Tag 16: Samstag, 19. April 2014
Carry me back to Old Virginia – von Richmond nach Fairfax
„Mit dem, was du tun kannst, bemühe nie andere.” – Thomas Jefferson
Endlich ist es wieder etwas wärmer. Na das wird ja auch Zeit. Für Ende April ist es hier eindeutig zu kalt. Doch heute früh klettert das Thermometer schon fast höher als gestern den ganzen Tag. Dafür nieselt es. So fahre ich die 10 Meilen Richtung Downtown Richmond. Unterwegs hört der Regen zum Glück auf, doch bedeckt ist es immer noch, als ich am Kapitol ankomme.
Rein geht es aber nicht mehr durch den alten Haupteingang, sondern hier.
Zwischen 2004 und 2007 war das ganze Gelände eine riesige Baustelle, denn man erweiterte und renovierte das Gebäude. Und wie das aussah, zeigt dieses Foto.
Das Kapitol ist der Regierungssitz des Commonwealth of Virginia. Es ist die älteste Regierung der westlichen Hemisphäre und wurde bereits 1619 als House of Burgesses gegründet.
Im Kapitol zu sehen ist auch der historische Versammlungsraum. In seiner Mitte steht die Statue von einem der großen Söhne des Staates, General Robert E. Lee.
Auch zu sehen sind Statuen von Präsident Jefferson Davis und seinem Vizepräsidenten Alexander Stephens, sowie …
… anderen berühmten Virginians, wie Sam Houston (ja, der texanische Held, nachdem Houston benannt ist) oder auch Meriwether Lewis von der berühmten Lewis & Clark Expedition.
Und dann habe ich noch diese alten Zeitungen entdeckt. Das war mir auch neu, dass es deutschsprachige Blätter in Virginia gab.
Zu guter Letzt gibt es natürlich auch Statuen von George Washington, dessen Haus Mount Vernon ja auch in Virginia steht und Thomas Jefferson, der nicht nur in Virginia zu Hause war, sondern sogar an den Plänen für das Kapitol mitarbeitete.
Neben dem Kapitol gibt es noch ein weiteres Regierungsgebäude, das ich mir auf dieser Tour aber nur von außen ansehen, das White House of the Confederacy. Hier wohnte und arbeitete der Präsident der Konföderierten Staaten Amerikas, Jefferson Davis, während seiner Regierungszeit.
Der wohl größte und auch schönste Friedhof in Richmond ist der Hollywood Cemetery, dem ich heute auch einen Besuch abstatte. Natürlich ganz wie in Amerika üblich, mit dem Auto. Es gibt sogar eine Rundfahrt zu den schönsten und wichtigsten Gräbern. Unter ihnen das Grab von Jefferson Davis und seiner Familie.
Neben Jefferson Davis haben auch zwei US-Präsidenten auf dem Hollywood Cemetery ihre letzte Ruhe gefunden. Am Presidents Circle finde ich die Gräber von James Monroe und John Tyler.
Vom Friedhof habe ich auch einen guten Blick auf die Stromschnellen des James River …
… sowie auf Downtown Richmond, das mein nächstes Ziel ist.
Eine der berühmtesten Straßen der Stadt ist die Monument Avenue. Entlang dieser breiten Achse finden sich immer wieder Statuen berühmter Südstaatler. Die bekanntesten sind auch hier Jefferson Davis und Stonewall Jackson. Die Straße ist aber auch gesäumt von wunderschönen Häusern.
Westlich von Downtown gibt es ein weiteres schönes Wohnviertel, in dem viele Villen zu finden sind.
Eine von ihnen ist Agecroft Hall, das heute ein Museum ist. Dieses Haus ist eines jener Häuser in Amerika, die mich auf ganz besondere Art faszinieren, denn auch Agecroft hatte zwei Leben. Zuerst stand es in Pendlebury, Lancashire in ähnlicher Lage, mit Blick auf den Fluss Irwell. Es wurde zu Ende des 15. Jahrhunderts erbaut und von den Familien Langley und Dauntesey bewohnt.
Im Jahr 1925 wurde es im Rahmen einer Auktion an Thomas C. Williams, Jr. aus Richmond verkauft. Er ließ das Haus zerlegen und hier wieder aufbauen.
Heute ist ein Großteil des Hauses übrigens kein typisches Hausmuseum. Nur zwei Räume sind so eingerichtet, wie es hier zu Lebzeiten von Thomas Williams aussah. Der Rest zeigt typische Räume aus der Tudorzeit mit originalen Einrichtungsgegenständen.
Gleich nebenan steht Virginia House, das auch aus England stammt. Im Jahr 2001 konnte ich es noch besichtigen. Heute ist das leider nicht mehr regelmäßig möglich, sondern nur noch nach Voranmeldung und mit einer Gruppe.
So mache ich mich auf zu einem weiteren Herrenhaus, Wilton. Direkt am James River gelegen, hatte ich schon 2009 einen Anlauf gemacht, das Anwesen zu besuchen. Im Gegensatz zu damals klappt das aber heute und ich werde von Dave empfangen, der heute die Führung macht. Und man glaubt es kaum, hier darf ich auch problemlos Fotos im Inneren machen.
Wilton war eigentlich das Herrenhaus einer Tabakplantage am James River außerhalb von Richmond. Als es jedoch abgerissen werden sollte, retteten es die Colonial Dames of America buchstäblich im letzten Augenblick. Sie kauften das Haus und ließen es Stein für Stein an diesen Ort bringen. Hier wurde es wieder aufgebaut und eingerichtet.
Damals, im Jahr 1934, zahlten die Damen übrigens einige tausend Dollar für das schöne Grundstück am Fluss. Heute werden die Häuser nebenan für vier bis fünf Millionen Dollar angeboten.
Dann verlasse ich schweren Herzens Richmond. Irgendwie mag ich die Stadt und komme immer wieder gerne her. Auf meinem Weg nach Washington halte ich noch am:
Das eigentliche Haus, in dem Washington am 22. Februar 1732 zur Welt kam, steht heute nicht mehr. Nur die Fundamente gibt es noch. Doch auf der Familienfarm wurde ein Nachbau errichtet, der einen Einblick in diese Zeit bietet.
Seit 1930 ist dieser Ort ein National Monument und zeigt heute, wie Präsident Washington einen Teil seiner Kindheit verbrachte und woher seine Familie stammte.
Viele Familienmitglieder sind auch auf dem Friedhof neben der Farm beerdigt.
Und noch ein Stück weiter die Straße hinunter stehe ich dann am Ufer des Potomac. Der ist hier ganz schön breit und sieht fast schon ein bisschen wie der Mississippi aus.
Da es sich immer mehr zuzieht und auch die Zeit schon recht fortgeschritten ist, fahre ich auf dem Interstate 95 weiter gen Norden. Einen kurzen Fotostopp lege ich noch in Fredericksburg an der Kenmore Plantation ein.
Mit Einbruch der Dunkelheit komme ich schließlich in Fairfax an. Dort empfängt mich ein schöner Sonnenuntergang. Anhalten ist hier jedoch schwierig, sodass es nur ein Bild aus dem Auto gibt.
Mein Hotel ist das Courtyard, dass am heutigen Freitag eine schöne und trotzdem günstige Übernachtung bietet.
Überhaupt habe ich festgestellt, dass die Hotelpreise freitags und samstags in einigen Orten rund um Washington extrem fallen, sodass man das, wenn möglich, wirklich bei der Reiseplanung beachten sollte.
Meilen: 223
Wetter: bewölkt, 9–19 Grad
Hotel: Courtyard by Marriott, $66.08