Tag 7: Montag, 07. September 2020
Das Erbe der Sisi – Kitzbühel (Ausflug nach Innsbruck)
„Du kommst nirgends an, wenn du nur an sonnigen Tagen gehst.” – Sprichwort aus den USA
Es regnet, nein es schüttet als ich heute aufwache. Was für ein grausiges Wetter. Da schämen sich selbst die Berge und verstecken sich hinten tief hängenden Wolken. Keinen Hund mag man da vor die Tür jagen und so lasse ich es heute langsam angehen und mache mich erst gegen halb neun auf zum Frühstück.
Das wird im Hotelrestaurant serviert, das abends nur für Gäste mit Halbpension geöffnet ist. Für mich ist das Frühstück durch den Hilton Diamond Status inkludiert.
In einem Nebenraum ist ein wirklich sehr gutes Buffet mit reichhaltiger Auswahl aufgebaut. Daneben werden auch Speisen auf Wunsch zubereitet. Alles ist sehr lecker und frisch.
Noch gestern Abend habe ich beschlossen, irgendwo hinzufahren, wo es zumindest nicht regnet, denn für Kitzbühel ist heute den ganzen Tag üppiges Nass von oben vorhergesagt worden. Darauf habe ich nun gar keine Lust, denn die meisten Orte, die ich besuchen wollen würde, sind draußen und da sieht man dann auch einfach nichts.
Da wir ja vor ein paar Tagen in Innsbruck keine Innenbesichtigungen gemacht haben, komme ich auf die Idee, noch einmal nach Innsbruck zu fahren. So weit ist das ja nicht, wenn man die direkte Strecke über die Inntalautobahn wählt und dort soll es zumindest nicht regnen. Gesagt, getan, ich packe ein paar Sachen und schon geht die Fahrt los. Zunächst über Landstraßen und es bestätigt sich, dass von den Bergen einfach nichts zu sehen ist. Ich könnte genauso gut durch das norddeutsche Tiefland fahren, wenn ich es nicht besser wüsste.
Nach einer guten Stunde Fahrt bin ich so ziemlich schnell wieder in Innsbruck. Wie schön war doch die Fahrt vor zwei Tagen durch die Berge. Heute aber war die Autobahn absolut passend. In Innsbruck regnet es dann tatsächlich nicht, aber es ist bedeckt. Ich stelle mein Auto in eine Tiefgarage und gehe zu Fuß weiter. Was für ein Kontrast das doch ist. Während die Häuser am Freitag in der Sonne geradezu geleuchtet haben, ist heute alles ziemlich düster.
Mein Ziel ist abermals die Innsbrucker Hofburg, die ich unbedingt noch von innen sehen möchte. Gerade in Wien und Umgebung habe ich viele Habsburger Schlösser besucht und so möchte ich auch dieses Bauwerk näher anschauen, wenn ich schon mal hier bin.
Schon lange gab es an diesem Ort eine Burganlage, doch die Hofburg, wie sie heute zu sehen ist, geht auf Kaiserin Maria Theresia zurück, die von 1740 bis 1780 regierte und den Umbau im Stil des Wiener Rokoko in Auftrag gab. Die Kaiserin selbst war jedoch nur zweimal in Innsbruck, 1739 und 1765 zur Hochzeit ihres Sohnes Leopold II., an die auch die Triumphpforte erinnert. Einige der Prunkräume kann ich auf einem Rundgang anschauen, doch leider ist das Fotografieren im Schloss strengstens untersagt, sodass ich keine Bilder zeigen kann. Empfehlen kann ich den Besuch aber auf jeden Fall.
Gleich neben der Hofburg befindet sich die Hofkirche. Sie wurde 1553 bis 1563 hauptsächlich aus einem Grund erbaut, um einen Ort für das Grabmal von Kaiser Maximilian I. zu schaffen. Die Kirche ist nur gegen Eintritt zu besuchen, den man im angeschlossen Tiroler Volkskunstmuseum entrichtet, das sich in einem ehemaligen Franziskanerkloster befindet. Es besteht die Möglichkeit zwischen Einzel- und Kombitickets zu wählen. Im Eintritt der Kirche ist eine Multimediashow über Kaiser Maximilian I. inkludiert.
Vom Museum gelange ich über einen Seitengang in den ehemaligen Innenhof des Klosters, der an die Kirche angeschlossen ist. Hier befindet sich auch der Zugang zur Multimediashow, die ich als recht interessant empfinde und die einen guten Einblick in die Geschichte rund um Kaiser Maximilian I. gibt.
Anschließend gehe ich in die Kirche hinein, deren Baumeister übrigens Nikolaus Türing d. J. war. Sein aus Memmingen stammender Großvater hatte zuvor das Goldene Dachl entworfen.
Im Herzen der Kirche und nicht zu übersehen steht es dann, das riesige Grabmal für Kaiser Maximilian I., das erst lange nach seinem Tod fertiggestellt wurde. Eigentlich hatte der Kaiser, der 1459 bis 1519 lebte, das Grabmal bereits für eine Kapelle in der Burg in Wiener Neustadt in Auftrag gegeben. Dort ist der Kaiser übrigens auch begraben. Das aufwendig geplante Grabmal aber blieb zunächst unvollendet. Nach Innsbruck kam das Grabmal durch Maximilians Enkel Ferdinand I., der es hier als Kenotaph aufstellen ließ, denn der Leichnam des Kaisers blieb in Wiener Neustadt. Vollendet wurde das Grabmal aber erst 1584, ganze 65 Jahre nach dem Tod des Kaisers, von Erzherzog Ferdinand II., dem zweiten Sohn von Kaiser Ferdinand I., der Landesfürst von Tirol war.
Das Grab besteht aus einem leeren Hochsarg, einer sogenannten Tumba, auf der der Kaiser kniend und betend dargestellt ist. Rundherum verläuft ein schmiedeeisernes Gitter und in den Sarg wurden Marmorreliefs eingearbeitet, deren Darstellungen wichtige Ereignisse aus dem Leben des Kaisers erzählen.
Rund um den Sarg sind achtundzwanzig überlebensgroße Bronzefiguren aufgestellt, im ursprünglichen Entwurf waren eigentlich vierzig vorgesehen, doch die restlichen wurden nie realisiert. Die dargestellten Persönlichkeiten zeigen Personen aus der Familie des Kaisers, aber auch andere Herrscher aus jener Zeit.
Zu den Statuen zählen aber nicht nur Männer, auch wenn sie als „Schwarze Mander – schwarze Männer” betitelt werden. Verschiedene Frauen sind ebenfalls dargestellt, darunter die zwei Ehefrauen des Kaisers sowie seine Schwiegertöchter, Mutter und Schwester.
Die heutigen Stuckarbeiten der Kirche sind allerdings viel jünger als das Grabmal und wurden erst im 17. Jahrhundert ausgeführt. Der Hochaltar wurde sogar erst zwischen 1755 und 1758 installiert.
Über dem Altarbereich sind übrigens noch dreiundzwanzig weitere Figuren zu finden, hier waren eigentlich einhundert geplant. Die restlichen wurden jedoch nie gegossen. Die zwischen 66 und 69 Zentimeter großen Figuren zeigen die Heiligen des Hauses Habsburg.
Seit 1823 ist in der Hofkirche der Tiroler Freiheitskämpfer Andreas Hofer begraben, ebenso sein Enkel, seine Mitstreiter sowie der Mann, der die Gebeine Hofers aus Italien zurück nach Innsbruck brachte.
Über eine kleine Treppe, die vom Kirchenschiff abgeht, erreiche ich die „Silberne Kapelle”, die sich ein Stockwerk über der Kirche befindet. Diese Grabkapelle ließ Erzherzog Ferdinand II. im Jahr 1578 für sich und seine Ehefrau Philippine Welser errichten.
Die Kapelle besteht aus zwei Teilen, die durch ein Gitter voneinander getrennt sind.
Der südliche Teil ist die eigentliche silberne Kapelle, die nach dem aus schwarzem Holz und mit silbernen Reliefs versehenen Altar benannt ist. Hier ist der Erzherzog begraben und sein Bildnis in Rüstung kniend und auf den Altar ausgerichtet zu finden.
Im nördlichen Teil ist das Grabmal von Philippine Welser zu finden. Außerdem wurde an der Wand ein Schild mit den Wappen der Länder des Erzherzogs angebracht.
Als ich wieder vor der Hofburg stehe, hat sich das Wetter noch ein wenig mehr gebessert. Es gibt sogar ein paar kleine Wolkenlücken, auch wenn sich die Nordkette noch immer sehr ziert. So beschließe ich noch zum nahen Hofgarten zu laufen, der sich nur wenige Meter entfernt befindet.
Der Innsbrucker Hofgarten existiert bereits seit über sechshundert Jahren und wurde in dieser Zeit von einem Renaissancegarten in einen Barockgarten und schließlich vor 150 Jahren in einen englischen Landschaftsgarten umgestaltet.
Interessant ist im Park vor allem der alte Pflanzenbestand. Einige der Gewächse wurden sogar noch von Kaiserin Maria Theresia persönlich gepflanzt.
Im Herzen des Gartens steht ein 1733 errichteter Musikpavillon, der noch heute für Veranstaltungen genutzt wird.
Im hinteren Bereich des Gartens entdecke ich ein Gewächshaus, das ich mir nun auch noch näher anschauen möchte.
Das sogenannte Palmenhaus beherbergt eine Sammlung von rund 1.700 exotischen Pflanzen und kann gegen Eintritt besichtigt werden. Der wird übrigens nicht an der Kasse, sondern direkt im Arbeitsraum der Hofgärtnerei entrichtet und dazu gibts auch einen sehr netten Plausch mit reichlich Tipps für den heimischen Garten.
Es ist bereits später Nachmittag, als ich mich wieder auf den Weg nach Kitzbühel mache. Unterwegs wird das Wetter schnell wieder schlechter, sodass ich froh bin, diese Entscheidung getroffen zu haben. In Kitzbühel fahre ich noch schnell tanken und entdecke dabei diese Tanksäule, die ähnlich wie in den USA funktioniert. Warum kann es sowas nicht in Deutschland geben? Bei den wenigen Tanksäulen, an denen man vor Ort zahlen kann, wird hierzulande nicht mal eine Kreditkarte akzeptiert. In Österreich aber ist das kein Problem, sogar kontaktloses Zahlen ist möglich.
Zurück im Hotel gehe ich zuerst in meine Suite, wo ich meine Badesachen anziehe. So ein kleiner Sprung in den Pool ist jetzt genau das Richtige, da es draußen noch immer ziemlich düster aussieht.
Zum Abend wegzufahren, darauf habe ich nun auch keine Lust mehr und so gehe ich nochmals in das Restaurant des Golfclubs, wo ich auch heute nicht enttäuscht werde.
Am Abend plane ich in meiner Suite noch die Route von morgen und hoffe, dass mir das Wetter wieder mehr hold ist. Bei Regen würde die gesamte Planung buchstäblich ins Wasser fallen und ich könnte auch gleich auf direktem Weg nach Salzburg fahren. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt und so wird mir, so das Wetter will, ein weiterer schöner Reisetag bevorstehen.
Kilometer: 190
Wetter: bedeckt mit Schauern, 13–16 Grad
Hotel: Grand Tirolia Hotel, Curio Collection by Hilton