Colonial Heritage

Tag 21: Don­ners­tag, 24. April 2014
Bright Lights, Big City – von Oran­ge­burg nach Lon­don oder auch nicht

„Das, wobei unse­re Berech­nun­gen ver­sa­gen, nen­nen wir Zufall.” – Albert Einstein

Mein letz­ter Tag die­ser Tour ist ange­bro­chen. Heu­te Abend wer­de ich den Rück­flug antre­ten. Doch erst ein­mal habe ich noch den gan­zen Tag Zeit. Und der soll auch nicht unge­nutzt blei­ben. Und so suche ich mir noch ein paar Zie­le aus, die ich leicht errei­chen kann und nicht so weit weg vom Flug­ha­fen lie­gen. Eines davon ist das Gene­ral Grant Natio­nal Memorial.

Grant Tomb 4

Am Ran­de von Man­hat­tan, mit­ten im River­si­de Park und mit Blick auf den Hud­son River, ist die­ser Ort die letz­te Ruhe­stät­te vom 18. US-​Präsidenten Ulysses S. Grant und sei­ner Frau Julia.

Grant Tomb 3

Das Gebäu­de aus Gra­nit und Mar­mor wur­de von John H. Dun­can ent­wor­fen und 1897 fer­tig­ge­stellt. Es ist das größ­te Mau­so­le­um in Nordamerika.

Grant Tomb 2

An den Wän­den gibt es zahl­rei­che Bil­der aus dem Leben von Grant. Unter ande­rem die­ses, wo er auch Gene­ral Robert E. Lee trifft, um die Kapi­tu­la­ti­on der Süd­staa­ten am 9. April 1965 zu unterzeichnen.

Grant Tomb 1

Nach die­sem ersten Stopp heu­te Mor­gen fah­re ich wie­der ein Stück nach Nor­den. Vor der Geor­ge Washing­ton Bridge ste­he ich kurz im Stau, doch da ich nicht auf die Brücke will, erle­digt sich das inner­halb weni­ger Minuten.

Freeway North

George Washington Bridge

Nach kur­zer Fahrt errei­che ich die Bronx, wo das Van Cort­landt Hou­se steht. Die Gegend hier sieht ganz ok aus und so par­ke ich mein Auto am Stra­ßen­rand und lau­fe zum Ein­gang. Fünf Dol­lar kostet der Ein­tritt und die Tour ist self-​guided. Also gehe ich gleich los.

Van Cortlandt House House 7

Das heu­te älte­ste Haus der Bronx wur­de 1748 von Fre­de­rick van Cort­landt für sei­ne Fami­lie erbaut.

Van Cortlandt House House 2

Collage Van Cortlandt House

Wäh­rend des Unab­hän­gig­keits­krie­ges näch­tig­ten hier auch Geor­ge Washing­ton, Jean-​Baptiste Rocham­beau und der Mar­quis de Lafayette.

Van Cortlandt House House 6

Im Jahr 1889 wur­de das Haus schließ­lich an die Stadt New York ver­kauft, die das Grund­stück in einen Park umwan­del­te. Das Haus ist seit 1897 als Muse­um geöff­net und damit das älte­ste Histo­ric Hou­se Muse­um New Yorks und das Viert­äl­te­ste der USA.

Van Cortlandt House House 8

Nach der Besich­ti­gung geht mei­ne Fahrt wie­der zurück nach Man­hat­tan und mit­ten durch Harlem …

Harlem

… wo ich vie­le der typi­schen Brown­s­tone entdecke …

Brownstones Harlem

… aber auch nicht so tol­le Ecken. Trotz­dem bin ich posi­tiv über­rascht, wie sich Har­lem in den letz­ten Jah­ren ver­än­dert hat.

Mein Ziel ist das Hamil­ton Gran­ge Natio­nal Memo­ri­al. Es ist das letz­te Haus, in dem Alex­an­der Hamil­ton, einer der Grün­der­vä­ter der USA, leb­te. Zu sehen ist er übri­gens auf dem $10 Schein.

Hamilton Grange

Lei­der fällt mein Besuch recht kurz aus, denn der Ran­ger hier ist total mür­risch und will mich erst in einer Stun­de her­um­füh­ren. So lan­ge war­ten, das will ich aber nicht. Also fah­re ich wei­ter, nach­dem ich mir das klei­ne Muse­um im Haus ange­se­hen habe.

Immer direkt am Hud­son River ent­lang fah­re ich nach Manhattan.

Manhattan Roads 1

Manhattan 1

Mein Ziel ist der Lin­coln Tun­nel, durch den ich wie­der zurück auf das Fest­land will. Noch ahne ich nicht, dass das nicht mei­ne ein­zi­ge Durch­fahrt heu­te sein wird.

Lincoln Tunnel 1

Lincoln Tunnel 2

Gegen­über von Man­hat­tan liegt der Liber­ty Sta­te Park. Das ist einer mei­ner abso­lu­ten Lieb­lings­or­te hier und so gibt es auch dem­entspre­chend vie­le Fotos.

Liberty State Park 1

Die Blicke auf Jer­sey City und Man­hat­tan sind ein­fach fantastisch.

Liberty State Park 4

Liberty State Park 3

Und nor­ma­ler­wei­se gehen von hier auch die Tou­ren zur Frei­heits­sta­tue los. Ich habe das selbst 2011 gemacht und bin des­halb umso mehr schockiert, als ich den histo­ri­schen Rail­road­t­er­mi­nal in die­sem Zustand vorfinde.

Liberty State Park 10

Die Erklä­rung wird aber gleich mit­ge­lie­fert, denn das gan­ze Gebiet hier wur­de 2012 durch Hur­ri­ka­ne San­dy schwer beschä­digt und man ist noch immer mit der Restau­rie­rung beschäftigt.

Liberty State Park 8

Auch die Glei­se sehen nicht mehr aus wie damals. Da war hier alles über­wu­chert und sah gera­de­zu mystisch aus. Jetzt sehen die Rui­nen lei­der nur trist aus. Ich hof­fe sehr, dass die­ser histo­ri­sche Ort wie­der reno­viert wird.

Liberty State Park 13

Hier kamen die Flücht­lin­ge von Ellis Island an und fuh­ren dann mit der Bahn wei­ter in jeden Win­kel der USA.

Liberty State Park 14

Liberty State Park 15

Liberty State Park 11

Liberty State Park 12

Liberty State Park 16

Gleich dahin­ter gibt es auch wie­der einen schö­nen Blick auf Manhattan.

Liberty State Park 9

Nur weni­ge Schrit­te wei­ter steht das „Emp­ty Sky” Memo­ri­al, dass an den 11. Sep­tem­ber 2001 erin­nert. Wenn man vor den bei­den Wän­den steht, sieht man genau auf den ehe­ma­li­gen Stand­ort des World Trade Cen­ter. Eini­ge Metall­tei­le der Wol­ken­krat­zer ste­hen auch davor.

Liberty State Park 6

Liberty State Park 7

Nach die­sem beklem­men­den Besuch, 9/​11 steckt mir auch heu­te noch in den Kno­chen, da ich ja damals selbst in Washing­ton DC war, gehe ich wei­ter die Ufer­pro­me­na­de entlang.

Liberty State Park 2

Liberty State Park 20

Liberty State Park 19

Und von hier habe ich dann auch noch einen schö­nen Blick auf die Sta­tue of Liber­ty, natür­lich von hinten.

Liberty State Park 18

Liberty State Park 17

Jetzt bre­che ich noch ein­mal zum Hafen von Bayon­ne auf, denn heu­te liegt hier die Explo­rer of the Seas wie­der im Hafen. Und irgend­wie fin­de ich es einen net­ten Abschluss, die Rei­se dort zu been­den, wo sie begon­nen hat.

Teardrop Memorial 2

Gleich neben­an steht das Teardrop Memo­ri­al, dass ich mir heu­te noch ein­mal von Land ansehe.

Teardrop Memorial 1

Das Werk stammt von Surab Zere­te­li und war ein Geschenk der rus­si­schen Regie­rung an die Ver­ei­nig­ten Staa­ten zum Geden­ken an die Opfer der Ter­ror­an­schlä­ge des 11. Sep­tem­ber 2001 sowie des Bom­ben­an­schla­ges auf das World Trade Cen­ter 1993. Das Tear Drop Memo­ri­al wur­de wäh­rend einer Zere­mo­nie am 11. Sep­tem­ber 2006, in Anwe­sen­heit von Wla­di­mir Putin und Bill Clin­ton, enthüllt.

Die Ste­len erin­nern an die Opfer des Anschlags von 1993, die Namen der Opfer von 2001 sind im Sockel des Denk­mals eingraviert.

Teardrop Memorial 4

Auch hier gibt es ein ver­form­tes Stück Metall des World Trade Center.

Teardrop Memorial 3

Teardrop Memorial 5

Wäh­rend ich mich noch umschaue, heißt es plötz­lich „Lei­nen los” und die Explo­rer legt zu einer neu­en Rei­se ab.

Teardrop Memorial 6

Teardrop Memorial 7

Als das Schiff nicht mehr zu sehen ist, fah­re ich wie­der ab. Dabei kom­me ich noch an die­sem Golf­platz mit einem ganz und gar unge­wöhn­li­chen Club­hou­se vorbei.

Teardrop Memorial 8

Auf dem Weg zurück zum Flug­ha­fen kom­me ich noch ein­mal durch Jer­sey City, wo ich kurz an der City Hall halte …

City Hall Jersey City 1

… so wie an der Ufer­pro­me­na­de, wo eben­falls dem 11. Sep­tem­ber gedacht wird.

Jersey City 1

Jersey City 3

Jersey City 4

Mit die­ser schö­nen Aus­sicht auf Man­hat­tan will ich die­se Rei­se beenden.

Jersey City 2

Gegen 18:30 Uhr fah­re ich zum Flug­ha­fen, wo ich mein Auto zurück zu Ala­mo brin­ge. Wenn ich geahnt hät­te, was da noch auf mich zukommt, hät­te ich es noch behal­ten, denn bezahlt war es eh bis mor­gen früh. So aber fah­re ich mit dem Shut­tle zum Ter­mi­nal und gebe noch mein Gepäck ab, bevor es durch die Sicher­heits­kon­trol­le geht. Ein­ge­checkt hat­te ich ja schon gestern online.

Zuerst läuft alles glatt. Kurz vor dem Boar­ding kommt dann die Ansa­ge, dass sich die­ses ver­zö­gern wird, da erst noch eine Toi­let­te repa­riert wer­den muss. Dann stie­gen wir ein. Plötz­lich spricht der Co-​Pilot und infor­miert uns, dass wir noch auf einen Pilo­ten war­ten müs­sen, da sich unse­rer krank­ge­mel­det hat.

So weit, so gut, das hat­te ich ja schon mal und in Washing­ton hat­ten sie damals inner­halb von zwei Stun­den einen neu­en Pilo­ten gefun­den. Tja, hier war das lei­der nicht der Fall, obwohl auch Newark ein UA Hub ist. Nach rund drei­ßig Minu­ten dür­fen wir wie­der aus­stei­gen und wei­te­re drei­ßig Minu­ten spä­ter wird der Flug gestri­chen. Dann beginnt ein Höl­len­trip, wie ich ihn noch nie erlebt habe.

Zuerst lässt man uns fast zwei Stun­den war­ten, bevor man ernst­haft damit beginnt, Leu­te umzu­bu­chen. Spä­ter erfah­re ich, dass ein Flug nach Rom über Neu­fund­land wegen tech­ni­scher Pro­ble­me umkeh­ren muss­te und die Leu­te hier nun auch fest­sit­zen. Sprich, fast 500 Leu­te wol­len neue Flüge.

Als ich end­lich an der Rei­he bin, ist es bereits 0:45 Uhr. Nach kur­zer Nach­fra­ge wer­de ich dann wenig­stens gleich auf den Nonstop-​Flug um 17 Uhr nach Ber­lin umge­bucht und muss jetzt nicht über Lon­don reisen.

Außer­dem soll es Hotel­vou­ch­er geben, doch kurz vor mir war klar, dass das Hotel, was wohl sonst genutzt wird, bereits voll ist. Als Alter­na­ti­ve steht nur ein Hotel in Edi­son zur Ver­fü­gung, was völ­lig bescheu­ert ist, denn es gibt rund um Newark mas­sig Hotels. Aber was soll ich machen, es heißt die­ses oder gar keins und mehr als 15 Stun­den will ich nicht am Flug­ha­fen bleiben.

Da der Shut­tle des Hotels nicht mir fährt, bekom­me ich auch einen Taxi­vou­ch­er. Am Taxi­stand bekom­me ich dann lei­der den Cab Dri­ver from Hell in Per­son zuge­teilt. Sowas habe ich noch nir­gends auf die­ser Welt erlebt. Dass die­ser Mann über­haupt ein Auto fah­ren darf, geschwei­ge denn ein Taxi, ist mir ein abso­lu­tes Rät­sel. Ich bin ja froh, dass ich noch am Leben bin und das ist nicht über­trie­ben. Die­ser Mann ist z.B. auf dem NJ Turn­pi­ke rück­wärts gefah­ren, weil er die fal­sche Aus­fahrt genom­men hat und dann ist er ein­mal eine Auto­bahn­auf­fahrt hin­un­ter­ge­fah­ren und uns kamen plötz­lich alle mög­li­chen Fahr­zeu­ge ent­ge­gen. Mal abge­se­hen davon, dass er kei­ne Ahnung hat­te, wo wir über­haupt hin­müs­sen oder in der Lage war, sein Navi rich­tig zu bedie­nen. Da kann­te ich mich ja bes­ser aus. Schließ­lich tra­fen wir beim Hotel Edi­son ein. Ich dach­te schon, toll, mit­ten in Man­hat­tan, da kann ich mor­gen früh wenig­stens noch was machen. Denk­ste, er hat mich zum fal­schen Hotel im fal­schen Staat gebracht. Ich soll im Edi­son Hotel in New Jer­sey über­nach­ten. Das kostet uns mehr als eine Stun­de mit­ten in der Nacht.

Dabei hat­te ich von Anfang an dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die Ange­stell­te bei United etwas von Edi­son in New Jer­sey erzähl­te. Aber nein, ich bin ja unwis­sen­de Tou­ri­stin und die Taxi­leu­te die Experten.

Gegen 3:30 Uhr kom­me ich dann end­lich am Hotel an und bin froh, die­sen Taxi­fah­rer los zu sein. Doch damit nicht genug. Der Vou­ch­er für das Hotel ist über $159, aber der Laden hier ist uralt und viel­leicht auf abge­wohn­tem Motel 6 Niveau. Mir ist das jetzt aber auch schon egal, ich bin inzwi­schen so k.o., dass ich ein­fach nur noch ein Bett will.

Das geht aller­dings auch nicht so schnell. Der Typ an der Rezep­ti­on tut erst­mal so, als ob ich ihm dank­bar sein müs­se, dass er sich um die­se Uhr­zeit über­haupt noch mit mir beschäf­tigt. Und als mir auf­fällt, dass ich mei­ne Not­fall­tü­te von United in dem gan­zen Tru­bel nicht mit­ge­nom­men habe, bedarf es fast einem Staats­akt, bevor der Herr sich bequemt mir eine Zahn­bür­ste und Zahn­pa­sta herauszurücken.

Edison Hotel 1

Edison Hotel 2

End­lich bin ich dann auf dem Zim­mer und stel­le nur noch schnell den Wecker, bevor ich erschöpft einschlafe.

Mei­len: 105
Wet­ter: son­nig und win­dig, 8–18 Grad
Hotel: Edi­son Hotel, über UA

weiter