Ahoi Nordsee – auf Kreuzfahrt mit der MS Hamburg

Tag 8: Don­ners­tag, 13. Juli 2023
Abschied und Wie­der­se­hen – Ham­burg nach Berlin

„Ich bin wie ein See­bär gepolt, kom­me rum in der Welt, aber auch immer wie­der zurück in mei­nen Hafen Ham­burg.“ – Fatih Akin

Die Fahrt auf der Elbe fand die­ses Mal in der Nacht statt, sodass wir bereits kurz vor Ham­burg sind, als ich zum letz­ten Mal in mei­ner Kabi­ne die Augen auf­schla­ge. Schnell noch fer­tig­ge­macht und die letz­ten Sachen gepackt und dann mache ich mich auch schon auf den Weg an Deck. An Steu­er­bord fin­det gera­de ein Lots­en­tausch statt, sodass wir auch sicher durch den Ham­bur­ger Hafen manö­vrie­ren können.

Ham­burg emp­fängt die MS Ham­burg mit rich­tig tol­lem Wet­ter. Die Son­ne wirft ein sanf­tes Mor­gen­licht auf den Con­tai­ner­ha­fen, der gera­de vor uns auf­taucht, als ich an Deck gehe.

Ein etwas unge­wohn­ter Anblick sind die gan­zen Gepäck­stücke, die in einem abge­sperr­ten Bereich auf dem Pool­deck ste­hen. Nor­ma­ler­wei­se befin­det sich das ein­ge­sam­mel­te Gepäck auf Kreuz­fahrt­schif­fen irgend­wo im Schiffs­bauch, doch auch das ist auf der klei­nen MS Ham­burg etwas anders. Was damit pas­siert, das wer­de ich spä­ter noch beob­ach­ten können.

Erst ein­mal genie­ße ich die Ein­fahrt in den Hafen. Der liegt so früh am Mor­gen noch ganz ruhig vor uns, noch der Ver­kehr auf der Köhl­brand­brücke ist in der Fer­ne zu hören.

An der Ein­fahrt zum Kreuz­fahrt­an­le­ger Stein­wer­der kann ich für eine Wei­le das Anle­gen der AID­A­pri­ma beob­ach­ten. Den Pas­sa­gie­ren bleibt die schö­ne Hafen­run­de in Ham­burg ver­wehrt, aber die gro­ßen Crui­se­li­ner kön­nen nur in Stein­wer­der fest­ma­chen. Als ich mit der MSC Gran­dio­sa von Ham­burg unter­wegs war, habe ich auch dort abgelegt.

Für uns aber geht es, beglei­tet von den Hafen­fäh­ren, der Son­ne ent­ge­gen. Na ja, nicht ganz, aber da wir mehr oder weni­ger gen Osten durch den Hafen fah­ren, passt das schon irgendwie.

Wir wer­den von den Lan­dungs­brücken begrüßt, von der Elphi und vom Musi­cal­thea­ter. Auch der Michel ist schön in der Mor­gen­son­ne aus­zu­ma­chen. Das Crui­se Cen­ter in der Hafen­Ci­ty ist ein­fach Ham­burgs schön­ster Anlegeplatz.

Hin­ter der Elphi ist das Crui­se Cen­ter dann schon zu erken­nen und so schön die Ein­fahrt in den Hafen auch ist, ein biss­chen Melan­cho­lie liegt trotz­dem in der Luft, mar­kiert sie doch auch das Ende die­ser Reise.

Letzt­end­lich machen wir wie­der genau dort fest, wo mich die Ham­burg auch zu Beginn der Rei­se begrüßt hat, am Crui­se Cen­ter Baakenhöft.

Dort steht schon ein Kran bereit, der die Gang­way wie­der am Schiff posi­tio­nie­ren wird, doch das schaue ich mir nicht wei­ter an. Statt­des­sen geht es für mich erst ein­mal zum Buf­fet, zum letz­ten Mal früh­stücken muss schon noch sein.

Als ich eine hal­be Stun­de spä­ter wie­der an Deck kom­me, hat sich der Him­mel kom­plett zuge­zo­gen. Was hat­ten wir doch heu­te Mor­gen noch für ein Glück! Hof­fent­lich bleibt es wenig­stens trocken, denn ich muss vom Schiff noch zum bahn­hof kommen.

Auf dem Pool­deck kann ich noch beob­ach­ten, wie von der MS Ham­burg die Kof­fer aus­ge­la­den wer­den. Wäh­rend die­se auf all mei­nen ande­ren Kreuz­fahr­ten irgend­wo aus dem Bauch des Schif­fes durch eine Luke aus­ge­la­den wur­den, wird hier ein Käfig mit einem Kran auf das Deck befördert.

Der Käfig wird dann mit Kof­fern voll­ge­la­den, um anschlie­ßend von Deck beför­dert zu wer­den. Da bekommt mein Kof­fer am Ende der Rei­se tat­säch­lich noch einen klei­nen Freiflug.

Lan­ge kann ich nicht mehr zuse­hen, denn auch für die Pas­sa­gie­re heißt es jetzt Abschied neh­men von der MS Ham­burg und ihrer Crew. Ich muss mich auch von mei­nen Mit­rei­sen­den C. und K. ver­ab­schie­den, bevor ich von Bord gehe. Am Pier tref­fe ich jedoch noch­mals auf C., die mir hier ihren Mann vor­stellt, der sie vom Schiff abholt. Kur­zer­hand bie­ten sie mir noch an, mich zum Haupt­bahn­hof zu fah­ren, was ich dan­kend anneh­me. So kom­me ich doch schnell und bequem am Haupt­bahn­hof an.

Der Ham­bur­ger Haupt­bahn­hof ist aller­dings inzwi­schen immer mehr zu einem Moloch ver­kom­men. Es ist unglaub­lich, was hier so alles los ist. Und wie kann es nor­mal sein, dass an einem Haupt­bahn­hof extra eine Waf­fen­ver­bots­zo­ne aus­ge­ru­fen wird? Da fühlt man sich irgend­wie nicht son­der­lich wohl. Dazu riecht es über­all nach Urin, ist aber irgend­wie kein Wun­der, wenn die ein­zi­ge Bahn­hofs­toi­let­te nicht nur unver­schämt viel Geld kostet, son­dern auch noch das Dreh­kreuz regel­mä­ßig ver­sagt, sodass Per­so­nen minu­ten­lang in den Toi­let­ten ein­ge­sperrt sind. Ein­fach unglaub­lich, doch damit nicht genug. Was will man auch sonst erwar­ten, wenn man mit der Bahn unter­wegs ist? Irgend­was ist doch immer.

Und die­ses Irgend­was ereilt mich dann kurz vor mei­nem Umstei­ge­punkt Schwe­rin. Der Zug von Ham­burg in die Lan­des­haupt­stadt von Mecklenburg-​Vorpommern ist bereits ver­spä­tet, als die Durch­sa­ge kommt, dass die Anschlüs­se in Schwe­rin nicht erreicht wer­den kön­nen. Man sol­le bereits in Schwerin-​Süd aus­stei­gen, dann wür­de alles klap­pen. Was nicht dazu gesagt wird, Schwerin-​Süd ist ein win­zi­ger Hal­te­punkt, der auf so vie­le Men­schen gar nicht aus­ge­legt ist. Am Ende sol­len näm­lich nicht nur die Fahr­gä­ste aus mei­nem Zug, son­dern auch die in die Gegen­rich­tung umstei­gen. Und so macht sich eine wah­re Völ­ker­wan­de­rung auf den Weg über den Bahn­über­gang zum ande­ren Bahn­steig. Das ist dann auch gar nicht ganz unge­fähr­lich, denn aus Angst den Zug zu ver­pas­sen, lau­fen man­che Leu­te sogar noch los, als die Schran­ke längst geschlos­sen ist.

Anschlie­ßend tum­meln sich meh­re­re hun­dert Men­schen auf einem schma­len Bahn­steig, ganz ohne Über­da­chung. Zu allem Über­fluss öff­net dann auch noch der Him­mel sei­ne Schleusen.

Zum Glück kommt wenig spä­ter der Zug und ich schaf­fe es sogar, einen Sitz­platz zu ergat­tern. Die Auf­re­gung an Bord ist jedoch noch nicht vor­bei, denn auf dem klei­nen Bahn­steig gab es kei­ne rich­ti­gen Rich­tungs­an­zei­gen und so sind eini­ge uner­fah­re­ne Fahr­gä­ste in den fal­schen Zug ein­ge­stie­gen. Am Ende hel­fen ein paar Mit­rei­sen­de und ich ihnen noch auf den rich­ti­gen Weg.

Die wei­te­re Fahrt ist dann rela­tiv ereig­nis­los, auch wenn der Zug bis Ber­lin bre­chend voll ist, was die Fahrt nicht beson­ders ange­nehm macht. Aber egal, irgend­wann ist das auch vor­bei und ich bin schließ­lich an Abend wie­der zu Hause.

Wet­ter: son­nig, spä­ter bedeckt mit Schau­ern, 16–21 Grad
See­mei­len: 85

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