3. Tag: 8. Februar
Where the Turf meets the Surf – San Diego
Die Sonne scheint schon als ich die Augen aufschlage. Es verspricht ein herrlicher Tag zu werden. So geniales Wetter hatte ich selbst hier in Südkalifornien schon lange nicht mehr. Nicht einmal Nebel ist heute Morgen zu sehen. Der hält sich weiter nördlich, San Diego wird heute verschont.
So hält mich dann auch nichts mehr im Hotel und ich fahre zurück in die Stadt. Da heute Sonntag ist, hält sich auch der Verkehr in Grenzen und so stehe ich schon zwanzig Minuten später am Hafen. Heute will ich endlich mal das Maritime Museum besuchen. Ich weiß gar nicht wie oft ich hier schon vorbeigekommen bin und nie hat es geklappt. Jetzt wird das geändert.
Durch den Passport 2 History bekomme ich auch hier einen Rabatt, diesmal sogar 50 Prozent, und einen Stempel auf die Hand, damit ich alle Schiffe besuchen kann. Dann geht es los auf eine Besichtigungstour, die wirklich Klasse ist.
Das erste Schiff, das ich betrete, ist die Star of India. An einem Sonntag um 9 Uhr ist es hier noch erfreulich leer. Das soll sich später ändern, aber momentan sind hier nur zwei Besucher, neben mir, unterwegs.
Die Star of India wurde 1863 als Euterpe von der Wakefield, Nash & Company in Liverpool gebaut. Zuerst war der Windjammer auf Touren nach Indien eingesetzt. Von hier brachte er Waren zurück nach England. Später fuhr das Schiff regelmäßig nach Australien und Neuseeland. Dorthin brachte es viele Auswanderer.
Und unter welchen Bedingungen diese Menschen damals die Reise in ein neues Leben auf sich nahmen, das zeigt sich im Inneren des Schiffes. Die Unterkünfte der Offiziere sowie die erste Klasse sind noch recht komfortabel, wenn auch beengt.
Doch weiter unter Deck wird die Enge auf dem Schiff erst richtig deutlich. Die Kabinen waren übrigens komplett leer und sämtliche Einrichtung musste ebenso von den Auswanderern gestellt werden.
Die Star of India hatte zwar Rettungsboote, doch ob die im Fall der Fälle viel genutzt hätten, wage ich zu bezweifeln. Heute aber hängen sie dekorativ an der Seite des Schiffs. Dahinter ist ein moderner Flugzeugträger zu erkennen.
Die Star of India ist nach einer aufwendigen Restaurierung auch heute noch völlig seetüchtig und geht mindestens einmal im Jahr auf Fahrt.
Weiter geht es auf das B‑39 U‑Boot der sowjetischen Marine. Gebaut Anfang der 70er Jahre, war das U‑Boot mehr als zwanzig Jahre im aktiven Einsatz im Pazifik, um die US-Flotte auszuspionieren.
Der Weg in den Bauch des U‑Boots führt über eine steile Eisentreppe. Doch das ist nicht das größte Hindernis beim Besuch im Herzen des Schiffs. Viel anstrengender sind die Durchgänge zu den einzelnen Abteilungen. Die bestehen lediglich aus kleinen runden Öffnungen, durch die man irgendwie hindurchkriechen muss.
Insgesamt ist alles sehr beengt hier unter der Wasseroberfläche. Auf Schönheit und Ästhetik wurde auch keinen Wert gelegt. So verlaufen überall Leitungen, die wie willkürlich verlegt aussehen. Irgendwo dazwischen sind dann Kojen eingehängt. Jedoch nicht ausreichend für alle Crewmitglieder. Sie mussten sich die Pritschen teilen. Selbst die Kapitänskajüte ist winzig, doch hat sie zumindest etwas Komfort.
Es war interessant, das U‑Boot von Innen zu sehen, doch einen Einsatz kann ich mir hier nicht vorstellen. Wie katastrophal müssen die Bedingungen für die Soldaten an Bord gewesen sein.
Das Herzstück des Museums ist die Steam Ferry Berkeley. Im Jahr 1898 in Dienst gestellt, fuhr sie über sechzig Jahre durch die San Francisco Bay. Während des Erdbebens 1906 brachte die Berkeley Tausende Überlebende in Sicherheit.
Und noch ein weiteres U‑Boot liegt hier im Wasser, die USS Dolphin. Dieses ist von der US-Marine und macht deutlich, wie unterschiedlich Länder ihre Soldaten behandeln. Auch wenn es hier ebenso beengt ist, ist es doch der wahre Luxus im Gegensatz zum russischen U‑Boot.
Der Einstieg ist trotzdem wieder ziemlich eng. Doch die Kojen sind gerade zu luxuriös. Es gibt Matratzen und sogar Vorhänge für etwas Privatsphäre. Auch hängen weder Kabel noch Leitungen einfach so herum.
Als Letztes besuche ich die HMS Surprise. Im Jahr 1970 als Replik des britischen Navy Schiffe Rose gebaut, führ das Schiff viele Jahre als Attraktion über die Weltmeere, bevor es zur HMS Surprise umgebaut wurde. Dann spielte sie die Hauptrolle im Kinofilm Master und Commander, bevor die Surprise 2004 schließlich nach San Diego kam.
Es gibt noch einige weitere kleinere Boote, die zum Museum gehören, doch nach über zwei Stunden habe ich genug und breche zu neuen Zielen auf.
Über die Brücke fahre ich nach Coronado. Dieser Ort ist schon ein herrliches Fleckchen und ich komme immer wieder gern hierher. Wenn man die Hauptstraße verlässt, gibt es immer wieder schöne Ecken zu entdecken.
So lande ich dieses Mal bei der Coronado Historical Society, die in einem kleinen Museum die Geschichte der Stadt erzählt. Besonders thematisiert wurde natürlich das berühmte Hotel Del Coronado.
Neben dem Hotel Del Coronado gibt es noch andere Häuser im gleichen Baustil. Das Schönste ist wohl das Livingston House, auch liebevoll Baby Del genannt.
Auf der Rückfahrt zur Brücke halte ich noch am winzigen Bayshore Park, der einen schönen Blick auf die Skyline der Stadt bietet.
Jetzt geht es über die Coronado Bay Bridge zurück in die Innenstadt. Mein nächstes Ziel ist die Old Town. Auch hier war ich schon mehrmals unterwegs, doch einen kleinen historischen Ort habe ich wieder erst durch den Passport entdeckt. Die Old Adobe Chapel liegt etwas versteckt in einer Seitenstraße. Als ich ankomme, ist niemand da, obwohl eigentlich offen sein sollte. So laufe ich um die Ecke zum Whaley House, das diesen Ort mitverwaltet. Und hier treffe ich auch Anne, die mich vor einem halben Jahr durch eben dieses Haus geführt hat. Als ich ihr erzähle, dass ich die Chapel sehen möchte, holt sie kurzerhand den Schlüssel und läuft mit mir zurück. Was für ein Service. Und das alles kostenlos, nur um Spenden wird gebeten.
Viel länger halte ich mich hier aber heute nicht auf, denn es ist brechend voll an diesem schönen Sonntagnachmittag. Und ich habe auch noch viel vor in meiner Lieblingsstadt. Dazu zählt heute der Besuch des Junipero Serra Museums. Auch so ein Ort, wo ich schon ewig mal hinwollte.
Das Junipero Serra Museum ist Teil des alten Presidios. An dieser Stelle lebten einst die ersten permanenten Siedler an der Westküste. Nachdem es 1835 verlassen wurde, verfiel das Presidio Zusehens, bis es von George Marston 1907 gekauft und restauriert wurde. Er errichtete auch das heutige Museum, das er 1929 der Stadt schenkte.
Vom Turm habe ich einen schönen Blick in alle Himmelsrichtungen. An den Wänden gibt es Bilder, wie dieser Blick in der 1920er Jahren ausgesehen hat.
Schließlich zieht es mich zurück zum Balboa Park. Spontan beschließe ich zum Marston House zu fahren. Hier war ich zwar vor Jahren schon mal, aber damals war das Fotografieren nicht erlaubt. Das hat sich inzwischen geändert. Und da ich mit dem Passport auch hier nur 50 Prozent zahle, mache ich die Führung einfach nochmal mit.
Das Marston House war das Haus von George Marston und seiner Frau Anna. Marston war Besitzer des größten Kaufhauses von San Diego und spendete viele Millionen zur Erhaltung von historischen Gebäuden und Plätzen. Auch sein eigenes Haus ist ein wahres Meisterwerk und eines der schönsten Beispiele des Arts & Craft Style in Kalifornien.
Im Obergeschoss ist derzeit auch eine Ausstellung zu den beiden Panamerika-Ausstellungen in San Diego zu sehen, denn der Balboa Park feiert in 2015 seinen 100. Geburtstag.
Weiter geht es tiefer in das Herz des Parks. Einen Parkplatz zu finden ist an solch einem schönen Sonntag gar nicht so einfach. Doch nach ein wenig Suchen habe ich Glück und kann kurz vor dem Zugang zur Brücke halten.
Ich entscheide mich noch einen kleinen Spaziergang durch einen Teil des Parks zu machen, denn das Wetter ist gut und bis zu meiner nächsten Besichtigung habe ich noch etwas Zeit.
Einer der am meisten besuchten Plätze ist das Palmenhaus. Über 2000 Pflanzen aus den Tropen sind hier zu Hause, unter ihnen auch viele Orchideenarten.
Jetzt steht noch ein weiteres Highlight für mich auf dem Plan. Seitdem ich gelesen habe, dass der California Tower wiedereröffnet wurde, war klar, dass ich dort hoch will. Achtzig Jahre kam niemand auf den Turm und erst seit dem 2. Januar 2015 dürfen Besucher wieder bis zur ersten Plattform klettern. Die ist aber nur durch das Museum of Men erreichbar, sodass man dafür auch ein Ticket erwerben muss. Das macht den Spaß zwar etwas teuer, aber was tut man nicht alles, wenn man unbedingt etwas sehen will.
Da ist noch etwas Zeit habe, sehe ich mich noch kurz im Museum um. Das ist aber nichts Besonderes. Ein Museum wie viele, die der Menschheitsgeschichte gewidmet sind.
Doch dann geht es los. Mit acht anderen Leute und einem Guide, beginne ich die Stufen nach oben zu klettern. Erst sind es doch breite Treppen, doch schließlich wechseln wir auf eine Wendeltreppe.
Dann erreiche ich die erste Plattform. Höher geht es derzeit nicht, denn nur bis hierher ist der Turm restauriert worden. Doch der Blick ist trotzdem toll. Besonders auf die gefliesten Dächer und den Balboa Park.
So langsam wird es dunkel. Den Sonnenuntergang verpasse ich heute, ich stecke im Verkehr fest. Doch nach Harbor Island will ich noch ganz schnell, um den Blick auf die erleuchtete Skyline zu genießen.
Dann geht es zurück ins Hotel, wo ich nach einem langen, aber super schönen Tag müde ins Bett falle.
Meilen: 102
Wetter: sonnig, 13–22 Grad
Hotel: Doubletree Golf Resort, $196.50 für 2 Nächte