Colonial Heritage

Tag 17: Sonn­tag, 20. April 2014
Fly me to the Moon  – Washing­ton Metro

„Bei der Erobe­rung des Welt­raums sind zwei zu lösen: die Schwer­kraft und der Papier­krieg. Mit der Schwer­kraft wären wir fer­tig gewor­den.” – Wer­ner von Braun

Heu­te Mor­gen scheint die Son­ne. Das muss doch genutzt wer­den, den­ke ich und sehe zu, dass ich mei­ne Sie­ben­sa­chen packe und in die Spur kom­me. Bei sol­chem Wet­ter will ich nicht drin­nen blei­ben. Da aber vie­le Orte, die für heu­te geplant habe, erst spä­ter öff­nen, ent­schlie­ße ich mich, zum Manas­sas Batt­le­field zu fah­ren. Natio­nal Park Sites machen ja immer früh auf und das Batt­le­field ist auch gleich um die Ecke vom Hotel.

Ein paar Aus­fahr­ten auf dem Free­way und das stadt­aus­wärts – auf der ande­ren Sei­ten ste­hen die Leu­te gera­de auf dem Weg zur Arbeit im Stau – errei­che ich ganz schnell das:

Collage Manassas Battlefield 1

Zuerst geht es, wie fast immer ins Visi­tor Cen­ter. Hier kommt der Stem­pel in mei­nen Natio­nal Park Pass und dann bin ich aber schon wie­der drau­ßen. Film anschau­en mag ich heu­te nicht – lie­ber selbst erkun­den. Nur die­se Tafel fällt mir beim Hin­aus­ge­hen noch auf.

Manassas Battlefield 1

In die­sem Jahr ist ja das vor­letz­te Jahr des 150 Jahr Geden­ken an den Civil War. Und da passt die­se Loca­ti­on aus­ge­zeich­net, denn hier, bei Manas­sas, war einer der gro­ßen Kriegs­schau­plät­ze. In Manas­sas erran­gen die Süd­staat­ler übri­gens einen ihrer größ­ten Sie­ge und waren auf dem Zenit ihrer Macht.

Auf einer Auto­r­und­tour kann man das Schlacht­feld erkun­den. Rund 15 Stopps laden zum Aus­stei­gen und klei­nen oder grö­ße­ren Wan­de­run­gen ein. Die erste star­tet für mich gleich hin­ter dem Visi­tor Cen­ter und führt zum Hen­ry Hou­se. Die alte Dame, die hier wohn­te, war das ein­zi­ge zivi­le Opfer der ersten Schlacht. Sie wei­ger­te sich, ihr Haus zu ver­las­sen und wur­de töd­lich von einem Geschoss getroffen.

Manassas Battlefield 3

Ein paar Mei­len vom Visi­tor Cen­ter ent­fernt, steht die Braw­ner Farm. Hier auf dem Gelän­de gab es eini­ge die­ser Far­men. Die Eigen­tü­mer ver­lie­ßen sie Hals über Kopf, als das Schlacht­feld immer näher rück­te. Das Haus wur­de vor kur­zem restau­riert und beher­bergt heu­te ein klei­nes Muse­um sowie eine Ran­ger Station.

Manassas Battlefield 5

Auch am Dogan Hou­se hal­te ich kurz. Hier befand sich ein­mal das Ört­chen Grov­ton. Das Haus ist der ein­zi­ge Über­le­ben­de des Ortes.

Manassas Battlefield 6

Eines der wich­tig­sten histo­ri­schen Gebäu­de des Parks ist das Stone Hou­se. Wäh­rend bei­den Schlach­ten hier in Manas­sas dien­te es als Hos­pi­tal, doch eigent­lich war es ein Lokal.

Manassas Battlefield 10

Und als sol­ches ist es auch heu­te wie­der eingerichtet.

Collage Manassas Battlefield 2

Den letz­ten Stopp mache ich an der Stone Bridge. Sie wur­de 1825 erbaut und im Krieg zer­stört. Erst 1884 wur­de sie wie­der auf­ge­baut. Heu­te ver­läuft der Ver­kehr über eine zwei­te Brücke und nur noch Fuß­gän­ger kön­nen die Stone Bridge benutzen.

Collage Manassas Battlefield - Old Stone Bridge

Hier­her gekom­men bin ich aber nicht nur wegen der Brücke, son­dern weil mir eini­ge Besu­cher unter­wegs erzählt haben, dass das Gebiet momen­tan von Blue­bon­nets (das ist eine Lupi­nen­art) über­sät ist. Und wie Recht sie haben. Wohin ich auch schaue, über­all blüht es blau. So ein Blü­ten­meer an Blue­bon­nets habe ich noch nie gese­hen. Es macht rie­si­gen Spaß hier herumzulaufen.

Collage Bluebonnets

Längst nicht alles habe ich vom Park gese­hen, doch ich ent­schei­de mich wei­ter­zu­fah­ren. Jeden Schüt­zen­gra­ben muss ich nun auch nicht anse­hen. Und so fah­re ich wei­ter zu den Gre­at Falls of the Potomac.

Auch hier ist heu­te der Ein­tritt frei, denn es ist Natio­nal Park Week. Lei­der ist es auch dem­entspre­chend voll. Einen Park­platz zu fin­den, wird zum Glücks­spiel. End­lich fin­de ich eine Lücke und lau­fe zum ersten View­point. Es ist gar nicht so ein­fach mal nach vorn zu kom­men für ein Foto.

Great Falls 1

Auch auf den Rasen­flä­chen sit­zen über­all Leu­te beim BBQ. Eine Ran­ge­rin erklärt mir, dass der Park für die Groß­städ­ter am Wochen­en­de ein belieb­ter Rück­zugs­ort ist. Und da es heu­te kosten­los ist, sind noch mehr Men­schen hier.

Dann beginnt auch noch ein Hub­schrau­ber über uns zu krei­sen. Auch die Ran­ger sind irri­tiert. Gab es doch gar kei­nen Not­ruf. Die sind übri­gens gar nicht so sel­ten, denn im Poto­mac ertrin­ken hier jedes Jahr meh­re­re Men­schen, weil sie das Bade­ver­bot miss­ach­ten und die Strö­mung unterschätzen.

Collage Great Falls

Bis zum näch­sten View­point gehe ich noch, doch dann wird es mir zu bunt.

Great Falls 2

Ich gehe zurück zum Auto und ver­las­se den Park. Jetzt ste­hen die Autos auf über eine Mei­le im Stau, um in den Park zu kom­men. Nein, dan­ke, da fah­re ich lie­ber woan­ders hin.

Durch sanf­te Hügel und schö­ne Vor­or­te fah­re ich nach Lees­burg. Hier hat­te ich vor Jah­ren schon ein­mal einen Anlauf genom­men, das Her­ren­haus Mor­ven Park zu besu­chen. Damals war aber zu, heu­te bin ich bes­ser vorbereitet.

Mor­ven Park war das Heim von West­mo­r­eland Davis, der von 1918 bis 1922 Gou­ver­neur von Vir­gi­nia war.

Morven Park 3

Die Tour durch das Her­ren­haus ist fan­ta­stisch und super inter­es­sant. Ich wür­de sogar so weit gehen und behaup­ten, dass eine der besten Haus­tou­ren war, die ich je gemacht habe. Nur Fotos darf ich lei­der mal wie­der nicht machen.

Collage Morven Park

Nur unweit ent­fernt von Mor­ven Park steht ein wei­te­res Her­ren­haus, Oat­lands Plan­ta­ti­on. Da ich das Haus vor ein paar Jah­ren besich­tigt habe, ent­schei­de ich mich, nur ein Gar­den­ticket zu kau­fen. Damals war das Wet­ter näm­lich nicht so schön, sodass ich kei­ne Außen­auf­nah­men habe. Das wird heu­te nachgeholt.

Oatlands 2

Das Her­ren­haus wur­de 1803 erbaut und ist seit 1964 für Besu­cher geöff­net. Von den Stu­fen der Veran­da habe ich einen schö­nen Blick in die Fer­ne. Unglaub­lich, dass man hier nur weni­ge Mei­len vom Groß­raum Washing­ton ent­fernt ist.

Collage Oatlands 2

Oatlands 1

Im Gar­ten der Oat­lands Plan­ta­ti­on steht auch das älte­ste Gewächs­haus der Süd­staa­ten. Seit 1810 wach­sen hier tro­pi­sche Pflanzen.

Collage Oatlands 1

Und dann erfül­le ich mir noch einen gro­ßen Wunsch. Schon seit Jah­ren will ich das Ste­ven F. Udvar-​Hazy Cen­ter besu­chen, eine Außen­stel­le des berühm­ten Washing­to­ner Air & Space Muse­um, nahe dem Flug­ha­fen Dul­les. Seit es das Cen­ter gibt will ich schon hier­her, doch irgend­wie hat es nie geklappt. Und da es nach 16 Uhr ist, spa­re ich mir auch die $15 Park­ge­bühr. Der Ein­tritt ist ja sowie­so frei, da das Muse­um zum Smit­h­so­ni­an gehört.

Air&Space 22

Rie­sig ist der Han­gar, den ich betre­te. Und bis unter die Decke voll­ge­stopft mit Flug­ge­rä­ten aller Art. Wow, ich bin abso­lut begeistert.

Air&Space 2

Zuerst will ich aber den neue­sten Anbau des Muse­ums besu­chen und der ist nach die­sem Herrn benannt:

Air&Space 20

Und dann steht sie vor mir, die Dis­co­very. Ich habe ja schon ein paar Shut­tles auf den Abschuss­ram­pen in Cape Cana­ve­ral gese­hen, doch so dicht war ich noch nie an einem. Nur am Modell, das damals im Ken­ne­dy Space Cen­ter stand. Ein­fach Wahn­sinn, wenn man bedenkt, dass die­ses doch rela­tiv klei­ne Flug­ge­rät mehr­mals im Welt­raum war und hun­der­te Male die Erde umkreiste.

Air&Space 21

Ich bin begei­stert und bekom­me eine Gän­se­haut. Und das Beste, es ist gäh­nend leer hier, denn so spät am Nach­mit­tag sind die mei­sten Leu­te hier schon wie­der weg. Das genie­ße ich jetzt so rich­tig und schaue mir alles ganz genau an.

Collage Space Shuttle Discovery 2

Collage Space Shuttle Discovery 1

Nur schwer kann ich mich los­rei­ßen, doch nach fast 45 Minu­ten gehe ich, denn in will auch noch ein wenig vom Rest des Muse­ums sehen und das macht um 17:30 Uhr zu. Die Drei­vier­tel­stun­de reicht zwar nicht, um jeden Win­kel zu besich­ti­gen, doch einen guten Über­blick bekom­me ich schon.

Air&Space 17

Zu den Aus­stel­lungs­stücken gehö­ren auch alte Boe­ing Maschi­nen sowie eine Concorde.

Collage Air & Space 2

Eben­so vie­le mili­tä­ri­sche Flug­zeu­ge, unter ande­rem aus Deutsch­land. Die Maschi­nen aus dem Zwei­ten Welt­krieg ste­hen hier in Ori­gi­nal­be­ma­lung und wer­den detail­ge­nau erklärt.

Collage Air & Space 1

Auch ame­ri­ka­ni­sche Mili­tär­ma­schi­nen gibt es zu sehen.

Air&Space 3

Collage Air & Space 4

Und dann ent­decke ich die­se Tan­te Ju, die doch tat­säch­lich von der Luft­han­sa stammt. Damit hat­te ich nun wirk­lich nicht gerechnet.

Air&Space 18

Collage Air & Space 3

Hoch­zu­frie­den ver­las­se ich das Muse­um um kurz nach halb sechs als einer der letz­ten Besu­cher. Da die Son­ne immer noch von einem strah­lend blau­en Him­mel scheint, beschlie­ße ich kur­zer­hand nach Washing­ton zu fah­ren. Sol­ches ein Wet­ter muss man doch ausnutzen.

An der Natio­nal Mall fin­de ich auch gleich einen kosten­lo­sen Park­platz. Nach ein paar Besu­chen habe ich den Dreh raus, wie man in DC mit dem Auto gut herumkommt.

Zuerst lau­fe ich am Wei­ßen Haus vor­bei. Näher kom­me ich heu­te nicht, denn am Oster­mon­tag hier der berühm­te White Hou­se Egg Roll mit dem Prä­si­den­ten und der First Lady statt­fin­det. Ach ja, heu­te ist übri­gens Oster­sonn­tag, doch davon merkt man hier nicht so viel. Der Fei­er­tag spielt kei­ne so gro­ße Rol­le in den USA.

White House Easter

Als Näch­stes lau­fe ich zum Washing­ton Monu­ment, das erst seit Kur­zem wie­der ohne Gerüst zu sehen ist. Das hat­te ich ja schon zwei Mal. Zum ersten Mal, als es restau­riert wie­der und dann nach dem Erd­be­ben 2011. Nun erstrahlt es im neu­en Glanz und soll auch in ein paar Wochen wie­der­eröff­net werden.

Washington Monument 1

Wei­ter geht’s quer über die Natio­nal Mall zum World War II Memo­ri­al, das an bei­de Kriegs­schau­plät­ze rund um den Atlan­tik und den Pazi­fik erinnert.

WWII Memorial 1

Das Denk­mal ist eines der neue­ren Memo­ri­al an der Natio­nal Mall. Es wur­de erst 2004 ein­ge­weiht. Bei mei­nen ersten drei Besu­chen in DC gab es das Denk­mal noch nicht.

WWII Memorial 2

Auf mei­nem wei­te­ren Weg kom­me ich am DC War Memo­ri­al vor­bei, das zur Erin­ne­rung an die 26.000 Sol­da­ten aus Washing­ton errich­tet wur­de, die im Ersten Welt­krieg dienten.

The Mall

Ein wei­ter Kriegs­schau­platz des 20. Jahr­hun­dert war Korea. Auch in an Erin­ne­rung an die­sen Krieg gibt es ein Denk­mal. Im Jahr 1995 wur­de es eröff­net und zeigt 19 Sol­da­ten in vol­ler Kampfmontur.

Collage Korean War Memorial 1

Heu­te am Oster­sonn­tag wur­den hier Krän­ze zur Erin­ne­rung an die Toten niedergelegt.

Collage Korean War Memorial 2

Nur unweit ent­fernt befin­det sich das Viet­man Vete­rans Memo­ri­al. Im Jahr 1982 eröff­net besteht es haupt­säch­lich aus einer Wand, in die die mehr als 58.000 Namen der Gefal­le­nen ein­gra­viert sind. Jedes Mal, wenn ich hier bin, sehe ich Men­schen, die unter Trä­nen vor einem Namen ste­hen oder knien und Blu­men nie­der­le­gen. Es ist für mich eines der ergrei­fend­sten Denk­mä­ler, weil es die Gräu­el des Krie­ges so rich­tig vor Augen führt und das nur anhand der Namen der Toten.

Collage Vietnam Memorial

Schließ­lich kom­me ich am Ende des Reflec­ting Pool an. Lang­sam ist alles in ein fan­ta­sti­sches Licht getaucht.

Reflection Pool

Ich erklim­me aber erst­mal die Stu­fen des Lin­coln Memo­ri­al. Zwi­schen 1915 und 1922 wur­de es zu Ehren von Prä­si­dent Lin­coln erbaut. Die 36 dori­schen Säu­len reprä­sen­tie­ren die 36 Staa­ten, die wäh­rend der Prä­si­dent­schaft Lin­colns zu den USA gehör­ten. Die Namen aller 48 Staa­ten, die zur Bau­zeit zu den USA gehör­ten, sind rund um das Dach eingemeißelt.

Lincoln Memorial 3

Im Inne­ren befin­det sich eine 5,80 Meter hohe Sta­tue von Abra­ham Lincoln.

Lincoln Memorial 1

Auf den Stu­fen des Monu­ments befin­det sich schließ­lich die­se Plat­te, die an den Bei­tritt von Alas­ka und Hawaii zu den USA im Jahr 1959 erinnert.

Lincoln Memorial 2

Lang­sam wer­den mir aber doch die Füße lahm und ich lau­fe zurück zum Auto. Unter­wegs sto­ße ich noch auf das recht unschein­ba­re Decla­ra­ti­on of Inde­pen­dence Monu­ment. Es erin­nert an die 56 Unter­zeich­ner der Unab­hän­gig­keits­er­klä­rung. Vie­le von ihnen sind auch mir nicht unbekannt.

Collage Declaration of Independence Memorial

Dann gehe ich aber wirk­lich zum Auto zurück. Als ich los­fah­re, sehe ich, dass alles in ein wun­der­schö­nes Licht getaucht ist. Auch das Kapi­tol. Auf einer der Stra­ßen, die die Natio­nal Mall kreu­zen, kann ich gut hal­ten und so ein paar schö­ne Fotos machen. Erst vom Kapi­tol im Abendlicht …

US Capitol

… und dann vom Son­nen­un­ter­gang über der Natio­nal Mall.

Sunset 1

Sunset 2

Dann fah­re ich aber nach Fair­fax, wo ich heu­te für unglaub­li­che $59 das Mar­riott gebucht habe – ein sehr schö­nes Hotel, wo ich mich auf Anhieb wohlfühle.

Collage Fairfax Marriott at Fair Oaks

Gleich neben­an steht die Fair Oaks Mall, wo es eine Cheese­ca­ke Fac­to­ry gibt. Da gehe ich gleich zum Abend­essen hin und ver­spei­se eine fan­ta­sti­sche Pasta.

Collage Cheesecake Factory

Die war übri­gens so gut und reich­hal­tig, dass für Cheese­ca­ke kein Platz mehr war.

Mei­len: 188
Wet­ter: hei­ter, 8–19 Grad
Hotel: Fair­fax Mar­riott at Fair Oaks, $59.36

weiter