestellen fährt der Bus einfach vorbei, weil er keine Passagiere mehr aufnehmen kann. Eigentlich will ich ja das Hauptquartier des National Trust besuchen, doch als ich frage, bekomme ich zur Antwort, dass es dort keine Haltstelle in der Nähe gäbe. Also fahre bis Hamilton. Laut meiner Beschreibung soll Waterville, wie das historische Haus heißt, von hier auch zu Fuß zu erreichen sein.
Immer auf dem Gehweg entlang entferne ich mich vom Zentrum Hamiltons und stelle fest, dass man mich total falsch informiert hat. Hier bin ich vorhin erst mit dem Bus entlanggekommen und hätte mir somit ein ganzes Stück Weg gespart, wenn ich einfach früher ausgestiegen wäre. Zum Glück habe ich mich heute kräftig eingecremt, denn inzwischen brennt die Sonne vom Himmel.
An einer großen Kreuzung entdecke ich dann die Statue von Johnny Barnes. Von ihm hatte ich schon gelesen, doch wo genau „seine” Kreuzung liegt, das konnte ich nicht herausfinden. Nun habe ich sie also durch Zufall gefunden.
Johnny Barnes gibt es auch real und an den meisten Tagen steht der pensionierte Busfahrer zur morgendlichen Rush Hour an dieser vielbefahrenen Kreuzung und grüßt die vorbeifahrenden Autos. Nur heute ist er leider nicht dort und so muss ein Foto der Statue reichen.
Dann laufe ich weiter und komme zu einem großen Kreisverkehr. Den zu überqueren ist gar nicht so einfach, aber ich stürze mich todesmutig ins Gewühl. Für Fußgänger ist Bermuda außerhalb der Orte manchmal schon ein wenig anstrengend. Die Einheimischen sind doch recht rasant unterwegs, obwohl die Höchstgeschwindigkeit auf der Insel eigentlich 35mph beträgt. Aber das kann schon ganz schön schnell sein, wenn die Straßen eng sind und ohne Bürgersteig.
Aber es ist zum Glück nicht mehr weit bis zu meinem nächsten Ziel, dem Hauptquartier des Bermuda National Trust. Das liegt im historischen Herrenhaus Waterville, das übrigens das einzige historische Haus ist, das auch am heutigen Dienstag offen hat.
Waterville wurde um 1725 von John Trimingham erbaut und gehört zu den ältesten Häusern der Inseln. Die Familie bewohnte das Anwesen bis in die 1960er Jahre. Erst dann wurde es vom National Trust of Bermuda erworben und dient heute als sein Hauptquartier. Deshalb sind auch nur zwei historische Räume zu sehen.
Nach diesem kleinen aber feinen Besuch gehe ich die Straße zurück zum Kreisverkehr, um von dort aus weiter zum Botanischen Garten zu laufen. Normalerweise ist das ganz einfach, doch genau davor befindet sich momentan eine riesige Baustelle, genauer gesagt sogar die größte Baustelle der Insel. Hier entsteht nämlich ein nagelneues Krankenhaus. So muss ich ein ganzes Stück auf einer engen, steil ansteigenden Straße entlang laufen, um zum Seiteneingang zu kommen. Was bin ich froh, als ich da endlich ankomme.
Zum Botanischen Garten will ich aber nicht wegen der Pflanzen, die gibt es hier eigentlich überall …
… und auch nicht wegen John Lennon, dem hier ein Denkmal gesetzt wurde, weil er auf Bermuda viele seiner bekanntesten Songs geschrieben hat, …
… sondern wegen einem ganz besonderem Haus, dem offiziellen Sitz des Premierministers von Bermuda.
Camden wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts im westindischen Stil erbaut. Das ganze Haus ist mit antiken Möbeln eingerichtet, von denen die meisten aus Bermuda Zedern gefertigt wurden.
Hier hält der Premier von Bermuda offizielle Treffen ab, z.B. auch bei Staatsbesuchen. Deshalb ist das Haus auch nur an zwei Tagen der Woche für jeweils zwei Stunden geöffnet. Ich werde von Lewis herumgeführt, der momentan der Kurator des Anwesens ist. Auch auf den Balkon, von dem …
… man eine tolle Aussicht bis zum Meer hat.
Zum Abschluss erklärt mir Lewis noch den kürzesten Weg zur Bushaltestelle und siehe da, es gibt einen kleinen Fußgängerweg mitten durch die Baustelle, der direkt an der Haltestelle endet. So muss ich nicht zurück nach Hamilton laufen sondern kann mich bequem chauffieren lassen.
Zurück zum Schiff will ich diesmal die Fähre nehmen. Doch bis die fährt habe ich noch eine halbe Stunde Zeit und so bummele ich noch etwas über die Front Street.
Während diesem kleinen Spaziergang komme ich auch am originalen Geschäft der Gosling Brothers vorbei. Sie sind der größte Rumproduzent der Inseln. Eigentlich wollten sie 1806 nach Amerika segeln um dort ihr Glück zu suchen, doch durch eine Flaute dauerte die Überfahrt länger und ihre 90 Tage dauernde Schiffsmiete lief aus. Deshalb wurden sie im nächsten Hafen abgesetzt und entschieden schließlich, ihr Geschäft hier an Stelle in Amerika zu eröffnen.
Pünktlich zu 14 Uhr geht es dann zurück zum Hafen und von hier mit der Fast Ferry zum Naval Dockyard.
Ein letzter Blick noch auf Hamilton …
… und dann geht es diesmal mit der High Speed Ferry zum Dock.
Da ich aber erst um 16:30 Uhr an Bord sein muss, will ich mir noch das National Museum of Bermuda ansehen. Das hatte ich schon im Vorhinein so geplant, denn ich mag kurz vor der Abfahrt des Schiffes nicht noch so weit weg sein. Der Eingang zum Museum liegt nur fünf Gehminuten vom Dock.
Das National Museum of Bermuda befindet sich mitten in der riesigen Festungsanlage des Naval Dockyard. In seiner heutigen Form wurde es im Jahr 2000 eröffnet. Die Hauptausstellung befindet sich im ehemaligen Commissioner House.
Eine der neuesten Attraktionen ist die Hall of History. Graham Foster arbeitete über drei Jahre an diesem Wandbild, das die gesamte Geschichte Bermudas zeigt und sich über zwei Etagen erstreckt.
Ansonsten sind auch in den anderen Räumen jede Menge Ausstellungen zur Geschichte der Inseln zu finden. Im ersten Stock finde ich einige Räume, in denen die Geschichte der Währung Bermudas erläutert wird.
Vom Balkon des Commissioner House habe ich einen Blick über die gesamte Anlage. Ganz im Hintergrund ist auch das sich noch immer in Betrieb befindliche Gefängnis von Bermuda zu sehen.
Die meisten Gebäude des Naval Dockyard sind aber seit der Schließung 1995 Museum und zur Erkundung für Besucher freigegeben.
Gleich nebenan liegt auch die Explorer of the Seas und wartet schon auf meine Rückkehr.
Mit dem Museum habe ich allerdings nur einen kleinen Teil des historischen Naval Dockyard gesehen. Für mehr bleibt jedoch keine Zeit, denn um 16:30 Uhr muss ich spätestens zurück an Bord sein. Somit gibt es noch einige Ziele auf den Inseln, die ich bei einem weiteren Besuch gerne ansehen würde. Und wiederkommen möchte ich auf jeden Fall noch einmal, denn Bermuda macht süchtig und mir hat es hier ausgesprochen gut gefallen.
Nun heißt es aber erst einmal Abschied nehmen. Zum Auslaufen gehe ich wieder zum Bug der Explorer. Von hier kann ich das Ablegen gut beobachten.
Dann führt uns der Weg wieder durch den Bermuda Channel, fast einmal herum um die Insel, denn nur so kann die Explorer das Riff ein weiteres Mal sicher passieren.
Diesmal ist aber das Wetter um Längen besser als bei unserer gestrigen Ankunft und so macht es an Deck richtig Spaß.
An vielen Stellen entdecke ich Orte, an denen ich gestern und heute war. Ganz zum Schluss passieren wir auch noch einmal Fort St. Catherine.
Mein allerletzter Blick aber fällt auf das St. Davids Lighthouse, dem ich gestern noch ganz nah war.
Danach geht es zurück in Richtung New Jersey. Ich aber gehe erst einmal zum Abendessen und entschließe mich dann, heute auch einmal eine Show im Theater zu besuchen.
Ganz so spät möchte ich dann aber doch nicht ins Bett, denn auch wenn wir morgen auf See sind, habe ich doch einiges vor. Und so muss der kleine Handtuchelefant dann bald von der Bettdecke weichen und auf das Sofa umziehen.
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Kurz vor dem zu Bett gehen erhalten wir noch den Hinweis, dass ein Sturm aufgezogen ist und es heute Nacht sowie morgen früh zu hohen Wellen kommen kann. Noch ahne ich nicht, dass das ganz schön heftig werden wird und schlafe erst einmal ein.
Wetter: sonnig, 16–25 Grad