20. Tag: 25. Februar
A Horse with no Name – Furnace Creek nach Santa Clarita
Hach, wie ist es doch schön, mal wieder ein bisschen mehr Zeit für diesen genialen Park zu haben. Auch heute will ich mich noch eine Weile dem Death Valley widmen. Schon der Blick von meinem Balkon macht Lust auf den heutigen Tag.
Zuerst mache ich einen kleinen Spaziergang durch die Furnace Creek Ranch.
Meinen nächsten Stopp lege ich dort ein, wo ich gestern Abend schon war, an den Harmony Borax Works. Jetzt, bei Tageslicht, sehe ich zwar keinen Sternenhimmel, dafür aber die Ausstellungsstücke, die hier zu finden sind.
Harmony Borax war die erste Boraxmine im Death Valley und von 1883 bis 1888 in Betrieb. Borax wurde auch das „Weiße Gold der Wüste” genannt und war das Mineral, das den Minenbesitzern den meisten Profit brachte. Der Trail, der etwa eine halbe Meile lang ist, führt zu einigen Produktionsstätten und natürlich den berühmten Wagen, die das Mineral aus dem Tal heraus brachten.
Nur wenig später erreiche ich den Parkplatz der Mesquite Flat Sand Dunes. Ich parke mein Auto und laufe einfach querfeldein. Irgendwann treffe ich auf Fred, der hier als Volunteer unterwegs ist und wir plauschen ein wenig über die Dünen. Ab und zu düst ein Jet über unsere Köpfe, denn heute wird auf der nahen Navy Base wohl wieder einmal geübt.
Und weiter geht die Fahrt in Richtung Westen. In Stovepipe Wells tanke ich kurz und auch dieses Mal zeigt sich, dass das eine gute Entscheidung war, denn das Benzin ist hier sogar 50 Cent pro Gallone billiger als in Pahrump. Furnace Creek hingegen nimmt sogar über einen Dollar mehr pro Gallone. Jetzt muss ich mich aber etwas sputen, denn die Wege im Park sind weit und ich habe noch einiges vor.
Bei Emigrant biege ich auf die Emigrant Canyon Road ab. Immer höher windet sich die Straße in die Berge hinein.
Schließlich erreiche ich Wildrose, wo ich auf die Wildrose Canyon Road fahre. Die ist nur noch ein Stück geteert, bevor sie ungepflastert immer höher in die Berge führt. Schließlich liegt rechts und links der Straße sogar Schnee.
Ein, zweimal zweifle ich, ob ich weiter fahren soll, denn es scheint wirklich einsam hier und die Straße ist nicht überall in bestem Zustand. Besonders die Nässe und das Eis machen das Fahren manchmal schwierig. Doch als mir zwei Autos entgegenkommen, beschließe ich es auch zu probieren. Schließlich erreiche ich das Ende der Straße, wo sogar einige Autos parken.
Beim Aussteigen habe ich einen fantastischen Blick auf die schneebedeckte Sierra Nevada.
Und dann liegen sie endlich vor mir, die Charcoal Kilns. Schon lange wollte ich hier einmal her, doch hat es letztendlich über fünfzehn Jahre gedauert, bis ich mein Ziel erreicht habe.
Es ist toll hier zu sein. Ich bin trotz der Autos auf dem Parkplatz ganz allein und beginne die Öfen zu erkunden. Keine Ahnung, wo die Autobesitzer sind, denn ringsum liegt tiefer Schnee. Ob einige trotzdem den Aufstieg auf den Telescope Peak gewagt haben? Der Trail beginnt hier ganz in der Nähe.
Ich jedenfalls untersuche die Öfen von außen und innen. Die Charcoal Kilns wurden von Schweizern entworfen und 1879 von chinesischen Arbeitern errichtet. In ihnen wurde Holzkohle für eine nahe Mine hergestellt. Da die Öfen jedoch nur drei Jahre in Betrieb waren, sind sie die wohl am besten erhaltenen Exemplare im ganzen Westen.
Schließlich mache ich mich aber doch wieder auf den Rückweg. Da ich nun etwas entspannter bin, mache ich auch einige Fotos von der Straße.
Dann erreiche ich wieder die Kreuzung von Wildrose und Emigrant Canyon Road. Zu gerne wäre ich der Wildrose Canyon Road weiter gefolgt. Das habe ich vor mehr als zehn Jahren mal gemacht und es war ein tolles Erlebnis. Doch leider gab es vor einiger Zeit einen Erdrutsch und die Straße ist seitdem gesperrt. So muss ich denselben Weg zurück, den ich gekommen bin.
Einige Meilen vor dem Highway 190 entscheide ich mich spontan noch zur Eureka Mine zu fahren. Dazu ist wieder eine Fahrt über eine ungeteerte Piste nötig. Diese hier ist jedoch recht gut in Schuss.
Zuerst entdecke ich die Überbleibsel der Cashier Mill. Im Jahr 1909 wurde die Mühle gebaut, in der das Erz aus der Eureka Mine verarbeitet wurde. So wurde schließlich das Gold aus dem Gestein herausgetrennt.
Dann aber fahre ich wirklich zurück zum Highway 190 und schnurstracks aus dem Tal heraus.
Immer näher komme ich der Sierra Nevada, die hier wieder ihre schneebedeckten Gipfel zeigt.
Anstatt nach Süden zu fahren, mache ich aber noch einen Abstecher nach Norden. Nur wenige Meilen außerhalb von Lone Pine liegt die Manzanar National Historic Site, auch so ein Ort, an dem ich schon ein Dutzend Mal vorbeigekommen bin, aber noch nie zuvor gehalten habe. Aufmerksam geworden über das Schicksal japanischstämmiger Amerikaner während des Zweiten Weltkrieges bin ich schon vor Jahren durch die Biografie des Schauspielers George Takei. Und so wollte ich auch einmal hierher, in dieses Camp, in dem die USA diese Menschen internierten.
Zuerst besuche ich das Visitor Center, das in der historischen Versammlungshalle untergebracht ist. Heute gibt es hier auch ein sehr gutes Museum über das Camp, in dem viele Ausstellungsstücke, aber auch multimediale Ausstellungen zu sehen sind. Hier bekomme ich ein erstes Gefühl für die Bedingungen und die enorme Größe des Lagers.
Wieder draußen starte ich die Autotour durch das Gelände. Viel zu sehen ist hier nicht mehr überall. Oft sind nur noch die Grundmauern erhalten. Es ist aber trotzdem ein beklemmendes Gefühl hier unterwegs zu sein. Früher einmal gab es hier eine Ranch, bevor Manzanar eines der zehn Internierungslager in den USA wurde.
Ein paar Baracken wurden aber wieder aufgebaut, um den Besuchern einen besseren Eindruck über die Lebensbedingungen im Lager zu geben.
Die Ausstellung ist unglaublich gut gemacht. Ich kann mir die Baracken nicht nur ansehen, sondern über Telefonhörer auch den Erzählungen der internierten Japaner lauschen. Ich bekomme eine Gänsehaut, umso mehr ich mitbekomme. Es ist ein wirklich dunkles Kapitel amerikanischer Geschichte, das hier, wie ich finde, auf unglaublich interessante und berührende Art aufgearbeitet wird.
Und weiter geht die Fahrt durch das Camp. Es sind einige Meilen, die ich hier zurücklegen muss, so groß ist das Gelände.
Im hinteren Bereich des Lagers befindet sich auch ein Friedhof, auf dem besonders ein großer Gedenkstein an die Verstorbenen erinnert.
Immer wieder habe ich auf der Tour wunderschöne Blicke auf die Sierra Nevada. Wie muss es hier gewesen sein, mit dieser Aussicht und doch eingesperrt im Niemandsland? Weit weg von allem Bekannten, vom eigenen Haus, das enteignet wurde, getrennt von Familie und Freunden? Ich kann es mir kaum vorstellen.
Noch eine weitere Baracke wurde auf dem Gelände restauriert. Hier war eine Gemeinschaftshalle untergebracht, in der die Internierten ihre Mahlzeiten einnahmen.
Mein Besuch in Manzanar hat mich tief bewegt. Nachdem ich zweimal in Pearl Harbor war, was mich ebenfalls sehr berührt hat, kann ich sehr gut nachvollziehen wie es zu solch einer Entwicklung kommen konnte. Doch verstehen kann man es trotzdem nicht, niemals und nirgends, wie Menschen anderen Menschen solch ein Leid zufügen können, egal wo und um welche Rasse oder Nation es sich handelt. Es ist wichtig, dass es solche Orte des Mahnens gibt und dieser hier ist ein solcher.
Nach dieser schweren Kost fahre ich zurück nach Lone Pine, wo ich noch einen Stopp im Film History Museum einlege.
Alles, was mit Film und Fernsehen zu tun hat, interessiert mich ja schon berufsbedingt und so kann ich auch nicht umhin, hier einmal hineinzuschauen, wo endlich schon mal offen ist. Besonderes Augenmerk ist natürlich auf die Filme gelegt, die gleich hier um die Ecke, in den Alabama Hills gedreht wurden. Schon früh hat Hollywood diese Gegend entdeckt und auch heute noch kommen die Filmgrößen immer mal wieder hierher.
Zusehen gibt es Kostüme, Plakate, Bilder und allerhand Erinnerungsstücke an die unzähligen Blockbuster, die hier entstanden sind.
Dann beginnt die lange Fahrt in Richtung Los Angeles. Irgendwann naht eben auch das Ende der schönsten Reise. Nur am Flugzeugfriedhof in Mojave stoppe ich noch kurz. Es ist gar nicht so einfach eine gute Position zum Fotografieren zu finden. Schon interessant, was hier so in der Wüste herumsteht.
Mit dem Sonnenuntergang erreiche ich schließlich Santa Clarita im Norden von Los Angeles. Hier liegt auch der Six Flags Magic Mountain Park, doch ich will heute nur noch in mein Hotel.
Im Hampton Inn werde ich mit dieser lustigen Tafel begrüßt…
… bevor ich mein Zimmer beziehe und recht bald einschlafe.
Meilen: 393
Wetter: sonnig 10–21 Grad
Hotel: Hampton Inn Santa Clarita, $106.69