19. Tag: 24. Februar
California Calling – Las Vegas nach Furnace Creek
Die Wolken sind weg, der Niederschlag auch, nur die Temperaturen sind noch nicht wieder in meinem Wohlfühlbereich angekommen, als ich am Morgen aufbreche. Nicht weit muss ich fahren, bis ich den Old Mormon Fort State Park erreiche. Der liegt mitten im Betondschungel von Las Vegas, fast wie aus einer anderen Zeit hierher transportiert. Dabei ist das Fort nicht mal sehr alt. Erst 1855 errichteten die Mormonen hier einen ersten Außenposten, der aber schon zwei Jahre später wieder aufgegeben wurde. Im Jahr 1865 gründete Octavius Gass hier schließlich eine Ranch, 1902 wurde die Ranch schließlich an eine Eisenbahngesellschaft verkauft und 1905 auf eben diesem Land die Stadt Las Vegas gegründet.
Sehr viel ist nicht erhalten geblieben, größtenteils sind nur alte Mauern zu sehen. Der Hauptteil der Geschichte wird in einem kleinen Museum erzählt.
Trotzdem hat mir der Ausflug sehr gut gefallen und einen kleinen Einblick in die kurze, aber turbulente, Geschichte von Las Vegas gegeben.
Nun wird es aber Zeit, die Stadt zu verlassen. Immer näher komme ich dabei den schneebedeckten Bergen. Ich muss sagen, so viel Schnee habe ich rund um Las Vegas noch nie gesehen, auch nicht im Januar.
Es ist einfach unglaublich, rund herum um Las Vegas gibt es nicht eine Bergspitze ohne die weiße Pracht. Und umso höher ich auf dem Weg nach Pahrump komme, desto näher kommt der Schnee. Bald liegt er auch rechts und links der Straße.
In Pahrump mache ich dann einen kurzen Zwischenstopp. Ich esse etwas und das Auto wird ein letztes Mal vor dem Death Valley aufgetankt. Dann fahre ich durch bis in den Park. Mein erster Abstecher führt mich einmal mehr zum Dante’s View. Hier liegt heute auch Schnee, wie auch auf den umliegenden Bergen.
Dann fahre ich hinunter ins Tal und gleich bis zum tiefsten Punkt. Hier ist es endlich wärmer und auch der Wind hat nachgelassen.
Auf dem Rückweg Richtung Furnace Creek fahre ich noch die kurze ungepflasterte Straße zum Devil’s Golfcourse. Die Straße ist gut zu fahren und ich finde es schon interessant hier mitten in den Salzflächen zu stehen, fast mutterseelenallein, nur ein weiterer Camper steht noch auf dem Parkplatz.
Auch den Artist Drive fahre ich heute einmal wieder. Da es nicht so heiß ist, kann ich mir Zeit lassen und auch immer mal wieder aussteigen.
Die wohl bekannteste Stelle ist wohl die Artist’s Palette, dieser Farbtopf an Steinen, der etwa auf der Hälfte des Weges liegt. Vor mehr als fünf Millionen Jahren gab es hier schwere Vulkaneruptionen, die das Land mit einer Schicht aus Asche und Mineralien bedeckten. Durch Hitze, Wasser und Luft wurden diese Mineralien so verändert, dass sich Farben entwickelten, die man heute noch sieht. Unter anderem wurden hier Eisen, Aluminium, Titan und Magnesium festgestellt, aber kein Kupfer.
Ich fahre nun zurück in Richtung Furnace Creek. Lange Strecken führt die Straße hier einfache geradeaus, um dann wieder um einen Felsen herumzuführen. Geradeso, dass es einem nicht langweilig wird.
Schließlich erreiche ich die Kreuzung zur CA 190, wo sich auch das Furnace Creek Inn befindet. Mein Traum ist es ja immer noch, einmal hier zu übernachten.
Ich biege aber nicht nach links in Richtung Furnace Creek ab, sondern fahre rechts, ein kleines Stück den Weg zurück, den ich von Las Vegas aus gekommen bin. Hier liegt der Twenty Mule Team Canyon. Knapp drei Meilen führt die ungepflasterte Straße durch gelb schimmernde Badlands.
Mein nächster Stopp ist ein weiterer gelber Canyon, der den Namen Mustard Canyon trägt. Vor der Einfahrt komme ich noch an ein paar Ruinen, sowie vielen gelben Blümchen vorbei. Im Winter blüht auch die Wüste, das habe ich 2008 schon einmal erlebt.
Jetzt wird es aber Zeit nach Furnace Creek zurückzufahren. Einchecken geht ganz schnell und schon beziehe ich wieder eines der Zimmer in den doppelstöckigen Gebäuden. Viele Jahre hat es mir hier immer sehr gut gefallen, doch langsam sieht man hier echte Abnutzungserscheinungen und die Häuser hätten eine Generalüberholung dringend nötig. Schade, dass Xanterra das alles so verkommen lässt.
Zum Abendessen gehe ich ins 49er Café, die zweite Enttäuschung dieses Besuchs. Noch 2012 war das Essen hier richtig lecker, doch in den zweieinhalb Jahren seit meinem letzten Besuchen haben sie extrem nachgelassen. So sehr, dass das so ziemlich das schlechteste Essen der ganzen Tour ist.
Nach dem Essen gehe ich noch in das kleine Boraxmuseum. Hier war ich schon seit Jahren nicht mehr und kann mich an die Ausstellung gar nicht mehr so recht erinnern. So bestaune ich alles interessiert, als wenn es mein erster Besuch gewesen wäre.
Ich entdecke auch diese deutschen Schriften, die von Siedlern stammen, die hier entlang gekommen sind.
Dann breche ich auf zum Rangerprogramm. Das findet außerhalb der Furnace Creek Ranch statt, denn nur hier ist es wirklich stockdunkel. Treffpunkt ist der Parkplatz der Harmony Borax Works, wo schon einige Autos stehen. Ein Ranger empfängt die Besucher und im Schein kleiner roter Leuchten laufe ich die letzten Schritte bis zum Treffpunkt. Hier werden wir von Allie empfangen, die einst für die astronomische Gesellschaft von Kalifornien arbeitete und heute ihr Wissen als Volunteer im Park zur Verfügung stellt. In der nächsten Stunde wird sie den Besuchern den Sternenhimmel näher bringen.
Fast jeder hat entweder Campingstühle oder eine Decke dabei. Ich auch, denn ansonsten muss man die ganze Zeit stehen oder auf dem harten Boden hocken. Dann beginnt Allie mit ihrem Vortrag. Und der ist wirklich interessant, denn sie erklärt den Sternenhimmel auf unglaublich interessante Weise. So zeigt sie uns auch die Planeten, die am Himmel zu sehen sind, sowie die Andromeda Galaxie – ein beeindruckendes Erlebnis.
Nach einer Stunde ist schon wieder Schluss. Ich hätte Allie noch viel länger zuhören können und werde, wenn so ein Programm angeboten wird, sicherlich noch einmal dabei sein.
Meilen: 238
Wetter: sonnig 9–27 Grad
Hotel: Furnace Creek Ranch, €113