Tag 11: Montag, 14. April 2014
Bridge over troubled waters – von King of Prussia nach Lancaster
„Persönlichkeiten werden nicht durch schöne Reden geformt, sondern durch Arbeit und eigene Leistung.” – Albert Einstein
Ich bin ja ein großer Fan von den Covered Bridges und habe auch schon viele von ihnen überall in den USA besucht. Erst im letzten Herbst war ich in Madison County, Iowa unterwegs. Bei dieser Recherche bin ich auch darauf gestoßen, dass die meisten noch erhaltenen Brücken nicht etwa in New England, sondern in Pennsylvania zu finden sind. Besonders zwei Countys haben eine hohe Dichte an Covered Bridges, Lancaster County und Bucks County.
Von King of Prussia fahre ich bei angenehmem Wetter in Richtung Bucks County. Etwa 1 Stunde dauert die Fahrt und führt mich zuerst nach durch die weit verstreuten Vororte von Philadelphia. Recht bald komme ich aber durch schöne Landschaft, die sich rechts und links des Delaware Rivers erstreckt …
… und erreiche die Green Sergants Bridge. Die Brücke spannt sich über den Wickecheoke Creek und liegt als einzige nicht in Bucks County, sondern gleich hinter der Staatsgrenze in New Jersey. Die Brücke wurde 1872 erbaut, aber 1960 stark beschädigt und durch eine neue Brücke ersetzt. Der Bevölkerung jedoch gefiel das nicht und durch Proteste schaffte man es, einen Wiederaufbau zu ermöglichen.
Schon nach kurzer Fahrt komme ich zurück nach Pennsylvania und Bucks County. Eine Weile folge ich dem Delaware River und komme dabei durch kleine, gemütliche Städtchen.
Nach einem kurzen Fotostopp gehe ich aber weiter auf Brückenjagd. Einige der Brücken, die ich mir aufgeschrieben habe, finde ich leider trotz GPS Koordinaten nicht, doch bei der Cabin Run Bridge bin ich dann wieder erfolgreich. Die Brücke wurde 1871 gebaut, ist 25 Meter lang und 4,6 Meter breit.
Die Erwinna Covered Bridge hat dann wieder versucht sich vor mir zu verstecken, doch im Gegensatz zu einigen anderen ist es ihr nicht gelungen. Nach kurzer Suche finde ich dieses schöne Exemplar über das ich, wie übrigens über die meisten Brücken, auch mit dem Auto fahre.
Das ist eine der schönsten Entdeckungen für mich hier in Pennsylvania, dass fast alle Brücken über reguläre Straßen führen und auch heute noch tagtäglich in Betrieb sind. So auch die Uhlerstown Bridge, die am Anfang einer kleinen Einbahnstraße liegt.
Mein nächstes Ziel ist die Knecht’s Covered Bridge, die 1873 erbaut wurde. Langsam habe ich den Dreh raus, wie man die Brücken hier aufspürt und bin auf Anhieb erfolgreich.
Eine etwas längere Brücke ist die Sheard’s Covered Bridge aus dem Jahr 1873. Ganze 40 Meter lang ist sie und überspannt den Tohickon Creek.
Die South Perkasie Covered Bridge ist die einzige Brücke dieser Reise, die ich nur zu Fuß überqueren konnte, denn sie steht heute in einem Park. Im Jahr 1832 erbaut, konnte man auf ihr einst den Pleasant Spring Creek überwinden. Sie ist die älteste überdachte Brücke in Bucks County.
Doch 1959 wurde die Brücke an ihren jetzigen Standort versetzt, um für eine moderne Überquerung Platz zu schaffen. Eine Tafel mit Bildern erzählt diese Geschichte.
Die originale Mood’s Covered Bridge wurde 1874 errichtet. Im Jahr 2004 wurde sie jedoch durch einen Truck stark beschädigt und kurze Zeit später durch Brandstiftung komplett zerstört. Die Menschen der Gegend wollten jedoch nicht auf ihre Brücke verzichten und setzten sich dafür ein, dass diese authentische Replik erbaut wurde.
Die Pine Valley Covered Bridge ist dagegen wieder ein Original. Im Jahr 1842 von David Sutton für $5553.55 erbaut, kann man auf ihr auch heute noch den Pine Run Creek überqueren.
Meine kleine Rundfahrt durch Bucks County endet schließlich in Doylestown, wo Fonthill Castle, das Haus von Henry Chapman Mercer steht. Leider ist es hier komplett wolkenverhangen und es weht ein kühler Wind. Auch die nächste Tour soll erst in über einer Stunde starten. Deshalb entschließe ich mich schon nach ein paar Fotos weiterzufahren.
Kurz halte ich noch am Mercer Museum, das die Sammlung des exzentrischen Herrn beherbergt, aber ich entschließe mich schweren Herzens den Besuch auf ein anderes Mal zu verschieben.
Ich fahre also ungefähr eine Stunde zurück in Richtung King of Prussia. Umso näher ich der Gegend um King of Prussia und Valley Forge wieder komme, desto mehr verziehen sich die Wolken. Allerdings weht ein recht kräftiger Wind. Mir solls Recht sein, denn zu fotografieren ist es jetzt allemal schöner.
Der Valley Forge National Historic Park markiert die Stelle, wo die kontinentale Armee unter George Washington im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg von Dezember 1777 bis Juni 1778 ihr Lager aufschlug. Auch einige Schlachten fanden hier statt. Heute kann man den 1400 Hektar großen Park am besten auf einer Autotour erkunden. Diese beginnt am Visitor Center und führt zu verschiedenen Haltepunkten, an denen kleine Trails dazu einladen, die Beine zu vertreten.
Mein erster Stopp ist der National Memorial Arch. Der Bogen wurde 1917 fertiggestellt und soll an die Soldaten des Unabhängigkeitskrieges erinnern.
Eine fast unwirkliche Stille hängt über der Landschaft, als ich weiterfahre. Wenn man so in die Weite schaut, kann man fast die Truppen und das Kanonenfeuer erahnen. Der kalte Wind tut sein übriges, um mir eine Gänsehaut zu verpassen.
Unterwegs stehen einige Statuen der Kriegshelden.
Dann erreiche ich eines der Camps. In Hütten wie dieser lebten die Offiziere. Einfache Soldaten hatten oft nur Zelte, um sich vor den Launen der Natur zu schützen.
Aber auch hier drin ist es im harten Winter Pennsylvania bestimmt nicht gerade angenehm gewesen.
Am kleinen Bahnhof der Gegend, der heute auch zum Park gehört, stelle ich dann mein Auto ab. Im Gebäude gibt es ein kleines Museum …
… doch die eigentliche Attraktion hier ist die Unterkunft dieses Herrn.
In diesem Haus war das Hauptquartier der Armee untergebracht und General George Washington schlief mit einigen seiner engsten Vertrauten auch unter diesem Dach.
Heute ist das Haus wieder originalgetreu eingerichtet und gibt einen lebhaften Eindruck über die Lebensumstände während des Krieges.
Das Treppengeländer des Hauses ist übrigens ein Original und schon George Washington hielt sich hier beim Hochsteigen fest.
Rund um das Hauptquartier sind noch einige andere historische Gebäude erhalten, die aber nicht von innen zu besichtigen sind.
Nach diesem längeren Stopp geht die Fahrt weiter durch die Schlachtfelder des Krieges. Es ist schon etwas seltsam für unser heutiges Verständnis, wie man damals gekämpft hat.
Einen weiteren Stopp lege ich an der Statue von Major General Friedrich Wilhelm Baron von Steuben ein. Der preußische General kämpfte hier an der Seite von George Washington. Er baute hier die komplett unorganisierte amerikanische Armee um und gilt als Architekt der amerikanischen Unabhängigkeit auf militärischer Seite. Heute wird er z.B. immer noch durch die jährliche Steuben Parade in New York verehrt.
Und dann entdecke ich noch diese Covered Bridge im Park. Die Knox Covered Bridge wurde ursprünglich 1851 erbaut, doch wenig später von einer Flut davongetragen. Im Jahr 1865 wurde schließlich die heutige Brücke errichtet.
Meinen letzten Stopp im Park lege ich an der Washington Memorial Chapel ein. Die Kirche ist zwar der Erinnerung an George Washington gewidmet, aber auch heute noch eine aktive Gemeinde.
Auf dem angrenzenden Friedhof entdecke ich dann noch dieses eigenwillige Grab.
Nun fahre ich aber schnurstracks auf die US 30 und in Richtung Lancaster. Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich mich in Valley Forge so lange aufhalte, aber letztendlich war ich fast drei Stunden im Park und habe mir in dieser Zeit noch nicht einmal den Film im Visitor Center angesehen.
Kurz vor Lancaster besuche ich dann noch die Mercer’s Mill Covered Bridge. Im Jahr 1880 wurde die 26,5 Meter lange Brücke von B.J. Carter erbaut und liegt schon mitten im Amish Country.
Immer tiefer dringe ich jetzt ins Amish Country ein, doch Amish, die sehe ich nicht. Da trifft man ja am Grand Canyon auf mehr. Nur ihre Farmen entdecke ich nach einiger Zeit. Wenn man erst einmal weiß, nach welchen Merkmalen man Ausschau halten muss, kann man schnell feststellen, welche Farmen Amishen gehören.
Und dann sehe ich einen Herrn auf seinem Feld. Mit seinem Zweigespann ist er auf dem Feld unterwegs, wie mein Großvater auf historischen Fotos. Es ist total surreal. Ich sitze in einem modernen Auto und dieser Mann bewirtschaftet sein Feld wie vor 100 Jahren. Als ich vorbeifahre, winkt er mit kurz zu, bevor er seine Arbeit fortsetzt.
Gegen 19 Uhr erreiche ich schließlich mein Hotel für die heutige Nacht, das Best Western Revere Inn & Suites.
Ich habe mich aufgrund des günstigeren Preises für eines der älteren Zimmer im Nebengebäude entschieden, bin aber auf Anhieb sehr zufrieden. Besonders das Parken direkt vor der Tür gefällt mir gut und soll sich morgen früh noch als extrem nützlich erweisen.
Zum Abendessen gibt es heute ein Menü von Chick-fil‑A, bevor ich beschließe, noch ein wenig durch Lancaster zu fahren. Morgen soll das Wetter ja nicht so gut sein und ich will wenigstens noch die Murals sehen, die auf der Website der Stadt so angepriesen werden. Leider ist das ein totaler Reinfall, denn das einzig wirklich schone Mural ist dieses hier.
Ansonsten ist diese Stadt in weiten Teilen eher heruntergekommen. In einigen Gegenden würde ich im Traum nicht aussteigen wollen. So fahre ich recht schnell wieder in Richtung Hotel. Unterwegs mache ich noch einen kleinen Stopp an der Outlet Mall, gehe aber mit leeren Händen. Irgendwie finde ich nichts Richtiges und verliere auch ziemlich schnell die Lust. Da verbringe ich lieber noch etwas Zeit mit dem abendlichen Fotos sichern.
Meilen: 268
Wetter: Sonne und Wolken Mix, 18–27 Grad
Hotel: Best Western Plus Revere Inn & Suites, $89.90