Tag 8: Freitag, 11. April 2014
Chasing waterfalls – von Parsippany nach Bridgewater
„Zum Reisen gehört Geduld, Mut, Humor und daß man sich durch kleine widrige Zufälle nicht niederschlagen lasse.” – Adolf von Knigge
Der heutige Tag ist irgendwie nicht ganz so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe. Doch auch solche Tage gehören zum Reisen dazu und im Nachhinein war es doch ganz nett, nur hatte ich mir einiges halt ein wenig anders vorgestellt. Aber von vorn:
Mein erstes Tagesziel sollte heute der Paterson Great Falls National Historic Park werden, der erst seit kurzem zum NPS gehört. Im Vorhinein hatte ich schon viel über die Gegend gelesen und dass es hier nicht so sicher sein sollte. Trotzdem wollte ich mich mal umschauen. Wenn es mir zu unheimlich wird, dann kehre ich halt um. Gesagt, getan, ich mache mich also auf nach Paterson. Dank Navi finde ich die Wasserfälle auch sofort und fahre erstmal auf einen Parkplatz, den ich entdecke. Hier bietet sich mir dieses Bild.
Auch die Geschichte der Fälle lese ich mir durch. Ihre Größe und die Massen an Wasser, die hier herunterfließen, sind schon beeindruckend.
Aber ganz wohl fühle ich mich hier trotzdem nicht. Irgendwie ist die Gegend hier komisch. Ich will mir aber erstmal Informationen holen, doch von Visitor Center keine Spur. Hier ist alles verriegelt und verrammelt. Sowas habe ich ja noch nie erlebt. Ich beschließe also selbst ein wenig auf Erkundungstour zu gehen. Die wird jedoch jäh gestoppt, denn an der Brücke, die über die Fälle führt, wird gebaut und sie ist gesperrt.
Es gibt zwar eine Umleitung, doch die laufe ich nur einige Meter. Hier ist es wirklich seltsam und ich fühle mich total unwohl, besonders weil ich auch meine Fotoausrüstung dabei habe und allein unterwegs bin. Ich kehre also um und gehe zurück zum Auto. Hier beschließe ich auf die andere Seite zu fahren. Was mich da erwartet, schockiert mich aber schon etwas. Ich habe ja schon viele ärmere Viertel auf dieser Welt gesehen, nicht nur in den USA, aber wie es hier aussieht und was hier für Gestalten rumlungern, nein da entriegele ich nicht mal die Autotür. Die Amerikaner, die hier von einer „Rough Neighborhood” sprechen, haben schon recht. Besonders der viele Müll ist einfach unbeschreiblich. Da ist ja jede Deponie gepflegter. So wird das ein eher kurzer Besuch. Ob ich hier nochmal herfahre – ich weiß es wirklich nicht.
Eigentlich hatte ich vor, mich hier in der Gegend noch etwas umzusehen, aber darauf habe ich irgendwie gar keine Lust mehr. Und als sich auch noch die Sonne hinter dicken Wolken versteckt, habe ich endgültig genug und fahre in Richtung Küste. Hier lande ich im schönen Örtchen Sea Girt, dass 2012 auch heftig von Sandy getroffen wurde. Davon ist hier allerdings gar nichts mehr zu sehen.
Direkt am Boardwalk steht das Sea Girt Lighthouse, das ich aber leider nur von außen besichtigen kann. Offen ist es nur sonntags für zwei Stunden.
Dann bummele ich etwas am Boardwalk entlang, sauge meine geliebte Seeluft in mir auf und bestaune die schicken Häuser mit Meerblick. Das hier würde ich sofort nehmen.
Mir gefällt es hier so gut, dass ich über eine Stunde vertrödele, bis ich endlich weiterfahre. Mein nächstes Ziel liegt noch weiter südlich, doch die weite Anreise lohnt sich. Bei der Recherche der Leuchttürme in New Jersey bin ich auch auf das Barnegat Lighthouse gestoßen, das zu den höchsten Leuchttürmen der USA gehört. Es liegt am Ende einer vorgelagerten Insel, die nur durch eine Brücke mit dem Festland verbunden ist. Auf dem Weg dorthin fällt mir auf, dass ich eigentlich mal wieder tanken sollte und ich suche mit dem Navi nach Tankstellen. Das kennt hier jedoch keine. Na toll, was nun? Zurückfahren oder riskieren. Ich entschließe mich, weiterzufahren. Schließlich bin ich hier ja nicht in der Walachei. Und tatsächlich kommt wenige Meilen weiter eine Tankstelle. Wie gewohnt, muss ich hier mal wieder nicht selbst tanken, denn das ist in New Jersey, wie in Oregon, verboten. Ich finde es Klasse. Keine stinkenden Tankpistolen anfassen und Zip Code Probleme gibts so auch nicht.
Dann komme ich am State Park an. Normalerweise kostet das hier Eintritt, aber so früh in der Saison ist es noch kostenlos. Offen ist der Turm aber trotzdem.
Und so beschließe ich nach oben zu klettern. Ganze 217 Stufen sind zu überwinden, bis ich den Turm erklommen habe. Mit 52 Metern ist er einer der höchsten Leuchttürme der USA.
Aber der Aufstieg lohnt sich, auch wenn das Wetter sich leider wieder etwas zugezogen hat.
Nachdem ich wieder unten bin, laufe ich noch ein wenig in Richtung Meer. Von hier hat man auch den schönsten Blick auf den Turm.
Auf dem Rückweg zum Festland komme ich noch an diesem hübschen Haus vorbei, dass das Rathaus der Gemeinde ist.
Da es erst früher Nachmittag ist und die Sonne wieder scheint, beschließe ich, noch bis nach Atlantic City zu fahren. Auch hier gibt es einen Leuchtturm, der der dritthöchste der USA ist. Das Absecon Lighthouse ist außerdem der höchste Leuchtturm in New Jersey. Sieben Dollar kostet es mich nach oben klettern zu dürfen, doch die lohnen sich wirklich. Nachdem ich die 228 Stufen überwunden habe, werde ich doch tatsächlich von einem echten Leuchtturmwärter empfangen. Sowas habe ich noch nie zuvor erlebt.
Leuchtturmwärter Buddy erklärt mir, dass er und seine Kollegen alle Freiwillige sind, die den Gästen ein ganz besonderes Leuchtturmerlebnis bieten wollen. Ich finde das toll. So zeigt Buddy mir auch die Fresnel Linse 1856 erbauten Turms.
Der Blick auf Atlantic City ist aber einmal mehr einfach nur ernüchternd. Ich weiß nicht, aber mit dieser Stadt werde ich irgendwie nicht warm. Zwei bis drei Blocks sind zwar in den letzten Jahren nett renoviert worden, doch der Rest ist einfach heruntergekommen, mit Ausnahme von kleinen Enklaven. Buddy allerdings versichert mir, dass der Aufschwung der Stadt bevorstünde, denn endlich gäbe es ein Gesetz, dass die ganzen Einnahmen aus den Casinos in Atlantic City bleiben und nicht die klammen Kassen von New Jersey aufbessern würde. Ob der Aufschwung nun wirklich kommt, wird aber wohl nur die Zeit zeigen.
Als es immer windiger wird, mache ich mich auf den Rückweg nach Norden. Unterwegs halte ich noch am Tucker’s Beach Lighthouse. Das gehört allerdings zu einem Museumsdorf, das mich nicht besonders anspricht. So mache ich nur ein Foto und fahre dann weiter.
Als ich diesen DQ sehe, halte ich an. Ein leckerer Blizzard ist doch genau das Richtige und die alten DQs mag ich sowieso. Die sind noch recht individuell und speziell. Dieser hier hat z.B. gar keinen Restaurantbereich. Man bestellt entweder am Drive oder einem Fenster an der Vorderseite des Gebäudes.
Am frühen Abend bin ich zurück in Bridgewater, wo ich im Hilton Garden Inn einchecke. Eigentlich ist das Hotel sehr schön, doch eine riesige Gesellschaft feiert hier gerade und belagert das ganze Hotel. Auch auf den Fluren ist leider viel Krach und ich hoffe nur, dass das nicht die ganze Nacht so geht.
Als ich nach einem Zimmer auf einer anderen Etage frage, sagt mir die Angestellte, dass die Feiernden auf allen Stockwerken wohnen würden und entschuldigt sich nochmals bei mir. So sitze ich denn auf dem Zimmer und lausche den Kindern, die ständig den Flur auf und ab rennen und mit Türen knallen. Ab und zu höre ich eine Frauenstimme, die zur Ordnung aufruft, aber damit nur mäßigen Erfolg hat. Na super. Zum Glück gehen die Kleinen anscheinend um 23 Uhr ins Bett, sodass es dann endlich etwas leiser wird. Wären da nicht die Raucher, die unbedingt lautstarke Unterhaltungen direkt unter meinem Fenster starten mussten. Erst nach einer Ansage meinerseits ist dann endlich Ruhe.
Meilen: 328
Wetter: heiter und windig, 12–23 Grad
Hotel: Hilton Garden Inn Bridgewater, $197.80 (2 Nächte)